Wie kam es zum Abzug dieser gigantischen Armee aus Ostdeutschland, mit dem bis zur Wende niemand gerechnet hätte – und warum ist das heute noch wichtig?
Bis heute wird Michail Gorbatschow in Deutschland und den USA dafür gefeiert, dass er während der Wende die Panzer zurückgehalten hat. Dabei geht es dem Präsidenten der Sowjetunion weniger um die deutsche Einheit als um die Rettung seines eigenen Landes. Gorbatschow hofft, dass er durch eine neue Offenheit (Glasnost) und den Umbau des Systems (Perestroika) den Kern seines Imperiums bewahren kann.
Immerhin: Michail Gorbatschow ebnet den Weg für die deutsche Wiedervereinigung. Dazu gehört auch, dass die russischen Truppen möglichst schnell und reibungslos das Gebiet der ehemaligen DDR verlassen. Über Altlasten, Bodenverseuchungen und private Geschäfte der Russen mit Inventar wird dabei oft hinweggesehen.
Am 31. August 1994 ist es dann so weit. Fünf Jahrzehnte nachdem die sowjetische Armee das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches erreicht hat, verlassen russische Soldaten wieder Deutschland. "Sie gehen nicht als Besatzung, sie gehen als Partner, sie gehen als Freunde", sagt Bundeskanzler Helmut Kohl während der feierlichen Abschiedszeremonie in Berlin. Deutsche und Russen stünden jetzt am Anfang einer neuen guten Zusammenarbeit.
Der russische Präsident Boris Jelzin betont ebenfalls, er vertraue auf das vereinte, erneuerte Deutschland. Russland dürfe von Europa nicht abgekoppelt werden.
Ein Festakt voller Zuversicht für ein friedliches Miteinander beider Seiten. Doch es kommt anders, drei Jahrzehnte später, hat Wladimir Putin die Ukraine überfallen und es herrscht eisige Kälte zwischen Deutschland und Russland.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember: