Carl Schurz (geboren am 2.3.1829) Leben war abenteuerlich und einzigartig. Als Revolutionär von 1848 gelang ihm nach seiner Flucht aus Deutschland eine einmalige Karriere in den USA.
Carl Schurz, Lehrersohn als dem rheinischen Erftstadt, findet schon als junger Student Gefallen am Freiheitsgedanken. Zusammen mit seinem Bonner Professor Gottfried Kinkel beteiligt er sich 1848 und 1849 an der Revolution – und scheitert mit ihr. Einer drohenden Hinrichtung kann er durch eine spektakuläre Flucht entgehen. Später gelingt es ihm sogar, Kinkel aus dem Gefängnis zu befreien.
Zugleich wird Carl Schurz klar: Europa ist noch nicht reif für die Demokratie. So zieht es ihn auf die andere Seite des Atlantiks, wo weder Kaiser noch Könige regieren. Dort unterstützt er Abraham Lincoln und kämpft im Bürgerkrieg mit einer deutschstämmigen Truppe für die Befreiung der Sklaven. Danach nimmt seine politische Karriere so richtig Fahrt auf, erst als Senator, dann als Innenminister.
Carl Schurz stirbt 1906 in den USA als hoch verehrter Politiker. Ein Jahrhundert später sehen Historiker sein Wirken kritischer, vor allem im Hinblick auf seinen Umgang mit den indigenen Bewohnern und Zugeständnissen an die rassistische weiße Elite. Aufgrund dieser Debatte hat Bundespräsident Steinmeier im Mai 2022 eine Ehrung für Carl Schurz im Schloss Bellevue abgesagt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Reinartz:
- wie Carl Schurz nach der gescheiterten Revolution durch einen Abwasserkanal flieht,
- warum er Karl Marx nach einem persönlichen Treffen kritisch sieht,
- vom Treffen mit Abraham Lincoln bei einer Zugfahrt,
- wieso sich die historische Bewertung von Carl Schurz geändert hat.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Alex Burchard, Vorsitzender des Carl Schurz-Kreises in Erftstadt-Liblar
- Uwe Timm, Schriftsteller
- Julius Wilm, Historiker an der Universität Leipzig
- Rudolf Geiger: Der deutsche Amerikaner. Carl Schurz: Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Staatsmann. Gernsbach 2007
- Daniel Göske (Hg.): Lebenserinnerungen. Mit einem Essay von Uwe Timm. Göttingen 2015
- Dirk Kurbjuweit: Kein Held ist perfekt. War ein Deutscher daran schuld, dass indigene Stämme in den USA Schreckliches erleiden mussten? Der Bundespräsident hat ein Problem mit dieser Frage. In: "Der Spiegel" Nr. 20, 14.5.2022
- Julius Wilm: Jenseits der Legende vom guten Deutschen: Carl Schurz in den USA. In Geschichte der Gegenwart. April 2022
- Julius Wilm: Ein deutscher Revolutionär im Amt: Carl Schurz und der Niedergang der Minderheitenrechte in den USA der 1870er Jahre. Erscheint im Juli 2024.
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Michael Reinartz
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Thomas Bleul