Im Oktober 1963 muss Konrad Adenauer als Bundeskanzler abtreten. Er tut das höchst ungern: Das Regierungsamt hat den inzwischen 87-Jährigen lebendig erhalten.
14 Jahre lang ist er Bundeskanzler gewesen. Bei seinem Amtsantritt galten die Deutschen noch als die Schurken der Weltgeschichte, als Kriegstreiber. Mit ihm ist die Bundesrepublik eine verlässliche Demokratie geworden, fest eingebunden in die westliche Welt. Die Bundeswehr ist sein Kind, ein Teil seiner Machtstrategie. Und die Wirtschaft blüht.
„Der Alte“ machte Ludwig Erhard zum Wirtschaftsminister. Einen, bei dem dauernd die Zigarre glühte, das Symbol für Wohlstand. Ein Optimist und draller Genussmensch. Das gerade Gegenteil zum mageren knochentrockenen Adenauer. Auch politisch. Sie konnten sich nicht leiden. Nur der Erfolg verband sie.
Adenauers goldener Herbst als Kanzler wurde die Aussöhnung mit Frankreich. Dem jungen US-Präsidenten Kennedy misstraute er. Im Franzosen Charles de Gaulle fand er einen Partner, der ein Zusammengehen beider Länder forcierte. Adenauer hinterließ aber auch viele Baustellen. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen stand 1963 nur auf dem Papier. Eine wirksame Entspannung mit dem Ostblock kam erst lange nach ihm unter Willy Brandt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember: