Am 16. 12.1653 wird Oliver Cromwell als Lordprotektor vereidigt. Wie wurde aus dem engagierten Parlamentarier ein de facto diktatorischer Alleinherrscher?
Oliver Cromwell ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der britischen Geschichte. Einerseits stärkt er das Parlament, erarbeitet eine Verfassung mit einem bis heute geltenden Prinzip: der Gewaltenteilung. Andererseits aber ist er ein brutaler Kriegsherr, dem nicht nur gegnerische Soldaten, sondern auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer fallen.
Auf Cromwells Veranlassung enthaupten die Engländer 1649 ihren König Charles I. Mit dem Land verändert sich in der Folge auch Oliver Cromwell. Nachdem er am 16. Dezember 1653 als Lordprotektor vereidigt wird, entwickelt sich der leidenschaftliche Parlamentarier zum Alleinherrscher, ähnlich dem König, den er vorher bekämpft hat. Der Lordprotektor hat eine Rolle, die irgendwo zwischen der eines Königs und eines Präsidenten liegt.
Cromwells Regierungszeit währt nur kurz: Nach fünf Jahren stirbt er am 3. September 1658 mit 59 Jahren an Malaria, mit der er sich in Irland infiziert. Zu seinem Nachfolger bestimmt er seinen Sohn Richard. Der erweist sich aber für Regierungsgeschäfte ungeeignet, frönt stattdessen dem schönen Leben, ist verschuldet und setzt sich nach Frankreich ab. Das ist das Ende bürgerlicher Staatsoberhäupter in Großbritannien.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti: