Die provozierende und gewitzte Streitschrift des Franzosen Paul Lafargue wird 140 Jahre alt: Sind arbeitende Menschen dumm, weil sie sich ausbeuten lassen?
Geboren wird Paul Lafargue als Sohn einer gut situierten Familie aus Bordeaux mit karibischen und afrikanischen Vorfahren. Kritik an seiner Schrift "Das Recht auf Faulheit", die 1883 als Buch erscheint, geht mit persönlicher Diskriminierung einher. Selbst sein Schwiegervater Karl Marx nennt Lafargue den "Kreolen", der zu sehr "Naturkind" sei. Lafargue selbst ist stolz auf seine Wurzeln: Er vereine in sich "europäische Juden, versklavte Afrikaner und indigene Kariben" und sei schon "Internationalist des Blutes" gewesen, bevor er es auch ideologisch wurde.
Paul Lafargues politische Laufbahn beginnt im Studium in Paris. Dort widmet er sich mehr den sozialistischen Theorien als der eigentlich vorgesehenen Humanmedizin und avanciert zu einem der bedeutendsten Anführer des Sozialismus. Das von ihm 1883 ironisch propagierte "Recht auf Faulheit" nutzt er selbst nie. Zusammen mit seiner Frau Laura setzt er sich in England, Frankreich und Spanien für die internationale Arbeiterbewegung ein, was ihnen einige Exilaufenthalte beschert. In den1880er Jahre kehren Paul und Laura Lafarque nach Frankreich zurück und ihr Haus in der Nähe von Paris wird ein beliebter Treffpunkt – bis das Ehepaar 1911 gemeinsam freiwillig aus dem Leben scheidet. Obwohl der Entschluss als skandalös gilt, kommen 15.000 Trauergäste zur Beisetzung, die Trauerrede hält Lenin.
In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann: