Die Grand Dame des französischen Theaters Ariane Mnouchkine wird am 3.3.2024 85 Jahre alt. Seit 60 Jahren leitet sie das 1964 von ihr gegründete Pariser Theatre du Soleil.
Ich wünsche jedem Mädchen einen Vater, wie ich ihn hatte, erzählt Ariane Mnouchkine einmal. Er habe sie ermutigt, niemals auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sie nicht erreichen könne, was sie wolle. Der Vater, ein aus Russland emigrierter Filmregisseur, vermittelt seiner Tochter zudem Leidenschaft, Leistungsbereitschaft und Selbstvertrauen und schickt sie in die Welt.
Nach dem französischen Abitur geht Ariane Mnochkine zunächst zum Studium nach Oxford, dann auf eine Asienreise. Dort lernt sie das Nô und das Kabuki Theater kennen, den indischen Tanz, das Spiel mit Masken, Feuerspektakel und Massenszenen. Inspirationen für ihre späteren Inszenierungen. Denn nun steht fest: Die 25-Jährige will selbst Theater machen und gründet das "Théâtre du soleil". Die unkonventionelle Compagnie sorgt bald für Aufsehen: Sie spielen in einem Zirkuszelt, improvisieren auf der Bühne und leben als Kollektiv zusammen.
Der Durchbruch kommt 1970 mit dem Stück "1789". Das "Théâtre du soleil" ist mittlerweile in eine ehemalige Munitionsfabrik am Stadtrand von Paris gezogen. Gespielt wird auf fünf Bühnen, oft gleichzeitig – gemeinsam mit dem Publikum, das die Bevölkerung während der Revolution verkörpert. Theater als ein alle Sinne umfassendes Spektakel, das wird zum Markenzeichen von Ariane Mnouchkine. Ihre Themen sind immer hochpolitisch – von der Revolution bis zur Lage der Geflüchteten.
Sie selbst versucht ihr Theater so gerecht wie möglich zu leiten. Bis heute verdient jeder den gleichen Lohn, egal ob Direktorin, Maskenbildnerin oder Schauspielerin. 2019 wird Ariane Mnouchkine für ihr Lebenswerk mit dem Kyoto Preis geehrt, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Kunstschaffende weltweit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann: