Der Schnee war dicht überzogen mit den Spuren von Vögeln und Tieren – ein Archiv Hunderter Wegstrecken, aufgezeichnet seit dem Ende des jüngsten Schneefalls. (…) Auf der schrägen Feldfläche vertiefte das Mondlicht die näher gelegenen Abdrücke noch, sodass sie wie gefüllte Tintenfässer wirkten. Zu all diesen Spuren fügte ich noch meine hinzuschreibt Macfarlane. Schreiben und Gehen – diese Verbindung treibt Macfarlane an. Beide Wörter haben zumindest im Englischen eine gemeinsame Wurzel. Der Wanderer findet temporäre Begleitung oder besucht gezielt Ortskundige, manch einer seiner Gesprächspartner sammelt systematisch, was er am Wegesrand findet. Natur kann heilen, aber auch, wie Macfarlane schreibt „brutal schweigen und durch ihre Gleichgültigkeit erschüttern“, oft sind depressive Menschen wie Edward Thomas manische Wanderer. Je älter Macfarlane wird, desto weniger interessiert es ihn, unerforschtes Land zu betreten und desto spannender wird es für ihn, Pfaden zu folgen, die vor langer Zeit von unseren Vorfahren hinterlassen wurden.Quelle: Robert Macfarlane – Alte Wege
Der Pfad lockt das Auge, das äußere wie das innere. Der Kopf kann nicht umhin, dieser Linie über das Land zu folgen – nicht nur voran durch den Raum, sondern auch zurück durch die Zeit, hinein in die Geschichte des Weges und all derer, die ihn genutzt haben.Historische Fußwege sind in England vom Wegerecht geschützt und werden durch Benutzung erhalten: Im neunzehnten Jahrhundert hingen Sicheln am Rand von Trampelpfaden, die Benutzer schnitten die überhängenden Äste auf dem Weg ab und hingen die Sichel am Ende des Pfades wieder auf. Alte Pfade sind oft ehemalige Viehtriften, so zogen die Siedler in den USA auf den Spuren der Bisons gen Westen und auch Spanien kann ein riesiges Wegenetz ehemaliger Viehpfade aufweisen. MacFarlanes Buch, in all seiner Schönheit der Beschreibungen rauher und für den Ungeübten unwegsamer Landschaften, ist ein Lesegenuss, gerade auch für diejenigen die kaum selbst wandern, aber Landschaftsbeschreibungen lieben. Es weckt ebenso die Lust aufs Schauen wie auf Literatur.Quelle: Robert Macfarlane – Alte Wege