Studs Terkel interessiert sich zutiefst für die Menschen, die er interviewt - egal ob Promi oder Kellnerin. Das macht ihn zu einem der profiliertesten Journalisten und Schriftsteller seiner Zeit. Am 31.10.2008 ist er gestorben.
Studs Terkel kommt in New York zur Welt, seine Eltern sind russisch-jüdische Einwanderer, ein Schneider und eine Näherin. Als er acht ist, zieht die Familie nach Chicago um.
Studs wird überzeugter Linker, was später noch Auswirkungen auf seine Karriere hat. Nach der Schule studiert er erst einmal Jura. Statt in einer Kanzlei schließt er sich mit mäßigem Erfolg einer Theatergruppe an. In den frühen 1930er-Jahren lernt er die Sozialpädagogin Ida Goldberg kennen.
In Sachen Arbeit wiederum findet Terkel durch Zufall seine Berufung, als seine Schauspieltruppe bei einem lokalen Radiosender zu Gast ist. Terkel ist begeistert. Das Radio hat sich gerade als Massenmedium etabliert. Ende der 1940er-Jahre kommt das Fernsehen dazu. Studs Terkel hat bald seine eigene Soap namens "Studs Place".
Aber die Fernsehkarriere ist nicht von Dauer. Die antikommunistische McCarthy-Ära erreicht in den USA ihre Blütezeit. Auch Studs Terkel gerät ins Visier des FBI, der aus seinen linken Ansichten keinen Hehl macht. Terkel landet auf der berüchtigten "Blacklist", die unliebsame Künstlerinnen und Künstler von der Arbeit in Film und Fernsehen ausschließt. Zwangsläufig konzentriert er sich wieder aufs Radio. Auf dem Sender WFMT in Chicago hat er ab 1952 seine eigene Interview-Sendung, "The Studs Terkel Program", die er 45 Jahre lang moderiert.
Mit Mitte Fünfzig beginnt Terkel, Oral History Bücher zu veröffentlichen. Darin dokumentiert er die Berichte von Zeitzeugen. Terkel nennt seine Methoe "Guerilla-Journalismus“. Das erste Buch, "Division Street America" zeichnet ein Panorama der Gesellschaft Chicagos Ende der 1960er-Jahre.
Es folgt ein Buch über die Zeit der großen Depression und 1974 dann Terkels wohl bekanntestes Buch: "Working". Darin spricht Terkel mit Menschen über ihre Arbeit und darüber, was sie ihnen bedeutet - vom Model bis zur Prostituierten.
Studs Terkel arbeitet weiter, veröffentlicht Gesprächssammlungen über Jugend, über den American Dream - mit 73 Jahren gewinnt er den Pulitzer-Preis für "The Good War", eine Sammlung von Protokollen über den zweiten Weltkrieg. Nach dem Tod seiner Frau befasst Terkel sich auch beruflich mit der Vergänglichkeit. Für "Gespräche über Leben und Tod" befragt er Menschen über ihren Blick aufs Sterben. Studs Terkel stirbt am 31. Oktober 2008, mit 96 Jahren. Sein Sohn Dan verabschiedet ihn mit den Worten, mit denen Terkel all seine Radiosendungen beendet hat: "Take it easy, but take it." - Nimm es leicht, aber nimm es!
In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer: