Am 7.10.1993 wird bekannt, dass Toni Morrison den Literaturnobelpreis erhält: eine Schwarze Schriftstellerin mit einer Sprache voller Musik.
Toni Morrison ist zwar keine zentrale Gestalt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren, aber sie ist als Schriftstellerin Sprachrohr der Afroamerikaner. Sie schreibt über ihre Community, über Menschen, die unter Diskriminierung und Rassenhass leiden und unter den Nachwirkungen der Sklaverei. Als Autorin durchbricht sie die gängigen Muster eines "literarischen Rassismus": Die erfolgreichen, gefeierten Schriftsteller sind allesamt weiß und männlich. Und somit sind auch die Themen der Bücher weiß und männlich. Morrisons Hauptfiguren sind meist Afroamerikanerinnen. Sie beschreibt ihr Empfinden, ihren Blick auf das Leben und führt weiße Leser so in eine unbekannte Welt, die bis dahin niemand beschrieben hatte.
Das Schicksal afroamerikanischer Kinder zieht sich durch ihr gesamtes literarisches Schaffen (wie etwa in "Menschenkind"). Auch afrikanische und afroamerikanische Mythen flicht Morrison immer wieder in ihre Texte mit ein ("Teerbaby"). Ihre poetische Kraft, die emotionale Tiefe ihrer Texte und das eindringliche Schildern menschlichen Scheiterns bringen ihr 1988 erst den Pulitzer-Preis ein und 1993 schließlich den Nobelpreis für Literatur.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen: