Geräusche von Tauschgeschäften auf Deutsch mit Akzent. Ein Telefongespräch auf Vietnamesisch. Hupende Lieferwagen. Eine Straßenbahn, die anhält. Weinende Kinder. Piepende Kassen. Bluetooth-Musik. Stille. „ZOOM01_DXC_BER.MP3“ ist ein ortsspezifisches Klangprojekt, das auf Field Recordings des urbanen Ambientes im Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg basiert – dem größten vietnamesischen Markt in Deutschland nach dem Modell des Dong Xuan Centers in Hanoi.
Die Tonaufnahmen fangen die Atmosphäre der verschiedenen Hallen ein, aus denen der Markt besteht, sie beschreiben die Produkte und Dienstleistungen, die in den Geschäften angeboten werden, und geben Gesprächsfetzen zwischen Ladenbesitzern, Kunden und Touristen wieder. Durch die Überlagerung verschiedener Aufnahmen, die unterschiedliche Aspekte des Marktlebens in einer Komposition zusammenfassen, präsentiert diese Klanglandschaft den Markt als einen Ort des wirtschaftlichen und sozialen Austauschs innerhalb einer größeren Erzählung über Migrationsrouten und globale Ökonomien.
Diese Klanglandschaft wurde während einer Künstlerresidenz im Zentrum für Kunst und Urbanistik (Berlin, Juli 2023) geschaffen und live aufgeführt, gefolgt von einer Live- Aufführung im Manzi Art Space (Hanoi, August 2023). Aus diesen Soundscape- Aufführungen wird eine Radiosendung kreiert.
Komposition und Realisation: Maya Nguyen
Maya Nguyen
Maya Nguyen ist eine vietnamesisch-russische interdisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkt auf kritischer Sound-Performance und Arbeit in der Diaspora. Sie trägt Sprachfragmente, urbane Aufnahmen, Körperbewegungen, Naturgeräusche imitierende Klänge und Videos alltäglicher Begegnungen zu Werken mit offenem Ende zusammen. Diese haben oft die Form von Performance-Vorträgen, Klanginstallationen, Bewegungswerken und Videos. Sie arbeitet durch Mehrdeutigkeit und Interaktion über Grenzen hinweg: Sie verpflichtet sich nicht nur auf eine Seite, sondern auf eine Vielzahl von Seiten; auf die Mischung verschiedener Klangkanäle; auf die Berührung verschiedener Körper. Durch diese materiellen Interaktionen legt sie die Machtverhältnisse der menschlichen Interaktion und der Umgebung, die diese Interaktionen ermöglicht, offen. Dabei konzentriert sie sich auf die häusliche Sphäre, Kolonialgeschichte, Migrationsrouten und die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Sie hat einen B.A. in Philosophie und vergleichender Literaturwissenschaft von der University of Chicago und einen Master von der School of the Art Institute of Chicago.