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Revision 590: State of CSS, Teil 2 von 2

114 min • 24 oktober 2023

Die alljährliche CSS-Umfrage „State of CSS“ hat ihre 2023er-Ergebnisse veröffentlicht, und wie es sich für einen anständigen Frontend-Podcast gehört, tun auch wir unsere Gedanken dazu kund. Schepp und Peter führen in diesem zweiten Teil zu Ende, was sie zwei Wochen zuvor mit Vanessa begonnen haben.

Schaunotizen

[00:03:36] Die color()-Function
Die color()-Function soll in Zukunft all die einzelnen Farbräumen und Farbraummodellen gewidmeten CSS-Funktionen wie rgb() oder hsl() ersetzen. Denn es drängen immer mehr Farbräume, und in deren Windschatten auch immer mehr Farbraummodelle für den Zugriff darauf in unsere Browser: Display p3, LAB, LCH, okLAB und okLCH.
[00:09:44] Interpolation Colorspaces
Auch für das Aussehen von Farbverläufen spielt die Wahl des Farbmodells eine große Rolle. Wir reden darüber, dass okLAB und okLCH verbesserte Versionen der nicht-„ok“-Versionen sind, bei denen verschiedene Parameter für die menschliche Wahrnehmung von Farben angepasst sind, wodurch verschiedene Farben mit gleicher im Programmcode eingestellter Sättigung und Helligkeit auch in der Praxis eine vergleichbare Sättigung und Helligkeit aufweisen.
[00:14:22] Relative Colors
Die CSS Color Spec führt in Level 5 mit Hilfe der Relative Color Syntax die Möglichkeit ein, Farben im Grunde genommen zu destrukturieren und neu zusammenzusetzen. Sehr praktisch für Design-Systeme!
[00:15:58] Ist CSS eine Programmiersprache?
Weil wir sind, wie wir sind, schweifen wir an dieser Stelle ab und befassen uns mit der Frage, ob CSS denn nun eine Programmiersprache ist, oder nicht. Dafür spricht, dass es in CSS zunehmend Features gibt, die man eher von einer Programmiersprache erwarten würde, wie ineinander schachtelbare Funktionen, Trigonometrische Funktionen, gehackte oder echte toggle()-Funktionen. Sicher sind wir uns darin, dass CSS nicht trivial zu beherrschen ist und dass auch ein ganz eigenes Gedankenmodell erfordert.
[00:33:40] accent-color
accent-color ist ein sehr billiges und nicht störendes Werkzeug, um analog zu typografischen Anpassungen Interfaces gleich ein bisschen netter zu machen. Es scheinen nur nicht ganz so viele Umfrageteilnehmer zu kennen.
[00:35:44] Interactions
In der Umfrage haben Themen wie Scrollen, Swipen und Pinchen ein eigenes Kapitel namens „Interactions“ spendiert bekommen. Wir sind große Fans von CSS Scroll Snapping und wissen zu berichten, dass eine weitere Ausbaustufe mit so Dingen, wie der :snapped-Pseudoklasse oder neuen Snap-Events ansteht. Adam Argyle, der daran federführend arbeitet, hat auf dem CSS Day 2022 einen tollen Vortrag mit sehr beeindruckenden Demos über den Themenkomplex gehalten.

Wir erwähnen außerdem lobend die Eigenschaft overscroll-behavior, die sogenanntes „Scroll-Chaining“ verhindert, also dass wenn man z.B. ein Overlay bis zum Schluss gescrollt hat und man dann weiterscrollt, das Dokument dahinter auf einmal anfängt zu scrollen. Außerdem lässt sich damit verhindern, dass beim Scrollen ungewollt ein Gesten-Shortcut des Browsers aufgelöst wird.

[00:50:51] scrollbar-gutter
Mit scrollbar-gutter könnt Ihr bei fehlenden Scrollbars Platz für ein späteres Erscheinen dieser freihalten. Sinnvoll ist das bei SPA und MPAs, bei denen man zwischen Ansichten hin und her navigiert, die mal viel Inhalt und mal wenig Inhalt haben. Das Auftauchen und Verschwinden der Scrollbars führt dann zu einem Springen der Inhalte, was ihr eben mit scrollbar-gutter verhindern könnt.
[00:55:11] Variable Fonts
Wir sind uns darin einig, dass wir die Möglichkeiten moderner Schriftformate toll finden. Schepp empfiehlt zu dem Thema einen super Vortrag von Ulrike Rausch auf der beyond tellerrand. Peter wiederum berichtet von seiner Entdeckung der CSS-Eigenschaft font-variant-numeric. Um herauszufinden, welche Features ein spezifischer Font unterstützt, empfehlen wie die Online-Tools FontDrop! und Wakamai Fondue. Bei Einbinden von Fonts gibt es zukünftig noch eine Reihe mehr Möglichkeiten, an die Fähigkeiten des Browsers angepasste Schriftformate einzubinden, z.B. für Color Fonts.
[01:05:20] text-wrap
Mit text-wrap: balance lässt sich festlegen, dass wenn Text umgebrochen wird, er gleich so umgebrochen wird, dass sich zwischen beiden Zeilen eine ausgewogene Zeilenlänge ergibt. Es werden also mehrere Wörter in die nächste Zeile genommen und nicht nur das eine, das die Zeilenlänge gesprengt hat. Dieses Setting ist gut für Überschriften geeignet, auch weil es aus Performancegründen nur bis zu einer Zeilenzahl von drei Zeilen unterstützt wird. Neu hinzu kommt text-wrap: pretty, das in Fließtexten verhindert, dass ein einzelnes Wort alleine in der letzten Zeile steht („orphan“). Weil Text-Layout so unglaublich Komplex ist, verweisen wir nochmal auf die unglaublich interessante Igalia Chats Episode „First Person Scrollers“.
[01:12:02] :focus-visible
Und weil wir gerade dabei sind und es passt, verweisen wir in Sachen :focus-visible und dessen Komplexität bei der Umsetzung auf die Igalia Chats Episode „The history of :focus-visible and inert“. Die :focus-visible-Pseudoklasse bietet Euch dei Möglichkeit, Fokus-Outlines, auch Focus-Rings genannt, nur dann sichtbar werden zu lassen, wenn jemand die Seite mit einem Eingabegerät bedient, das diese erforderlich macht. Anders als die meisten Steak-Halter von Webprojekten draußen in der Welt, findet Peter diese Fokus-Anzeige super hilfreich.
[01:16:07] Other
Das Kapitel namens „Other“ lässt uns auf CSS Houdini und seine vielen großen Pläne kommen, die sich aber bislang nicht manifestiert haben, wie z.B. die CSS Parser API oder Custom Selectors, mit denen Peter einige seiner Probleme im Zusammenspiel mit Custom Elements lösen könnte. Immerhin gibt es @property und das finden wir sehr praktisch, auch wenn Peter sich daran stört, dass Firefox es immer noch nicht freigeschaltet hat. Da es aber Teil des InterOp 2023 Projektes ist, müsste es eigentlich bis Ende diesen Jahres shippen.
[01:23:08] Tools: Pre- & Post-Processors
Peter erzählt, dass er sein CSS durch keinerlei Mangel mehr dreht, seien es Pre- oder Post-Prozessoren. Allerdings nutzt er gerne Parcel als Bundler und so wäre es möglich, dass das noch irgendeine Form der Magie betreibt, die ihm entgeht. Irgendwie kommen wir dadurch auf @scope zu sprechen, das es möglich macht/machen wird, dass CSS Selektoren nur noch auf bestimmte Teilbereiche des DOM Baums einwirken. Damit wird man in Zukunft Style-Encapsulation lösen und alle anderen Krücken werden hinfällig.
[01:27:00] @layer
Von @scope geht es zu @layer. Allerdings nicht ohne einen erneuten Abschweifer, diesmal über SASS‘ @extend– und CSS-Kompressoren-Fallstricke. Beide haben mit @layer allerdings wenig am Hut. Mit @layer lässt das eigene CSS in verschieden „Starke“ Gruppen einteilen, was es ermöglicht, einer Library Default-Styles mitzugeben, die dessen Anwender ohne Spezifitätsverrenkungen verändern können. Peter sieht es auch als hilfreiches Werkzeug, um Legacy-CSS nach und nach auf einen modernen Stand zu bringen. Allerdings würden wir beide von einem breiten Einsatz eher abraten, denn anders als bei manch anderer Neuerung in CSS, lässt ein Einsatz von @layer alte Browser Schiffbruch erleiden. Ähnlich wie es beim CSS Nesting auch der Fall ist.
[01:37:12] CSS Usage
Als vorletztes werfen wir einen Blick auf die Auswertungen zum Thema „CSS Usage“. Hier zeigt sich, dass die meisten Antwortenden CSS im Kontext von Web Apps / SPAs einsetzen. Aber es werden auch sehr viele Design-Systeme damit konstruiert. Am wenigsten wird CSS im Bereich „Art and Illustration“ eingesetzt, was Peter zumindest in Sachen computergenerierter Kunst gut nachvollziehen kann. Denn es fehlt einfach an einer guten programmatischen API für CSS. Das CSS Object Model sollte diese Rolle ja ursprünglich mal ausfüllen, kann die Erwartungen aber auch nicht erfüllen. Aber auch die Alternative SVG hat ihre Macken, und so stehen wir im Grunde mit eher leeren Händen da.
[01:40:10] Browser Incompatibilities
Abschließend schauen wir noch auf die Liste an Features, die die Antwortenden sich noch nicht trauen zu verwenden. Ganz vorne dabei sind :has() und Container Queries, was zusammen mit dem in der Liste auftauchenden @property auf eine gewisse Problembärigkeit des Firefox‘ hinweist.

Insgesamt kommen wir aber beide zu dem Schluss, dass wir mit den aktuellen Möglichkeiten von CSS und den Browsern sehr sehr sehr zufrieden sind! Und oftmals ist es ja auch so, dass man manches Vorhaben vielleicht auch ohne direkten Weg durch Missbrauch anderer, schon vorhandener CSS Features erreichen kann. Schepp fällt da zum Beispiel Roman Komarov ein, der mit CSS Scroll Driven Animations als Steigbügelhalter zahlreiche seiner CSS-Wünsche erfüllen konnte. Wir loben außerdem die tolle Spec-Arbeit der CSS Working Group und auch die große Menge Tests, die in den letzten 10 Jahren für all diese Features geschrieben wurden. Und weil guter Dinge drei sind, empfiehlt Schepp nochmal eine Igalia Chats Episode, nämlich die Folge „The Novel Engines: Ladybird„, in der Andreas Kling darüber berichtet wie er eine komplett neue Browser-Engine geschrieben hat und die Specs und Tests als Grund nennt, wie er das geschafft hat.

Good times ahead!

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