Man muss nicht immer über den Niedergang des Lesens lamentieren oder den Bildungsverfall oder die letzte Pisa-Studie. Man könnte auch, wie der Schauspieler Charly Hübner das in seinem neuen Buch tut, einen als „schwierig“ etikettierten Autor nehmen und ihn einfach einmal in das eigene Leben hineinzerren, ungefähr so, wie es einmal war: Bücher erfüllten einen ganz, waren Mitte und Bezugspunkt der eigenen, täglich gelebten Wirklichkeit. Und so liest Charly Hübner, der Mecklenburger, für uns den Mecklenburger Uwe Johnson, den Klassiker, einen berühmten, aber vielleicht nicht mehr so viel gelesenen Autor: als Auskunftsquelle für unsere heutige Existenz und ihre Geschichtlichkeit. Als Ratgeber in Sachen Gesellschaft, Politik, Wahrnehmung und Reflexion. Als Lehrmeister des Langsamlesens, damit wir nichts übersehen. Als Herrn der vielen Stimmen, denn es gibt kein Mastertape.
Im Bücher-Podcast erzählt Charly Hübner, wie der Schriftsteller Uwe Johnson ihn begleitet hat und was der Schauspieler dem Romanschriftsteller verdankt. Die Öffnung der Welt zum Beispiel. Dass jeder noch so kleine Flecken Erde der Stoff für grandiose Literatur sein kann. Hübners Buch ist einerseits bodenständig und direkt, andererseits ernsthaft und ohne Angst vor den Untiefen des Denkens. Ein Beispiel, wie man seinen Lieblingsautor lesen könnte, für Anfänger und Fortgeschrittene.
„Wenn du wüsstest, was ich weiß … Neun Versuche über Uwe Johnson“ von Charly Hübner ist erschienen im Suhrkamp Verlag, hat 126 Seiten und kostet 20 Euro.
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