Wilhelm II. ist politisch reaktionär und kulturell rückwärtsgewandt - er trägt Mitverantwortung für den Ersten Weltkrieg; doch moderne Technik fasziniert ihn sehr.
Die Regierungszeit von Wilhelm II. ist eine Zeit großer Erfindungen auf zahlreichen Gebieten. Die Eisenbahn, der Verbrennungsmotor, Flugzeug, Hubschrauber, Maschinengewehr oder der Reißverschluss sind nur einige davon.
Diese Welt im Umbruch dringt schon in Wilhelms Kinderstube, zunächst in Form von Kriegsspielzeug. Technik in jeder Form fasziniert ihn, auch die Glasbläsereien und Kohlebergwerke, in die ihn sein Erzieher Georg Ernst Hinzpeter mitnimmt.
Das Praktische, Handfeste ist sein Ding. Wenig anfangen kann er dagegen mit allem Musischen, Theoretischen, klagt Erzieher Hinzpeter: Wilhelm fehle "jede philosophische, höhere, ins Innere gehende Begabung [...]. Er hätte Maschinenbauer werden sollen!"
Kulturell ist Wilhelms Geisteswelt geprägt von Traditionalismus und reaktionären Ideen. Moderne Literatur verachtet er, moderne Kunst ist ihm ein Graus - wie übrigens der Mehrheit der Deutschen. Von den gesellschaftlichen Umwälzungen und Verwerfungen der Moderne will er nichts wissen. Auch wenn die oft genau durch jenen rasanten technischen Wandel hervorgerufen werden, den er so sehr feiert und fördert.
In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog: