66 avsnitt • Längd: 25 min • Veckovis: Fredag
Der Podcast zur großen History-Dokureihe von ORF III. Eine Spurensuche nach den großen Themen von heute in unserer Geschichte. Die namhaftesten Historikerinnen und Historiker des Landes stehen Mariella Gittler Rede und Antwort über gegenwartsrelevante Themenkomplexe wie „Klima und Umwelt“, „Gesellschaft und Frauen“, „Ernährung und Gesundheit“, „Migration und Minderheiten“, „Demokratie und Menschenrechte“ u.v.m.
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Ab wann wurden eigentlich so etwas wie „Kriegsverbrechen“ definiert? Wie ist die Rechtslage zu Angriffskriegen, was sind "Fliegermorde" und wie schlagkräftig ist das internationale Völkerrecht heute noch? Diese Fragen bespricht Mariella Gittler mit dem Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Georg Hoffmann.
Wie unterscheidet sich die Kriegsführung des 20. Jahrhunderts zu der von davor? Welche Waffen und technische Innovationen veränderten den Krieg über die Jahrhunderte, woher stammen eigentlich die Begriffe "Alter Schwede" oder "von der Pieke auf" und welche Rolle spielten Drogen im Krieg? Mariella Gittler unterhält sich darüber mit dem Milizoffizier und Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Georg Hoffmann.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Der Reißverschluss, die Armbanduhr, der Teebeutel, die Wachsjacke, das Telefon, das Radio oder die Luftfahrt - das alles sind Innovationen, die heute überall zu finden sind, die allerdings für oder während eines Krieges entwickelt wurden. Während die Gräuel und Opfer des Krieges berechtigterweise die Gedenkkultur prägen gibt es auch weniger bekannte „Zeugnisse“ die Einzug ins zivile Leben gefunden haben. Mariella Gittler unterhält sich darüber mit dem Milizoffizier und Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Georg Hoffmann.
1903 erhob sich das erste Flugzeug mit Motorantrieb für wenige Sekunden in die Lüfte, nur 11 Jahre später mit Beginn des Ersten Weltkrieges standen sich die ersten Luftstreitkräfte der Geschichte gegenüber, dessen technologische Entwicklungen und gewonnenen Erfahrungen den Luftkrieg entscheidend prägen sollten. Mariella Gittler unterhält sich darüber mit dem Milizoffizier und Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Georg Hoffmann.
Was ist am 27. April 1945 tatsächlich passiert? Noch ist der Zweite Weltkrieg nicht zu Ende. 80 000 Wohnungen wurden in Wien zerstört, das Stromnetz fällt zusammen, noch ist das Konzentrationslager Mauthausen nicht befreit und in den Bundesländern wird sogar noch gekämpft als eine kleine Gruppe Österreich für unabhängig erklärt und den "Anschluss" ans Dritte Reich für null und nichtig. Es ist ein holpriger, zweiter Anfang für die Republik. Für viele Österreicherinnen und Österreicher ist es keine "Stunde Null", kein Neubeginn sondern eine Niederlage. Mariella Gittler unterhält sich über die Tücken der Erinnerungskultur mit Historiker Hannes Leidinger vom Zeitgeschichte Institut der Universität Wien und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte.
Der Aderlass an Intelligenz, Kunst und Wissenschaft. Ende des 19. Jahrhunderts ist Wien ein intellektuelles Zentrum. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebt Österreich eine zunehmende Schwächung des Forschungs- und Bildungsstandortes. Einfluss darauf könnte die Debatte zur Lebensfähigkeit des Nachfolgestaates der Doppelmonarchie gehabt haben. Mariella Gittler spricht mit Historiker Hannes Leidinger über fehlende Investitionen, Antisemitismus und Emigration im Bildungsbereich der 1920er und 1930er Jahre.
Nach dem Ersten Weltkrieg herrscht bitterer Hunger in Österreich. Die Erste Republik hat mit Inflation, Massenarbeitslosigkeit und Seuchen zu kämpfen. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ab 1928 verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage erneut und auch der Zerfall der Großreiche führt zu Krisen die nicht nur Österreich sondern ganz Europa betreffen. Mariella Gittler unterhält sich mit Historiker Hannes Leidinger vom Zeitgeschichte Institut der Universität Wien und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte.
Man hat Angst vor einem Lenin "der kommt und einem alles wegnehmen wird". Die Zwischenkriegszeit ist geprägt von Angst vor dem Unbekannten. Die alte Ordnung der Monarchie ist untergegangen und an ihre Stelle könnten nun verschiedene Ideologien treten. Österreich ist gefangen zwischen Kommunismus, Faschismus und Demokratie. Mariella Gittler unterhält sich mit Historiker Hannes Leidinger vom Zeitgeschichte Institut der Universität Wien und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte.
Eine polarisierte Gesellschaft, eine Regierung die sich kaum auf etwas einigen kann. Der Kaiser ist weg, Österreich als kleiner „Rest“ vom ehemaligen Großreich wird von seiner Bevölkerung als nicht lebensfähig erachtet. Die Erste Republik Österreich hat wirklich keinen leichten Start. Doch passiert hier auch viel Gutes. Erstmals dürfen Frauen wählen, Arbeitende bekommen mehr Rechte und die ersten Gewerkschaften entstehen. Doch schon jetzt setzt die politische Gewalt ein und kostet Menschenleben und dann folgen Hunger und Seuchen. Mariella Gittler unterhält sich mit Historiker Hannes Leidinger vom Zeitgeschichte Institut der Universität Wien und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte.
Am Anfang des Fernsehens hatte man es schwer genug Programm zu finden. So kamen kuriose Vorschläge wie „Wellensittich lernt Sprechen“ auf den Tisch. Während für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts Radio und Kino den Markt bestimmten kam im August 1955 mit dem Fernsehen ein Medium in die österreichischen Wohnzimmer, dass bald das Rennen für sich zu entscheiden schien. Vor allem Großereignisse wie die Wiederöffnung der Staatsoper oder die Mondlandung bannten die Zusehenden „live“ vor die Fernsehgeräte. Man war erstmals in Echtzeit in Bild und Ton dabei. Mariella Gittler unterhält sich mit dem Kommunikationswissenschaftler und Medienexperten Wolfgang Pensold über die „Kannibalisierung der Wochenschau“ oder darüber, wie es das Radio schaffte zu überleben.
Das sich anfangs als unpolitisch verstehende Medium des Rundfunks wird im Laufe der 1930er Jahre zum Massenmedium und Propagandainstrument. Es wird zum Medium mit dem zum Vok gesprochen wird. Insbesondere im Zweiten Weltkrieg werden die neuen Medien als Waffe eingesetzt. Mariella Gittler unterhält sich darüber mit dem Kommunikationswissenschaftler und Medienexperten Wolfgang Pensold.
Am Anfang des Fernsehens stand das Radio und der Anfang des Radios fand in einem, sehr kleinen Zimmer statt. Das Programm war live, hineingepasst hat höchstens ein Streichquartett. Und obwohl die Regierung plante, eine Art Volkshochschule für zuhause zu starten verlangte das Publikum, dass sich ein Radiogerät leisten konnte Unterhaltung. Aber die Popularität des Radioprogramms führte schon bald zu technischen Neuerungen. Musik konnte bald eingespielt werden, Sendungen geschnitten und schon war das erste Massenmedium geboren. Mariella Gittler unterhält sich darüber mit dem Kommunikationswissenschaftler und Medienexperten Wolfgang Pensold.
Mit der neuesten Folge unseres Podcast kommen wir im 20. Jahrhundert an. Mariella Gittler unterhält sich in den nächsten vier Folgen mit dem Kommunikationswissenschaftler und Medienhistoriker Wolfgang Pensold. Anfang des 20. Jahrhundert tauchen neue Medien wie Radio, Film und Kino in Österreich und der Welt auf. Sehr zum Nachteil der Zeitungen, die langsam ihr Monopol verlieren. Erste Filmstudios entstehen in Wien und bringen den Monumentalfilm in Hollywood-Größe nach Österreich.
Im Fasching kann es im 18. Jahrhundert noch brutal zugehen – getanzt und gefeiert wird auf offener Straße, immer wieder gibt es Verletzte und auch Tote. Daher holt man die närrische Zeit in die neu gebauten Ballsäle. Die Eliten tanzen noch lange Zeit die nahezu kontaktlosen Tänze wie Menuett oder Polonaise. Der Walzer, bei dem man sich eng am Körper hält und schwitzt, gilt zunächst als verpönter Tanz der Vorstadt. Erst mit der Ringstraßenzeit bekommt er sein Upgrade für die vornehme Gesellschaft. Im Gespräch mit Mariella Gittler erzählt die Historikerin Michaela Lindinger über die österreichische Unterhaltungsindustrie im 19. Jahrhundert.
Das Korsett gilt heute als die ultimative modische Verirrung. Von früher Jugend an beginnt es, den weiblichen Körper zu verformen. Wer es konsequent trägt – und so ist es die Regel – nimmt die Verschiebung innerer Organe in Kauf. Generell ist weibliche Mode oft darauf ausgerichtet, Frauen zu demobilisieren: seien es die weit ausladenden Röcke oder die zu engen Kleider, beide dazu angetan, jeden freien Gang zu behindern. Als das Fahrrad aufkommt, ändert sich auch die Mode, und die Frauen können frei ausfahren, ohne auf jemanden angewiesen zu sein. Mariella Gittler spricht mit der Historikerin Michaela Lindinger über die gesellschaftliche Bedeutung der Mode bei Frau und Mann.
Sex hat im 19. Jahrhundert wenig Beglückendes, vor allem der eheliche - nicht umsonst fällt er in die Kategorie „eheliche Pflichten“. Frauen waren selten aufgeklärt, die Hochzeitsnacht empfanden viele als Vergewaltigung. In Arbeiterhaushalten, die oft nur ein Zimmer für die ganze Familie hatten, fand der elterliche Sex im Beisein der Kinder statt, Geburten ebenso. In höheren Kreisen wurden Bräute noch im Kindesalter verheiratet, so etwa Kronprinzessin Stephanie mit fünfzehn Jahren an ihren Ehemann Kronprinz Rudolf. Sie hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal die Regel. Unter der Decke einer ausgeprägten Prüderie blühten unterdrückte sexuelle Phantasien in der Gesellschaft – und natürlich auch die Prostitution. Ein Gespräch von Mariella Gittler mit der Wiener Historikerin Michaela Lindinger.
Geheiratet wird im 19. Jahrhundert zuallererst aus wirtschaftlichen Gründen. Die Liebes-Heirat ergibt sich damals allenfalls als zufälliges Nebenprodukt. Die Braut in Weiß geht auf die Hochzeit von Königin Victoria zurück, erst seit damals gilt Weiß als Farbe der Wahl bei solchen Anlässen. Auch das gemeinsame Bett für Eheleute sucht man damals noch vergebens, geschlafen wird bei denen, die es sich leisten können, in getrennten Räumen. Frauen waren oft deutlich jünger als ihre Ehemänner und konnten nach deren Tod immer wieder zu einem unbeschwerteren Leben ansetzen. Operetten wie die „Lustige Witwe“ beziehen daraus ihren tieferen Sinn. Die Historikerin vom Wien Museum Michaela Lindinger spricht in dieser Ausgabe mit Mariella Gittler über die Wandlungen der Ehe.
Kaum eine Metropole ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so attraktiv für Zuwanderung wie die Kaiserstadt Wien. Auf dem Land können viele Menschen von der Landwirtschaft nicht mehr leben. Zahlreiche Bauprojekte und eine große Dynamik in Wien versprechen dagegen Abhilfe von der Arbeitslosigkeit. Die Eisenbahn bringt einen rasch nach Wien, hier sind schnell Jobs verfügbar, wenn auch prekäre. Die Stadt schwillt an auf über zwei Millionen Einwohner, so viele, wie es heute wieder sind, allerdings mit einer damals oft noch rudimentären Infrastruktur. Der Historiker Werner Schwarz spricht in dieser Ausgabe mit Mariella Gittler über die Migration zur Ringstraßenzeit.
Als es dem Wienerwald an den Kragen geht, erwächst in Österreich die erste Graswurzelbewegung. Der Journalist Josef Schöffel deckte auf, dass die Grün-Oase wirtschaftlichen Interessen geopfert werden sollte, und kämpfte mit einer Medienkampagne erfolgreich dagegen an. Schon im 19. Jahrhundert war den Menschen nicht nur der Wert der freien Natur bewusst, sie kannten auch die Bedeutung des Waldes als CO2-Speicher. Es war der Beginn des heimischen Umweltbewusstseins. Im Wiener Gänsehäufel etablierte sich der Naturheilkundler Florian Berndl, der ein neues Natur- und Körperbewusstsein predigte und eine breite Anhängerschaft um sich scharte. Immer wieder geriet er mit seinen Ansichten in Konflikt mit der Schulmedizin. Der Historiker Werner Michael Schwarz spricht in dieser Ausgabe mit Mariella Gittler über die Anfänge des Umweltbewusstseins in Österreich.
Die „Öffis“ gehören heute zu Wien wie der „Steffl“ oder die Donau. Doch ihre Geburt geschah unter größeren Wehen. In den Anfängen waren Straßenbahnlinien privatwirtschaftlich geführt und fuhren nur die lukrativsten Strecken, etwa die erste Wiener Linie in die Kulinarik- und Erholungsmeile Hernals. Erst spät nahm die Stadt den öffentlichen Verkehr als ihre ureigenste kommunale Aufgabe wahr und erschloss auch jene Strecken, wo viele, wenn auch weniger begüterte Menschen fahren wollten. Davor waren die eigenen Füße das Hauptmassenverkehrsmittel. Fiaker fuhren auch noch, vierzigtausend Pferde arbeiteten am Höhepunkt in der Kaiserstadt. Schon ab den 1920er Jahren waren sie dann nur mehr ein nostalgisches Relikt. Die Pferde, die die Straßenbahnen zogen, lebten oft nur zwei bis drei Jahre und brachen immer wieder völlig erschöpft mitten auf der Straße zusammen. Ein Podcast mit dem Historiker Werner Michael Schwarz und Mariella Gittler.
Mit Ressourcen sparsam umzugehen, das war selbst am Kaiserhof unumgänglich. Zum Beispiel beim Licht: Wachskerzen waren teuer, das abgetropfte Wachs wurde abgeschabt und neu verwendet. Beleuchtet wurden immer nur die Räume, wo man sich aufhielt. Der Spiegelsaal hatte zunächst die Funktion, über die verspiegelten Wände aus den vorhandenen Lichtquellen das meiste herauszuholen. Als dann in Schönbrunn und in der Hofburg das Licht eingeleitet wurde, sah man die neue Helligkeit anfangs als Verschwendung an – zu sehr waren die Augen an das Dämmerungslicht der Kerzenzeit gewöhnt. Ein Gespräch von Mariella Gittler mit dem Historiker Martin Mutschlechner über Energieeffizienz und Sparsamkeit anno dazumal.
Prachtvoll stellt man sich das Leben in einem Schloss wie Schönbrunn vor – doch die Wirklichkeit war eine andere. Gerade die kaiserliche Wohnung von Franz Joseph war technisch rückständig und durch die zugigen Fenster ungemütlich. Obwohl es im Schloss bereits Wasserklosetts und Badezimmer gab, ließ sich der Kaiser den Leibstuhl und die Wanne hereintragen, die Kübel für Kübel befüllt wurde. Elektrisches Licht ließ der Monarch bei sich ebenfalls erst sehr spät zu. Das Essen wurde über weite Wege hingebracht, die Küchenangestellten schliefen in Feldbetten am Gang vor der kaiserlichen Wohnung. Selbst Adelige schüttelten den Kopf darüber, wie archaisch Schloss Schönbrunn damals funktionierte. Ein Podcast von Mariella Gittler mit dem Schönbrunner Historiker Martin Mutschlechner.
Heute sind es etwa die Reinigungskräfte und Fahrradboten, die uns das Leben erleichtern – damals war es die Bediensteten, ohne die kein Haushalt funktionierte. Besonders viele von ihnen beschäftigte der Wiener Hof. Was dem Diener oder der Dienerin dort als erstes abgewöhnt wurde, war die eigene Persönlichkeit. Sie waren austauschbar und ganz auf ihre jeweilige Funktion hin reduziert, standen teilweise wie die Roboter im Raum. Eine strenge Hierarchie durchzog das ganze Personal, Intrigen untereinander waren an der Tagesordnung. Über die Jahrzehnte wurde der soziale Gegensatz zwischen „oben“ und „unten“ immer unzeitgemäßer, wie in der englischen Adelsserie Downton Abbey. Als die Monarchie endete, verloren die Bediensteten zwar ihre Privilegien wie Dienstwohnungen oder gratis Heizholz, aber viele von ihnen waren froh über die neue soziale Mobilität im demokratischen Österreich. Ein Gespräch von Mariella Gittler mit dem Schönbrunner Kurator Martin Mutschlechner.
Händeschüttelnde Royals inmitten fähnchenschwenkender Fans – so kennt man heute den Auftritt monarchischer Familien. Doch zu Habsburgs Zeiten galt der Kaiser als unberührbar – nur wenigen Standesgleichen reichte er die Hand. Der Monarch stand zwar an der Spitze einer Machtpyramide und konnte über Krieg und Frieden entscheiden, doch in seinem Alltag war er in hohem Maß fremdbestimmt. Das strenge spanische Hofzeremoniell sowie der große Arbeitsaufwand ließen ihm hier kaum eigenen Gestaltungsspielraum. In dieser Ausgabe spricht Mariella Gittler mit dem Schönbrunner Historiker Martin Mutschlechner über Besonderheiten und Skurrilitäten des Wiener Herrscherlebens.
Für eine gewisse Zeit sieht das Auto um 1900 wie die Lösung aus: Europas Großstädte versinken im Pferdemist und -urin. Der Lärm der Pferde auf dem Asphalt wird als unerträglich empfunden. Das Pferd ist in der Stadt zum Feindbild schlechthin verkommen. Das Auto macht auch Lärm und hat ebenfalls Ausscheidungen, aber beides ganz anders. Die damalige Technikgläubigkeit verführt dazu, jedes Problem durch eine Innovation für überwindbar zu halten. Doch das Auto kann die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Vor allem auf dem Land formiert sich Widerstand, immer wieder werden Stahlseile über die Straße gespannt, die die Automobilisten köpfen. Schauriges und Wissenswertes in dieser Folge mit Anne-Kathrin Ebert und Moderatorin Mariella Gittler.
Kein Verkehrsmittel entwickelt eine solche Sprengkraft wie das Fahrrad um die Jahrhundertwende. Von den einen kultartig verehrt als Befreiung von den Zwängen des öffentlichen Verkehrs, von den anderen beschimpft und bekämpft wie eine grassierende Krankheit. Die ersten Räder mit edlen Stahlrahmen und Uhrwerktechnik kommen aus England und kosten ein durchschnittliches Jahresgehalt. Prominente wie Arthur Schnitzer oder Kaiserin Elisabeth befördern und bewerben den Hype um das Zweirad. Auch die Frauenemanzipation hat dem damaligen Boom einiges zu verdanken. Mit Anne-Katrin Ebert vom Wiener Technischen Museum taucht Mariella Gittler in dieser Folge in die Geburt des Fahrrads ein.
Die Elektromobilität stand schon einmal in den Startlöchern, um den Straßenverkehr zu erobern. Ende des 19. Jahrhunderts experimentierten die ersten heimischen Autobauer mit allen möglichen Motoren. Erste Geschwindigkeitsrekorde von zweihundert Stundenkilometern wurden mit einem Dampf-Automobil aufgestellt. Alternativ speisten sich Elektromotoren aus Batterien, etwa im Taxibetrieb. Die Stromzellen lagen im Kofferraum und wurden mit jeder Fahrerschicht ausgetauscht, sodass der Wagen vierundzwanzig Stunden im Einsatz sein konnte. Auch Ferdinand Porsche begann als Adept der E-Mobilität, wandte sich dann aber zunächst dem Hybrid- und in der Folge ganz dem Verbrennerantrieb zu. Die Technik-Historikerin Anne-Katrin Ebert erzählt Mariella Gittler von den Anfängen des Autos hierzulande.
Auf wenig wird um 1900 so sehr geschimpft wie auf die Radfahrer und auf die Autos. Radfahren ist damals „the big thing“, es ist ein Boom mit allen Licht- und Schattenseiten. Die Faszination für das Rad geht aber nach und nach auf das Auto über: ohne Muskelkraft selbstbestimmt hinfahren, wo man will. Warum sich der Benzinmotor durchsetzt, hat nicht nur technische Gründe – das Auto ist eine Abenteuermaschine, und nichts erzeugt dieses Gefühl mehr als die nahezu unbegrenzte Reichweite des Verbrenners. Anne-Katrin Ebert vom Wiener Technischen Museum geht mit Mariella Gittler zurück in die wilde Zeit, als vieles, was uns heute wieder bewegt, erstmals in Gang gekommen ist.
Viel ist heute vom Umstieg auf die Bahn die Rede, dabei ist sie schon einmal das Verkehrsmittel Nummer eins gewesen, nämlich im 19. Jahrhundert, als sie der Schifffahrt den Rang ablief. In der Bahn treffen alle sozialen Schichten aufeinander – die erste Klasse ist gleich hinter der Lok, hier hängt die Rauchsäule noch hoch in der Luft, sie schlägt sich erst auf die hinteren Waggons in Form von Ruß und Gestank nieder. Die Bahn begründet die Zeit neu – jeder Ort hat damals seine eigene Zeit an der Kirchturmuhr, jetzt muss alles vereinheitlicht werden. Und auch der Buchmarkt reagiert: Bücher, so kurz wie eine Bahnfahrt, entstehen reihenweise und verdrängen die dafür untauglichen Tausend-Seiten-Wälzer. Mit der Leiterin des Bereichs Verkehr und Mobilität am Technischen Museum Wien, Anne-Katrin Ebert, spricht Mariella Gittler in dieser Ausgabe.
Bandenkriminalität ist keine Erfindung unserer Zeit. Schon im 19. Jahrhundert streifen organisierte Gruppen durch die Wälder, die noch nicht voll von der Staatsgewalt kontrolliert werden. Auch in der Stadt ist man vor Kriminalität nicht sicher, es häufen sich Eigentumsdelikte und auch solche gegen Frauen. Manche Räuber werden dank eines geschickten Marketings zu Stars, sie geben Teile ihrer Beute an die Armen ab. Legendär ist Johann Grasel, der etwa einmal 250 Gulden für ein Fest in einem Dorf spendet und ankündigt, selbst dort zu erscheinen. Das riesige Polizeiaufgebot, das ihn dort erwartet, narrt er, indem er zwar nicht zum Fest kommt, aber dafür zeitgleich die Steuerkasse im Amtshaus ausräumt. Grasel wird am Ende verraten und hingerichtet. Schaurige Geschichten wie diese erzählt der Historiker Peter Becker im Gespräch mit Mariella Gittler.
Lebensmittelskandale sind so alt wie die Lebensmittel selbst. Hunderte Kilo Fleisch, die mit Bandwürmern infiziert waren, beanstandete etwa ein Wiener Kontrolleur. Betroffen waren meistens die unteren Schichten, denen das Gammelfleisch angedreht wurde. Hier liegen die Anfänge unseres heutigen Konsumentenschutzes, dem 1896 das erste Lebensmittelgesetz folgt. Auch in anderen Bereichen greift eine strengere Produktkontrolle Platz, in der Lebensmittelchemie und auch im Hygienebereich, etwa wenn ein schwärzendes Haarfärbemittel Silbernitrat enthält, das die Kopfhaut verätzt. Der Historiker Peter Becker geht in dieser Ausgabe mit Mariella Gittler zurück in die Zeit, als sich der Nahrungsmittelmarkt durch die Dampfschifffahrt und den billigen amerikanischen Weizen globalisiert und der Phantasie der werblichen Produktversprechungen keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen.
Die Arbeitsunwilligkeit der österreichischen Beamten in der Habsburgermonarchie ist sprichwörtlich. Doch was hat es wirklich damit auf sich? Der Historiker Peter Becker hat sich eingehend mit dem Phänomen des Beamtenstaates befasst und erzählt, wie es mit deren tatsächlicher Arbeitsmotivation ausgesehen hat. Wer Beamter wurde, trat in eine Arbeit mit sicherer und leistungsunabhängiger Bezahlung ein. Ein großes Gefälle in der Arbeitsleistung lag zwischen Hauptstadt und Land - erstere hatten ihre Aufgaben schon nach ein paar Stunden pro Tag erledigt, zweitere gingen in Akten und Eingaben regelrecht unter. Ein Gespräch geführt von Mariella Gittler, die auch die Brücke zu den Themen des heutigen Beamtentums und der KI schlägt.
Kaiser Franz Joseph war ein regelrechter Workaholic. Ein Schreibtischheld, der im Laufe seines Lebens über 450.000 Verfahren bearbeitete. Diese begleiteten ihn überall hin, nicht einmal im Urlaub machte er eine Pause. Auch seine Ehe mit Sissi litt unter ihren unterschiedlichen Lebensstilen: er, ein Frühaufsteher und immer beschäftigt, sie, eine Spätaufsteherin und ein Freigeist. Dabei wäre es überhaupt nicht notwendig gewesen, so rastlos seiner Arbeit nachzugehen. 93% seiner Akten waren Einzelfälle und daher relativ unwichtig, strategische und grundlegende Fragen hatten für ihn dagegen keine Priorität. In dieser Ausgabe des Podcasts redet Mariella Gittler mit dem Historiker Peter Becker über den Schreibtisch des Kaisers.
Im 19. Jahrhundert gibt es im städtischen Bürgertum einen großen Zuwachs an Mägden und Dienstboten. Gartenarbeit, Kochen, Putzen, Kindererziehung …, für jede Aufgabe im Haushalt gibt es eigene Bedienstete. Doch nicht immer bedeutet diese Arbeit nur Ausbeutung, vielen ermöglicht sie auch soziale und finanzielle Sicherheit. Manche Bedienstete bleiben sogar ihr ganzes Leben im gleichen Haushalt. Die Nähe zum Dienstherren hat aber auch ihre Schattenseiten, ungewollte Schwangerschaften haben nicht nur für Mägde häufig fatale Konsequenzen, sondern schaden auch dem Mann erheblich in seinem Ansehen. In dieser Ausgabe des Podcasts redet Mariella Gittler mit der Historikerin Margareth Lanzinger über die Entwicklung des Dienstbotenwesens.
Heirat aus Liebe - im 19. Jahrhundert ist dieses Konzept für die meisten Menschen eine Illusion. Die Ehe dient in erster Linie der ökonomischen und sozialen Absicherung. Das letzte Wort hat in dieser Sache lange die Katholische Kirche, nicht der Staat. Wenn der örtliche Bischof aber etwas gegen eine Eheschließung einzuwenden hatte, kommt es nicht selten vor, dass Paare sogar bis nach Rom zum Papst pilgern, um von diesem eine Erlaubnis zu bekommen. Heiraten war lange ein Privileg der Wohlhabenden. Die ärmeren Leute waren lange de facto mit einem Heiratsverbit belegt - so wollte man ärmlichen Nachwuchs vermeiden, der dann der Armenfürsorge zur Last fallen würde. Es erklärt der hohen Anteil unehelicher Kinder in dieser Zeit. In dieser Folge des Podcasts redet Mariella Gittler mit der Historikerin Margareth Lanzinger über Ehekonzepte.
Eheschließungen zwischen Cousins und Cousinen nehmen im 19. Jahrhundert zu – begüterte Frauen und ihre Mitgiften sollen so in der Familie gehalten werden. Auch die Vertrautheit, dass man sich von Kind auf kennt, zählt. Mit der Trennung von Arbeits- und Privatleben im 19. Jahrhundert werden Frauen zunehmend in den Haushalt zurückgedrängt. Die „klassischen“ Rollenbilder sind geboren. Doch nicht alle Frauen werden deswegen automatisch unterdrückt, viele betätigen sich künstlerisch, engagieren sich in Wohltätigkeitsorganisationen oder pflegen in Salons ein reiches gesellschaftliches Netzwerk. Nicht zuletzt bedeuten Heirat und die Eingliederung in die bürgerliche Ordnung für viele auch einen sozialen Aufstieg. In dieser Woche spricht Mariella Gittler mit der Historikerin Margareth Lanzinger über die Rolle der Hausfrau.
Die Lebenserwartung steigt im 19. Jahrhundert, die Generationen ziehen sich auseinander. Entsprechend müssen die Jüngeren länger warten, bis die Altvorderen abtreten und ihr Platz frei wird. Mancher Bauer ist vierzig, bis er den Hof übernehmen kann. Bäuerliche Eltern investieren oft viel in die Söhne, dafür leben diese auch mit sehr klaren Erwartungen der Eltern, was sie später einmal zu tun haben. Ungehorsam gegen die Eltern, etwa in Form von „Flausen“ der Söhne oder frühen unehelichen Schwangerschaften bei den Töchtern ahnden sie mit Enterbungen. Der Vater hat das Züchtigungsrecht für seine Familie, er darf es mit der väterlichen Gewalt nur nicht übertreiben, sonst steht er auch schon damals vor Gericht. In dieser Folge des Podcasts spricht Mariella Gittler mit der Historikerin Margareth Lanzinger über die Familie im Wandel.
Erfindungen, die die Welt verändern, made in Austria. Die Habsburgermonarchie ist im 19. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum mit gewaltiger innovativer Strahlkraft. Insbesondere in der Medizin gehört Österreich zur absoluten Weltspitze. Die Ölförderung im habsburgischen Galizien ist damals die drittgrößte weltweit nach den Vereinigten Staaten und Russland - nur leider weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand, wofür das ganze Öl gut sein soll. Als man es dann wirklich brauchen würde, hat sich die österreichische Erdölförderung mangels Nachfrage bereits verlaufen. Auch im Bereich des Kinos ist die Monarchie eines der führenden Länder, im Hollywood Ungarns, entstehen Filme, die die Massen begeistern. In dieser Folge des Podcasts sprich Mariella Gittler mit Historiker Hannes Leidinger über Erfindergeist und große technologische Veränderungen.
Wien um 1900 ist eine der größten Städte der Welt, in diesem Schmelztiegel prallen die großen Ideologien und Weltsichten der Zeit aufeinander. Hier befinden sich mit Hitler, Stalin und Tito die drei für Europa prägendsten Diktatoren des zwanzigsten Jahrhunderts zum selben Zeitpunkt nur wenige Kilometer voneinander entfernt, ohne etwas voneinander zu wissen. Die zunächst medizinisch inspirierte Debatte um die Volksgesundheit kippt in Eugenik und Rassismus, der Nährboden für die Unmenschlichkeit der folgenden Jahrzehnte. Das ambivalente Erbe Karl Luegers wird bis heute heftig diskutiert, die Stadt ist damals eine Hochburg des Antisemitismus, aber auch des Zionismus unter der Führung Theodor Herzls. Gleichzeitig floriert die Philosophie, revolutionäre Ideen entstehen, die unser Denken bis in die Gegenwart prägen. In dieser Folge des Podcasts spricht Mariella Gittler mit dem Historiker Hannes Leidinger über soziale und politische Extreme in der Kaiserstadt.
Der Nationalismus, aus dem unsere heutigen Nationalstaaten hervorgegangen sind, setzt in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Revolution von 1848 ein. Bevölkerungsgruppen, die sich über Jahrhunderte miteinander arrangiert haben, entdecken jetzt die Gegensätze zwischen einander. Die Nation wird zum definierenden Merkmal – politisches Gift für einen Vielvölkerstaat wie die Habsburgermonarchie. Nach der Gründung des Parlaments wollen nicht nur die Österreicher politische Teilhabe, auch die Tschechen, Polen, Kroaten und andere kämpfen um Mitbestimmung und Autonomie. Aber nur in Ungarn kommt es tatsächlich zum „Ausgleich“, der Unmut im Rest der Monarchie wächst. In dieser Woche sprechen Mariella und der Historiker Hannes Leidinger über Nationalitätenkonflikte und die Anfänge unseres Parteiensystems.
Das Parlament ist das Herzstück unserer Demokratie. Doch es stammt aus einer Zeit, als sich die Monarchie noch mit aller Kraft gegen jeden Machtverlust stemmte und Mitbestimmung gerade so weit zuließ, wie die Umstände es erzwangen. Von der Revolution 1848 bis zu dem freien Parlamentarismus, den wir heute kennen, ist es noch ein weiter Weg. Die Anfänge des Parlamentarismus sind auch begleitet vom Nationalismus, dessen Zentrifugalkräfte am Ende über den Zerfall des habsburgischen Vielvölkerstaates mitentscheiden. Der Historiker Hannes Leidinger führt zurück in diese bewegte Zeit und folgt im Gespräch mit Mariella Gittler den Linien bis heute.
Die „G’sunde Watschn“ gilt bis heute als Inbegriff eines gestrigen Erziehungsideals. Früher, so meint man oft pauschal, wäre Kindheit einfach nur schlimm gewesen. Doch wie erlebten Kinder und Jugendliche früher tatsächlich ihr Leben? War es wirklich so fremdbestimmt und gewaltgeprägt, wie das Klischee es erzählt? Die Historikerin Christina Lutter hat in dieser Ausgabe wieder einige überraschende Antworten parat, die tief in die Erziehungs- und Bildungsmethoden der Vergangenheit hineinführen. Wichtige Schuleinrichtungen waren damals die Klöster. Wie viel von dem christlichen Spirit schlug sich im praktischen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern nieder?
Europa lebt seit Jahrtausenden in einer von Männern dominierten Gesellschaftsordnung, Frauen waren stets der unterdrückte Teil der Bevölkerung – so lautet eine gängige Wahrnehmung unserer Geschichte. Dass es so nicht war, erzählt die Historikerin Christina Lutter in dieser Ausgabe des Podcasts von Österreich die ganze Geschichte im Gespräch mit Mariella Gittler. Der Status und die Lebensqualität einer Person hingen über weite Strecken von vielen Dingen ab, primär aber vom sozialen Rang, erst danach spielte auch das Geschlecht eine Rolle. Eheleute waren einander erbrechtlich und auch in der Alltagspraxis oft gleichgestellt. Und auch in den Herrscherfamilien lief die Thronfolge nicht immer nur über die männliche Linie, beziehungsweise regierten Frauen oft für minderjährige Söhne.
Autoritäre Erziehung oder Laisser-faire? Im Mittelalter haben sich Eltern in Bezug auf ihre Kinder noch ganz andere Fragen zu stellen. Nach der Geburt werden diese sofort in den Haushalt eingebunden, höhere Stände halten sich meist Ammen und kümmern sich wenig um ihre Kinder. Und trotzdem sind die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern zärtlich, auch in Zeiten sehr hoher Kindersterblichkeiten. In dieser Folge des Podcasts ist die Historikerin Christina Lutter bei Mariella Gittler zum Thema Elternschaft zu Gast. Dabei geht es auch um illegitime Kinder und die traurige Wahrheit hinter Kindstötungen.
Konnten Menschen im Mittelalter aus Liebe heiraten, oder wurden sie immer nur aus anderen Gründen dazu gezwungen? Romantische Liebe ist ein modernes Konzept, aber schon in der Minnelyrik besingt der Ritter die unglaubliche Sehnsucht nach seiner Herrin. Meist erfüllt die Ehe aber rein praktische Funktionen der Absicherung, noch Maria Theresia hat 16 Kinder. In dieser Folge des Podcasts spricht Mariella Gittler mit der Historikerin Christina Lutter über Liebe, Sex und Ehe. Dabei erfahren wir auch, wie Maximilian I. seine Frau als politisches Pfand zurücklassen muss, als er zu wenig Geld für ihren Hofstaat hat.
Die Guillotine wurde ursprünglich erfunden, um Menschen humaner enthaupten zu können. Was uns heute barbarisch erscheint, zählte damals als Fortschritt. Die Aufklärung strotzt nur so vor Widersprüchlichkeit, die Freiheit wird zum höchsten Wert erklärt, gleichzeitig ist aber Rassismus ein Produkt des aufkommenden Nationalismus. Der Mensch wird komplett durchnormiert, sogar die Wahl der Hose sagt etwas über die politische Gesinnung aus. In dieser Folge des Podcasts werfen Mariella Gittler und der Historiker Thomas Hellmuth einen Blick auf zwei Seiten der Aufklärung.
Ist die Aufklärung wirklich eine Zeit der Erleuchtung gewesen? Rousseau, der große Denker und Erzieher, steckt seine eigenen Kinder ins Kinderheim. In Wien wird der Freimaurer Angelo Soliman aufgrund seiner dunklen Hautfarbe ausgestopft und im Museum ausgestellt. An sogenannten Wolfskindern, die abseits der Gesellschaft im Wald aufwachsen, werden inhumane Experimente durchgeführt. Die großen Errungenschaften der Aufklärung werden von überaus düsteren Episoden begleitet. In dieser Folge des Podcasts redet Mariella Gittler mit dem Historiker Thomas Hellmuth über die Wurzeln der Aufklärung und seine Begleiterscheinungen.
„Es war um 1780 und es war in Wien …“ – nicht nur Falco schrieb im „Amadeus“ an der Geschichte Österreichs weiter. Auch zum Beispiel das Maria-Theresien-Denkmal an der Wiener Ringstraße prägt unseren Blick auf die Vergangenheit – zwei Dutzend Männer heben die prominente Habsburgerin auf ihren Schild, eine Frau, die als große Sympathieträgerin ihrer Dynastie alles, was vor ihr war, in ihren Schatten stellt. Ist das, was wir heute unter Historie verstehen, am Ende nur ein Konstrukt? Was ist faktisch, was nur Legende? Im Gespräch mit Mariella Gittler führt der Historiker Thomas Wallnig durch die verschlungenen Wege unserer Geschichtsschreibung.
Die österreichische Demokratie beginnt formell mit der Ausrufung der Ersten Republik im November 1918 – doch tut sie das wirklich? Schon mehr als ein Jahrhundert davor werfen sich radikale Aufklärer dafür in die Schlacht, die Macht vom Thron auf das Volk zu übertragen, Leute wie der Freiheitskämpfer Franz Hebenstreit, der dafür am Wiener Schottentor am Galgen endet. Damals sieht sich die kaiserliche Macht selbst als aufgeklärt an, sie will nach Joseph II. „alles für das Volk, aber nichts durch das Volk“. Demokratische Regungen wie jene von Hebenstreit sind ihr zutiefst suspekt. Mit dem Historiker Thomas Wallnig spricht Moderatorin Mariella Gittler über diese und andere Vorläufer unseres heutigen demokratischen Systems. Selbstbestimmung und Rechtsstaatlichkeit reichen teilweise noch viel länger in unsere Geschichte zurück.
Mit Joseph II. verbindet man gemeinhin ein aufgeklärtes und umfassendes Reformprogramm, viele Veränderungen in Bereichen der Bildung, der Kirche bis hin zum Beamtentum gehen auf ihn zurück. Doch war der bis heute beliebte Habsburger als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus zu seiner Zeit und danach nicht ganz unumstritten. Sein Leitspruch „Alles für das Volk, nichts durch das Volk“ verdeutlicht bereits, dass seine Fortschrittlichkeit auch ihre Grenzen hatte und wesentlich auch ein Instrument der eigenen Machtabsicherung war. In dieser Folge des Podcasts redet Mariella Gittler mit dem Historiker Thomas Wallnig über den Josephinismus, seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und warum der Kaiser unter dem Pseudonym Graf von Falkenstein inkognito durch sein Land reiste.
Die Bibel ist nach wie vor das meistverkaufte Buch der Welt. In dieser Ausgabe des Podcasts redet Mariella Gittler mit der Historikerin Marija Wakounig darüber, wie die Heilige Schrift in Zeiten des aufstrebenden Protestantismus zum Politikum wird. In gigantischen Druckereien werden volkssprachliche Übersetzungen hergestellt, die nicht nur die Kirchenautoritäten in Frage stellen und die Volkssprache aufwerten, sondern auch erst durch hochriskante Schmuggelaktionen an die Leute gebracht werden müssen.
Die Frage der Verständigung auf Reisen ist im Mittelalter eine bedeutend kompliziertere als heute. Zumal polyglotten Menschen häufig mit großer Skepsis begegnet wird und sie zum Teil sogar für Spione gehalten und eingesperrt werden. Dolmetscher gibt es schon damals, ebenso wie Ghostwriter, die einem das eigene Buch auf Latein schreiben, um gebildeter zu wirken. In dieser Folge des Podcasts schildert die Historikerin Marija Wakounig im Gespräch mit Mariella Gittler die vielfältige Sprachsituation im Mittelalter. Denn auch wenn Deutsch in Österreich heute als Nationalsprache in der Verfassung verankert ist, so hat es sprachliche Homogenität in der Bevölkerung doch nie gegeben.
Seit 1919 ist der Adelsstand in Österreich abgeschafft, über Jahrhunderte hinweg hat er als gesellschaftliche Elite allerdings eine wesentliche Rolle gespielt. In der neuen Ausgabe des Podcasts spricht Mariella Gittler mit der Historikerin Marija Wakounig über Barone, Grafen, Herzöge und Co. Das Konzept der Aristokratie selbst geht bereits auf die antiken Griechen zurück, im Mittelalter kommt der Frage nach der familiären Herkunft zentrale Bedeutung zu. Familienwappen, gefälschte Stammbäume und festgelegte Konventionen rund um Heiratspolitik und Erstgeborenenrecht sind entscheidend für die vererbbaren Privilegien, die die Diskussionen über den Adel zu einem teilweise noch immer emotional aufgeladenen Thema machen.
Wir sind heute an ein engmaschiges soziales Netz gewöhnt. Doch bis vor gar nicht so langer Zeit konnten sich Alte, Schwache und Kranke nicht sicher sein, wie sie über die Runden kamen. Die Idee einer sozialen Absicherung entstand im Mittelalter, als karitative Orden, Bürgerspitäler, adelige Stiftungen sowie Waisen- und Findelhäuser sich derer annahmen, die nicht mehr selbst für sich sorgen konnten. Altersversorgung oder die Betreuung von Waisen folgte aber keiner reinen Menschenliebe, mussten die Betroffenen doch bei ihren Gönnern oft harte Arbeit verrichten, soweit sie ihnen zumutbar war. Benachteiligt waren auch unehelich geborene Kinder – bis zu vierzig Prozent des Nachwuchses kam außerhalb ehelicher Verhältnisse zur Welt. Eine Podcast-Ausgabe von Mariella Gittler im Gespräch mit dem Historiker Martin Scheutz.
Das urbane Leben gilt heute als eine der attraktivsten Formen des Zusammenlebens. In dieser neuen Ausgabe des Podcasts blickt Mariella Gittler mit dem Historiker Martin Scheutz zurück in die Zeit, als sich die städtische Lebensform in Österreich etabliert hat. Die Städte des Mittelalters waren pulsierende Bienennester, hier verkauften Händler und Handwerker ihre Waren, hier diskutierten Studenten, beteten Ordensleute und zogen reiche Bürgerinnen und Bürger die Fäden. Aus dieser Kultur des Zusammenlebens entwickelte sich ein Konglomerat aus unterschiedlichsten sozialen Schichten, die voneinander lebten und die in ihrem Zusammenwirken zum gesellschaftlichen Fortschritt beitrugen.
Eine bunte, helle Welt, voller intensiver Gerüche – kaum jemand stellt sich das Mittelalter so vor. Der Historiker Martin Scheutz erzählt im Podcast mit Mariella Gittler, wie diese Epoche wirklich gerochen und geklungen hat. Holprige Straßen, hölzerne Räder, dünne Wände, Nutztiere in der Stadt, große Märkte und dazu regelmäßiges Glockengeläut und Signaltöne rund um die Uhr strukturierten das Leben der Menschen damals von der Wiege zur Bahre. Dazu waren die Städte des Mittelalters wegen der mangelhaften Kanalisation, der offenen Feuer, geruchsintensiven Gewerbezweigen und dem Dung auf den Nutzflächen rund um die Stadt oft bereits kilometerweit zu riechen.
Die Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit lebten in einer Welt die vom Widerstreit Gottes mit seinem Widersacher, dem Teufel, völlig durchdrungen war. Zwischen diesen Fronten war der Glaube an unzählige Dämonen, Engel, Hexen, Untote, oder Wehrwölfe weit verbreitet und diente insbesondere in Krisenzeiten als Erklärung für erlittenes Übel. In den kosmischen Konflikt zwischen Gut und Böse fühlte sich jeder und jede damals unmittelbar involviert und erwarteten sich auch von staatlichen Autoritäten ein entschiedenes Vorgehen gegen angebliche Hexen und Hexenmeister. Erst mit dem entschiedenen Vorgehen der Aufklärung gegen den Aberglauben, wurde aus einer einst realen und bitterernsten Furcht, die ungezwungene und reizvolle Gruselunterhaltung von heute. Mariella Gittler unterhält sich mit dem Historiker Martin Scheutz über ein Thema, das unseren Kontinent über lange Zeit in Atem gehalten hat.
Zu allen Epochen hatten Wetterkapriolen und Umweltkatastrophen einen direkten Einfluss auf die Gesellschaften, die unter ihnen zu leiden hatten. Meistens führten diese Phänomene zu einer Verknappung notwendiger Ressourcen und damit zu einer Verschärfung von gesellschaftlichen Trennlinien und Klassenprivilegien. Manchmal folgten auf große Massensterben aber auch Phasen großen Überflusses. Als der schwarze Tod im 14. Jahrhundert große Teile der Bevölkerung Mitteleuropas dahingerafft hatte, standen den Überlebenden plötzlich große Mengen an Ressourcen zur Verfügung. Diesem Zeitfenster des ungekannten Wohlstands verdanken wir auch den Kremser Senf, dem nun der im Überfluss zur Verfügung stehende Traubenmost zugesetzt werden konnte und der erst so seinen charakteristischen Geschmack bekam. Mariella Gittler spricht wieder mit dem Umwelthistoriker Johannes Preiser-Kapeller über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Wetterextremen und Umweltkatastrophen im europäischen Mittelalter.
Katastrophen, nicht zuletzt klimabedingte, waren ständige Begleiter der Menschen im Mittelalter. Viele Ernten fielen infolge von Kälte und Nässe aus, Erdbeben suchten die Menschen heim, darunter das stärkste, das in unserer Region je registriert worden ist, nämlich jenes vom 15. September 1590, dessen Epizentrum ziemlich genau unter dem später dort geplanten Atomkraftwerk Zwentendorf gelegen ist. Damals wie heute stellten sich die Menschen auf die Herausforderungen ein, horteten zum Beispiel Bauholz, damit die Brücken nach dem nächsten Hochwasser wieder rasch aufgebaut werden konnten, oder gründeten Feuerwachen und Feuerwehren, etwa in Wien nach der zweiten Osmanenbelagerung, die älteste Stadtfeuerwehr Europas. Mit Mariella Gittler spricht der Umwelthistoriker Johannes Preiser-Kapeller über das Katastrophenmanagement des Mittelalters.
Es ist der gravierendste Eingriff in Österreichs Natur in den letzten zehntausend Jahren, was die Mönche und Baumeister im Hochmittelalter vollbringen: In kurzer Zeit verdreifacht sich Österreichs Bevölkerung, Städte, Klöster und Straßen sowie die Flächenlandwirtschaft verdrängen die wilde Natur. Der Fortschritt damals ist nur auf Kosten der Natur möglich. Die Kulturlandschaft, die wir heute sehen, ist im Wesentlichen das Erbe dieser Zeit. Auch die dauerhafte Verschmutzung der Natur, etwa rund um Bergbaugebiete, sowie die ersten Bestrebungen, die Natur zu schützen, stammen aus dieser Epoche. Mit dem Umwelthistoriker Johannes Preiser-Kapeller bespricht Mariella Gittler die Geschichte der heimischen Natur.
: Das Mittelalter war geprägt von Warm- und von Kaltphasen, die das Leben der Menschen maßgeblich beeinflussten. Fielen ungewöhnliche Hitzeperioden und der Vermehrungszyklus der Heuschrecken zusammen, machten sich die Insektenschwärme von Nordafrika nach Mitteleuropa auf und fraßen hier alles weg. Ein historisch belegter Heuschrecken-Schwarm war zwanzig Kilometer lang. Ebenso setzten Kälte und Nässe der Landwirtschaft und den Menschen zu. Rationale Erklärungen für diese Klimaphänomene, die etwa von erhöhter Sonnenfleckenaktivität und stärkerem Vulkanismus ausgelöst wurden, gab es wenige. Manche verbanden kosmische Konstellationen mit seismischen Aktivitäten und Krankheitsausbrüchen wie der Pest. Der Klimahistoriker Johannes Preiser-Kapeller erzählt im Gespräch mit Mariella Gittler die spannendsten Geschichten aus unserer Klimahistorie.
Sich gesund zu erhalten, das war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bei weitem nicht so einfach wie heute. Nicht Schnupfen und Grippe plagten die Menschen damals, sondern die Pest. Sie bringt jene Maßnahmen erstmals nach Österreich, die bis heute die Grundlage des modernen Pandemiemanagements sind, wie Quarantäne, Social Distancing etc. Und sie wird nach und nach zur Krankheit der Armen, weil die Reichen das Weite suchen auf ihren Landschlössern, während die Seuche in der Stadt wütet. Verschwörungstheorien machen die Armen, die die Leichen wegräumen und die Häuser niederbrennen müssen, verantwortlich für die Pestausbrüche. So führt diese Krankheit zu schweren gesellschaftlichen Verwerfungen.
Hat die Kartoffel den Lauf der Geschichte beeinflusst? Fest steht, dass die kalorienreiche Knolle aus Amerika das Delta schließt, das sich zwischen einem starken Bevölkerungswachstum und einem nicht nachkommenden landwirtschaftlichen Ertrag geöffnet hat. So wird die Kartoffel zu einer Art Gamechanger, der vielen Menschen das Überleben sichert, die andernfalls wohl verhungert wären. Lange fremdelte man mit dieser Frucht, die Pfarrer predigten ihren Einsatz von den Kanzeln. Auch andere Importe veränderten die Ernährungs- und damit auch die Lebensweise der Menschen. Ein Podcast mit Mariella Gittler und Professor Erich Landsteiner.
Zucker ist heute in jeder Extrawurst drinnen, als billiger Geschmacksverstärker. Doch in der frühen Neuzeit und auch noch lange danach war er ein kostbares Gut, das sich nur die Reichen leisten konnten. Die allerdings feierten regelrechte Zuckerorgien mit Zuckerskulpturen, die sie bei ihren Festen aufstellten. Auch beim Gebäck schied sich die Welt in Reich und Arm – in der Stadt stellten die Bäcker das helle Weizengebäck her, die sogenannte Kaisersemmel, und draußen am Land entstand das billige Roggenbrot, das dann für die ärmeren Schichten in die Stadt gebracht wurde. Wein war weit davon entfernt, das heutige Genussgetränk zu sein. Er hatte im Mittelalter nur halb so viel Alkoholgehalt wie heute und war das Standardgetränk und auch zum Kochen, wegen der schlechten Wasserqualität. Der Weinviertler Wein kostete im 17. Jahrhundert in Wien nur ein Fünftel dessen, was man für einen Klosterneuburger oder Badener Wein zahlte – dort wurden Europas teuerste Weine hergestellt.
Ernährung hat für die Menschen im Lauf der Geschichte immer verschiedene Bedeutungen gehabt. Heute eine Zeitgeist- und Lifestyle-Sache, früher lange Zeit ein elementares Bedürfnis, um zu überleben. Wie haben sich die Generationen vor uns ernährt? Welchen Kalorienbedarf hatten sie? Und was unterschied die Küche der Reichen von jener der Masse? Der Wiener Wirtschaftshistoriker Erich Landsteiner führt im Gespräch mit ORF III Moderatorin Mariella Gittler in die Geschichte unserer Nahrung.
Mariella Gittler erzählt worum es in dem Podcast gehen wird.
En liten tjänst av I'm With Friends. Finns även på engelska.