„Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte, die Murakami bereits 1980 publizierte und in seinem Roman „Hardboiled Wonderland“ (1985) noch einmal aufgriff. Zufrieden aber war er damit nie, und so hat er jetzt einen weiteren Erzählstrang hinzuerfunden und daraus einen umfangreichen neuen Roman gemacht.
Es geht darin um eine Jugendliebe, die sich aus dem Tokioter Alltag in eine geheimnisvolle ummauerte Stadt verlagert. Ein Ort des Unterbewussten. Dort betreut das Mädchen eine Bibliothek voller alter Träume, die der junge Erzähler wiederum zu lesen versucht.
Als er die ummauerte Stadt später wieder verlässt, setzt er seinen Alltag in Tokio fort. Er studiert und wird schließlich Bibliotheksleiter in einer Stadtbücherei in der Präfektur Fukushima, wo er aber auch wieder in Berührung kommt mit der geheimnisvollen ummauerten Stadt.
Im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt diskutiert die Literaturkritikerin Iris Radisch wiederkehrende Erzählmotive und Figurenkonstellationen bei Murakami. Die Magie seines Erzähltons liegt für Radisch darin, dass Murakami „absolute Simplizität mit dem großen Anspruch einer Wiederverzauberung des Alltags“ verknüpft.
Hören Sie zunächst eine Lesung von David Nathan („Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“, MP3-CD von Hörbuch Hamburg) und anschließend Iris Radisch im Gespräch.