SWR Kultur lesenswert – Literatur
An den EU-Außengrenzen herrscht mittlerweile eine quasi rechtsfreie Zone. Durch Bürgermilizen, (vermummte) Grenzpolizei und die europäische Grenzschutzagentur Frontex, die allesamt in Verdacht stehen, Treibjagden mit Hunden auf Geflüchtete zu veranstalten konnte sich entlang Europas Peripherie ein ,Gürtel der Gewalt‘ etablieren, der alles fernhalten soll, wovon die kontinentale Gesellschaft nicht berührt werden will.Quelle: Judith Kohlenberger – Gegen die neue Härte
Was hat denn diese anhaltende, zunehmende Grenzgewalt vor allem der letzten zehn Jahre mit der Gesellschaft im Inneren gemacht? In der Art und Weise, wie wir unser Zusammenleben gestalten, nehme ich eine immer stärkere Verhärtung, einen stärkeren Rückzug ins Eigene bei gleichzeitiger Abwendung vom Anderen wahr. Und diese Abwendung vom Anderen, diese Abschottung und Härte gegenüber dem Anderen, die wurde an den Grenzen erprobt, eingeübt, kann man sagen – aber die hat sich fortgesetzt in andere Dimensionen unserer Gesellschaft.Quelle: Judith Kohlenberger
Dieses Buch ist weder ein Plädoyer für endlose Weichheit noch für grenzenlose Offenheit. Grenzenlosigkeit ist im Persönlichen wie im Politischen selten eine gute und nie eine gefahrlose Idee. Statt grenzenloser Offenheit braucht es ein realistischeres Konzept, um der neuen Härte zu begegnen. Die Eigenschaft, zugänglich zu sein, aber ohne dabei das Eigene über das andere oder das andere über das Eigene zu stellen. Offen und durchdringbar zu sein.Judith Kohlenberger formuliert in ihrem Buch ein demokratisches Grenz-Konzept. Statt Europa zur „Festung“ auszubauen, mehr noch als bisher, sollten die EU-Außengrenzen zum einen stabil sein, zum anderen aber Austausch und Fluktuation ermöglichen, etwa durch die Schaffung legaler Flucht- und Migrationsrouten:Quelle: Judith Kohlenberger – Gegen die neue Härte
Ich sage immer, es braucht Durchlässigkeit an den Grenzen nach klaren Kriterien, wer kommen darf, wer bleiben darf – Kriterien, die gemeinsam erschlossen werden müssen, die gemeinsam auch aufrechterhalten werden müssen. Und wo klar nachvollziehbar ist für beide Seiten, wie denn Einreise und Ausreise gestaltet sind.Quelle: Judith Kohlenberger