Trachten wirken auf uns heute oft ziemlich archaisch. So eine Lederhose, ein Dirndl oder auch etwa ein schottischer Kilt … Das hat etwas Altmodisches, etwas Konservatives, dadurch aber auch etwas zutiefst Historisches. Nicht ohne Grund werden Trachtenveranstaltungen und solche, auf denen Trachten zumindest eine Rolle spielen wie am Oktoberfest, im dazugehörigen Marketingsprech gern mit Tradition gleichgesetzt. Aber wie so oft in der Geschichte ist es mit dieser Tradition bei näherem Hinsehen nicht so weit her. Es stellt sich nämlich heraus: Im Prinzip sind Trachten – ob Lederhose, Dirndl oder Kilt – erfundene Traditionen. Und wie so oft führt uns die Herkunft dieser Erfindung ins 19. Jahrhundert zurück, das große Zeitalter des Nationalismus.
Egal wo man zu der Zeit hinschaut – sei es Deutschland, Bayern, Österreich oder Schottland: Überall tat sich im 19. Jahrhundert etwas sehr Ähnliches. Allerorts kamen da nämlich nationale Ideen auf und die trieben teils merkwürdige Blüten. Blüten, die auch vor der Kleidung des Landes nicht halt machten. Die Reise der Tracht über die letzten 200 Jahre bis zu ihrer heutigen Omnipräsenz auf der Wiesn ist dabei trotzdem keine geradlinige. Nicht alle erfasste der neue Nationalstolz gleich, nicht jeder fand und findet Trachten gut und sogar Vertreter der katholischen Kirche fühlten sich vor nur hundert Jahren noch genötigt, die Lederhose als Werk Satans zu bezeichnen. Und dann gab es da natürlich noch die Nazis, deren Herrschaft an den Trachten auch nicht spurlos vorüberging …
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