SWR Kultur lesenswert – Literatur
Ich habe versucht, in meinem Buch drei zentrale Konfliktfelder zu entfalten. Das ist einmal die Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich. Stichwort: die Türken – keine korrekte Bezeichnung für das Osmanische Reich, aber es ist auch immer von den „Türken“ und den „Türkenkriegen“ gesprochen worden in der Zeit. Das Zweite ist die Entdeckung und Eroberung der Neuen Welt, also die Errichtung einer ziemlich grausamen Herrschaft über bis dahin völlig unbekannte Gebiete. Und das dritte ist die Reformation. Und ich glaube, man kann das charakterisieren mit den drei Worten: die „Türken“, die „Heiligen“ und die „Wilden“. Und dann hat man dieses Jahrhundert, glaube ich, angemessen charakterisiert, wobei man immer bedenken muss, dass man kein Jahrhundert quasi vollständig aus erzählen kann.Quelle: Marina Münkler – Anbruch der Neuen Zeit – Das dramatische 16. Jahrhundert
Die Eroberung des südamerikanischen Kontinents hat erhebliche Diskussionen ausgelöst. Zum einen gibt es sowohl auf kirchlicher als auch auf weltlicher Seite eine ganze Reihe von Leuten, Theologen oder Juristen, die das vehement als gerechtfertigt vertreten. Es gibt aber auch überaus scharfe Kritik daran. Bartolomé de Las Casas ist der berühmteste Name in diesem Kontext – ein Dominikaner, der ursprünglich selbst mal einer von diesen Eroberern gewesen ist, sich dann aber bekehrt hat und danach tatsächlich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht hat, die sogenannten Indios, zu schützen. Und das ist schon spannend, diese Diskussion, die es da gibt.Quelle: Marina Münkler – Anbruch der Neuen Zeit – Das dramatische 16. Jahrhundert
Das ist ein Eindruck, der sich aufdrängt, dass die Kommunikation im 16. Jahrhundert eine Dynamik entfaltet und auch eine hasserfüllte Aggressivität, wie wir sie heute auch wieder sehen, ohne dass ich denken würde, man muss das zu direkt vergleichen. Eher kann man sagen, es zeigt sich, dass der Konfliktaustrag in dem Moment ein anderer wird, in dem eine dynamische mediale Situation besteht. Und das ist im 16. Jahrhundert eben der Fall, dadurch, dass die Flugschrift sich entwickelt, dass es die sogenannten neuen Zeitungen gibt, und dass jetzt alle Konflikte sehr schnell in viel breitere Schichten getragen werden. Und interessanterweise geht das mit einer Sprache einher, die sehr stark auf Verunglimpfung, Schmähung, Herabsetzung setzt.Mit ihrem Epochenpanorama, flüssig und wohltuend unakademisch geschrieben, gelingt Marina Münkler das eindrucksvolle Porträt eines Jahrhunderts, das in vielem auch unsere Gegenwart noch prägt.Quelle: Marina Münkler – Anbruch der Neuen Zeit – Das dramatische 16. Jahrhundert