Die tiefsten Schichten dessen, was Peru als Nation ausmachte, dieses Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, zusammengehalten von ein und denselben Nachrichten und Verordnungen, sie waren durchdrungen von volkstümlicher Musik und volkstümlichen Gesängen.Quelle: Mario Vargas Llosa – Die große Versuchung
Es war Weisheit, Konzentration, meisterliche Beherrschung, ein Wunder.Dieses geradezu erleuchtende Erlebnis weckt neue Energien: Toño schreibt nun über Jahre an einem Buch, das ihm schließlich mindestens so viel Begeisterung wie Spott einträgt. Immer mehr verrennt er sich in seine Idee, Peru sei Dank der Huachafería entstanden – ein Wort mit schillernder Bedeutung, das eigentlich so etwas wie Kitsch oder Affektiertheit bedeutet, mit dem Toño aber die eigentümliche Sentimentalität der kreolischen Musik zu beschreiben sucht. Der „proletarische Intellektuelle“ Toño ist einer jener in Vargas Llosas Werk öfter auftauchenden Träumer und Utopisten –obsessiv, sich unverstanden fühlend, leidgeprüft.Quelle: Mario Vargas Llosa – Die große Versuchung
Als wären da Ratten, die an meinem Rücken knabbern. Und dann möchte ich das Hemd ausziehen, die Hose. Und mich kratzen, bis ich tot umfalle.„Die große Versuchung“ ist der Roman über einen Mann, dessen Leidenschaft mit seinem Hang zur Depression konkurriert. Dazu ein Künstlerroman, den Toño dem musikalischen Erneuerer Lalo Molfino widmet, einer schemenhaften Gestalt. Und es ist eine Geschichte der kreolischen Musik – zahlreiche Namen bekannter Interpretinnen und Interpreten tauchen auf. Bald merkt man: In eingefügten Kapiteln lesen wir den Essay, den Toño schreibt, in dem er den Spuren Felipe Pinglo Alvas folgt oder den Liedern der gefeierten Sängerin Chabuca Grande lauscht. In Essays und Artikeln hat der Literaturnobelpreisträger immer wieder den Niedergang der Hoch- und den Siegeszug der Massenkultur angeprangert. In seinem Roman versucht er nun mit seiner Hauptfigur in der Musik des Volkes eine alle Unterschiede überwindende Kunst heraufzubeschwören – ein romantischer Gedanke, ein naiver auch, denn die Kraft der Musik reicht kaum aus, alle Gegensätze zu überwinden. Diese Ambivalenz – das Überschwängliche und Unbedarfte – ist dem Buch durchaus eingeschrieben. Und eine Trauer darüber, dass Peru den Weg der Einheit immer wieder verfehlt.Quelle: Mario Vargas Llosa – Die große Versuchung
Ihnen widme ich mein Schweigen.Fast scheint es, als sei Vargas Llosas Buch um diesen auch an uns Leser gerichteten Satz herum geschrieben worden.Quelle: Mario Vargas Llosa – Die große Versuchung