Es ist gar nicht so einfach, den Scheiterhaufen zu errichten, auf dem an diesem Märztag im Jahr 1583 in Ochsenwerder im Südosten Hamburgs die Hexe hingerichtet werden sollte: Der Brennbalken will nicht aufrecht stehenbleiben, das Podest ist erst zu niedrig, Brennholz knapp, und dann sieht es auch noch nach Regen aus.
Das ist das Eröffnungsbild von Jarka Kubsovas neuem Roman „Marschlande“, der mit jedem zweiten Kapitel in die düstere Geschichte der Abelke Bleken zurückkehrt, die tatsächlich am 18. März 1583 als Hexe verbrannt worden ist, aber noch wenige Jahre zuvor als alleinstehende Bäuerin einen der großen Höfe der Gegend geführt hatte. Der zweite Erzählfaden führt in die Gegenwart, erzählt von Britta, die mit Mitte vierzig mit ihrem Mann und den beiden Kindern aus Hamburg raus in die Marschlande gezogen ist, in ein Haus, das in der Gegend, wie sie später erfährt, der „Eispalast“ genannt wird. Sie versucht, Fuß zu fassen, hier auf dem Land, aber zugleich auch in einem wieder stärker selbstbestimmten Leben, schließlich hat sie einiges aufgeben oder hintanstellen müssen, als Mascha und Ben noch kleiner waren. Jetzt wäre sie mal dran.
Das selbstbestimmte Leben – was heißt das heute, was hieß das vierhundertvierzig Jahre zuvor für zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht viel mehr verbindet als die Gegend, als Brittas Neugier, die sich bei einem Spaziergang fragt, was es mit dieser Abekle Bleken wohl auf sich hat, deren Namen heute eine Straße in ihrer neuen Heimat trägt? Und es ist einiges mehr, es geht um das Recht auf weibliche Unabhängigkeit und deren männliche Legitimierung, um ökonomische Zwänge, Fragen der Solidarität oder Ausgrenzung. Über all das sprechen wir mit der Autorin Jarka Kubsova. Außerdem stellen wir auch in unserer August-Folge ein neues Literaturrätsel stellen, wie immer zusammen mit der Bekanntgabe der Lösung aus dem Juli und des Namens des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Marschlande“ von Jarka Kubsova auf der Website des Verlags S. Fischer
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