Wie kommt es zur "Sündflut", die als Jahrtausend-Hochwasser in die Geschichte eingeht und vor dem sich auch der junge Beethoven in Bonn aus dem Fenster retten muss?
Im Sommer 1783 kommt es auf Island zu einem der größten und längsten, vor allem aber folgenreichsten Vulkanausbrüchen der jüngeren Erdgeschichte - mit Auswirkungen auch auf Deutschland. Neben Lava und Aschen treten fluor- und schwefelhaltige Gase aus, die in weiten Teilen der Welt nicht nur die Luft verpesten, sondern auch die Sonneneinstrahlung reduzieren.
In der Folge kommt es im Herbst 1783 in Mitteleuropa zu einer merklichen Abkühlung. Der folgende Winter wird eisig: In Heidelberg werden minus 30 Grad gemessen, Rhein und Neckar frieren zu. Und die Kälte nimmt kein Ende, selbst in Köln soll die Schneedecke eineinhalb Meter hoch sein. Viele Menschen frieren und hungern, denn ihnen gehen die Vorräte aus.
Im Februar kommt die Wärme zurück - allerdings viel zu schnell. Aschermittwoch 1784 kommt es zur "Sündflut": Schmelzwasser und Eisschollen bewegen sich erst langsam, dann immer schneller flussabwärts. Das Eis bildet immer größere Barrieren, Täler laufen voll Wasser, Häuser versinken in den Fluten.
Auch in Bonn sind die Schäden dramatisch. In der Bonner Altstadt liegt die Scheitelwelle bei 14,73 Metern. Sie erreicht schließlich in der Rheingasse 7 auch die im 2. Stock gelegene Wohnung der Familie van Beethoven. Über eine Leiter aus einem Fenster in den Hinterhof können sich die Eltern und ihre zwei Söhne gerade noch retten.
Ludwig van Beethoven, damals 13 Jahre alt, ist bereits bekannt als Konzertpianist. In welcher Gefahr er geschwebt hat, erfährt die Öffentlichkeit erst nach seinem Tod aus den 1838 veröffentlichten Aufzeichnungen des Vermieters der Familie.
In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck: