SWR Kultur lesenswert – Literatur
Ein freier Tag, ein leerer Tag, die Straßen, die Häuser tot, das Leben klein, das Licht zu hell, die Angst so groß, allein, allein in der Stadt an einem Tag wie feuchte WatteWir kennen das: Bei Frau Berg wird gegähnt, geschuftet, gehasst, gestorben, getötet – in den dunkelsten Farben, die die Sprache in petto hat.Quelle: Sibylle Berg – Try Praying
nicht dass er von dem Glück wegrenntoder eine frustrierte Person gibt sich Gewaltfantasien hin:Quelle: Sibylle Berg – Try Praying
Ich säble euch die Knie ab. Ich steppe froh auf eurem Darm. Ich press euch das Gesicht ins Grab. Weil ich dann gute Laune hab.Für ihren fiesen Ton kann man Sibylle Berg lieben. Der hat etwas Schroffes, Echtes, auch erschreckend Welterkennendes. Die erzählerische Wucht, die ihr auf Romanlänge gelingt, funktioniert in ihrer Lyrik allerdings mäßig. Hier fehlt ihr offenbar der Raum, entscheidenden Kontext oder Atmosphäre mitzuliefern, was uns beim Lesen helfen könnte, ihr zu folgen. Vielleicht ist auch das formale Korsett schlichtweg zu eng für sie. Das liest sich wie eine ereignislose Fahrt im Pointen-Karussell. Nur manchmal springt ein Funke über. Etwa beim „Trennungsgedicht“:Quelle: Sibylle Berg – Try Praying
Der Durst ist nicht mit Tee zu stillen, wir sitzen fern – dazwischen leer. Da könnte man nicht drüber schwimmen, wir sind uns keine Insel mehrQuelle: Sibylle Berg – Try Praying
Muss Sieger sein, mit aller Macht – nicht angerührt, nicht ausgelacht, auch nicht bedrängt und kleingemacht. Ich werde meinen Körper stählen, fickt euch ins Knie und gute Nacht!Quelle: Sibylle Berg – Try Praying