SWR Kultur lesenswert – Literatur
Ich fühle mich, als würde ich in zwei verschiedenen Welten leben. Die eine betrete ich, sobald ich im Zug mein Handy einschalte und mir Talkshows oder Bundestagsdebatten ansehe. Die andere Welt ist belebt von Menschen, die sich in irgendeiner Art und Weise in ihrem Viertel oder Dorf engagieren.Wie ein roter Faden zieht sich eine Grundthese durch Tangerdings Buch, die sich so zusammenfassen lässt: Die aufgeregten politischen und medialen Debatten mit ihrem oftmals hochtönenden Gesinnungseifer reden an der Lebenswirklichkeit der Menschen im Lande weitgehend vorbei.Quelle: Clemens Tangerding – Rückkehr nach Rottendorf
Würde ich gefragt werden, welche Trends ich im Konfliktverhalten der Menschen sehe, würde meine Antwort eindeutig ausfallen: Nichts ist derzeit so beliebt wie Distanzierung.Obwohl ständig an Dialogbereitschaft appelliert wird, konstatiert Tangerding einen Mangel an Verständigung und einen Überschuss an Brandmauern und Gesprächsverweigerung.Quelle: Clemens Tangerding – Rückkehr nach Rottendorf
Ich möchte uns allen empfehlen, die Lautstärke der Debatte ab und zu herunterzudrehen. Und zurückzukehren an die Orte, wo die leiseren Töne der persönlichen Erfahrungen stattfinden: in unsere Straße, unser Viertel, auf unsere Arbeitsstelle, in unseren Verein und in unser Wohnzimmer.Zur Überwindung der gesellschaftlichen Spaltungen plädiert Tangerding für eine Rückkehr aus den abgehobenen Debattenräumen, wo gerne von „den Menschen draußen im Lande“ fabuliert wird, zurück zur sozialen Basis, kein neuer aber nach wie vor bedenkenswerter Vorschlag. Denn schließlich sind Demokratie und Pluralismus zu wertvoll, um sie allein den Schaukämpfen und Spiegelfechtereien auf den medialen Bühnen der Republik zu überlassen.Quelle: Clemens Tangerding – Rückkehr nach Rottendorf