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Jennifer Ackerman – Die Weisheit der Eulen | Buchkritik

4 min • 6 mars 2025
Ihre großen, runden Augen, mit denen sie uns anstarren, wirken auf manche Menschen bedrohlich. Eulen gelten in einigen Kulturkreisen als Todesboten. Sie werden gefürchtet, verfolgt, umgebracht. Anderswo werden sie als Götter und Glücksboten verehrt.   Schon die Namen zeigen, was wir Menschen in ihnen gesehen haben und immer noch sehen: Es gibt Dämoneneulen, Geistereulen, Todeseulen, Koboldeulen, Gold- oder Silbereulen. Seit Harry Potters Siegeszug haben sie zumindest in der westlichen Zivilisation durch seine Botin Hedwig, eine Schleiereule, ein positives Image.  

Geheimnisvolle Eulen 

Sie faszinieren uns nicht zuletzt, weil sie so geheimnisvoll sind. Das hat die amerikanische Autorin Jennifer Ackerman veranlasst, sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Ihr Buchtitel „Die Weisheit der Eulen – Der geheimnisvollste Vogel der Welt und seine Talente“ verrät, warum sich die Biologin auf deren Spur begeben hat. Was immer die Eulenforschung der letzten Jahre ergeben hat, findet sich in ihrem Buch. Rund 450 Spezialisten tauschen sich über ein weltweites Eulenprojekt untereinander aus. Viele von ihnen hat sie aufgesucht und sich von ihnen auf anstrengende Exkursionen mitnehmen lassen. So ist ihr Buch in weiten Passagen reportageähnlich und sehr bildhaft. Das liest sich sehr leicht und flott. Allerdings sind die persönlichen Schilderungen dieser Ausflüge in die Wildnis etwas langatmig.   Abwechselnd mit ihren Exkursionsreportagen beschreibt sie anschaulich, wie modernste miniaturisierte Elektronik, wie ausgeklügelte Laborexperimente den Eulen immer mehr Geheimnisse entlockt haben und übersetzt die wissenschaftlichen Erkenntnisse in eine allgemeinverständliche Sprache. Minisender, winzige Nestkameras und starke Richtmikrophone decken inzwischen ihr Nestverhalten, ihre Flugbewegungen, ihr Revierverhalten auf. DNA-Analysen haben ergeben, dass es mindestens 250 verschiedene Eulenarten gibt, vom 25 Gramm leichten Elfenkauz, einem winzigen Wollball, bis zum halbmetergroßen Riesenfischuhu, der eine Flügelspannweite von fast zwei Metern hat. Eulen sind in allen Klimazonen von der Arktis bis in die Tropen zu finden. Schwarzweiß – sowie Farbfotos der in neun Kapiteln vorgestellten Eulen bringen sie uns nahe. 

Besondere Talente 

Sie sind lautlose Jäger. Ihr Federkleid erzeugt so gut wie keine Geräusche, keine Beute wird vor ihrem Angriff gewarnt. Sie verfügen über ein phantastisches Gehör, das die Bewegungen einer Maus im nächtlichen Dunkel selbst unter 50 Zentimetern Schnee wahrnimmt.   Die meisten der 250 Eulenarten verschmelzen dank ihres farblich der Umgebung angepassten Gefieders perfekt mit der jeweiligen Natur. Ihr Liebesleben ist ungewöhnlich. Lebenslange Paarbindungen gibt es nicht. Männchen und Weibchen ziehen zwar gemeinsam den Nachwuchs auf, aber danach gehen sie durchaus neue Beziehungen ein.  

Bedrohungen 

Abgesehen von der Jagd in asiatischen Ländern wegen vermeintlicher Heilkräfte von Federn und Knochen, sind alle Eulenarten durch Artenschwund, Umweltverschmutzung, Klimawandel bedroht. Die naturbelassenen Flächen, in den Eulen vor allem leben, werden immer kleiner. Die Zivilisation rückt überall immer weiter in die Wildnis vor, die Jagdgebiete schrumpfen. Vielerorts versuchen Ornithologen, bedrohte Eulenarten zu schützen und ziehen in Zuchtstationen Nachwuchs auf. Ein extrem schwieriges Unterfangen, wie Jennifer Ackerman schildert. Ihr Buch ist ein brillantes Plädoyer für die Rettung dieser faszinierenden Vögel.  
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