Ein Standpunkt von Elisa Gratias.
Das südamerikanische Land wird von brutalen Paramilitärs terrorisiert. Eine kleine Gemeinschaft hat sich konsequent dem Prinzip der Gewaltfreiheit verschrieben — derzeit wird sie erneut bedroht. Teil 3.
Jahrzehnt für Jahrzehnt, Jahr für Jahr immer wieder das Gleiche: das Morden, das Massaker, der Tod, die Vertreibung. Die Situation im Gebiet von San José de Apartadó im Norden Kolumbiens ist sehr schwierig. Vor 27 Jahren gründeten Menschen die „Comunidad de Paz de San José“, in der sie seitdem die Prinzipien von Solidarität und Gewaltfreiheit leben und in Gemeinschaft erproben — in dem Glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Hier zählt das Leben der anderen mehr als das eigene. Es geht um das kollektive Überleben. In letzter Zeit erhalten sie wieder verstärkt Morddrohungen gegen einige Mitglieder der Gemeinschaft und brauchen internationale Aufmerksamkeit und Solidarität. Elisa Gratias war vor Ort und berichtet in einer Artikelserie nach und nach von ihren Beobachtungen, Eindrücken und Erfahrungen.
Die Natur ist ganz schön laut. Unbekannte Tiergeräusche tönen aus der Dunkelheit, während ich abends auf der Veranda arbeite. Alles scheint so friedlich, während die Comunidad de Paz <1> die Anwesenheit von bewaffneten Personen in der Nähe ihrer Privatgrundstücke La Roncona und La Holandecita meldet <2>. Genau da wohnt auch unsere kleine Frauendelegation aus Europa — Sabine Lichtenfels, Andrea Phoebe Regelmann, Katharina Müller und ich —, direkt im ersten Haus hinter dem Eingangstor.
Blick von unserer Terrasse auf das Eingangstor zur Friedensgemeinschaft von San José, Foto: Elisa Gratias
Vor unserer Terrasse der verschwenderische Reichtum der Natur. Üppiges Grün, ab und zu frei laufende Pferde oder Hühner auf dem Rasen. Eine latente Bedrohung liegt in der Luft, nur eben nicht für unser Leben. Die bedrohten Leute <3> der Gemeinschaft haben es gelernt mit der täglichen Gefahr zu leben. Sie kommen ab und zu zum Plausch zu uns, beherrschen immer noch die Kunst des Humors und strahlen von innen heraus. Sie sind seit 19 Jahren mit meinen Mitreisenden aus der Partnergemeinschaft Tamera <4> in Südportugal befreundet.
Unsere Präsenz und Berichterstattung über sie gibt ihnen Schutz, denn die Mörder vertuschen ihre Verbrechen und greifen dann an, wenn kein internationaler Zeuge hinsieht.
In Kolumbien herrscht das reinste Chaos. Desto mehr ich darüber höre und lese, was hier passiert, mich in Bücher über das Land vertiefe, desto ratloser, verwirrter und desillusionierter bleibe ich zurück. „Die Gewalt verließ Kolumbien nicht mehr seit dem Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier.“ In Kolumbien „gibt es allemal Platz für alle, aber ebenso die Möglichkeit, sich bis ins Unendliche gegenseitig zu töten“ <5>....hier weiterlesen: https://apolut.net/krieg-und-frieden-in-kolumbien-von-elisa-gratias/
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