Jemand schreit im Dunkeln. Ich hoffe, es ist Lourdes. Ich habe ihr Kakerlaken ins Kopfkissen gesteckt und den Bezug vernäht, damit sie nicht so leicht herauskönnen, damit sie unter ihrem Kopf krabbeln oder über ihr Gesicht. Hoffentlich kriechen sie ihr in die Ohren und nisten auf ihren Trommelfellen, hoffentlich spürt sie, wie die Brut ihr ins Gehirn dringt.Nichts für Zartbesaitete. Makabre Passagen gibt es immer wieder in Bazterricas Roman. Auch, wenn die Strafen geschildert werden, die die Nichtswürdigen beim geringsten Fehlverhalten ertragen müssen – wenn die Schwester Oberin mal wieder die Peitsche schwingt oder einer Nichtswürdigen noch Schlimmeres geschieht.Quelle: Agustina Bazterrica – Die Nichtswürdigen
Die Dienerinnen banden sie an einen Pfahl, um den Äste und Strünke gehäuft waren. Sie zündeten sie an, und Mariel stand in Flammen. Sie war wunderschön. Ein Feuervogel.Eine vom jahrelangen Kampf ums Überleben abgestumpfte Gemeinschaft, in der selbst im Verbrennen einer Frau Schönheit gesehen wird: Inmitten ihrer Dystopie einer unbewohnbaren Welt hat Agustina Bazterrica einen Ort ersonnen, an dem Frauen Unterdrückung und Folter aller Art ausgesetzt sind – auch die vermeintlich Privilegierten. Damit erfindet die Autorin aber nichts Neues, damit treibt sie nur Szenarien von misogyner Gewalt und Missbrauch auf die Spitze, die es immer schon gegeben hat.Quelle: Agustina Bazterrica – Die Nichtswürdigen
Lucía streckte einen Arm zum Himmel, als wollte sie die Sterne berühren. Wir sind Töchter des Mondes, sagte sie. Sie küsste mich, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte sie bloß ansehen, bloß streicheln mit den Fingerspitzen (…).Schade, dass in „Die Nichtswürdigen“ die Sprache oft so klischeehaft ist. Was die schockierenden Passagen des Romans angeht, so sind diese ein nachvollziehbares Mittel, um die Verrohung der Menschheit nach dem Zivilisations-Kollaps zu verdeutlichen. Die Autorin zeigt auf erschreckende Weise, wie aus dem Chaos ein allumfassendes System des Bösen entstehen könnte. Die Nichtswürdigen ist einer von vielen Romanen, die von der Apokalypse handeln – aber durchaus ein interessanter. Geschmälert wird das Leseerlebnis durch Allgemeinplätze, einige Redundanzen und ein nicht ganz überzeugendes Ende.Quelle: Agustina Bazterrica – Die Nichtswürdigen