Im "Haus Vaterland" wird geklotzt statt gekleckert. Eröffnet am 31.08.1923 bietet Berlins Vergnügungstempel Platz zum tanzen, essen und in die Ferne schweifen - und das für jeden Geldbeutel.
In den 1920er-Jahren explodiert die Unterhaltungsindustrie. Plötzlich gibt es Radio, Schallplatte, Kino und Kabarett. Da trifft die Idee eines Gebäudekomplexes, der verschiedene Vergnügungen unter einem Dach anbietet, genau den Nerv der Zeit.
Zwölf Millionen Reichsmark investiert die Eigentümerfamilie Kempinski in den Umbau des ehemaligen UFA-Sitzes - vor allem für den riesigen Technikapparat hinter den Kulissen. Mit Erfolg: Haus Vaterland wird schnell ein prunkendes Wahrzeichen des neuen Berlin. Selbst als nur ein Jahr nach der Eröffnung die Weltwirtschaftskrise das Land erschüttert, kommen die Gäste weiter.
Haus Vaterland steht noch bis 1976, dann wird es abgerissen. Es muss einer Stadt-Autobahn weichen, die nie gebaut wird.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
- Wie viel Wahrheit in Geschichten wie "Babylon Berlin" steckt
- Wie sich Berlin in den "Goldenen Zwanzigern" verändert
- Was das "Haus Vaterland" so erfolgreich macht - obwohl ihm oft Kitsch vorgeworfen wird
- Wie es der jüdischen Eigentümerfamilie unter der Naziherrschaft ergeht
- Wie es mit dem einstigen Vergnügungstempel zu Ende geht
Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:- Historikerin Prof. Dr. Vanessa Conze
- Vanessa Conze: Haus Vaterland (2021)
- Siegfried Kracauer: Die Angestellten (2021)
- "Ach wie gut schmeckt mir Berlin" - Französische Passanten im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre (2010)
- Zeitschrift Stadtbaukunst, Jahrgang IX, Nr. 8, 20.11.1928
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Redaktion: David Rother