Die erste deutsche Radiosendung hatte keinen einzigen offiziellen Hörer. Rundfunkgebühren für ein Jahr: 350 Milliarden Mark. In den 100 Jahren danach ist viel passiert.
"Achtung, Achtung. Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus, auf Welle 400 Meter." Mit diesen Worten schaltet der erste offizielle deutsche Radiosender in Berlin am 29. Oktober 1923 auf regelmäßigen Sendebetrieb. Die Anfänge sind noch sehr provisorisch: Das "Studio" ist eine sieben Quadratmeter kleine Dachkammer, Wände und Decken sind notdürftig mit Krepp-Papier und schweren Vorhängen abgehängt.
Dennoch ist es ein historischer Moment: Durch die Premiere der "Funk-Stunde" wird das Radio nun auch in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Zumindest theoretisch. Denn die Nutzung des neuen Mediums ist "genehmigungspflichtig". Und eine Genehmigung hat an diesem 29. Oktober noch niemand. Die erste Lizenz erhält zwei Tage später der Berliner Zigarrenhändler Wilhelm Kollhoff. Der Preis: 350 Milliarden Mark - für ein Jahr Radiohören. Hinzu kommen noch die Kosten für den Empfänger.
Schon in den Anfangszeiten bietet das Radio seinen Hörern ein vielfältiges Programm, das sowohl unterhalten als auch belehren soll. So nimmt die Beliebtheit des Mediums in Deutschland schnell zu. Zahlen Anfang Dezember 1923 gerade einmal 476 Teilnehmer eine Rundfunkgebühr, sind es zwei Jahre später schon mehr als eine Million Menschen. Auch die Zahl der Sender wächst stetig.
Zur bewegten Geschichte des Radios gehören auch düstere Kapitel, insbesondere während der Zeit des Dritten Reichs, als es von den Nationalsozialisten als Propagandainstrument genutzt wird. Gleichzeitig ist das Radio aber auch bei schönen Ereignissen hautnah dabei - etwa als das Grundgesetz verabschiedet wird oder 1989 die Mauer fällt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Peter Zudeick: