SWR Kultur lesenswert – Literatur
Seit meiner Kindheit wollte ich wissen: Woher kommen meine Vorfahren?Deshalb hat Hape Kerkeling seine DNA auf seine Herkunft analysieren lassen und mit dieser Unterstützung Ahnenforschung betrieben. Vor allem hat er seine niederländischen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgt. Einige der recherchierten Verwandten präsentiert er in seinem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“:Quelle: Hape Kerkeling
Da war alles dabei vom Seefahrer bis zum großen Händler, bis zum, ja, Sadisten, muss ich wohl leider sagen. Adlige. Also wirklich eine ganz verrückte Truppe. Fastnachtsdichter aus dem 14. Jahrhundert habe ich plötzlich aufgetrieben. Und so habe ich dann so peu à peu mein Familienpuzzle zusammenstellen können.
Quelle: Hape Kerkeling
Wir kennen ja diese Coffeeshops, in denen alles verkauft wird, nur kein Kaffee. Und so hatten die Holländer damals Hutläden. Und da der Hut und die Auswahl eines Hutes etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen und da in einen solchen Laden Männer und Frauen gehen können und da man auch mal den Vorhang zuziehen konnte bei der Hut-Anprobe, hat sich dann irgendwann durchgesetzt, dass die Hutläden eben die versteckten Bordelle waren.Als Sechsjähriger besucht Hape Kerkeling mit seinen Eltern Amsterdam und will dort gar nicht mehr weg. Später, als er als junger Mann im Fernsehen Karriere macht und darunter leidet, dass er seine Homosexualität nicht offen ausleben kann, besucht er gern das damals, also Mitte der 80er, schon tolerantere Amsterdam. Dort verliebt er sich in Duncan, einen Niederländer. Die beiden werden ein Paar. Aber dann hat Duncan AIDS.
Quelle: Hape Kerkeling
Der völlige Terror überfällt Duncans Körper. Eine normale Nachtruhe existiert nicht mehr. Als Partner eines Erkrankten entwickelt man im Laufe der Zeit absurde Kosymptome wie Fieber, Atemnot oder Bluthochdruck. Angst verspüre ich allerdings keine mehr. An ihre Stelle ist eine dumpfe Resignation getreten [...].1989 stirbt Duncan. Und so ist für Hape Kerkeling Amsterdam vor allem der Ort einer großen Liebe und einer noch größeren Tragödie:Quelle: Hape Kerkeling – Gebt mir etwas Zeit. Meine Chronik der Ereignisse
Es hat mich Mut gekostet, darüber zu schreiben, weil das ist natürlich sehr privat.Als Menschenfreund vertraut Kerkeling uns Lesern das an. Und so leiden wir mit ihm, aber lachen auch viel über die skurrilen Geschichten. Wie gerne wäre man dabei gewesen, als er als Kind mit seiner Großmutter Bertha, die sich nach dem Suizid seiner Mutter liebevoll um ihn kümmerte, auf der Eckbank saß.Quelle: Hape Kerkeling
Das habe ich meiner Großmutter gesagt. Und dann ist sie puterrot angelaufen und hat darüber nicht weiter reden wollen. Und dann hat sich eben im Rahmen dieser Forschung herausgestellt, dass diese Ähnlichkeit kein Zufall ist und dass meine Großmutter tatsächlich ein uneheliches Kind von König Edward VII. ist, der eine Liebschaft hatte mit meiner Urgroßmutter, Omma Agnes, Agnes Sattler, aus Marienbad. Und aus diesem Gspusi, aus diesem Techtelmechtel, ist meine Großmutter hervorgegangen.Eine unfassbare Entdeckung, sollte es denn wirklich so gewesen sein. Seine Oma die uneheliche Tochter eines Königs, was bedeutet das für Hape Kerkeling?Quelle: Hape Kerkeling
Wäre sie in der Thronfolge gewesen, dann wäre ich heute in etwa auf Platz 111. Ob ich König werden will? Ja, aber ich werd's nicht. (lacht leise auf)„Gebt mir etwas Zeit“ ist ein unterhaltsames und anrührendes Buch über Herkunft und Zugehörigkeit. Nach der Lektüre ist uns der Mensch Hape Kerkeling wieder ein Stück näher gekommen. Und wir ertappen uns bei dem Gedanken, wer wohl unsere Vorfahren waren.Quelle: Hape Kerkeling