Bis neue wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Handlungsempfehlungen Eingang in den medizinischen Alltag finden, dauert es eine Weile – zu lange, sagen viele. So möchte etwa das Bundesministerium für Bildung und Forschung diesen Prozess im Rahmen seiner „Transferstrategie“ beschleunigen. Prof. Dr. Michael Wensing, Implementierungswissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg, kommt allerdings in dieser Folge von O-Ton Allgemeinmedizin zu einem ausgewogeneren Urteil. Schließlich müsse man auch vermeiden, dass neue Medikamente und Technologien zu schnell in die Praxis kommen, bevor Nutzen und Sicherheit ausreichend geprüft worden sind. Negativbeispiele gebe es etwa in der Kardiologie, so der Experte. Außerdem ist die Verordnung neuer Maßnahmen „von oben herab“ langfristig keine gute Strategie, auch wenn sie während der COVID-19-Pandemie gut funktioniert hat. „Gute Medizin oder auch evidenzbasierte Medizin bedeutet nicht einfach, die Empfehlungen aus Leitlinien anzuwenden. Man darf auch davon abweichen, wenn man das gut begründen kann“, erklärt Prof. Wensing. Beispiele dafür sind etwa Patientenpräferenzen, eigene klinische Erfahrungen oder auch neue Entwicklungen, die noch in keiner Leitlinie beschrieben sind.
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Weiterführende Informationen:
Transferstrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung:
https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/
transfer/transfer_node.html