258 avsnitt • Längd: 40 min • Veckovis: Söndag
Die F.A.Z.-Redakteure Maria Wiesner, Fridtjof Küchemann, Kai Spanke und Paul Ingendaay stellen im Bücher-Podcast der F.A.Z. ausgewählte Neuerscheinungen und Klassiker der Literatur vor. Sie sprechen mit Schriftstellern, Übersetzern und anderen Experten des Literaturbetriebs und beschäftigen sich mit den Eigenheiten des literarischen Lebens und Lesens.
Jeden Sonntag erscheint eine neue Episode. Einmal im Monat wird ein Literaturrätsel gestellt und unter den Einsendern der richtigen Lösung ein Buch verlost. Viel Spaß beim Mitmachen!
Die E-Mail-Adresse für Anmerkungen, Nachfragen, Lob und Kritik: [email protected]. Der Bücher-Podcast auf Instagram: @fazbuecher.
Alle Folgen können jederzeit hier angehört werden: https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-buecher-podcast
The podcast F.A.Z. Bücher-Podcast is created by Frankfurter Allgemeine Zeitung. The podcast and the artwork on this page are embedded on this page using the public podcast feed (RSS).
Seit Herbst 2019 gibt es den Bücher-Podcast der F.A.Z., seit Sommer 2022 wird er moderiert von Maria Wiesner, Paul Ingendaay, Kai Spanke und Fridtjof Küchemann. Das ist schon eine ganze Weile. Trotzdem haben die vier noch nie zusammen im Studio gesessen, um über Bücher zu reden. Das ist jetzt anders. Um ihre Lieblingsbücher des Jahres geht es in dieser Episode, um Titel, die sie 2024 überrascht haben, beschäftigt haben, innehalten ließen. Vier Podcaster, vier Bücher, eher als ganz persönlicher Jahresrückblick gedacht denn als Geschenkempfehlung. Obwohl …
Alan Moores Roman „Jerusalem“ auf der Website des Carcosa Verlags
Joseph Conrads „Nostromo“ auf der Website des Manesse Verlags
„Unser Mann in Costaguana“: Paul Ingendaay über Joseph Conrads neu übersetztes Meisterwerk
Joachim Meyerhoffs „Man kann auch in die Höhe fallen“ auf der Website von Kiepenheuer & Witsch
„Narr, Engel und Magier in einem“: Oliver Jungen über Joachim Meyerhoffs Pointenfeuerwerk
„Das kleinste gemeinsame Vielfache“ von Pirkko Saisio auf der Website des Verlags Klett-Cotta
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Es ist eine gänge, auch unter Naturschützern verbreitete Vorstellung, dass Wälder dann gesund sind, wenn ihre Bäume dicht gedrängt stehen und vom Menschen unangetastet bleiben. Der Dokumentarfilmer Jan Haft widerspricht: „Erst das ständige Stören, das Zurückdrängen, selbst wenn es nur periodisch oder gar unregelmäßig auftritt, sorgt für biologische Vielfalt. Sobald die ‚Katastrophe‘ über den Wald hereinbricht, explodiert das Leben. Dann werden die Lebensgrundlagen für ein Maximum an Arten geschaffen, nicht nur für jene, die wir gemeinhin als Waldarten bezeichnen.“
In seinem Buch „Unsere Wälder“ plädiert Jan Haft dafür, die Landschaftspflege mit Hausrind- und Pferderassen auszuweiten. Denn der Umstand, dass heute „weniger Herbivoren in unseren Naturschutzgebieten leben, als dort von Natur aus vorkämen, ja vorkommen sollten“, hat dramatische Folgen für Pflanzen, Pilze und Tiere. Mit Waldweiden, also einer Mischung aus Wildnis und Nutzlandschaft, wäre nicht nur Flora und Fauna geholfen, sondern auch dem Klima. Warum das so ist, erläutert Jan Haft in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
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Das erste Mal, so hieß es vor zwei Wochen, wird in diesem Weihnachtsgeschäft der Lippenstift das Buch als beliebtes Geschenk überholen. Platz eins: Geschenkgutscheine. Zwei: Spielwaren. Dann Kosmetik- und Körperpflegemittel vor Bücher und Schreibwaren. Zumindest in Hessen.
Da muss man doch was tun! Dabei ist das Bücherschenken ja keine ganz einfache Sache: Manche der Liebsten, denen man ja gern ein Buch zu Weihnachten schenken würde, sind echte Härtefälle. Sie lesen eigentlich gar nicht oder haben in diesem Jahr – wenn das überhaupt geht – fast schon zu viel gelesen. Sie wollen mit der Gegenwart gerade nicht so viel zu tun haben oder wirken fast ein bisschen denkfaul, sie müssten zum Nachdenken gebracht werden, sie müssten sehen, auf wessen Schultern wir Zwerge der Gegenwart so sitzen, oder dringend von einer schöneren Zukunft erzählt bekommen.
Welche Tipps haben Bücherkenner im Feuilleton der F.A.Z. für Härtefälle wie diese? In dieser Folge halten wir Kolleginnen und Kollegen das Mikrophon unter die Nase und fragen nach Empfehlungen. Zum Schluss gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, dazu die Lösung des Rätsels aus dem November 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Unwiederbringlich“ von Theodor Fontane auf der Website des Aufbau-Verlags
„Über Liebe und Magie – I Put a Spell on You“ von John Burnside auf der Penguin-Website
Dave Hunters „Fender Stratocaster 70 Years“ auf der Quarto-Website
„Die Quellen“ von Marie-Helene Lafon auf der Website des Atlantis Verlags
„Völlig losgelöst von der Erde“: Sandra Kegel über Samantha Harveys „Umlaufbahnen“
„Mein gelbes U-Boot“ von Jón Kalman Stefánsson auf der Website des Piper-Verlags
„Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy“ von Eoin Colfer auf der Website von Gulliver
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„Wer hat Angst vor dem Ulysses? Die meisten, leider.“ Mit diesem Satz hat Fritz Senn vor vielen Jahren auf ein Grundproblem beim Lesen schwieriger Bücher hingewiesen: unsere Angst, etwas nicht zu verstehen, unser Strammstehen vor dem berühmten Kunstwerk. Deshalb geht es diesmal im Bücher-Podcast nicht um ein einzelnes Buch, sondern um eine ungewöhnliche Form, älteren Büchern einen Platz im eigenen Leben zu geben. Genauer: bestimmte Bücher nicht nur zu lesen, sondern wiederzulesen, auseinanderzunehmen und sie so tiefer zu verstehen, am besten sogar in einer Gruppe Gleichgesinnter. Früher machte man so etwas mit der Bibel, und manche tun es immer noch. Dahinter steht die Annahme, dieses Buch sei unerschöpflich und müsse jeden Tag aufs Neue gedeutet werden, weil auch unsere Gedanken und Empfindungen jeden Tag neu sind.
Unter den Klassikern der Moderne gibt es einen, dessen Bücher so originell, so genau gearbeitet und so hingebungsvoll mit sinnvoll zusammenhängenden Details gefüllt sind, dass man seine Leser bisweilen als „Gemeinde“ bezeichnet. Die Rede ist von James Joyce und seinem berühmtesten Buch, „Ulysses“, das 18 Stunden im Leben des Anzeigenakquisiteurs Leopold Bloom am 16. Juni 1904 in Dublin beschreibt. Für diese Gemeinde gibt es einen Wallfahrtsort: die James Joyce Foundation in Zürich. Der Bücher-Podcast ist diesmal in die Schweiz gereist, schaut sich unter den Bücherschätzen der Stiftung um und spricht mit Fritz Senn, dem langjährigen, heute 96 Jahre alten Direktor, sowie mit dem neuen Geschäftsleiter Martin Mühlheim.
„Ulysses“ von James Joyce, übersetzt von Hans Wollschläger, ist im Suhrkamp Verlag erschienen. Besonders empfehlenswert zum Einstieg: der Erzählband „Dubliner“, der in verschiedenen guten Übersetzungen vorliegt.
„Bist du für eine Midlife-Crisis nicht ein bisschen zu alt?“ Jeder Mann über fünfzig hört so etwas gern, und auch John wird sich gefreut haben, als Fiona ihn das, kaum haben sie sich wiedergesehen, 35 Jahre nach dem gemeinsamen Studium, auf den Kopf zu fragt. „Oder was für eine Sinnkrise hast du?“
Aber John ist in John von Düffels neuem Buch „Ich möchte lieber nichts. Eine Geschichte vom Konsumverzicht“ nicht den ganzen Weg von Berlin nach Edinburgh gereist, um sich von der altbekannten Direktheit seiner Gesprächspartnerin vor den Kopf stoßen zu lassen. Schließlich weiß er noch fast jeden Satz, den Fiona damals im gemeinsamen Philosophiestudium gesagt hatte. Schließlich hat er, wie er später im Buch feststellt, das Wenige, was er an seinem Leben ändern konnte, mit einem Bild von ihr im Sinn verändert.
Stimmt: „Ich möchte lieber nichts“ ist eine Geschichte vom Konsumverzicht, und das ist schon interessant genug, aber es ist nicht alles. Das Buch ist über weite Strecken ein philosophischer Dialog, es ist eine Selbstbefragung, ein Buch über Fragen, wie man sie sich jenseits der Fünfzig stellt, und den verklärten Blick auf die eigene Jugend, ein Buch über die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, über Fragen des Für-sich-Seins und des Miteinanders, aber auch ein Buch über Klassenunterschiede, Ausgrenzung und erzwungene Unabhängigkeit, ein Buch über die Wut, das nicht zuletzt. Und eine Poetik. Oder Prosaik, schließlich ist es ja kein Gedicht.
Mitte des Monats ist „Ich möchte lieber nichts“ von John von Düffel bei DuMont erschienen, und John von Düffel ist diesmal Gast im Bücher-Podcast. Nach dem Gespräch gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung des Rätsels aus dem Oktober 2024, und Hinweise auf den Gewinner oder die Gewinnerin, ausgelost unter den richtigen Einsendungen.
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„Je mehr Jahre verstreichen, während wir darauf hoffen, dass es beruflich vorangeht, wir eine Partnerin finden oder endlich etwas mehr zur Ruhe kommen, umso stärker wird die Zeitlichkeit unseres Lebens als Endlichkeit spürbar. Es wird uns deutlich, dass wir nicht ewig Raum haben, das umzusetzen, was wir eigentlich wollten und vielleicht immer noch ersehnen. Insofern ist die Mitte des Lebens auch besonders anfällig für Bedauern und Reue: Was sich in jungen Jahren stets auf später verschieben ließ, muss man sich ab einem bestimmten Punkt vielleicht definitiv abschminken.“
Nicht wirklich ermutigend, was Barbara Bleisch in ihrem Buch „Mitte des Lebens“ schreibt. Gleichwohl kein Grund, zu verzagen. Denn auf der anderen Seite werde das Leben mit zunehmendem Alter nicht nur brüchiger, sondern auch „tiefer und kostbarer“. Worin aber besteht diese Kostbarkeit? Und überhaupt: Wann erreicht man eigentlich die Mitte des Lebens? In dieser Folge des Bücher-Podcasts spricht Barbara Bleisch darüber, was es bedeutet, den Moment bewusst wahrzunehmen, wie man Souveränität und Unabhängigkeit einübt, was sie heute anders sieht als früher – und warum sie sich gut vorstellen kann, mit der Vogelbeobachtung zu beginnen.
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Was ist real, was ist Illusion? Lässt sich das eine überhaupt sinnvoll vom anderen trennen? Und was bedeutet das für die Identität eines Menschen? Die Frage ist zentral für das literarische Schaffen E.T.A. Hoffmanns, der bald nach seinem Tod 1822 in Deutschland als „Gespenster-Hoffmann“ verfemt, in Frankreich hingegen für seine romantische Phantasie gefeiert wurde.
Als Assessor und Regierungsrat, als Gesangslehrer, Musikdirektor und Dekorationsmaler am Theater, als Schriftsteller, als Komponist, Zeichner und Maler hat E.T.A. Hoffmann in Posen, Warschau, Bamberg, Dresden und Berlin für Aufsehen gesorgt. Ein Abend im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main zeichnete am 10. September 2024 ein vielschichtiges Bild seines Lebens und Werks. Heiko Raulin hat ausgewählte Texte von und über E.T.A. Hoffmann gelesen, Tilman Spreckelsen sie eingeordnet.
Programmübersicht auf der Website des Freien Deutschen Hochstifts
„Das Gelächter des Teufels“: Hubert Spiegel zur Resonanz von E.T.A. Hoffmann in Frankreich
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Immer, wenn es ein bisschen eng wird - so heißt es in einem früheren Buch über den Krimnaldirektor a. D. Manz -, drückt sein Blick drei Dinge aus: „Ruhe. Interesse. Geduld.“
Kann man es schöner sagen, wenn es um einen Ermittler geht, der ein langes Leben hinter sich, aber noch alle seine Sinne beisammen hat? Die alten Fälle verfolgen ihn, sie gehen ihm nach, sind in seinem Inneren auf ewig unabgeschlossen, solange es noch etwas zu grübeln gibt, und so vermischen sie sich mit der Gegenwart eines Berliner Rentners, der stramm auf die Achtzig zugeht, gelegentlich seine drei Töchter sieht und alte Freunde zum Rudern trifft.
Das also ist Manz, die Figur, welcher der Schriftsteller Matthias Wittekindt nun schon den fünften Roman gewidmet hat. „Hinterm Deich“ blendet zurück in die Lehrzeit des Neunzehnjährigen, der an der deutschen Nordseeküste seine unaufdringliche Verhörtechnik entwickelt und einen aufmerksamen Blick für die Lebensrealität seiner Gesprächspartner hat. Man könnte auch sagen: Hier formt sich ein Mann. Im Gespräch frage ich nach der Herkunft dieser erstaunlichen Figur, nach den Lektüren des Autors und seinen Überlegungen zur Essenz des Kriminalromans, sofern er mehr leisten soll, als eine Leiche und einen Täter zu liefern. Denn der literarische Kriminalroman fahndet nach einem größeren Sinn, und manchmal erwischt er tatsächlich die Wirklichkeit des Lebens.
„Hinterm Deich“ von Matthias Wittekindt ist erschienen im Kampa Verlag, hat 302 Seiten und kostet 19,90 Euro.
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„Männertoll“ soll Uta Lohtner sein. So heißt es über die Verkäuferin und junge, alleinstehende Mutter aus dem Erzgebirge Anfang der Siebzigerjahre in einem Text, der sich liest wie ein Protokoll: hölzern, mit geschwärzten Balken, wo man Namen vermutet, ein Stasi-Protokoll vielleicht. Es geht erkennbar darum abzuschätzen, wie diese junge Frau einzusetzen wäre. Zu nutzen wäre. Auszunutzen wäre.
In seinem Debütroman „Was du kriegen kannst“ erzählt Clemens Böckmann Utas Geschichte. Von einer Frau, die gern ausgegangen ist und offen war für die Idee, zu den internationalen Messen in Leipzig Männer kennenzulernen, die nicht aus der DDR oder sozialistischen Bruderländern kamen, sondern aus dem Westen. Und ihr anfangs Geschenke machten, mehr nicht. Von einer Frau, die, so muss man es lesen, von der Stasi Schritt für Schritt in die Prostitution und – als IM „Anna“ – in die Observation von Männern geführt wurde, denen sie gefallen hat. Deren Leben, so muss man das sagen, von der Stasi zerstört worden ist.
Gerade ist „Was du kriegen kannst“ von Clemens Böckmann im Hanser Verlag erschienen, und Clemens Böckmann ist diesmal zu Gast im Bücher-Podcast. Außerdem gibt es wie immer ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung des Rätsels aus dem September 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin, ausgelost unter den richtigen Einsendungen.
„Was du kriegen kannst“ von Clemens Böckmann auf der Website des Hanser-Verlags
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In modernen Demokratien ist ziviler Ungehorsam, argumentiert die Rechtsphilosophin Samira Akbarian, nicht nur eine Regelverletzung und damit etwas Undemokratisches, sondern im Gegenteil eine Art der Interpretation der Verfassung neben dem geltenden Recht und damit auch eine Praxis, die eine Demokratie braucht.
„Recht brechen“ hat die Autorin ihre, so der Untertitel, „Theorie des zivilen Ungehorsams“ genannt. Im Gespräch mit Kira Kramer stellt sie ihr Buch am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Samira Abkarians „Recht brechen“ auf der Website des Verlags C.H. Beck
„Auf Biegen und Brechen“: Joseph Hanimann rezensiert Samira Abkarians „Recht brechen“
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Im Miteinander schütten wir Oxytocin aus. Es hemmt die Stresshormonfreisetzung, wirkt antientzündlich und antioxidativ. Vor allem aber lenkt es unsere Aufmerksamkeit auf soziale Reize, es steigert die Motivation, sich mit anderen Menschen zu beschäftigen, sie zu verstehen, verstanden werden zu wollen.
Im Gespräch mit Kim Maurus stellt die Neurobiologin Nicole Strüber ihr neues Buch „Unser soziales Gehirn − Warum wir mehr Miteinander brauchen“ am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor und erklärt, warum Oxytocin als Nasenspray keine gute Idee ist und welche dunkle Seite das Sozialhormon hat.
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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In seinem Verlag sei er offenbar für die dunklen Seiten der Geschichte zuständig: So kam es Michael Sommer vor, als C.H. Beck ihn um ein Buch zur Ermordung des römischen Imperators bat. Im Gespräch mit Jannis Koltermann stellt der Historiker „Mordsache Caesar – Die letzten Tage des Diktators“ am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor. Er schildert, warum zumindest aus der Rückschau alles auf diesen einen Tag im März 44 vor Christus hinauszulaufen scheint, warum in diesem Mord eine ganze Epoche kulminiert und weshalb er lieber Bücher wie dieses schreibt, statt für sein Institut Drittmittelanträge zu verfassen.
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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Mit seiner „Kritik der großen Geste“ habe der Soziologe Armin Nassehi, so hält es Gerald Wagner in seiner Rezension des Buchs mit dem Untertitel „Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken“ in der F.A.Z. fest, „ganz ausdrücklich kein akademisches Buch vorgelegt. Es kommt fast ganz ohne Zitate und Literaturverweise aus, stattdessen entfaltet sein Autor sein soziologisches Argument in Form eines engagierten Essays. Weit ausholend, manchmal etwas mäandernd in der Variation seines Arguments, stellenweise auch polemisch.“
Es sei ja nicht so, dass sich in unserer Gesellschaft nichts ändert, sagt der Soziologe Armin Nassehi im Gespräch mit Ralph Bollmann am Stand der Frankfurter Allgemeinen auf der Buchmesse, aber auch disruptiv Gedachtes müsse sich im Alltag bewähren und restabilisieren.
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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„Es ist ein autobiographischer Roman, fiktional verarbeitet“, sagt Sabin Tambrea, „es ist die Fluchtgeschichte meiner Familie. In einer Zeit, wo ich beobachte, wie sehr kalt mit Zahlen um sich geworfen wird, mit denen geflohene Menschen beschrieben werden, und wo immer mehr die individuelle Geschichte dahinter einfach keine Bedeutung hat, war es mir ein großes Bedürfnis, hinter unserer Zahl die absolut intime und individuelle Geschichte unserer Flucht zu erzählen und hoffentlich dadurch ein wenig Empathie in der Gesellschaft da draußen zu wecken dafür, was es bedeutet, seine Heimat zu verlassen, die Familie so zu verlassen, dass man denkt, man sieht sie niemals wieder, den Beruf zu verlassen, einfach komplett die Sozialisation aufzugeben, für die Hoffnung, in einem anderen Land ein Leben in Freiheit führen zu dürfen.“ Im Gespräch mit Maria Wiesner stellt der Schauspieler und Schriftsteller sein Buch „Vaterländer“ am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor.
„Vaterländer“ von Sabin Tambrea auf der Website des Verlags Gutkind
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„Eine mal halluzinierende, mal dozierende Erzählung über das Gewalterbe des Kolonialismus zwischen Großbritannien, Indien und Deutschland, zwischen gestern und heute, mitten drin: die gestaltwandelnde Drehbuchautorin Durga aus NRW“: So hat Tobias Rüther Mithu Sanyals Roman „Antichristie“ Mitte September in der F.A.S. beschrieben. Jetzt ist Mithu Sanyal an den Buchmessestand der Frankfurter Allgemeinen gekommen, um im Gespräch mit dem Literaturredakteur ihr neues Buch vorzustellen. Um die Buchmesse, den Stress der Buchpreis-Shortlist, das grausame Spektakel in Klagenfurt, Popkultur und die Vorzüge von Genre-Literatur geht es noch dazu.
„Antichristie“ von Mithu Sanyal auf der Website des Hanser-Verlags
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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In „Warum du schweigst“ bekommt Lenas Fußballmannschaft, bis dahin mäßig erfolgreich, einen neuen Trainer, und auf einmal startet sie durch. Lena wird Kapitänin des Teams. Und sie verändert sich. Zumindest Tim, ein Freund, in sie verliebt, versteht sie nicht mehr. Sie will mit dem Fußball aufhören, aber sie will nicht erzählen, wieso. Ihr Trainer hat sie vergewaltigt. In seinem neuen Jugendroman erzählt Martin Schäuble über Missbrauch im Jugendbreitensport.
Zunächst allerdings geht es im Gespräch mit Tilman Spreckelsen am Stand der F.A.Z. auf der Buchmesse um eine aktualisierte Neufassung seines Buchs „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser – Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben“, und Martin Schäuble erzählt, worin sich die Schulveranstaltungen, zu denen er mit diesem Buch eingeladen wird, von den Abendprogrammen mit Erwachsenen unterscheiden.
Martin Schäubles Jugendroman „Warum du schweigst“ auf der Website des Verlags Fischer Sauerländer
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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Eine Familie verliert die siebzehn Jahre alte Tochter: Wie kam Daniela Krien darauf, sich eine solche Geschichte vorzunehmen? Was hat es mit ihr beim Schreiben gemacht? Immerhin ist kaum vorstellbar, als dass man es beim Schreiben selbst traumatisch erlebt. Im Gespräch mit Sandra Kegel stellt die Schriftstellerin ihren neuen Roman „Mein drittes Leben“ am Stand der Frankfurter Allgemeinen auf der Buchmesse vor. Daniela Krien erzählt von einer Stadt voller weißer Fahrräder, von der Schwierigkeit, als Eltern eines gestorbenen Kindes gemeinsam zu trauern, und vom intensivsten aller ihrer Schreibprozesse.
Daniela Kriens Roman „Mein drittes Leben“ auf der Website des Diogenes-Verlags
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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Warum nennt er Gleichheit als großes Thema seiner politischen Bemühungen? Wie war es, einst mit Unionspolitikern Sondierungsgespräche im Bund zu führen? Was führte zu seinem Abschied von der Fraktionsspitze der Grünen im Bundestag? Und warum hat die ehemalige Bundeskanzlerin, die er einst der Unaufrichtigkeit bezichtigte, bei seinem Abschied aus dem Parlament sprechen sollen? Im Gespräch mit Ralph Bollmann stellt Jürgen Trittin seine politische Autobiographie „Alles muss anders bleiben“ am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor. Dabei antwortet er auch auf unbequeme Fragen.
Das Programm am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse 2024
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In „Die Gesellschaft der Singularitäten“, seinem Theoriebestseller aus dem Jahr 2017, habe er sich mit der „Gewinnerseite des Modernisierungsprozesses“ befasst, jetzt solle es um die Schattenseite gehen, schreibt der Soziologe Andreas Reckwitz in der Einleitung seines neuen Buchs „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“. Das von ihm geschilderte Problem: Während den Menschen Fortschritt als Weg in einer bessere Zukunft versprochen wird, erleben sie eine gleich ganze Reihe von Verunsicherungen: Einstige Selbstverständlichkeiten stehen in Frage, die Arbeitswelt, die Umwelt, die Gesellschaft ändern sich drastisch. Verlusterfahrungen scheinen ebenso zu wachsen wie Verlustängste.
Wie lässt sich das erklären? Und was lässt sich daraus lernen? Andreas Reckwitz ist mit seinem Buch „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ zu Gast am Buchmesse-Stand der F.A.Z. Sein Gespräch mit Patrick Bernau als Sonderfolge im Bücher-Podcast.
„Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ von Andreas Reckwitz auf der Website des Suhrkamp-Verlags
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Es beginnt wie ein Essay und wir dann richtiggehend lyrisch. Man könnte es für ein Langgedicht halten oder für einen Fußnotenroman. In Zeiten des Online-Datings und der Kurznachrichten möchte dieses Buch sprachkritisch ergründen, wie wir über Liebe kommunizieren, wie der Moment des Sich-Verliebens über SMS funktioniert. Und eine Liebesgeschichte erzählt Elke Schmitter in „Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch“ auch. Darauf vertrauend, dass Erwachsene bei diesem Hinweis nur davon ausgehen können, dass es sich um eine letztlich gescheiterte Liebe handelt. Im Gespräch mit Jan Wiele stellt Elke Schmitter ihren „Einbildungsroman“ – so der Untertitel – am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor.
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Mitte März 1990 haben zwei als Polizisten verkleidete Verbrecher die Nachtwächter des Isabella Stewart Gardner Museum in Boston in den Keller gesperrt und Kunstwerke im Wert von etwa 500 Millionen Dollar mitgenommen. In ihrem Roman „Kommando Ajax“ lässt Cemile Sahin einige dieser Werke wieder auftauchen, bei einem Geschäftsmann, in dessen Räumen ein korpulenter Dachdecker und Amateurmaler auf sie stößt.
Ali findet nichts dabei, ein paar der Gemälde mitzunehmen und dafür ein paar eigene dazulassen. Bei Cemlia Sahin fließen Kunstraub- und Fluchtgeschichte, Familien- und Mediengeschichte ineinander. Im Gespräch mit Julia Encke stellt sie ihr Buch am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor.
„Ali oder nichts“: Niklas Maak rezensiert Cemile Sahins Roman „Kommando Ajax“
Cemile Sahins Roman „Kommando Ajax“ auf der Website des Aufbau-Verlags
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Von außen sieht das Leben von Marie-Claire und Anahita super aus: Die beiden Frauen um die vierzig sind gut ausgebildet und beruflich erfolgreich, dabei Single und, ohne dass sie sich je dafür entscheiden hätten, kinderlos. Die Frage, ob sie das noch ändern können, stellt beide unter enormen Druck. Als sie selbst gerade vierzig wurde, erzählt die Schriftstellerin Jackie Thomae im Gespräch mit Andrea Diener am Buchmessestand der F.A.Z., hätte sie nicht darüber schreiben können. Aber sie habe gespürt, dass diese Zeit ihre großartigen Seiten hat, sie sie nur nicht genießen konnte. Jetzt hat ihr neuer Roman „Glück“ genau diese Lebensphase zum Thema. Und eine Pille, mit der sich Frauen in dieser Situation Zeit kaufen können.
Jackie Thomaes Roman „Glück“ auf der Website des Claassen-Verlags
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Wo in den Sechzigerjahren die Karl-May-Filme gedreht wurden, brach dreißig Jahre später der zweite Teil der jugoslawischen Zerfallskriege aus: Als Clemens Meyer vor sechzehn Jahren auf einer Reise im Velebit-Gebirge davon erfuhr, war dem Schriftsteller klar, dass er daraus etwas machen musste. Und es war ihm klar, dass es einer großen Erfindungskraft bedürfte. Jetzt ist der neue Roman des Leipziger Schriftstellers, „Die Projektoren“, erschienen. Im Gespräch mit Andreas Platthaus stellt der Autor sein mehr als tausend Seiten starkes Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
„Opfer und Helden zugleich“: Andreas Platthaus rezensiert Clemens Meyers Roman „Die Projektoren“
Clemens Meyers Roman „Die Projektoren“ auf der Website des Verlags S. Fischer
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Juno ist Tänzerin, Jupiter an Multipler Sklerose erkrankt und mehr und mehr bewegungsunfähig, ein vielfach gestürzter Gott, doch noch immer vergöttert von Juno. Auch wenn sie des Nachts, weil die Krankheit ihres Mannes kein gemeinsames Schlafen mehr erlaubt, im Nachbarzimmer mit anderen Männern chattet: Für ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ hat Martina Hefter am Montagabend den Deutschen Buchpreis 2024 erhalten. Jetzt stellt sie ihn im Gespräch mit Andreas Platthaus am Stand der F.A.Z. auf der Buchmesse vor.
Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ auf der Website von Klett-Cotta
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In einem Laienchor in Stuttgart treffen sie sich nach der Corona-Pandemie wieder Woche für Woche: Frauen aus drei Generationen, von denen jede ihr Lieblingslied zum Repertoire beitragen darf. Wenn sie sich traut, es preiszugeben. Anna Katharina Hahn porträtiert sie in ihren Stärken und Schwächen, ihren Gefühlen, ihrer Sensibilität und ihrer Gnadenlosigkeit. Im Gespräch mit Patrick Bahners stellt die Autorin ihren neuen Roman am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor.
„Alice, die Sängerin“: Patrick Bahners rezensiert Anna Katharina Hahns Roman „Der Chor“
Anna Katharina Hahns Roman „Der Chor“ auf der Website des Suhrkamp Verlags
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Die Frankfurter Buchmesse öffnet ihre Tore. Und wen man auch fragt, was wohl in diesem Jahr die großen Themen sein werden: Ein Stichwort fällt immer – New Adult. So heißt ein Buchsegment mit zumeist Romanen für junge Erwachsene, das sich in letzter Zeit großer Beliebtheit erfreut. So großer Beliebtheit, dass die Veranstalter der Buchmesse dem Phänomen diesmal gleich eine ganze Halle freigeräumt haben.
Eine, die das Phänomen besonders gut kennt, ist Kathinka Engel. Sie hat Literaturwissenschaften studiert, für eine Literaturagentur gearbeitet, für ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wichtiger aber noch: Sie schreibt auch selbst New-Adult-Romane. Gerade ist „Words Unspoken“ erschienen, der erste Teil ihrer neuen „Badger Books„-Reihe, Ende November folgt mit „Pages Unwritten“ der zweite Teil. Vor dem Start in den Messerummel haben wir mit Kathinka Engel gesprochen – über ihr Schreiben, ihre Bücher, das Phänomen und die Messe.
„Words Unspoken“ von Kathinka Engel auf der Website von Everlove
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„Alt werden, das möchten wir, aber alt sein und Unterstützung von anderen benötigen, das eher nicht. Pflegen, das hat in unserer Gesellschaft etwas Tabu- und Schambehaftetes, es bringt Bilder von hilflosen, gebrechlichen Menschen auf – und schürt oft die Angst vor dem Verlust der Selbstbestimmung, der Intimsphäre und auch der Würde sowie vor Schmerz und Leid.“ Das schreibt die Journalistin und Podcasterin Peggy Elfmann in ihrem Buch „Meine Eltern werden alt“. Darin erinnert sie sich an ihre Mutter, die vor dreizehn Jahren die Diagnose Alzheimer erhielt und im Januar gestorben ist. Aber genauso rekapituliert sie, wie ihr Vater und ihr Bruder mit der Situation umgegangen sind.
Das Buch richtet sich an Menschen, deren Angehörige im Alter Hilfe benötigen. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Täglich kommen 900 Neuerkrankungen hinzu. Die meisten Pflegebedürftigen werden zu Hause umsorgt, wobei es mit Hygienemaßnahmen nicht getan ist. Arzttermine müssen organisiert, Einkäufe gemacht, Medikamente gestellt, Stolperfallen in der Wohnung aus dem Weg geräumt werden. Hinzu kommen rechtliche Belange. Wer erklärt einem zum Beispiel den Unterschied zwischen Vorsorgevollmacht, Patienten- und Betreuungsverfügung? Und wo findet man als Angehöriger Trost? Peggy Elfmann schreibt nicht nur über ihre Familie, sondern sie gibt auch Tipps, die dem Leser dabei helfen sollen, den alten Eltern zur Seite zu stehen. Über einige ihrer Ideen spricht sie in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
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Man muss nicht immer über den Niedergang des Lesens lamentieren oder den Bildungsverfall oder die letzte Pisa-Studie. Man könnte auch, wie der Schauspieler Charly Hübner das in seinem neuen Buch tut, einen als „schwierig“ etikettierten Autor nehmen und ihn einfach einmal in das eigene Leben hineinzerren, ungefähr so, wie es einmal war: Bücher erfüllten einen ganz, waren Mitte und Bezugspunkt der eigenen, täglich gelebten Wirklichkeit. Und so liest Charly Hübner, der Mecklenburger, für uns den Mecklenburger Uwe Johnson, den Klassiker, einen berühmten, aber vielleicht nicht mehr so viel gelesenen Autor: als Auskunftsquelle für unsere heutige Existenz und ihre Geschichtlichkeit. Als Ratgeber in Sachen Gesellschaft, Politik, Wahrnehmung und Reflexion. Als Lehrmeister des Langsamlesens, damit wir nichts übersehen. Als Herrn der vielen Stimmen, denn es gibt kein Mastertape.
Im Bücher-Podcast erzählt Charly Hübner, wie der Schriftsteller Uwe Johnson ihn begleitet hat und was der Schauspieler dem Romanschriftsteller verdankt. Die Öffnung der Welt zum Beispiel. Dass jeder noch so kleine Flecken Erde der Stoff für grandiose Literatur sein kann. Hübners Buch ist einerseits bodenständig und direkt, andererseits ernsthaft und ohne Angst vor den Untiefen des Denkens. Ein Beispiel, wie man seinen Lieblingsautor lesen könnte, für Anfänger und Fortgeschrittene.
„Wenn du wüsstest, was ich weiß … Neun Versuche über Uwe Johnson“ von Charly Hübner ist erschienen im Suhrkamp Verlag, hat 126 Seiten und kostet 20 Euro.
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Damit nicht nur das auf einmal herbstliche Wetter macht, dass wir eine Gänsehaut bekommen: In dieser Folge des Bücher-Podcasts sind Krimis für Kinder das Thema. Die Reise geht nach Rocky Beach, nach Valleby und nach Würmla, mit Abstechern nach Kleinköping, in Kommissar Gordons Polizeibezirk und nach Berlin.
Was macht einen guten Kinderkrimi aus? Warum kann das Publikum auch nach Hunderten von Folgen der „Drei ???“ nicht genug von den Ermittlungen von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews bekommen? Werden kindliche Ermittler immer unterschätzt? Welchen Einfluss hatte „Harry Potter“ auf das Kinderkrimi-Genre? Tilman Spreckelsen, Kinderbuchexperte bei der F.A.Z., stellt sich diesen Fragen und drei Kinderkrimis von Kari Erlhoff, Martin Widmark und Anna Kim vor.
„Die drei ??? und das Fantasmofon“, erzählt von Kari Erlhoff, auf der Website des Kosmos Verlags
„Die Allianz der 3 ½ - Auf Schatzsuche“ von Anna Kim auf der Website des Insel Verlags
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„Wie konnte es nur alles soweit kommen?“ Das fragt der eine, den die Leser über Hunderte von Seiten durch „Amor gegen Goliath“, den neuen Roman von Frank Schulz, begleiten, einen anderen, dem er schon lange auf den Fersen ist und den er endlich trifft. Er fragt es ihn am Ende eines langen Gesprächs – über eben dieses alles. Kurz vor Seite 700 im Roman. Und dieser andere antwortet mit einem „Schnack“, den seine Großmutter mütterlicherseits, Oma Wellingsbüttel, auf Lager hatte, wann immer es um die Folgen menschlicher Hybris ging: „Die sind sich zu schlau geworden. Die sind sich selbst zu schlau geworden.“
Um die Folgen menschlicher Hybris geht es viel in „Amor gegen Goliath“, aber vor allem geht es um rund zwei Hand voll Personen, aus Hamburg und aus Osnabrück, untereinander verbunden und verbandelt, die sich schließlich auf einer Trauminsel treffen, neu verbinden oder verwandeln oder finden oder verlieren.
Wie soll man diesen Roman am besten nennen: eine Milieustudie? Ein Epochenporträt? Hauptsächlich spielt der Roman in den Jahren 2019 bis 2021, ganz kurz wird das Jahr 2024 touchiert. Einen Sommernachtstraum, Anfang September in Kalokaíros im Süden Kretas? In dieser Folge ist Frank Schulz mit „Amor gegen Goliath“ zu Gast im Bücher-Podcast der F.A.Z., nach dem Gespräch gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem August und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Amor gegen Goliath“ von Frank Schulz auf der Website von Galiani Berlin
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„Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung“ von Hartmut Rosa auf der Website des Suhrkamp Verlags
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„Mein Vater hat mir einmal erzählt, wie er live vor dem Fernseher dabei zusah, wie Neil Armstrong aus seiner Raumfähre stieg, die Leiter herunterkletterte und auf der letzten Stufe zögerte, um sich mit einem einzigen Satz unsterblich zu machen: ‚Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.‘ Damals war mein Vater elf Jahre alt. Als ich elf Jahre alt war, habe ich live dabei zugesehen, wie Menschen aus brennenden Hochhäusern sprangen, und wenig später erklärte mir ein Polizist, wie ich mich zu verstecken habe, wenn ein Mitschüler mich erschießen will.“
Diese Erinnerungen stammen von Niclas Seydack, und er teilt sie mit den Lesern seines witzigen und wehmütigen Buchs „Geile Zeit“. Darin schreibt er über seine unbeschwerte Kindheit und Jugend, aber auch über die Generation, der er angehört. Seydack, 1990 in der Nähe von Bad Schwartau an der Ostsee geboren, ist ein Millennial und als solcher kein Darling der Boomer. Die nämlich sehen in Leuten, die zwischen Anfang der Achtzigerjahre und Mitte der Neunziger zur Welt gekommen sind, nicht selten bequeme und verwöhnte Schneeflocken. Aber warum eigentlich? Wie konnte es zu solchen Verwerfungen kommen? Und wie gehen die Millennials mit Anschlägen, Amokläufen, der Digitalisierung und einer bedrohlich erscheinenden Zukunft um? Niclas Seydack gibt Antworten im Bücher-Podcast.
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Die Flabel ist der Definition des Regelwerks der zamonischen Literatur gemäß „eine humorvolle Kurzgeschichte mit zamonischen Daseinsformen, die mindestens sieben Schmunzler, drei Lacher und ein Scherzfinale enthalten sollte“. Wer je mit dem von Walter Moers in den vergangenen 25 Jahren geschaffenen Erzählkosmos zu tun hatte, wird große Ohren machen. Und alle anderen sollten es auch.
Statt der gewohnten Aufnahme aus einem Literaturhaus, von einem Literaturfestival oder einer Buchmesse bietet diese Epidose ein Gespräch, das es so eigentlich gar nicht geben kann, denn der Gast gibt seine Interviews nur schriftlich. Andreas Platthaus, Literaturchef der F.A.Z. und als Moderator selbst zu Gast im Bücher-Podcast, befragt Walter Moers zu der Welt, in der viele seiner Bücher spielen, zum Schreiben und Zeichnen, zu seinen Anfängen mit und seiner Leidenschaft für Comics – und zu den Merkmalen einer besonderen literarischen Gattung in Zamonien, aus der sein gerade erschienenes Buch einige erlesene Vertreter versammelt: „Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte“ heißt es, „Zwanzig zamonische Flabeln“.
Das ungekürzte Hörbuch, gelesen von Andreas Fröhlich, auf der Website des Hörverlags
Die Flabel „Der Birkenfuchs, der Schuhe und der Laubwolf“ von Walter Moers
Die Flabel „Die neun Dummwölfe und der Schlaufuchs“ von Walter Moers
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Italien ist das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, und wie immer fällt der erste Blick auf viel Gebüsch, wenn nicht gleich einen ganzen Wald von Neuerscheinungen, in dem man nach und nach einzelne Bäume ausmachen kann. Darunter sind ehrwürdige Eichen wie Dantes „Göttliche Komödie“ die in einer Neuübersetzung herauskommt, oder Boccaccios „Dekameron“. Es gibt Geschichten aus Rom, Mailand und Neapel, Geschichten vom Dorf und Geschichten vom Berg, Geschichten aus dem Vatikan oder aus einem italienischen U-Boot im Jahr 1940, außerdem Hommagen an Venedig oder Beschwörungen von Venedigs Untergang.
„In den Wald“, so der Titel des Debütromans von Maddalena Vaglio Tanet, erzählt eine Dorfgeschichte aus Piemont, das Jahr ist 1970. Zwei Ereignisse erschüttern das Dorf gleichzeitig: Ein elfjähriges Mädchen hat sich durch einen Sprung in den Wildbach das Leben genommen – und ihre Lehrerin verschwindet spurlos. Wir Leser wissen von Anfang an, dass die 42-jährige Silvia, eine alleinstehende Frau, die als Sonderling gilt, in den nahen Wald gegangen ist und sich dort ein abgelegenes Plätzchen gesucht hat, um allein zu sein. Aber es ist mehr als eine Denkpause, denn Silvia kommt nicht wieder, sie will wohl tatsächlich verschwinden. Während ihre Angehörigen und die Dorffeuerwehr sie suchen, wird die einsame Frau eins mit ihrer Umgebung, den Blättern, den Tierchen, den Geräuschen, dem Regen, dem Wechsel von Tag und Nacht, und fast wäre es um sie geschehen, wenn nicht ein Kind ihr Geheimnis entdecken würde.
Maddalena Vaglio Tanet, geboren 1985, hat bisher Lyrik sowie Kinderbücher veröffentlicht. Sie hat viele Jahre in Berlin gelebt und wohnt gegenwärtig in den Niederlanden. Dies ist ein Roman über ihre Heimat, und dass sie jeden Winkel davon kennt, zeigt die völlig unangestrengte Weise, in der sie uns durch das Dorf und seine Umgebung führt und das kleine Biotop mit seinen menschlichen Unterströmungen – Liebe, Groll, Rangeleien, Geheimnis und Einsamkeit – vor uns aufblättert. Ein faszinierender erster Roman.
„In den Wald“ von Maddalena Vaglio Tanet, übersetzt von Annette Kopetzki, ist im Suhrkamp Verlag erschienen, hat 304 Seiten und kostet 24 Euro.
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Vater, Mutter, Kind, ein Bungalow mit großem Garten, ein Fünfzigerjahre-Idyll: Das ist das Setting in „Heim“, dem dritten Roman von Saskia Hennig von Lange. Doch wer jetzt an „trautes Heim“ denkt, an „Glück allein“, liegt falsch. Besser gesagt: Folgt dem Traum und ein bisschen auch dem Zwang der beiden Eltern, Willem und Tilda. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Ihre Tochter Hannah, sieben Jahre alt, soll ins Heim.
Hannah hat lange nicht sprechen können, auch jetzt ist sie schwer zu verstehen, sie windet sich und brummt und speichelt, sie klopft sich auf den Kopf, sie ist immer in Bewegung, „kaum zu bändigen“, würden die Eltern sagen. Und was sollen die Leute sagen? Zu einem Kind, dass noch ein paar Jahre zuvor als „schwachsinnig“ umgebracht worden wäre?
Doch „Heim“ erzählt nicht allein von der Hilflosigkeit der Eltern, von ihrem Unverständnis, ihrer Scham, ihrer Unfähigkeit, für ihre Tochter einzustehen, auch füreinander und sogar für sich selbst einzustehen. Stück für Stück enthüllt Saskia Hennig von Lange die Lebenswege der beiden, von ihrer ersten Begegnung auf einem Schiff nach Spanien in den Zwanzigerjahren durch die Zeit des Nationalsozialismus‘ und den Krieg zum Versuch, gemeinsam etwas Neues aufzubauen und Altes hinter sich zu lassen. Ein schon in seinen Anfängen verzweifelter Versuch.
Vor ein paar Tagen ist der Roman „Heim“ erschienen, und jetzt ist Saskia Hennig von Lange im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast, um über ihr neues Buch zu sprechen. Außerdem gibt es wie immer ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung des Rätsels aus dem Juli 2024 und den Namen des unter den richtigen Einsendungen ausgelosten Gewinners oder der Gewinnerin.
„Heim“ von Saskia Hennig von Lange auf der Website des Verlags Jung und Jung
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„Trotz unseres vermeintlichen Wissens über eine gesunde Ernährung läuft etwas grundlegend falsch. Nicht nur bei uns selbst, sondern in der Gesellschaft. Es ist geradezu dramatisch, eine Katastrophe, der wir uns noch gar nicht wirklich bewusst sind.“ Diese Warnung stammt von Andreas Michalsen. Er ist Professor für klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. In seinem Buch „Ernährung“ schildert er, wie Darm und Leber arbeiten und warum sie für unsere Gesundheit entscheidend sind, welches Essverhalten gut, welches schlecht ist –und weshalb Heilfasten nicht nur für kranke Menschen Sinn ergibt.
Wer sich gesund ernähren möchte, isst Andreas Michalsen zufolge am besten dreißig unterschiedliche Pflanzensorten pro Woche. Gemüse, Vollkorn und Hülsenfrüchte sind besonders wichtig. Zudem ist es empfehlenswert, Kaffee zu trinken, Porridge zu frühstücken und generell Maß zu halten. Bei einem leichten Sättigungsgefühl sollte man die Mahlzeit idealerweise beenden, verarbeitete Lebensmittel, Säfte, Fisch und Fleisch dafür nur bei Gelegenheit konsumieren. Das klingt aufwendig und herausfordernd. Im Bücher-Podcast erläutert Andreas Michalsen, warum sich ein solcher Speiseplan dennoch auszahlt und alles andere als genussfeindlich ist.
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Der Nabel der Welt: Für den jungen Jörg Hartmann stand fest, jetzt ist er der Nabel der Welt. Zumindest in Herdecke, seiner Heimatstadt, der Hauptstadt seiner Welt also, müsse er Stadtgespräch sein, war er doch bei der Aufnahmeprüfung an der Münchner Schauspielschule in die zweite Rund gekommen. Doch in Herdecke interessierte das niemanden. „Jugendliche Hybris“ nennt der Schauspieler, als Dortmunder „Tatort“-Kommissar Faber einem breiten Publikum bekannt, diese frühere Überzeugung heute. Und gibt ihr in seinem Buch „Der Lärm des Lebens“ dennoch unbeirrt Raum – wie auch dem Gegenteil, dem Bewusstsein, wie unbedeutend das eigene Leben, wie kurz die eigene Zeit nur ist.
„Ich rede mir ein, die Endlichkeit überlisten zu können, indem ich jeden Moment nur intensiv genug wahrnehme“, schreibt Jörg Hartmann, und sieht gleich ein: „Lächerlich. Ich weiß, ich bin zum Scheitern verurteilt.“ Oder zum Schreiben, denkt man unwillkürlich beim Lesen seines Buchs, das von seinem Weg als Schauspieler, auf die Bühne und vor die Fernsehkameras, ebenso erzählt wie von seiner Herkunft, dem Ruhrpott, Herdecke, dem Elternhaus, der Demenz des Vaters, von den Großeltern, Gehörlose im Nationalsozialismus: schwungvoll, oft komisch, mitunter auch bewegend. Was ist meine Geschichte? Wo komme ich her, wo komme ich an? Unvermeidlich berührt „Der Lärm des Lebens“ auch die großen Fragen.
Am 3. Juni war Jörg Hartmann mit „Der Lärm des Lebens“ im Rahmen des Festivals LiteraTurm im Literaturhaus Frankfurt zu Gast. Es moderierte Melanie Mühl.
Jörg Hartmanns Buch „Der Lärm des Lebens“ auf der Website von Rowohlt Berlin
Das von Jörg Hartmann selbst eingelesene Hörbuch auf der Website des Argon Verlags
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Alan Moore ist der bedeutendste Comicautor aller Zeiten. Seine Hauptwerke „Watchmen“ und „V for Vendetta“ werden nicht nur vom Publikum geliebt, sondern auch von der Literaturkritik hoch geachtet. Viele seiner Schöpfungen wurden verfilmt. Sein kühnstes Projekt aber ist der mehr als tausend Seiten umfassende abenteuerliche Roman „Jerusalem“, der gleichzeitig ein großes realistisches Panorama der nachindustriellen Gesellschaft Großbritanniens und eine magische Reise in entlegene kosmische Regionen ist.
Das Buch zeigt Moore als Erzähler in tausend Zungen, voll atemberaubender sprachlicher Tricks, Witze und Schocks. Es gilt als unübersetzbar, aber der deutsche Übersetzer Hannes Riffel hat sich, unterstützt von einem Team sehr unterschiedlicher Fachleute für Recherche und Zauberei, an die Mammutaufgabe gewagt. Das Ergebnis soll Ende 2024 im von Riffel gegründeten Verlag Carcosa erscheinen.
In dieser Folge des FAZ-Bücherpodcasts unterhält sich Dietmar Dath mit Hannes Riffel nicht nur über das halsbrecherische Übersetzungsunternehmen, sondern auch über den Weg, der den Übersetzer darauf vorbereitet und in einzigartiger Weise dazu qualifiziert hat. Denn Riffel ist nicht nur für seine Übertragungen von Klassikern der Phantastik vielfach ausgezeichnet worden, sondern auch seit drei Jahrzehnten einer der verdienstvollsten Diener dieser Literatur im deutschsprachigen Raum, als Buchhändler, Verleger und Organisator eines wichtigen Bereichs des literarischen Lebens.
Alan Moores Roman „Jerusalem“ auf der Website des Carcosa-Verlags
„Shakespeares Prospero als echter Mensch“: Dietmar Dath zum Siebzigsten des Autors Alan Moore
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„Man soll nur malen, was man auch berührt hat“: Dieser Satz, diese Maxime durchzieht „Wesentliche Bedürfnisse“, den Debütroman von Res Sigusch. Als erstes hören wir ihn von Benjamin, einem Kunstprofessor in Berlin, bei einer Laudatio auf seinen besten Freund Stephan, der die Kunst zum Geschäft gemacht hat. Eigentlich aber stammt der Gedanke von Benjamins Vater, einem Fischer, der dem Sohn sagte: Man solle nur töten, was man auch berührt hat.
Im Hin- und Herbewegen solcher Theorien ist Benjamin sehr gut. Seine Kurse sind an der Uni beliebt, in der Kunstwelt zittert man vor seinen Urteilen, aber im Privaten liegt bei ihm einiges im Argen: Er ist auf der Suche nach Dingen, die er vor Jahrzehnten einmal verpasst hat.
Noch ist der Debütroman „Wesentliche Bedürfnisse“ nicht erschienen, schon ist Res Sigusch im Bücher-Podcast zu Gast, um über das Buch zu sprechen. Im Anschluss gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, dazu die Lösung des Rätsels aus dem Juni 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Wesentliche Bedürfnisse“ von Res Sigusch auf der Website des Berlin Verlags
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Im Jahr 1995 wurde der erste extrasolare Planet entdeckt. Bis heute sind fünftausend weitere hinzugekommen. Der Astrophysikerin Lisa Kaltenegger zufolge ist das allerdings nur „die Spitze des Eisbergs“. Nun lassen sich all diese Welten nicht mit Raumschiffen besuchen und erforschen, aber es ist schon interessant genug, sich das Licht eines Planeten anzuschauen, weil darin Anzeichen von Leben kodiert sein können. Dasselbe gilt für dessen Farbe. Eine zentrale Frage lautet: Gibt es Außerirdische, die so hoch oder höher entwickelt sind als wir? Falls ja, so die naheliegende Anschlussüberlegung: Warum waren die nicht längst zu Besuch auf der Erde, und wie erfreulich oder heikel wäre so ein Zusammentreffen?
Lisa Kaltenegger schreibt in ihrem Buch „Alien Earths“: „Bisher haben wir trotz wilder Behauptungen des Gegenteils keinerlei eindeutige Beweise für Leben auf anderen Planeten gefunden. Bis solche vorliegen, werden wir unsere Instrumente weiter verbessern und auf die schwierigere Weise nach Zeichen außerirdischen Lebens suchen: indem wir jeden Planeten und jeden Mond einzeln unter die Lupe nehmen, einen nach dem anderen.“ Wie das funktioniert, erläutert Lisa Kaltenegger in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
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Sie war 13, als von einem Tag auf den anderen das Hitler-Porträt auch in ihrem Klassenzimmer hing, 15, als sie den Schlachterlehrling Oskar kennenlernte, dem sie kurz darauf aus Niederschlesien nach Dresden folgte, um dort seine Frau zu werden und Mutter seiner beiden Kinder: In seinem Buch „Der Komet“ erzählt Durs Grünbein, wie es in der Unterzeile zum Titel heißt, „die Geschichte der Dora W.“ – seiner Großmutter.
Das Buch umfasst allerdings einzig die ersten 25 Jahre ihres Lebens, von der Kindheitszeit, in der die kleine Ziegenhirtin manchmal bei den Tieren schlafen musste, bis zur Bombardierung ihrer neuen Heimatstadt Mitte Februar 1945, nach der sie, wie es im vorletzten Satz des Buches heißt, „wie von Sinnen durch die Trümmerstadt stolperte“. „Was danach kommt, ist schon wieder eine andere Geschichte“, sagt Durs Grünbein.
Am Beispiel seiner Großmutter, der sich als ganz junge Frau in dieser faszinierenden Stadt die Sinne öffnen, habe er auch Dresden erzählen können – und die Jahre der Nazi-Zeit, vorgestellt auf allen Alltagsebenen. Am 14. Mai war Durs Grünbein mit seinem Buch „Der Komet“ beim Festival LiteraTurm in Frankfurt zu Gast. Es moderierte Andreas Platthaus.
„Der Komet“ von Durs Grünbein auf der Website des Suhrkamp Verlags
„Die Einzelseele wiegt so gut wie nichts“: Durs Grünbein über das Phänomen der Diktatur Die Website des Festivals LiteraTurm mit dem Programm 2024
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Das Wetter: Nachts soll es stark bewölkt gewesen sein mit teils länger anhaltenden Regenfällen. Anfangs örtlich noch gewittrig. An der See lokale Schauer. Sonst aufgelockert und trocken. Tagsüber von den Alpen bis zum Bayerischen Wald noch teils kräftige Regengüsse. Sonst von vereinzelten Schauern abgesehen meist trocken bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken bei angenehmen 19 bis 24 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.
Soweit die Vorhersage für diesen Sonntag. Warum? Weil wir in dieser Episode wetterfühlig werden, dabei aber nicht weniger lesebegeistert. Wir haben sechs Kolleginnen und Kollegen nach Buchempfehlungen für die Sommerwochen gefragt. Und weil man sich in diesem Jahr auf das Wetter offenbar so gar nicht verlassen kann, wollten wir wissen, welche Bücher am besten zu welcher Wetterlage passen: was das Feuilleton der F.A.Z. – von der Volontärin zum Literaturchef – bei Gewitter zu lesen empfiehlt, wenn es frisch ist, an einem grauen Tag, bei drückender Schwüle, im Schatten oder unter Schäfchenwolken.
Lena Bopp empfiehlt Anne Webers Roman „Bannmeilen“: Matthes & Seitz, 301 Seiten, 25 Euro.
Die Romane „Ein Psalm für die wild Schweifenden“ und „Ein Gebet für die achtsam Schreitenden“ von Becky Chambers, für die Maria Wiesner schwärmt, wurden von Karin Will übersetzt, sind im Carcosa Verlag erschienen, 188 und 182 Seiten stark und kosten jeweils 18 Euro.
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In manchen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen, in anderen zählen die Schulkinder noch die letzten Tage, bis es endlich soweit sind. Für alle gilt: Die Sommerferien sind eine Zeit zum Unterwegssein, und ein gutes Buch, mindestens ein gutes Buch, gehört einfach mit ins Gepäck.
Wie eigentlich immer, wenn es einen fünften Sonntag im Monat gibt, nutzen wir im Bücher-Podcast der F.A.Z. die Gelegenheit zu einem Gespräch außer der Reihe, über Kinderbücher. Fürs Reisegepäck. Diesmal hat Tilman Spreckelsen, Kinder- und Jugendbuchexperte der F.A.Z., Bücher ausgesucht, in denen es ebenfalls ums Unterwegssein geht. Das jüngste ist gerade ein paar Tage alt und hat das Zeug zum Klassiker, das älteste ist längst so ein Klassiker und hat das Zeug, von jeder Kindergeneration neu gelesen und geliebt zu werden. Es geht um Abenteuerreisen, um eines der schönsten Reisegefährten – und ein Tourbus spielt auch eine Rolle.
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Was hätte aus ihr werden können: Konzertsäle in Paris, Prag und Moskau hätte sie als Pianistin füllen können. Würde sie bald füllen, prophezeit ihr Mann Paul der jungen Marianne Löw, er verspricht ihr ein Musikzimmer, „nur für dich“ und ihren Flügel, im gemeinsamen Haus mit Garten, eine strahlende Zukunft, in der sie bald die Berühmtere von beiden sein würde. Dann kommt der Krieg, und er ändert alles.
Das ist die Ausgangslage in Laetita Lenels Debütroman „Eine liebe Frau“, fast die gesamte Ausgangslage, auch eine große Freundschaft zu einer anderen Künstlerin gehört dazu und was aus ihr geworden ist. Um die fünfzig Jahre – und zwei Weltkriege später – lässt Laetitia Lenel ihre Marianne an einem verregneten Tag durch London laufen, und hier, in der Fremde, wird sie von Erinnerungen eingeholt, von Erinnerungen an Szenen aus ihrem Leben, an Hoffnungen und Pläne und an Versprechen, die sie nicht nur sich selbst einmal gegeben hat.
Wenige Tagen, bevor „Eine liebe Frau“ im Buchhandel ankommt, ist Laetitia Lenel im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast, um über ihren Debütroman zu sprechen. Im Anschluss gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, dazu die Lösung des Rätsels aus dem Mai 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Die Vorschau Herbst 2024 des Gutkind Verlags mit der Ankündigung von Laetitia Lenels Debütroman „Eine liebe Frau“
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„Je verletzlicher sich eine Gesellschaft bzw. ihre Mitglieder begreifen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sich vor Risiken durch das Recht schützen wollen. Gesetze, Maßnahmen oder sonstige Rechtsakte bedeuten aber grundsätzlich eine Beschneidung individueller Freiheit. Es liegt daher eine besondere Herausforderung darin, beides miteinander in Einklang zu bringen.“
Das schreibt die Juraprofessorin Frauke Rostalski in ihren Buch „Die vulnerable Gesellschaft“. Der Begriff der Vulnerabilität wurde während der Corona-Pandemie herumgereicht und bezog sich auf Menschen, deren Gesundheit durch eine Infektion mit dem Virus besonders gefährdet war, etwa Lungenkranke oder Alte. Inzwischen ist ein Modewort daraus geworden, dessen markantestes Merkmal seine Entgrenzung ist. Vulnerabel können Flüchtlinge und Prostituierte sein, Transpersonen und Studenten, Länder der Dritten Welt und Gesellschaften, denen die Digitalisierung zu schaffen macht.
Wie verändert sich das Leben, sobald Empfindlichkeiten zunehmen? Wo liegen Vor-, wo Nachteile? Warum ist es heikel, wenn Menschen bloße Gespräche als verletzend oder traumatisierend wahrnehmen? Und was bedeutet es für die Demokratie, dass der Austausch von Meinungen immer häufiger als Zumutung angesehen wird? Darüber spricht Frauke Rostalski in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
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Auch wenn Nofretete bereits vor mehr als dreitausend Jahren mit ihrem Mann, dem Pharao Echnaton, in Ägypten herrschte: Ihre weltberühmte Büste ist erst seit hundert Jahren überhaupt zu sehen. In der Zeit ihrer Entstehung hatte sie die Werkstatt ihres Schöpfers nie verlassen, dann lag sie Jahrtausende im Sand. Sie wurde nach ihrer Entdeckung zehn, zwölf Jahre lang geheimgehalten und schließlich im Jahr 1924 erstmals öffentlich ausgestellt.
So interessant die Zeit der Herrschaft von Echnaton und Nofretete mit ihren politischen und religiösen Neuerungen auch war: Das, was mit der Büste seit ihrer Entdeckung geschah und noch geschieht, ist es nicht minder. Diesen Teil der Geschichte, die Rezeptionsgeschichte, leuchtet der Historiker Sebastian Conrad in seinem Buch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ aus: von den ägyptischen und deutschen Ansprüchen auf den Fund bis zu seinem Widerhall in Popkultur und Politik.
Am 17. Mai 2024 hat Sebastian Conrad auf dem Festival LiteraTurm in Frankfurt am Main im Gespräch mit Stefan Trinks „Die Königin“ vorgestellt. Das Buch ist für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert, der am 11. Juni in Hamburg verliehen wird.
„Die vielen Rollen der Königin Nofretete“: Ulf von Rauchhaupt über Sebastian Conrads „Die Königin“
Die Website des Festivals LiteraTurm mit dem Programm 2024
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Hilary Leichter, geboren 1985, freie Schreiberin für die „New York Times“ und das „Harper’s Magazine“ und Dozentin an der Columbia University, hat ein gutes Auge für das Groteske, die sonderbaren Seiten unserer Realität.
Das Leben wiederum behandelt ihre Protagonistinnen alles andere als gut. Um sie herum sterben Tiere und Pflanzen aus, und ihre eigene Existenz ist längst auch in Gefahr. Sie verdingen sich als Schuhschrank-Ordner, Schaufensterpuppen im Kaufhaus, als Assistentinnen bei Gewaltverbrechen – Hauptsache beschäftigt. Platz für Träume ist in so einem Leben keiner – dafür wohnen sie viel zu beengt. Was hilft, ist die Imagination. Und hier und da das Aufblitzen von Albernheit.
Ist das der fatalistische Blick einer jungen amerikanischen Schriftstellerin auf unsere Welt? Oder doch eine Satire auf menschliche Befindlichkeiten und Untiefen? Immerhin spricht Hilary Leichter von einem „dauerhaft gebrochenen Herzen“ ihrer Generation angesichts des Zustandes der Welt.
Im Frühjahr ist ihr zweiter Roman „Luftschlösser“ auf Deutsch erschienen. In unserem Gespräch geht es um das, was wir als „real“ akzeptieren. Und das, was wir ausschließen. Es geht um die Frage, welche Rolle die Vorstellungskraft spielt beim Gedanken an eine dem Untergang geweihte Erde. Es geht ums Schreiben als kleine Rettung und die lebenslange Herausforderung, die Welt um uns richtig zu lesen. Kurz: um das wahrscheinlich Überraschendste, was die amerikanische Literatur gerade zu bieten hat.
„Luftschlösser“ von Hilary Leichter ist erschienen im Arche Verlag, hat 198 Seiten und kostet 18 Euro.
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Viele werden sich an Tilda und Ida erinnern, ihre Mutter, die Wohnung in der Fröhlichstraße 37: Von ihnen hat Caroline Wahl in ihrem Debüt erzählt. „22 Bahnen“ war einer der Bestseller des vergangenen Jahres. In dem Roman erzählte die ältere der beiden Schwestern, vom Leben der beiden mit ihrer alkoholkranken Mutter. Vom Schwimmbad, von Viktor, der dort auf einmal wieder auftaucht, von der schwierigen Entscheidung zwischen Gehenwollen und Bleibenmüssen, von einer Überdosis Xanax, mit der sie die Mutter finden und ins Krankenhaus bringen. Von ihrer Entscheidung, die Promotionsstelle in Berlin anzunehmen, und die Fröhlichstraße irgendwo in einer unbenannten deutschen Kleinstadt zu verlassen, auch wenn ihre Mutter Probleme hat und Probleme macht und ihre kleine Schwester erst zehn Jahre alt ist.
Jetzt, in „Windstärke 17“ erzählt Ida. Inzwischen ist sie es, die studiert, und sie ist es, die von der Fröhlichstraße Abschied nimmt, etwa zehn Jahre nach der Handlung im ersten Buch. Es ist eine Flucht. Vor kurzem hat sie ihre Mutter aufgefunden, tot im Bett, wieder nach einer Überdosis.
Wir haben Caroline Wahl zu Gast im Bücher-Podcast und sprechen mit ihr über ihr neues Buch, über eine junge Frau, die sich mit ihrer Wut, ihren Schuldgefühlen, mit einer seltsamen Mischung aus Angst und Unerschrockenheit, aus Lebensmüdigkeit und Lebenslust auf eine Insel rettet, und über Leute, die selbst gerade jeden Halt verloren haben und aneinander Halt suchen.
Danach gibt es noch ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, dazu die Lösung des Rätsels aus dem April 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Windstärke 17“ von Caroline Wahl auf der Website des DuMont Verlags
„Garantiert wieder ein Bestseller“: Melanie Mühl über Caroline Wahls neuen Roman „Windstärke 17“
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„Jeder Mensch und jedes Tier haben ihre ganz eigene Geschichte. Sie sind auf dem Planeten ganz unterschiedlich herumgekommen, haben an verschiedenen Orten verschiedene Dinge erlebt, und diese Lebenserfahrungen gehören für immer zu ihnen. Wenn man ihre individuellen Erfahrungen nicht kennt, kann man ihr tägliches Leben auch nicht angemessen beurteilen.“
Das schreibt der Biologe Martin Wikelski in „The Internet of Animals“. Im Rahmen seines Projekts ICARUS („International Cooperation for Animal Research Using Space“) besendert er Tiere, um sie per Satellit zu beobachten. Und er schaut nicht bloß auf Arten, sondern auf das einzelne Exemplar: die eine Amsel, die eine Ziege, das eine Wildschwein. Zum einen lassen sich dabei Erkenntnise für die Verhaltensforschung gewinnen, zum anderen zeigen manche Tiere durch ihr Gebaren auch an, dass etwa ein Vulkanausbruch oder ein Erdbeben bevorsteht. Wildschweine, die an der Afrikanischen Schweinepest erkrankt sind, verlangsamen innerhalb weniger Stunden die Bewegungen ihrer Ohren.
Wikelski hat die Vision einer täglich neu erstellten Momentaufnahme des Planeten. Die Daten kämen von vielen verschiedenen Tieren, die in ausreichender Menge besendert werden müssten. Das Ganze würde sich so anhören: „Weißstörche und Schwarzmilane haben im Südwesten des Tschad erneut einen Schwarm von Wüstenheuschrecken entdeckt. Schneegeier warnen vor einem aufziehenden Sturm, Mount-Everest-Expeditionen wird geraten, im Basislager zu bleiben. Gute Nachrichten von unseren Seevögeln. Daten von Basstölpeln, Fregattvögeln und Rußseeschwalben in Polynesien und im pazifischen Raum deuten darauf hin, dass sie derzeit im Ozean reichlich Futter für die Aufzucht ihrer Jungen finden, uns also kein El-Niño-Jahr bevorsteht.“
Welche Erkenntnismöglichkeiten die Tierbesenderung derzeit bietet und was für Überraschungen man als Biologe bei der Arbeit erlebt, darüber spricht Martin Wikelski in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
„Am Puls des Planeten“: Kai Spankes Besprechung von Martin Wikelskis „The Internet of Animals“
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Javier Cáceres, Fußballreporter der „Süddeutschen Zeitung“, hatte nicht vor, ein neues Genre zu begründen. Er hielt lediglich einem chilenischen WM-Helden von 1962 einen Stift und ein Notizbuch hin, damit der einmal aufzeichne, was er mit Worten irgendwie nicht schildern konnte: das wichtigste Tor seiner Karriere.
Über 20 Jahre hinweg entstand daraus eine in aller Welt zusammengetragene Sammlung von mehr als 100 Toren, begleitet von Selbstaussagen der Stars: wie ihr berühmtester Treffer entstand, wer ihn vorbereitet oder begünstigt hatte, wie die Umstände waren, der Sonnenstand, das Publikum, die Bandenwerbung, das Feeling, das Glück im allerwichtigsten Fußballermoment überhaupt. Bei „Tore wie gemalt“ handelt es sich nicht nur um Tore bzw. den zeichnerischen Versuch, ein geschossenes Tor auf dem Fußballfeld zu rekonstruieren. Sondern um bewegende, skurrile oder abseitige Momente, die diese Treffer zu etwas Besonderem gemacht haben.
Mit Javier Cáceres und Jürgen Kaube, dem Herausgeber des Feuilletons der F.A.Z., spreche ich über Tore, Erinnerungen und die Rückkehr in die Kindheit, die der Fußball für so viele von uns ist. Es zeichnen und sprechen Franz Beckenbauer, Pelé, Del Piero, Bobby Charlton, Maradona, Günter Netzer, Mario Kempes, Gerd Müller, Michel Platini, Mario Götze, Michael Laudrup, Rudi Völler, Luis Figo, Pep Guardiola, Kai Havertz und viele, viele mehr. In seinem Nachwort schreibt der Autor, sein Buch kreise „um seltene Augenblicke makellosen Glücks“. Und weiter: „Das Leben stürzt uns in viele Taten und Erlebnisse, die Reue und Schuldgefühle hervorrufen können. Es müssen nicht einmal Untaten sein. Sogar zu viel lieben können wir. Aber es wird sich wohl nie jemand finden lassen, der es bereuen könnte, ein Tor geschossen zu haben.“
„Tore wie gemalt“ von Javier Cáceres ist erschienen im Insel Verlag, hat 300 Seiten und kostet 22 Euro.
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Eine Kostümgrenze: Wer nach dem Wort googelt, sieht fast nur Suchergebnisse, bei denen es um ein einziges Buch geht, einen Roman, ganz frisch erschienen, in dem ein Dorf auf einer nordfriesischen Insel Gäste empfängt, als wäre dort die Zeit stehengeblieben: in Kittel und Schürze, in einem Laden und einer Teestube wie anno dazumal. Alle Leute, die dorthin zum Arbeiten kommen für die Saison, müssen im Dorf, also hinter der Kostümgrenze, mit den Klamotten herumlaufen, die sie für ihre Jobs zugeteilt bekommen haben, auch wenn sie eigentlich von irgendeiner „My Fair Lady“-Produktion auf irgendeinem Kreuzfahrtschiff stammen.
Auch das Badehaus mit dem ganzen Spa-Programm hat es so in einem solchen Dorf selbstverständlich nie gegeben, das Teehaus haben sie aus Ostfriesland hergeschafft, und die Kekse im Laden kippen sie für die Kunden einfach aus der Supermarktpackung in die großen Gläser. Das ist das Setting von „Leute von früher“, dem zweiten Roman von Kristin Höller, für den sich die Autorin gleich eine ganze Insel ausgedacht hat, die es so nicht gibt. Die es so nicht mehr gibt, seit bald vierhundert Jahren, als bei der Burchardiflut in der Nacht auf den 12. Oktober 1634 die nordfriesische Insel Strand unterging, zu der Jahrhunderte vorher auch das legendäre Rungholt gehörte. Heute sind nur noch Pellworm, Nordstrand und die Halligen Nordstrandischmoor und Südfall davon übrig.
Kristin Höller schickt eine junge Frau, Marlene, für sechs Monate nach Strand, mit Ende zwanzig, nach dem Studium, ohne größere Zukunftspläne, ohne größere Fragen an sich selbst oder ihr Leben oder die Welt. Das ändert sich in „Leute von früher“, diesseits und jenseits der Kostümgrenze, in den schmucken Häuschen, bei denen die Touristen Urlaub machen, aber auch in der Barackensiedlung, in der die Saisonkräfte auf Strand hausen. Mitte April ist „Leute von früher“ im Buchhandel angekommen, und diesmal ist Kristin Höller im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast.
Nach dem Gespräch mit Kristin Höller gibt es wieder ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, dazu die Lösung des Rätsels aus dem März 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Leute von früher“ von Kristin Höller auf der Website des Suhrkamp Verlags
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Im Jahr 2014 besucht Dietmar Dath ein Konzert von Miley Cyrus. Und zwar wegen Sky Ferreira, die als „opening act“ das Publikum auf Betriebstemperatur bringen soll. Mit Miley Cyrus verbindet er „vages Grauen“. Eine nicht weiter relevante Sängerin eben, die als Kinderstar in der züchtigen Disney-Serie „Hannah Montana“ mitspielte. Schon sehr blöd, findet Dietmar Dath. Jedenfalls liefert Sky Ferreira eine ordentliche Darbietung ab. Erwartbar. Dann legt Miley Cyrus los und bläst „dem Heini innerhalb von zwölf Minuten und drei Nummern komplett die Vorurteile aus dem dummen Kopf“.
Der ehemalige Dummkopf hat sich jetzt ein paar gar nicht so dumme Gedanken darüber gemacht, was an dem Abend mit ihm passiert ist. Miley Cyrus nämlich zählt seit nunmehr zehn Jahren zu seinen „untouchables“. Wehe dem, der unqualifizierten Quark über sie redet. Sie kommt, das ist schon mal sympathisch, aus einer Position des Reichtums, kultiviert deswegen aber nicht gehobenen Snobismus, sondern eine offene Haltung zur Welt. Sie nimmt, auch nicht übel, sehr gute Platten auf. Und sie macht sich, mindestens genauso stark, vernünftige Gedanken über den Inhalt und die Form von Kunst. Warum Disney ein „Verbrecher-Haufen“ ist, was daraus folgt, wenn man in eine Pop-Welt hineingeboren wird, und wieso Miley Cyrusʼ Coverversionen bekannter Songs so besonders sind wie ihre Stimme, all das erläutert Dietmar Dath in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
„Miley Cyrus“ von Dietmar Dath auf der Website des Reclam Verlags
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Gabriel García Márquez (1927 bis 2014) war nicht nur der berühmteste Autor einer literarischen Gruppe, die als lateinamerikanischer „Boom“ Weltruhm erlangte. Er war der Begründer einer vitalen, facettenreichen und sinnlichen Romankunst, die Lateinamerika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts endgültig auf die Landkarte der Weltliteratur setzte: Gabo, der Mythenstifter, der Schöpfer von Macondo und der Sippe der Buendía in seinem Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“ (1967). Selten ist eine Zuerkennung des Nobelpreises auf so einhellige Zustimmung getoßen wie jene an den Kolumbianer García Márquez im fernen Jahr 1982.
Zehn Jahre nach dem Tod des Schriftstellers erscheint aus seinem Nachlass ein Werk mit dem Titel „Wir sehen uns im August“. Es ist ein poetisches Kammerstück über das Verkümmern der Liebe und den Blick einer Frau auf ihre Ehe, die Familie und das Leben selbst. Aus fünf verschiedenen Versionen hat sein Lektor eine Lesefassung konstruiert, deren literarische Qualität das Vorgehen rechtfertigt. Zur selben Zeit erscheint auf Deutsch das Buch „Abschied von Gabo und Mercedes: Erinnerungen an meinen Vater Gabriel García Márquez“, geschrieben von Rodrigo García, dem älteren der beiden Söhne des Nobelpreisträgers. Beide Werke sind Thema im Bücher-Podcast. Mit Rodrigo García, einem Drehbuchautor, Filmregisseur und Produzenten, sprach ich im Videochat zwischen Berlin und Los Angeles.
„Wir sehen uns im August“ von Gabriel García Márquez, übersetzt von Dagmar Ploetz, ist erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, hat 144 Seiten und kostet 23 Euro.
Im selben Verlag, übersetzt von Elke Link: Rodrigo García, „Abschied von Gabo und Mercedes: Erinnerungen an meinen Vater Gabriel García Márquez“. 170 Seiten, 22 Euro.
An einen Osterhasen hat der große niederländische Kinderbuchautor Paul Biegel bestimmt nicht gedacht, als er sich für sein Buch „Eine Geschichte für den König“ einen letzten treuen Diener für den sterbenskranken Herrscher Mansolin einfallen ließ. Außerdem ist nicht nur Ostersonntag, sondern auch der fünfte Sonntag im Monat März, und damit wie oft in einem Monat mit fünf Sonntagen hier im Bücher-Podcast der F.A.Z. Gelegenheit zu einem Gespräch außer der Reihe, über Kinderbücher.
Diesmal lassen wir die Bilderbücher und die Jugend- und Sachbücher, um die es sonst meist auch geht, außen vor. Diesmal ist Tilman Spreckelsen, der Kinder- und Jugendbuchexperte bei uns in der F.A.Z., im Bücher-Podcast zu Gast, um uns einen einzelnen Autor und einige seiner wichtigsten Werke näherzubringen. Paul Biegel, den Verfasser von „Eine Geschichte für den König“ und von mehr als fünfzig anderen Kinderbüchern, geboren vor 99 Jahren, Ende März 1925, im nordholländischen Bussum, gestorben am Ende Oktober 2006 in Laren.
„Eine Geschichte für den König“ von Paul Biegel auf der Website des Verlags Urachhaus
„Eine Nachtlegende“ von Paul Biegel auf der Website des Verlags Urachhaus
„Die zerfetzten Flügel der Fee“: Tilman Spreckelsen über „Eine Nachtlegende“ von Paul Biegel
„Das große Buch vom kleinen Kapitän“ von Paul Biegel auf der Website des Verlags Urachhaus
„Die sieben Federn des Papageis“ von Paul Biegel auf der Website des Verlags Urachhaus
„Die Gärten von Dorr“ von Paul Biegel auf der Website des Verlags Urachhaus
„Triffst du nur das Zauberwort“: Jan Wiele über „Die Gärten von Dorr“ von Paul Biegel
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„Du bist zu alt für mich“, ruft eine Vierzehnjährige von Hochhaus zu Hochhaus über die Straße, „Schatz, ich liebe nur dich“, ruft der Siebzehnjährige zurück, der ihr eine Sekunde zuvor noch mit einem Laserpointer zwischen die Augenbrauen gezielt hatte. Gerade erst hatte Yasemin mit Vito Schluss gemacht, dabei hatte sie ihn anfangs für die Liebe ihres Lebens gehalten.
In „Ich stelle mich schlafend“, dem zweiten Roman von Deniz Ohde, folgen wir Yasemin durch ihre Kindheit, durch Jugendepisoden, ihre erste Begegnung mit Vito und eine zweite, verhängnisvolle, zwanzig Jahre später. Männliche Gewalt gegen Frauen, die den Willen beugende oder ihn brechende Gewalt, ist das große Thema des Buchs.
„Streulicht“, das Debüt von Deniz Ohde, wurde viel gelobt und gelesen, auch in Schulklassen und im vergangenen Jahr beim Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ gleich von einer ganzen Stadt. Gerade ist „Ich stelle mich schlafend“ erschienen, und wir freuen uns sehr, Deniz Ohde uns im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast zu haben. Nach dem Gespräch mit der Autorin stellen wir ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, veröffentlichen die Lösung aus dem Februar 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Ich stelle mich schlafend“ von Deniz Ohde auf der Website des Suhrkamp Verlags
„Sie wirken doch ganz intelligent“: **Fridtjof Küchemann über Deniz Ohdes Roman „Streulicht“ **
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Der Soziologe Heinz Bude sagt, Boomer hätten das Gefühl, von ihnen gebe es zu viele. Die zwischen 1955 und 1970 Geborenen stellen derzeit rund dreißig Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Die Jüngeren unter ihnen bereiten sich langsam auf den Ruhestand vor, die Älteren sind schon in Rente gegangen. Anfang der Dreißigerjahre wird ein Großteil des geburtenstärksten Jahrgangs 1964 aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sein. Die Wünsche der Boomer nach einem guten Leben im Alter sind Bude zufolge gleichermaßen eine Belastung und Bereicherung für Wirtschaft und Gesellschaft.
Im Podcast erläutert Bude, warum sich viele Boomer auf Peter Frankenfeld oder Willy Brandt berufen, was Boomer West von Boomern Ost unterscheidet – und wieso vor allem Aids und Tschernobyl so prägend für diese Kohorte gewesen sind. Bude sagt, das Wort Aids habe für „das Ende einer Politik der Selbstbefreiung und der Gesellschaftsveränderung“ gestanden. Mit Blick auf Tschernobyl spricht er von einer „Allbetroffenheit der Bedrohung“, denn „kein Erdteil, kein Land, keine Region“ konnte sich sicher fühlen. Was also hat es mit den Boomern auf sich, gibt es gute Gründe, ihnen nachzutrauern? Und wo liegen Gemeinsamkeiten zwischen ihnen und den Millennials? Mehr in dieser Folge unseres Bücher-Podcasts.
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2024 ist Kafka-Jahr. Vor hundert Jahren starb er, kaum 41 Jahre alt. Seitdem ist Kafkas literarischer Ruhm nur gewachsen und mit den Ruhmeskränzen auch die Schwierigkeit, seinen Büchern unbefangen zu begegnen. Den Beweis dafür erhielt ich nicht nur in einer norwegischen Hafenstadt nahe dem Polarkreis, wo ich mich ins Café Kafka setzte und einsame Menschen bei der Lektüre von Büchern (Kafka?) beobachtete. Nein, der scheue, perfektionistische Prosakünstler, der nur einen Bruchteil seines Werks selbst veröffentlichte, ist längst als Popikone vereinnahmt worden, gilt als emblematischer Schrifsteller der Angst und Prophet totalitärer Überwachungswelten. Nicht ganz von ungefähr bringen Diktaturen, die lange nach seinem Tod entstanden, neue enthusiastische Kafka-Leser hervor. Mehr denn je scheint es, als hätte Kafka die Bürokratisierung der Macht im 20. Jahrhundert, die Kontrolle durch mächtige Institutionen und die Zerstörung der Intimität vorausgeahnt: In seinen Büchern ist sie so handgreiflich Wirklichkeit geworden wie bei keinem anderen Autor.
Im Bücher-Podcast erzählt Reiner Stach, Autor der gefeierten dreibändigen Kafka-Biographie, nicht nur vom Kafka-Bild der Gegenwart und der einen oder anderen Absurdität, ob in den Social Media oder auf einem anderen Kontinent; der Spezialist erläutert auch seine Neuausgabe des Romans „Der Process“ im Wallstein Verlag und erzählt, warum sich Deutschlehrer so schwer damit tun, Kafka vernünftig im Deutschunterricht zu behandeln. Weg von dem Terror der Interpretation, rät Stach, hin zur humanen Lesehilfe und der neugierigen Lektüre. Denn so hätte Kafka gelesen werden wollen.
Franz Kafkas Roman „Der Process“, herausgegeben und kommentiert von Reiner Stach, ist erschienen im Wallstein Verlag, hat 400 Seiten und kostet 34 Euro.
Die Mutter sagt es, als sie der fremden Frau am Hoftor das letzte Brot gegeben hatte und der Vater Falten machte wie Jesus, weil es im Dorfladen von Sarmizegetusa nur einmal in der Woche Brot gibt und der Bus ins nächste Städtchen auch nur einmal in der Woche fährt: „Wir sind hier für die Stille, nicht für das Brot.“
Ende Januar haben wir hier mit Iris Wolff über ihren Roman „Lichtungen“ gesprochen, der aus Rumänien erzählt, aus den Neunzigerjahren, in denen viele, viele Siebenbürger Sachsen nach Deutschland gezogen sind und das Land verlassen war. Jetzt erscheint Dorothee Rieses Roman „Wir sind hier für die Stille“, und er erzählt ebenfalls aus Rumänien, auch aus den Neunzigern, allerdings von einer Familie, die dem Strom der Aussiedler entgegenzieht, von einem deutschen Luftkurort namens Bad Rosau nach Sarmizegetusa in Transsilvanien. Für die Stille. Und um auch so harte Hände zu bekommen wie die Frauen im Dorf, sagt die Mutter einmal. Weil sie zum Spielen einfach auf die Straße gehen kann und nicht erst anrufen muss, sagt an einer anderen Stelle Judith, das Mädchen, dem wir in „Wir sind hier für die Stille“ folgen.
Das ist nicht nur eine bemerkenswerte Komplementarität, sondern Dorothee Rieses Debütroman ist auch ein bemerkenswertes Buch. Also haben wir auch sie in den Bücher-Podcast eingeladen. Im Anschluss an das Gespräch gibt es noch ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen. Wir verraten die Lösung aus dem Januar 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Wir sind hier für die Stille“ von Dorothee Riese auf der Website des Berlin Verlags
„Ins Früher geführt“: Andreas Platthaus über Iris Wolffs Roman „Lichtungen“
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Für Frauen, die wie Pralinen aussehen, habe sie nur Mitleid übrig. Das gab Jil Sander einmal zu bedenken, und was sie meinte, ist Folgendes: Wer sich verspielt gebärdet, eigene Wünsche nicht so wichtig findet und gerne in Verkleidungen schlüpft, kommt als Model für sie nicht in Frage. Die 1943 geborene Modedesignerin hat immer den selbstbestimmten Typus favorisiert, der den eigenen Körper nie als Präsentationsfläche für barockes Dekor betrachten würde.
Und Sander versteht sich durchaus als Vorbild: Ketten, Ringe, Klunker aller Art hält sie sich konsequent vom Leib. Eine minimalistische Ästhetik hat sie schon verfolgt, als sie im Alter von vierundzwanzig Jahren eine Boutique in Hamburg eröffnete. Sie sprach über das eigene Weniger-ist-mehr-Verständnis in einer Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst Wien, entwickelte Parfums und präsentierte ihre Kleider in Mailand. 1989 ging es mit ihrer Firma an die Börse, woraufhin Sander hierzulande die erste Frau an der Spitze eines Aktienunternehmens war.
Wie ist dieser Erfolg zu erklären? Unter welchen Umständen fand Sander zu ihrem Stil? Warum gilt er nach wie vor als Klassiker? Wieso konnten und können sich so viele Leute auf den Duft „Jil Sander Sun“ einigen? Was meint Sander, wenn sie sagt, Mode für Frauen habe lange etwas Laniges und Launisches an sich gehabt, das „oft in einem Modeschöpfer-Blödsinn gipfelte“?
Maria Wiesner hat ein Buch über Jil Sander geschrieben, deren Weggefährten getroffen und in Hamburg wie Paris recherchiert. In dieser Folge des Bücher-Podcasts zeichnet sie nicht nur ein Porträt ihrer Protagonistin, sie erörtert auch, wie Mode und gesellschaftlicher Wandel zusammenhängen – und warum eine aufs Wesentliche reduzierte Garderobe am Ende wahrscheinlich doch jede noch so elaborierte Form von Pomp schlägt.
„Jil Sander. Eine Annäherung“ von Maria Wiesner auf der Website des Verlags HarperCollins
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Heute geht es um eine weitere Facette des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, dessen Beginn sich demnächst zum zweiten Mal jährt: den russischen Unterdrückungsapparat nach innen, konkret, den Bericht aus dem Foltergefängnis „Isolation“ im Donbass, den der ukrainische Journalist Stanislaw Assejew geschrieben hat. „Isolation“ war zunächst ein Industriestandort und danach ein Ausstellungsort für die freie Kunstszene. Seit der kriegerischen Annexion des Donbass 2014 ist „Isolation“ ein vom russischen Geheimdienst FSB etablierter, jeder Kontrolle entzogener Schauplatz für Entmenschlichung, Sadismus, Folter und sexuelle Gewalt. Stanislaw Assejew, der mit Mitte zwanzig dorthin verschleppt wurde, kam erst zweieinhalb Jahre später durch einen Gefangenenaustausch frei. Seitdem widmet er sich unter anderem der Aufgabe, die russsischen Folterer und Kriegsverbrecher der ukrainischen Justiz zuzuführen.
Wie in der Gefängnisliteratur üblich, geht es um die Besonderheiten eines fürchterlichen, alle Vorstellungskraft übersteigenden Ortes und die Leidensfähigkeit des Individuums, aber auch um die Widerstandskraft durch das Schreiben, und sei es mit dem Bleistiftstummel auf einem Fetzen Papier, der dem Autor bald wieder weggenommen wird: Schreiben war ein Teil von Assejews Rettung. Im Bücher-Podcast spreche ich mit einem der drei Übersetzer des Buches, Volker Weichsel, Redakteur der Zeitschrift „Osteuropa“.
„Heller Weg, Donezk: Bericht aus einem Foltergefängnis“ von Stanislaw Assejew ist erschienen im Suhrkamp Verlag, hat 256 Seiten und kostet 20 Euro. Aus dem Russischen übersetzt von Anselm Bühling, Henriette Reisner und Volker Weichsel.
Von Lev und Kato, dem Freundespaar in Iris Wolffs neuem Roman „Lichtungen“, heißt es im Buch einmal: „Sie beschlossen, ihre Nationalität nicht so wichtig zu nehmen wie jenes veränderliche, wachsende Netz unterschiedlichster Prägungen – aus Musik, Geschichte, Sprichwörtern.“ Und von Levs Großvater, der noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Rumänien flieht, heißt es viel früher: „Bis neunzehnhundertneunzehn gehörte Siebenbürgen, ebenso wie die Maramuresch, zu Österreich-Ungarn, erklärte Ferry, dann zum Königreich Rumänien, zwanzig Jahre später wieder Ungarn, vier Jahre später wieder Rumänien. Das alles sei, wie Lev sich vorstellen könne, enervierend gewesen. Jetzt entscheide er selbst. Warum sollte die eigene Entscheidung schlechter sein als jene, die irgendwelche Leute in irgendwelchen Hauptstädten trafen?“
„Lichtungen“ ist ein Buch über Zugehörigkeit, über die Zugehörigkeit der beiden Hauptfiguren zueinander, im Wechselspiel der Zeit, aber auch über die Zugehörigkeit zu Ländern, zu Sprachräumen. Eine Besonderheit: Der Roman beginnt mit dem letzten Kapitel und arbeitet sich von dort aus langsam zum Beginn der Geschichte zurück. Iris Wolffs Geschichte beginnt – das Buch also endet – in Rumänien, als der Kalte Krieg noch die Grenzen bestimmt. Jedes Kapitel entblättert ein weiteres Stück der Vergangenheit, erzählt vom Entstehen einer Freundschaft, vom Familienleben in rumänischen Dörfern, vom Wald in Osteuropa, vom Loslassen, vom Aufbrechen und davon, wie wichtig es ist, den richtigen Moment nicht zu verpassen. In dieser Episode des Bücher-Podcasts haben wir Iris Wolff zu Gast. Anschließend gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem Dezember 2023 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Iris Wolffs neuer Roman „Lichtungen“ auf der Website des Verlags Klett-Cotta
Die Website der Autorin Iris Wolff
„Ins Früher geführt“: Andreas Platthaus über Iris Wolffs Roman „Lichtungen“
„Lockruf des Wassers“: Andreas Platthaus über Iris Wolffs Roman „Die Unschärfe der Welt“
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„Wir sind VIVA. Und wir sind mehr als nur ein Fernsehsender, denn wir sind euer Sprachrohr und euer Freund, und ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?“ Mit diesen Worten begrüßte Heike Makatsch die Zuschauer zum Start des Musiksenders VIVA. Das war im Dezember 1993. Der dahindilettierende Kanal brauchte nicht lange, um den Konkurrenten MTV abzuhängen. VIVA wurde professioneller, selbstbewusster und wichtiger. Von 1995 an gab es VIVA Zwei. Schwerpunkt: Adult-Contemporary-Musik. Ein Flop. Die Neupositionierung erfolgte drei Jahre später. Schwerpunkt: Independent, Alternative und elektronische Musik. Ein Hit. Nicht mit Blick auf die Quote, aber auf die Qualität. Dann schwächelte VIVA, sein Ableger wurde eingestellt – und MTV war schließlich doch wieder erfolgreicher.
1995 kam der Musikjournalist Markus Kavka zu VIVA. Er moderierte ein Heavy-Metal-Format, ging zu VIVA Zwei und später zu MTV. Zusammen mit dem ehemaligen Programmdirektor von VIVA Zwei und MTV, Elmar Giglinger, hat er nun das Buch „MTViva liebt dich!“ herausgegeben – eine Rückschau aus der Perspektive derjenigen, die die wichtigste Phase des Musikfernsehens in Deutschland mitgestaltet haben. Unter ihnen sind Farin Urlaub, Judith Holofernes, Fettes Brot und Sido. Im Bücher-Podcast erzählt Markus Kavka, wie er diese Zeit erlebte, was von Pop heute noch zu erwarten ist, wie es sich anfühlt, einen wild um sich schießenden Künstler zu interviewen, und warum manches, was damals halbwegs normal anmutete, inzwischen nicht mehr gesendet werden könnte.
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Die Kriminalliteratur - die gute, und nur von ihr wollen wie hier sprechen - ist unendlich vielfältig, kennt zahlreiche Länder, Ermittlertypen, Verbrechensarten und ein breites Angebot an Milieus, Regionen, Tönen und Atmosphären. Durch den Krimi, könnte man sagen, sieht der moderne Mensch die Welt, die er bewohnt. Oft sagt der Krimi auch etwas über die Gesellschaft, manchmal sogar mehr als die sogenannte „ernste“ Literatur, und in viel mehr Fällen, als man gemeinhin glaubt, hält sich große Kriminalliteratur über sechzig, siebzig Jahre hinweg und geht nicht unter, während Bücher mit sogenanntem „höheren Anspruch“ schon vergessen sind.
Am ersten Sonntag des neuen Jahres schauen wir zurück auf das Beste, was deutsche Verlage an Krimis im Jahr 2023 so herausgebracht haben. Unser Jahresrückblick gewissermaßen, subjektiv, parteiisch und all das, aber nicht völlig ahnungslos, mit Liebe zum Genre sowieso. Damit all das mit einer gewissen Expertenschaft einhergeht, spreche ich im heutigen Bücher-Podcast mit meinem Kollegen Peter Körte, dem Filmkritiker der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung – und Autor der einmal im Monat erscheinenden Krimikolumne in der F.A.Z.
**Denis Lehane: Sekunden der Gnade. Übersetzt von Malte Krutzsch. Diogenes, 400 Seiten, 26 Euro.
Kenneth Fearing: Die große Uhr. Übersetzt von Jakob Vandenberg. Elsinor, 200 Seiten, 20 Euro.
Matthias Wittekindt: Fünf Frauen: Ein alter Fall von Kriminaldirektor a. D. Manz. Kampa, 352 Seiten, 19 Euro.**
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Zwischen den Jahren: So werden die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr gerne genannt. Für Erwachsene mag damit verbunden sein, dass oft (oder am liebsten) nicht viel passiert in dieser Zeit, eine Ahnung oder Hoffnung von Ruhe und Müßiggang. Und für Kinder? Es gibt Kinder, für die klingt diese seltsame Redeweise nach einem Versprechen: Was könnte nicht alles passieren in dieser Lücke zwischen einer Zeiteinheit und der nächsten?
Die Lücke in der Zeit, eine Lücke zum Hineinschlüpfen: Das ist ein Thema, das sich in einigen Kinderbüchern findet. Überhaupt ist die Zeit, die Zeitreise, aber auch das Begreifen von Zeit ein großes Thema für kleine Leute.
2023 fällt der Silvestertag auf einen Sonntag, also gibt es an diesem Tag eine neue Folge des Bücher-Podcasts. Der 31. Dezember ist der fünfte Sonntag im Monat, also ist einmal mehr Tilman Spreckelsen Gast im Bücher-Podcast, der Kinder- und Jugendbuchexperten der F.A.Z., um über eine Handvoll Kinderbücher zu sprechen, die sich mit Zeit beschäftigen, aus unterschiedlichen Perspektiven, in unterschiedlichen Zeiten. Das älteste ist mehr als hundert Jahre alt.
„Mary Poppins öffnet die Tür“ von P.L. Travers wurde zuletzt im Jahr 2005 mit 238 Seiten für 7,50 Euro in der Reihe Dressler Klassiker veröffentlicht und ist gerade leider nicht mehr neu erhältlich.
Auch Edith Nesbits „Kinder von Arden“ ist zuletzt in der Reihe Dressler Klassiker erschienen und gerade leider vergriffen, 2001 hat es bei 268 Seiten gebunden 7,50 Euro gekostet.
„Türme, Paläste und Kathedralen – Eine Zeitreise durch die Geschichte der Architektur“ von Dieter Bartetzko ist 2008 in der Reihe „Bücher mit dem blauen Band“ bei S. Fischer erschienen, hat damals mit seinen 528 Seiten im Schuber und mit dem besagten blauen Lesebändchen 19,90 Euro gekostet und ist leider auch nicht mehr neu zu haben.
„Als die Uhr dreizehn schlug“ von Philippa Pearce ist zuletzt im Jahr 2016 bei Aladin erschienen. Das Buch hat 256 Seiten, kostete neu 14,95 Euro und ist leider, wie es sich offenbar für tolle Bücher über die Zeit gehört, ebenfalls vergriffen.
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In Deutschland geben 96 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen zwischen 18 und 75 Jahren an, schon einmal Pornos gesehen zu haben. Das war nicht immer so. 1988 kamen in der Bundesrepublik angeblich 22 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen ungefähr einmal im Monat mit Pornos in Kontakt. Ob solche Zahlen zuverlässig sind, ist fraglich, denn man darf annehmen, dass Leute beim Thema Pornographie nicht immer wahrheitsgemäß Auskunft erteilen. Die Pornowissenschaftlerin Madita Oeming sagt: „Wir haben bis heute weder als Gesellschaft noch als sexuelle Individuen einen Umgang mit Pornos gefunden.“
Gerade einmal 38 Prozent der Erwachsenen in Deutschland finden Pornos moralisch unbedenklich. Die Filme stehen unter dem Verdacht, Gewalt zu fördern, Impotenz herbeizuführen, süchtig zu machen, Beziehungen zu beschädigen, frauenfeindlich und erniedrigend zu sein. Immer wieder heißt es, man müsse sie verbieten. Auf der anderen Seite besuchen in jeder Minute weltweit rund 100.000 Menschen die Seite Pornhub.com. Wie ernst man Vorbehalte gegen Pornographie nehmen muss, was es bedeutet, dass „Lesbian“ die mit Abstand beliebteste Kategorie auf Pornhub ist, und warum sich im Kampf gegen das Genre Radikalfeministinnen mit rechten Gruppen zusammentun – all das erläutert Madita Oeming in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
„Porno“ von Madita Oeming auf der Website des Rowohlt Verlags
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Menschen sind nie besonders gut darin gewesen, Zeit überhaupt zu begreifen. „Wie auch? Die Sinneseindrücke trügen, sie simulieren und manipulieren.“ So ist es zu lesen in „Erdling“, dem neuen Roman von Emma Braslavsky, in dem wir atemlosen Leserinnen und Leser eine – Thomas Mann, der auch seinen Auftritt im Buch hat, hätte wohl gesagt: – Detektivin-Darstellerin bei ihrem ersten Fall. Eigentlich gefällt sich Emma Erdling darin, als Andreas von Erdling auf Kosten ihrer schwerkranken Erbtante in den Sozialen Netzwerken Geschichten von sich als Detektiv zu posten. Und dann verirrt sich doch ein Mandant zu ihr ins Büro in einer teuren Gegend Berlins, niemand Geringeres als Oskar Lafontaine, und er berichtet, dass seine Freundin Sahra entführt worden sei, allerdings nicht von Menschen, und entführt sei vielleicht auch nicht das richtige Wort, außerdem, stellt er auf Nachfrage klar, glaube er nicht an Außerirdische.
Was folgt, ist ein wilder Ritt durch Raum und Zeit auf den Spuren von Sahra Wagenknecht, mehr noch allerdings auf den Spuren der Raum- und Zeit- oder auch Raumzeitreisen in der deutschen Literaturgeschichte der letzten drei Jahrhunderte, der deutschen Konzepte vom Leben auf anderen Planeten, der politischen Phantasien über Außerirdische und ihren Kontakt zu auserwählten Erdlingen, ein Kurzschluss von deutscher Geistesgeschichte mit Science-Fiction und Quantenphysik. Ein Psychotrip.
„Erdling“ ist ein Roman voller Kapriolen, schräger Begegnungen, unglaublicher Unterhaltungen, großartiger Entdeckungen und Erkenntnisse. In dieser Folge ist seine Autorin, Emma Braslavsky, Gast. Nach dem Gespräch gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem November und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Erdling“ von Emma Braslavsky auf der Website des Suhrkamp Verlags
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Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich im Bücher-Podcast noch nie ein Buch der Anderen Bibliothek behandelt habe, diese ehrwürdige, von Hans Magnus Enzensberger begründete Reihe bibliophiler Bücher, die heute im Aufbau Verlag erscheint und es inzwischen auf 468 Bände gebracht hat. Nach rund 40 Jahren mit einem der schönsten Buchunternehmen der Welt können wohl viele anhand der Titel der Anderen Bibliothek einen wichtigen Teil ihrer Lesebiographie erzählen.
Zur Weihnachtszeit stellt die Andere Bibliothek acht Stories der großen amerikanischen Autorin Willa Cather vor, herausgegeben, übersetzt und mit einem kundigen Nachwort versehen von Agnes Krup. Wenn der Namen Willa Cather Ihnen nicht sofort ein Begriff ist, sind Sie in guter Gesellschaft. „In der Breite“, wie man so sagt, ist Cather nämlich nicht mehr bekannt. Dabei ist sie eine fabelhaft schreibende Autorin, und auch wenn sie schon gut 75 Jahre tot ist – oder gerade deshalb! -, lohnt sich das Neulesen und Wiederlesen. Die meisten der Texte waren noch nie auf Deutsch zu lesen. Im Gespräch mit der Herausgeberin und Übersetzerin streife ich durch Leben und Werk einer Autorin, die eine Wiederentdeckung verdient.
„Der verwunschene Fels“ von Willa Cather ist erschienen in der Anderen Bibliothek im Aufbau Verlag, hat 323 Seiten und kostet 48 Euro. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Agnes Krup.
Für Jasmin Schreiber ist „Endling“ das vielleicht traurigste Wort, das sie kennt. Es bezeichnet das letzte Lebewesen einer Art, die mit seinem Tod erlischt: „ein Begriff“, schreibt sie in ihrem Newsletter „Schreibers Naturarium“, „der nicht nur einen biologischen oder kulturellen Zustand beschreibt, sondern auch eine tiefe emotionale Bedeutung hat“. Jasmin Schreiber ist Biologin und forscht über Kurzflügelkäfer und Biodiversität, sie ist Podcasterin und Newsletterschreiberin, sie war mal Bloggerin des Jahres, 2019, will aber lieber als Fahrradfahrerin vorgestellt werden, weil sie mehr Fahrräder hat als Blogs. Sie ist Illustratorin und Fotografin – und Autorin zum Beispiel der Romane „Marianengraben“ und „Mauersegler“. Als Buch ist „Schreibers Naturarium“ gerade zum „Wissensbuch des Jahres 2023“ in der Kategorie Unterhaltung gekürt worden. Jetzt ist ihr neuer Roman erschienen, und er hat das traurigste Wort zum Titel.
„Endling“ spielt im Jahr 2041, irgendwann nach dem großen Baumsterben und mitten im großen Artensterben. Zoe ist Biologin und forscht über Kurzflügelkäfer, das hat sie schon mal mit ihrer Autorin gemeinsam, und sie kehrt in dem Roman zu ihrer sechzehn Jahre alten Schwester nach Frankfurt zurück, weil die Mutter eine Kur macht, eine Entziehungskur. Mit im Haus: Tante Auguste, ebenfalls Biologin, seit den großen Pandemiewellen immer weniger draußen, jetzt regelrecht verschanzt in ihrer Wohnung, zusammen mit ihrer Weinbergschnecke H14, einem Endling.
Eine Schwester, die nur raus will, eine Tante, die nie mehr raus will – fehlt eigentlich nur noch ein zwingender Grund, zusammen loszuziehen, um eine Geschichte so richtig in Schwung zu bringen. Und der Roman „Endling“ hat einigen Schwung – neben ein paar Themen, die es in sich haben: die Folgen des Klimawandels, die Folgen rechtspopulistischer Politik, die für jedes Familienmitglied anders aussehende Wunde, die der Tod eines geliebten Menschen reißt. Und natürlich Kurzflügelkäfer. Über all das sprechen wir mit Jasmin Schreiber. Danach gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem Oktober und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Jasmin Schreibers Roman „Endling“ auf der Website des Eichborn Verlags
Jasmin Schreibers Newsletter-Kolumne „Schreibers Naturarium“
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„Tatsächlich trat die Menschheit nach dem Zweiten Weltkrieg global in ein neues Müllzeitalter ein.“ Das schreibt der Historiker Roman Köster. In den vergangenen siebzig Jahren stieg nicht nur die Menge unseres Unrats an, auch dessen Zusammensetzung änderte sich: Keine Konsumgesellschaft ohne leichtes Verpackungsmaterial. So nahm in den Mülltonnen die „vergleichsweise schwere Asche aus dem Hausbrand mit der Durchsetzung von Öl- und Gasheizungen ab, und auch der Anteil schwerer organischer Bestandteile sank“. Auf der anderen Seite sind Folien, Pappen und Plastikschalen aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Parallel dazu festigte sich das Bewusstsein für eine ganze Reihe von Umweltproblemen, die auf unsere Hinterlassenschaften zurückgehen.
Das war nicht immer so. In der Vormoderne etwa wurde Müll vor allem als praktisches Problem wahrgenommen, im Industriezeitalter wiederum als potentieller Überträger von Krankheiten. Wie sich unser Verhältnis zum Abfall im Laufe der Geschichte änderte, welchen Einfluss Klima, Topographie und Architektur dabei haben, und was sich aus alldem über das Leben der Menschen lernen lässt, das besprechen wir in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Die Vermüllung der Welt“: Kai Spankes Besprechung von Roman Kösters „Müll“
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Sein Roman „Tschick“ ist einer der großen deutschsprachigen Bestseller der letzten Jahrzehnte und hat sich als Schullektüre auf mehrere Kontinente ausgebreitet. Wolfgang Herrndorf, der Autor, war ursprünglich Maler, pflegte aber einen so hingebungsvoll altmodischen Stil, dass er von seiner Kunst nicht leben konnte. Danach versuchte er es als Illustrator. Der Sensationserfolg seines Romans „Tschick“ erreichte ihn erst, als ein 2010 diagnostizierter Gehirntumor seinem Leben bereits eine enge Frist gesetzt hatte. Mit frenetischer Energie schrieb Herrndorf neben „Tschick“ in seinen letzten drei Lebensjahren den Blog „Arbeit und Struktur“ sowie weitere erzählerische Werke. Im August 2013 setzte er seinem Leben ein Ende.
Worin kann die biographische „Wahrheit“ eines solchen Extremkünstlers, der immer allein gelebt und seine Lebensbedingungen selbst gewählt hatte, überhaupt bestehen? Muss der Biograph alles sagen? Nur das Wichtigste? Nur das Skandalöse? Sollte er Angehörige und Freunde schonen? In „Herrndorf. Eine Biographie“ gelingt es Tobias Rüther, einerseits gründlich, aber nicht pedantisch zu sein - und andererseits die wesentlichen Linien im Leben des Wolfgang Herrndorf nachzuzeichnen, ohne die Genauigkeit des Biographen mit Voyeurismus zu verwechseln. So hält sein Buch die ideale Balance zwischen Intimität und Distanz.
„Herrndorf. Eine Biographie“ von Tobias Rüther ist im Verlag Rowohlt Berlin erschienen, hat 385 Seiten und kostet 25 Euro.
Die Buchmesse liegt hinter uns, und wir haben gefeiert: die Gelegenheit zum Zusammenkommen mit so vielen buchbegeisterten Menschen, ob sie nun lesen oder schreiben oder für die Verbindung zwischen beidem sorgen. Die Gelegenheit zum Gespräch, an der wir Sie mit mehr als einem Dutzend Sonderfolgen hier im Bücher-Podcast während der Messetage nach Kräften haben teilhaben lassen. Und wir haben Otfried Preußler gefeiert, der am 20. Oktober hundert Jahre alt geworden wäre.
Um ihn, den Autor von so großartigen Büchern wie der „Kleinen Hexe“, dem „Räuber Hotzenplotz“ und „Krabat“, soll es an diesem fünften Sonntag im Oktober gehen – im Gespräch mit Tilman Spreckelsen, Kinder- und Jugendbuchexperte in der F.A.Z. sowie Preußler-Biograph, und Jürgen Kaube, für das Feuilleton der F.A.Z. zuständiger Herausgeber.
„Auch Gespenster müssen niesen“: Jürgen Kaube zum hundertsten Geburtstag von Otfried Preußler
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Karins Freund verschwindet, und dann steht die Stasi vor ihrer Tür:In ihrem vieldiskutierten Debütroman „Gittersee“ erzählt die 1992 in Ludwigsburg geborene Autorin Charlotte Gneuß eine Geschichte aus der DDR Mitte der Siebzigerjahre. Das sorgte für Aufregung. Im Gespräch mit Elena Witzeck stellt sie ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
**Der Roman „Gittersee“ von Charlotte Gneuß **auf der Website des Verlags S. Fischer
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„Alle Farben grau“ heißt der neue Roman von Martin Schäuble, er erzählt die Geschichte eines Sechzehnjährigen, der sich das Leben nimmt. Nach einer wahren Begebenheit. Am Buchmesse-Stand der F.A.Z. stellt der Jugendbuchautor sein Werk im Gespräch mit Eva-Maria Magel vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
„Für uns war er wunderbar“: Anna Vollmer über Martin Schäubles Jugendroman „Alle Farben Grau“
„Alle Farben grau“ von Martin Schäuble auf der Website des S. Fischer Verlags
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Otto Waalkes und Bernd Eilert verbindet eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und Freundschaft – und Kennerschaft im Komischen wie in der Kunst. Im Gespräch mit Tilman Spreckelsen stellen sie ihr neues Buch „Ganz große Kunst: 75 Meisterwärke“ – Meisterwärke mit ä – vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts vom F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse.
„Bei Giotto passt Otto“: Hannes Hintermeier über die Otto-Ausstellung im Buchheim-Museum in Bernried
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Warum die Frage, ob die Revolution von 1848 gescheitert ist oder doch erfolgreich war, falsch gestellt ist: In seinem neuen Buch „Frühling der Revolution“ widmet sich Christopher Clark dem Europa der Jahre 1848/49 und dem Kampf für eine neue Welt. Jürgen Kaube hatte den Historiker am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
Christopher Clarks Buch „Frühling der Revolution“ auf der Website der DVA
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Er ging nach Hollywood, als die Nazis an die Macht kamen, kehrte nach Österreich zurück und kam nicht mehr weg: In dieser Sonderfolge des Bücher-Podcasts von der Frankfurter Buchmesse spricht Sandra Kegel mit Daniel Kehlmann am F.A.Z.-Stand über seinen Roman „Lichtspiel“, in dem es um das Leben des großen Filmregisseurs Georg Wilhelm Pabst in der Zeit des Nationalsozialismus geht.
„Ein Regisseur als Statist seiner Geschichte“: Andreas Kilb über Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“
Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“ auf der Website des Rowohlt-Verlags
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Wie wirkt sich das Erbe der Gewalt in den deutschen Diktaturen auf innerfamiliäre Beziehungen aus, über über die Generationen? In ihrem Roman „Die Möglichkeit von Glück“ erzählt Anne Rabe die Geschichte einer Familie aus Wismar. Am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse stellt die Autorin ihr Buch im Gespräch mit Tobias Rüther vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
Anne Rabes Roman „Die Möglichkeit von Glück“ auf der Website des Verlags Klett-Cotta
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Eine „kleine Philosophie der Selbstbeschränkung“ heißt das Buch „Die hohe Kunst des Verzichts“ im Untertitel, mit dem der Philosoph Otfried Höffe auf die Frankfurter Buchmesse gekommen ist. Ein Gespräch mit Patrick Bernau am F.A.Z.-Stand als Sonderfolge im Bücher-Podcast.
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Wie hängt das, was wir uns als einzelne über uns erzählen, mit dem zusammen, welches Bild wir von uns als Gesellschaft haben? Alice Hasters ist mit ihrem Buch „Identitätskrise. Warum Zweifel der Beginn von Neuerfindung ist – für uns und unsere Gesellschaft“ zu Gast am Buchmesse-Stand der F.A.Z. Ihr Gespräch mit Julia Encke als Sonderfolge im Bücher-Podcast.
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Von der Begeisterung in einem Baseler Chemieunternehmen über den Austausch unter Meisterschülern eines Nobelpreisträgers zum Hoffnungsträger im Kalten Krieg und in die Micro-Dosing-Diskussion unserer Tage: „Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament“ lautet der Untertitel des neuen Buchs „Der stärkste Stoff“ von Norman Ohler. Im Gespräch mit Claudius Seidl stellt der Autor sein Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
„Der stärkste Stoff“ von Norman Ohler auf der Website des Verlags Kiepenheuer & Witsch
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Das Meer schlägt an eine Betonplatte mit Namen Resteuropa. Hier wird nicht mehr getrauert, und damit die Menschen am Ende des 21. Jahrhunderts dennoch nach ihrem Tod betrauert werden, gibt es Arbeit für Menschen aus den untergegangenen Ländern: Bov Bjerg spricht mit Andrea Diener am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse über seinen neuen Roman „Der Vorweiner“. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
„Die Berufsfähigkeit zu trauern“: Tina Hartmann über Bov Bjergs Roman „Der Vorweiner“
Bov Bjergs Roman „Der Vorweiner“ auf der Website des Claassen Verlags
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Nach einem Schlaganfall kann er nicht mehr sprechen – und kommt Erinnerung zur Sprache: Im Gespräch mit Sandra Kegel stellt der Autor Deniz Utlu sein Buch „Vaters Meer“ am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
„Da steckt meine Seele drin“: Lerke von Saalfeld über Deniz Utlu und seinen Roman „Vaters Meer“
„Vaters Meer“ von Deniz Utlu auf der Website des Suhrkamp Verlags
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„Der große Wunsch“ von Sherko Fatah auf der Website des Luchterhand Literaturverlags
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„Ein Gericht ist kein Ort für Trauer“: Andreas Platthaus über Kathrin Rögglas Roman „Laufendes Verfahren“**](https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/laufendes-verfahren-von-kathrin-roeggla-ein-gericht-ist-kein-ort-fuer-trauer-19076303.html)
Kathrin Rögglas Roman „Laufendes Verfahren“ auf der Website des Verlags S. Fischer
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Valery Tscheplanowas Roman „Das Pferd im Brunnen“ auf der Website des Rowohlt-Verlags
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„Vielleicht ist die viel beklagte Kürze des Lebens das Beste an ihm.“ Das sagte Arthur Schopenhauer. Thomas Nagel würde widersprechen. Er findet, der Tod sei etwas Schlechtes, denn er nehme uns die Möglichkeit, weitere Erfahrungen zu machen. Heute haben die Deutschen eine statistische Lebenserwartung von einundachtzig Jahren. Was aber wäre, wenn sie bei zweihundert Jahren läge? Oder bei achthundert? Oder zweitausend? Man könnte sich regelmäßig neu erfinden und hintereinander mehrere, vollkommen unterschiedliche Berufe lernen. Wegweisende Entscheidungen müsste man nicht schon mit unter zwanzig Jahren treffen. Viele Menschen könnten ihr Glück in serieller Monogamie finden und mit ihren Ur-ur-ur-ur-Enkeln auf die Kirmes gehen.
Thomas Ramge diskutiert in seinem Buch „Wollt ihr ewig leben?“, mit welchen Mitteln die Langlebigkeitsmedizin den Alterungsprozess entschleunigen will. Wer würde von den Forschungsergebnissen profitieren? Wäre es fair, den jeweiligen Nutznießern zu verbieten, Kinder zu kriegen? Welche Auswirkungen hätte ein extrem langes Leben auf die Renten oder, größer gedacht, auf die Ressourcen des Planeten? Und warum investieren vor allem Männer in der zweiten Lebenshälfte, die mit digitalen Plattformen ein Vermögen gemacht haben, in die Langlebigkeitsforschung? Antworten suchen wir in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
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Herzwurzel: So heißt zum Beispiel beim Walnussbaum die massige Hauptwurzel, die direkt nach unten wächst. Wer eine Walnuss verpflanzen will, muss darauf achten, dass er die Herzwurzel nicht beschädigt. Das Wort findet sich im neuen Buch von Nataša Kramberger, „Mauerpfeffer“. Der Essay handelt davon und denkt darüber nach, was es heißt, heute, in der Zeit des Klimawandels und der Unwetter, einen Hof zu haben, sich mit seinem Land und dem Leben auf diesem Stück Land arrangieren zu wollen, in Frieden leben zu wollen. Ihr Roman „Verfluchte Misteln“, vor zwei Jahren in deutscher Übersetzung erschienen, schildert das erste Jahr als Bäuerin.
Um Heimat und Verbundenheit geht es bei Nataša Kramberger, sie lebte auch in Berlin, als sie sich mit 33 Jahren entschied, den Hof ihrer Mutter in ihrem Geburtstort im slowenischen Teil der Steiermark zu übernehmen, auf der anderen Talseite des Hofs ihrer Großmutter, auf dem sie eigentlich aufgewachsen ist. Slowenien ist in diesem Jahre Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, die am 18. Oktober beginnt, und neben Nataša Krambergers Blick auf ihr Land oder von ihrem Land aus, im landwirtschaftlichen Sinn, interessiert uns natürlich auch ihr Blick auf ihr Land Slowenien. Deshalb haben wir Nataša Kramberger zu uns in den Bücher-Podcast eingeladen.
Anschließend stellen wir ein neues Literatur-Rätsel, wir verraten die Lösung aus dem September und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Nataša Krambergers Essay „Mauerpfeffer“ auf der Website des Verbrecher Verlags
Nataša Krambergers Roman „Verfluchte Misteln“ auf der Website des Verbrecher Verlags
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Uwe Timm ist ein Spezialist für autobiographische Bücher, die von den Rändern aus operieren, um langsam zum Zentrum vorzudringen. In „Alle meine Geister“ geht es um die Kürschnerlehre des Jugendlichen im Nachkriegs-Hamburg, um die Atmosphäre jener Jahre, um Spießigkeit, Verschweigen der Schuld und die wirtschaftlichen Zwänge vieler, um das Kleine, das Enge, was die Bundesrepublik war – aber auch um inspirierende Begegnungen, die hartnäckig betriebene Welterweiterung eines Jungen, dann eines jungen Mannes, der unbedingt Schriftsteller werden will und alles dafür tut, erst einmal zum Leser zu werden. Leben und Literatur: wie sie zusammenhängen und einander durchdringen. Was immer wieder bedeutet: Manches zu tun und anderes unbedingt zu lassen.
Uwe Timms Buch handelt von einem Handwerk, dem des Kürschners, das auf dem Tod von Tieren beruht. Heute ist dieser Beruf fast schon Vergangenheit. Das Buch „Alle meine Geister“ ist aber auch Selbsterkundung und Welterkundung: Der Autor folgt nicht nur den Wegen der Erinnerung, sondern fragt sich, wieso bestimmte Erinnerungen gerade jetzt wiederkehren und was es überhaupt mit dem Erinnern, dem Ich-Sagen und sogenannter „Erkenntnis“ auf sich hat. Ein offenes, atmendes Buch für alle, die vom Lesen nicht lassen können.
„Alle meine Geister“ von Uwe Timm ist erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, hat 280 Seiten und kostet 25 Euro.
Die Mutter ist gestorben. Die Ehe bricht auseinander. Der Sohn, ein Schulkind noch, erleidet einen Herzinfarkt. Das sind die großen Schicksalsschläge in Navid Kermanis neuem Roman „Das Alphabet bis S“, auch wenn die Erzählerin in diesem Buch es nicht so nennen würde. Und von ihnen auch gar nicht erzählen will. Die bekannte, verehrte Schriftstellerin, Essayistin, Publizistin hat sogar den Vorsatz, ihr Privatleben herauszuhalten aus dem, was sie notiert. Stattdessen soll es schlicht um Wahrnehmungen gehen, um eine an jedem Tag, ein ganzes Jahr lang.
Wer „Das Alphabet bis S“ liest, stößt auf viele solcher Wahrnehmungen, kleiner, kleinster, schönster, alltäglichster. Und von ihnen aus weitet sich der Blick. Auf Gelesenes und seine Reflexion, auf das In-Bezug-Setzen der Literatur zum Leben, zum eigenen Leben, dem, wie sich die Erzählerin die Welt sortiert, geboren im Westerwald mit Wurzeln in Iran, in Momenten der Trauer und der Sorge dem Koran so nah wie dem christlichen Gebet.
Wir haben mit Navid Kermani über dieses Buch voller Denkanstöße gesprochen, über seine Erzählerin, über die Bücher im Buch, die Gedankenwelt. Im Anschluss an das Gespräch mit Navid Kermani gibt es ein neues Literaturrätsel, die Lösung aus dem August und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Navid Kermanis Roman „Das Alphabet bis S“ auf der Website des Hanser Verlags
Die Hörbuchfassung von Navid Kermanis Roman „Das Alphabet bis S“ auf der Website des Argon Verlags
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Als die Corona-Pandemie begann, hatte Eva von Redecker eigentlich Reisepläne. Sie wollte in die Vereinigten Staaten aufbrechen, um einige Vorträge zu halten. Sobald klar war, dass der Trip nicht würde stattfinden können, stellte sich das Gegenteil von Frust ein: „Ich war richtiggehend erleichtert. Plötzlich kam es mir vor wie ein Glücksfall, als sei ein Frevel gerade noch verhindert worden. Was hatte ich mir eigentlich eingebildet, dieser Tage in einem Flugzeug zu sitzen und CO2 in die Atmosphäre zu pumpen?“ Die Philosophin fühlte sich frei, aber nicht, weil sie mit einem erleichterten Gewissen zu Hause bleiben konnte, sondern vor allem weil sie einen überraschenden „Genuss von Offenheit“ erlebte. Keine Termine, Deadlines oder Fristen.
Diesen Zustand bezeichnet Eva von Redecker in ihrem gleichnamigen Buch als „Bleibefreiheit“. Das mag zunächst seltsam anmuten, denn der Freiheitsbegriff der westlichen Tradition ist in der Regel mit der Möglichkeit des Ortswechsels verbunden. Gleichwohl erscheint die zeitliche Dimension von Freiheit gerade heute bedeutsam, da die Zukunft oft genug als Bedrohung auf uns zukommt. Wer etwa sagt, Klimaschutz schränke unsere Freiheit ein, muss sich die Frage gefallen lassen: Welche Freiheit? Engen nicht Hitze, Waldbrände, Flutkatastrophen und Dürren unsere Freiheit viel stärker ein, als es etwa die Verkehrswende je könnte? Im Bücher-Podcast schildert Eva von Redecker, was aus ihrer Freiheitskonzeption folgt und was der Tod und die Rauchschwalbe damit zu tun haben.
Eine Erfolgsgeschichte: Das sind die letzten Jahre im Kinder- und Jugendbuch zweifellos, zumindest, wenn man die Zahlen anschaut. Der Marktanteil ist permanent gewachsen, in der Coronazeit ist er geradezu explodiert. Inzwischen liegt er um die zwanzig Prozent. Und bei den Lizenzen, den deutschen Büchern, die ins Ausland verkauft werden, liegt er noch höher. Kinderbuchverlage werden neu gegründet, oft unter dem Dach von Belletristik-Verlagen, die ihren Teil vom Kuchen abbekommen wollen. Literaturkritiker, die sich sonst mit Thomas Mann oder Nabokov beschäftigen, schreiben heute Studien über Harry Potter oder das Werk von Philipp Pullman, und wenn man liest, wie Michael Ende in den Achtzigerjahren auf dem Höhepunkt seines Erfolges von den Großkritikern belächelt oder ignoriert wurde, eben weil er „nur“ Kinderbücher verfasst hatte, wirkt das wie aus einer längst versunkenen Epoche.
Eigentlich ist es eine Erfolgsgeschichte. Denn natürlich kann man fragen, wie es um einen Buchmarkt bestellt ist, in dem die Umsätze wesentlich mit Büchern von der Stange verdient werden, mit den fünfzig oder mehr Bänden einer Saga um Katzen-Clans, mit magischen Tierwesen jeglicher Couleur, mit Unterwasserabenteuern der immer gleichen Machart und anderem mehr. Ist der Erfolg an der Ladenkasse womöglich teuer erkauft?
Welche Rolle spielen daneben Autorinnen und Autoren, die einen literarischen Anspruch erheben, für die Sprache mehr ist als nur das Vehikel für möglichst eingängige Konfektionsware? Wo findet das Gespräch über Kinder- und Jugendliteratur statt, und welche Inhalte werden dabei diskutiert? Und wo ist überhaupt die Position dieser Literatur zwischen den Anforderungen des Markts, den Wünschen der Erwachsenen, die diese Bücher zum überwiegenden Teil kaufen, den Interessen der Leserschaft und schließlich derjenigen, die mit ihnen in Schulen und Universitäten arbeiten?
Über diese und andere Fragen zur Kinder- und Jugendliteratur haben am 22. März im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main vier Experten mit je eigener Perspektive diskutiert: der Kinderbuch- und Bestsellerautor Andreas Steinhöfel und Ute Dettmar, Professorin für Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, dazu Thorsten Gabler, Deutschlehrer an einem Gymnasium, und Konstanze Brockmann, Schulelternbeiratsvorsitzende einer Gesamtschule. Es moderierte Tilman Spreckelsen.
Programmübersicht auf der Website des Freien Deutschen Hochstifts
Es gäbe viele gute Gründe, von der gedankenlosen Welt der Superreichen zu erzählen, nur um möglicherweise herauszufinden, dass sie eher komplexer ist als zuvor angenommen. Die amerikanische Literatur ist voll von solchen kalten Blicken auf den Luxus. Jetzt kommt die Schriftstellerin Emma Cline, 34 Jahre alt, und konfrontiert uns mit einem ganz eigenen Reich: dem Long Island der Vermögenden, gesehen von der zweiundzwanzigjährigen Alex, die sich als Escort und „Begleitung“ älterer Männer für kurze Zeit einen Platz am Pool und bei Dinnerpartys erkämpft, bevor sie ihn durch eine Dummheit wieder verliert und von ihrem Freund vor die Tür gesetzt wird. Von da an driftet sie sieben Tage lang durch eine Welt leerer Straßen, leerer Häuser und exklusiver Beachclubs, klaut, lügt und schnorrt sich durch. Ihre prekäre Existenz verbirgt sie dabei, so gut sie kann.
„Die Einladung“, grandios übersetzt von Monika Baark, ist Emma Clines drittes Buch und wahrscheinlich ihr bestes. In Alex' Wahrnehmung werden „die Hamptons“ mit Manhattans feinen Feriendomizilen zu einem anderen Planeten. Während sie sich Hoffnung auf eine Versöhnung macht, hat Alex aber vor allem mit den Servicekräften der happy few zu tun: Nanny, Hauswart, Dienstmädchen, Reinigungspersonal. Eine Frau, die kaum eine Geschichte hat und nirgendwo dazuzugehören scheint, erlebt das Amerika des Geldes als komfortables waste land.
Im heutigen Bücher-Podcast spreche ich mit meiner Kollegin Elena Witzeck, die sich mit Emma Cline ausführlich unterhalten und in der FAZ ein faszinierendes Interview mit ihr veröffentlicht hat.
„Die Einladung“ von Emma Cline, übersetzt von Monika Baark, ist im Hanser Verlag erschienen, hat 336 Seiten und kostet 26 Euro.
Es ist gar nicht so einfach, den Scheiterhaufen zu errichten, auf dem an diesem Märztag im Jahr 1583 in Ochsenwerder im Südosten Hamburgs die Hexe hingerichtet werden sollte: Der Brennbalken will nicht aufrecht stehenbleiben, das Podest ist erst zu niedrig, Brennholz knapp, und dann sieht es auch noch nach Regen aus.
Das ist das Eröffnungsbild von Jarka Kubsovas neuem Roman „Marschlande“, der mit jedem zweiten Kapitel in die düstere Geschichte der Abelke Bleken zurückkehrt, die tatsächlich am 18. März 1583 als Hexe verbrannt worden ist, aber noch wenige Jahre zuvor als alleinstehende Bäuerin einen der großen Höfe der Gegend geführt hatte. Der zweite Erzählfaden führt in die Gegenwart, erzählt von Britta, die mit Mitte vierzig mit ihrem Mann und den beiden Kindern aus Hamburg raus in die Marschlande gezogen ist, in ein Haus, das in der Gegend, wie sie später erfährt, der „Eispalast“ genannt wird. Sie versucht, Fuß zu fassen, hier auf dem Land, aber zugleich auch in einem wieder stärker selbstbestimmten Leben, schließlich hat sie einiges aufgeben oder hintanstellen müssen, als Mascha und Ben noch kleiner waren. Jetzt wäre sie mal dran.
Das selbstbestimmte Leben – was heißt das heute, was hieß das vierhundertvierzig Jahre zuvor für zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht viel mehr verbindet als die Gegend, als Brittas Neugier, die sich bei einem Spaziergang fragt, was es mit dieser Abekle Bleken wohl auf sich hat, deren Namen heute eine Straße in ihrer neuen Heimat trägt? Und es ist einiges mehr, es geht um das Recht auf weibliche Unabhängigkeit und deren männliche Legitimierung, um ökonomische Zwänge, Fragen der Solidarität oder Ausgrenzung. Über all das sprechen wir mit der Autorin Jarka Kubsova. Außerdem stellen wir auch in unserer August-Folge ein neues Literaturrätsel stellen, wie immer zusammen mit der Bekanntgabe der Lösung aus dem Juli und des Namens des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Marschlande“ von Jarka Kubsova auf der Website des Verlags S. Fischer
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„Ich bin eine wissenschaftsbegeisterte, antirassistische Feministin. Aber für dieses Buch habe ich mich mit Antifeministen, Rassisten, Klimawandelleugnern und Verschwörungstheoretikern getroffen.“ Das schreibt Julia Ebner in ihrer Monographie „Massenradikalisierung“. Die Extremismusforscherin erörtert darin, warum Ideen, für die sich vor gar nicht langer Zeit nur gesellschaftliche Randgruppen interessiert haben, in der bürgerlichen Mitte inzwischen als salonfähig gelten.
2017 etwa hatte die auf Verschwörungstheorien spezialisierte Bewegung QAnon ein paar Tausend Anhänger, das Gros davon in den Vereinigten Staaten. Auch die identitäre Gruppe White Lives Matter und das antifeministische Netzwerk Mannosphäre waren noch weitgehend unbekannt. Heute nehmen sie Ebner zufolge „Einfluss auf die Politik, verändern die kulturellen Codes und drücken unserer Sprache ihren Stempel auf“.
Wer ist empfänglich für solche Gruppierungen? Was haben die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA, der Sturm aufs Kapitol und die Corona-Pandemie mit ihnen zu tun? Wie kommunizieren Frauenhasser in einem Online-Forum miteinander? Und wann ist der Punkt erreicht, an dem sich eine Forscherin, die auf all diese Fragen etwas zu sagen weiß, Bücher schreibt und Interviews gibt, Sorgen macht – um sich selbst und um die Gesellschaft? Julia Ebner gibt in dieser Folge des Bücher-Podcasts Auskunft.
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„Wenn die Polizei um Hilfe ruft“: Kai Spankes Besprechung von Julia Ebners „Massenradikalisierung“
Es geschieht nicht oft, dass die Zuerkennung des Büchner-Preises, der höchsten literarischen Auszeichnung des Landes, so positiv aufgenommen wird wie im Falle des 1963 in Gera geborenen Lutz Seiler. „Für das, was ich schreibe, spielt wahrscheinlich meine Herkunftsgeschichte eine ziemlich große Rolle“, hat der Autor einmal gesagt, „also die Herkunft aus einer vom Uranbergbau verwüsteten thüringischen Landschaft.“ In den ersten Jahrzehnten seiner Karriere hat sich Seiler als Lyriker und Essayist einen Namen gemacht, dann kamen zwei umfangreiche Romane hinzu: „Kruso“ (2014, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis) und „Stern 111“ (2020, Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse). Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrt mit der Zuerkennung des Büchner-Preises einen Autor, „der mit klangvollen Gedichtbänden begann, von dort zum Erzählen fand, stets aber ein so klarer wie rätselhafter, dunkel leuchtender Lyriker bleibt, zuletzt mit schrift für blinde riesen“. Die Stimme des Autors sei, ob in der Lyrik oder im Roman, unverwechselbar: „melancholisch, dringlich, aufrichtig, voll von wunderbaren Echos aus einer langen literarischen Tradition“.
Lutz Seiler hat als Zimmermann und Maurer gearbeitet und begann mit dem Schreiben während seiner Armeezeit. 1990 ging er nach Berlin, und seit 1997 leitet er das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus bei Potsdam. Etwa die Hälfte seiner Zeit verbringt er in Stockholm. Mit meinem Kollegen Jan Wiele spreche ich im Bücher-Podcast über Seilers literarisches Temperament, die Merkmale seiner Lyrik und seine besondere Form des Wenderomans, die in der Fiktion tatsächlich so etwas wie ostdeutsche Identität geschaffen hat: Sie erzählt von Menschen, die bleiben und nicht loslassen wollen. Auch ein anderer, wichtiger Zug von Seilers Schaffen tritt im Gespräch zutage: sein Engagement für die lyrische Tradition und das Nachleben der Dichter, die ihn selbst beeinflusst und geprägt haben.
Letzte Veröffentlichungen Lutz Seilers:
„Stern 111“. Roman (Suhrkamp Verlag).
„schrift für blinde riesen“. Gedichte (Suhrkamp Verlag).
„Ein Ort voller Leben, Geschichten und Träume“: Ein Bilderbuch von Britta Teckentrup folgt einer alten Schaukel am Meer durch die Jahreszeiten, durch die Jahre. – Nur ein abenteuerlicher Einsatz kann den Schulgarten jetzt noch retten: Ein Buch von Martina Wildner lässt Nachbarskinder über sich hinauswachsen. – „Aber wir wussten ja, eines Tages würdest du kommen und dann könnten wir eine richtige Familie sein“ – Neil Gaiman lässt ein junges Mädchen jenseits einer ungenutzten Tür im Haus die Bekanntschaft seiner „anderen Mutter“ machen. – Untergegangen, eingeklemmt, abgestürzt und in die Irre gegangen: David Long erzählt „wahre Geschichten vom Überleben“. – In dieser Episode des Bücher-Podcasts stellen wir wieder einmal vier Bücher für junge Leser vor.
„Die Schaukel“ von Britta Teckentrup auf der Website von Prestel Junior
„Mehr als nur ein Leben“: Lena Bopp über „Die Schaukel“ von Britta Teckentrup
„Moritz, King Kong und der Regentanz“ von Martina Wildner auf der Website des Hanser Verlags
„Coraline“ von Neil Gaiman auf der Website des Arena Verlags
„Gerettet – Wahre Geschichten vom Überleben“ von David Long auf der Website des Insel Verlags
„Weißt du, was ich in deinem Alter auf gar keinen Fall werden wollte?“, fragt Zarife, Hebamme und Vertraute der Familie, die knapp 15 Jahre alte Hülya. „Wie meine Mutter. Oder meine Tanten. Und, das stellte sich aber erst später heraus, wie meine Schwestern. Ich dachte, es kann doch nicht sein, dass ihnen das hier reicht.“ Es ist das Jahr 1986, Hülya lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in einem Dorf im Süden der Türkei. Hülya weiß noch nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen will, aber sie weiß: Sie will nicht werden wie ihre Mutter.
Und damit ist sie nicht die einzige in Özge İnan Roman „Natürlich kann man hier nicht leben“. Gleich zu Beginn macht sich Nilay auf den Weg, allerdings im Jahr 2013 und von Berlin aus, denn sie hat gerade die Berichte über die Proteste am Gezi-Park im Fernsehen gesehen und kann nicht fassen, dass ihre Eltern sich von der Stimmung nicht mitreißen lassen, dass sie so völlig unpolitisch zusehen.
Wie politisch diese Eltern tatsächlich waren, das wird hier in Rückblicken erzählt, mit einem zeitlichen Sprung mitten hinein in die Achtzigerjahre und die politischen Spannungen der Türkei damals. Wir treffen Hülya und Selim, die Eltern von Nilay, bevor sie Eltern wurden, ja noch bevor sie überhaupt ein Paar wurden. Wir folgen ihnen nach Izmir, auf die Universität, lernen ihre Kommilitonen kennen, die politischen Studentenorganisationen und wie gefährlich es sein kann, in jener Zeit überhaupt politisch zu sein. Was das heißt und wodurch sich Einstellungen, von denen man als junger Mensch denkt, sie seien unveränderlich, dann doch ändern – darüber sprechen wir mit der Autorin Özge İnan.
Natürlich stellen wir ein neues Literaturrätsel, wir verraten die Lösung aus dem Juni und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Natürlich kann man hier nicht leben“ von Özge İnan auf der Website des Piper Verlags
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Während der Corona-Pandemie hat sich Ewald Frie auf eine Reise durch Deutschland begeben, um seine Geschwister zu besuchen. Im Rheinland, in Westfalen, an der Ostsee angekommen, interviewte er sie: über die Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof in der Nähe von Münster, über die dort zu verrichtende Arbeit, über die Nachbarhöfe und das Dorf, über Werte und Regeln, über den Zerfall der traditionellen Landwirtschaft und dessen Konsequenzen. Aus den Gesprächen ist das Buch „Ein Hof und elf Geschwister“ entstanden.
Im Juni wurde es mit dem Deutschen Sachbuchpreis 2023 ausgezeichnet. Frie habe, so die Begründung der Jury, „ein tiefes und gleichzeitig zugängliches und unterhaltsames historisches Sachbuch verfasst“. Der Autor selbst bezeichnet seine Abhandlung als Grenzfall von „Wissenschaft wie von Familiensinn“. Er hoffe, dass es „Gutes aus beiden Welten zusammenbringt, um ein besonderes Licht auf die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu werfen“.
Ewald Frie, an der Universität Tübingen Professor für Neuere Geschichte, erläutert im Podcast, wie die Idee zum Buch entstand, wie sich der Niedergang der bäuerlichen Landwirtschaft genau vollzog, warum der Katholizismus in seinem Leben so wichtig war – und welche historischen Erkenntnisse aus dieser persönlichen Geschichte abgeleitet werden können.
Manuel Chaves Nogales, geboren 1897 in Sevilla, war Spaniens herausragender Journalist der Zwanziger- und Dreißigerjahre. In seinem Heimatland wurde er erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt und mit großer Verspätung aufs Klassikerpodest befördert. Als Mann der demokratischen Mitte in einem Bürgerkrieg, der kaum eine Mitte zuließ, musste Chaves Ende 1936 ins Exil gehen, erst nach Paris, später nach London, wo er 1944 mit kaum 47 Jahren starb. Sein umfangreiches Werk wird in Deutschland vom Kupido Literaturverlag herausgegeben, dessen Leiter, der Übersetzer Frank Henseleit, der heutige Gast im Bücher-Podcast ist.
Chaves Nogales war ein liberaler Demokrat und ein Mann zwischen den Stühlen. Der unermüdliche Reporter, phänomenale Erzähler und scharfsinnige Kommentator der politischen Zustände der Dreißigerjahre führt auch heutigen Lesern noch etwas Ungewöhnliches vor: die nie realisierte, nicht einmal möglich erscheinende Alternative im damaligen Spanien der gewalttätigen Extreme - und die grundsätzliche Skepsis gegenüber politischen Parolen. Für Chaves standen individuelle und demokratische Freiheiten über jeder Ideologie.
„Antifaschist und Antirevolutionär aus innerer Veranlagung, weigerte ich mich beharrlich, an das Heilsversprechen großer Umstürze zu glauben“, schreibt er im Prolog zu dem heute besprochenen Erzählband „Blut und Feuer! Helden, Bestien und Märtyrer im Spanischen Bürgerkrieg“. Und weiter: „Ich beschloss, schreibend auszuharren und mich den Gesetzen der Evolution und des Fortschritts anzuvertrauen.“
„Blut und Feuer! Helden, Bestien und Märtyrer im Spanischen Bürgerkrieg“ von Manuel Chaves Nogales, übersetzt von Frank Henseleit und mit einem Vorwort von María Isabel Cintas Guillén, ist im Kupido Literaturverlag erschienen, hat 255 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und kostet 27,80 Euro.
Eine Frau kauert auf dem Fußboden und weiß nicht weiter. Draußen ist jemand, genau erkennen konnte sie ihn nicht, und trotzdem weiß sie ganz genau, wer es ist. Wer es sein muss. Und dass es vollkommen sinnlos wäre, sich im Haus zu verstecken. Wie sie es gerade macht.
In „Jetzt bist du da“, dem neuen Roman von Sandra Hoffmann, lebt Claire allein in einem Haus im Wald. Vor fünf Jahren, an ihrem ganz persönlichen Unabhängigkeitstag, ist sie hierhergezogen. Sie ist 42, sie kennt den Jäger, den Förster, Achim, ihren Kollegen bei den Wildnis-Camps, die sie für Schulklassen anbietet. Sie braucht niemanden.
Und dann kommt einer, einfach so. Beim Lesen fragt man sich eine ganze Zeitlang, welche Bedrohung von diesem Eindringling ausgeht, wovor Claire Angst hat. Nach und nach wird klar, wer wohl da draußen ist, wer sich auf den Weg gemacht hat zu ihr, sieben Wochen nach ihrer Begegnung, die auch für Claire einiges verändert hat.
Janis ist sechzehn, er wirkt auf den ersten Blick mädchenhaft und auf den zweiten so gar nicht. Er war mit seiner Klasse im Camp, er ist Claire aufgefallen, hat ihr gefallen, mehr als ihr lieb war und als ihr lieb ist. Einmal hat er ihr über die Wange gestrichen. Und das war schon viel zu viel.
In „Jetzt bist du da“ geht es um Anziehung über 26 Jahre Altersunterschied hinweg. Um den Lebensweg und die Liebeswege einer erwachsenen Frau, die auf einmal von einem Jugendlichen an die Grenzen ihres Unabhängigkeitsbedürfnisses gebracht wird und an einige Grenzen mehr. Es geht um Natürlichkeit und Kontrolle, Vernunft und Verantwortung, um den Wald und das Wilde und unser Verhältnis dazu. Große Themen, über die wir mit Sandra Hoffmann sprechen.
Natürlich gibt es auch in unserer Juni-Folge ein neues Literaturrätsel, außerdem verraten wir die Lösung aus dem Mai und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Jetzt bist du da“ von Sandra Hoffmann auf der Website des Berlin Verlags
Zur ersten Folge von Sandra Hoffmanns Kolumne „Draußen“ im Literaturportal Bayern
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Im Alter von neunzehn Jahren hat Silke Ohlmeier, Jahrgang 1986, eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei einem Busunternehmen angefangen. Schon an Tag eins wurde deutlich, was sie im Betrieb erwartete: „das Hirn komplett vernebelnde Langeweile“. Die folgenden Wochen und Monate haben den Anfangsverdacht bestätigt. Dennoch hat Ohlmeier nach drei Jahren den Abschluss gemacht, trotz Unterforderung, trotz Antriebslosigkeit, trotz der täglichen „Dauerwarteschleife auf den Feierabend“.
Das blieb nicht ohne Folgen. Silke Ohlmeier studierte Soziologie und befasst sich in ihrer Dissertation mit der Langeweile. Zusätzlich hat sie gerade ein Buch mit dem Titel „Langeweile ist politisch“ vorgelegt. Darin vertritt sie die These, Langeweile sei „eine Folge universeller gesellschaftlicher Strukturen“. Es geht ihr mithin nicht um jene Form der Unlust, die die Zeit dehnt und die man immer wieder einmal verspürt. Es geht ihr um eine sich verfestigende Langeweile, die vor allem marginalisierte Menschen trifft. Über die Reichweite des Problems spricht Ohlmeier in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
Sieben junge Dichter, dazu eine Gattin, Schwiegermutter, Schwester und Schwägerin, treffen sich auf dem Lande. Man ist sich einig, dass am Tisch „unbedingt Gedanken- und Essfreiheit“ herrschen müsse, die Dichter lesen einander aus ihren Jugendarbeiten vor, man erzählt, redet sich die Köpfe heiß, man trinkt auf Goethe und Schiller, Fritz Jacobi, Jean Paul, die Brüder Schlegel und Shakespeare. Als sie das Glas schließlich auf den verstorbenen Novalis heben, haben alle Tränen in den Augen.
So geht es in Ludwig Tiecks Meisterwerk, dem Riesenromanfragment „Phantasus“. Der Clou: Tieck hat mit diesem faszinierenden Experiment seine eigenen früheren Arbeiten auf sieben Charaktere verteilt. Er spaltet die eigene Dichterpersönlichkeit nachträglich in sieben Teile auf, und der besserwisserische Ernst, einer von ihnen, sagt an einer Stelle, er hoffe, dass sich im Erzählen die Freundschaft aller festige.
Doch neben die sieben Dichterpersönlichkeiten, die Tieck im Alter benennt, neben den Verfasser von Romanen, Novellen, Märchen und Theaterstücken muss man auch noch den Übersetzer Tieck stellen und den Bearbeiter mittelalterlicher und frühneuhochdeutscher Stoffe. 250 Jahre nach seiner Geburt zeichnete ein Abend im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main am 3. Mai 2023 ein breit angelegtes Bild des Lebens und Werks Ludwig Tiecks. Heiko Raulin hat ausgewählte Texte des Autors gelesen, Tilman Spreckelsen sie eingeordnet.
Programmübersicht auf der Website des Freien Deutschen Hochstifts
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
Hans-Joachim Simm in der Frankfurter Anthologie über ein Gedicht ohne Titel von Ludwig Tieck
„Der diese Leere füllt“: Tilman Spreckelsen über die Erstlektüre von Ludwig Tiecks „Phantasus“
Wo stehen wir sechzehn Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine? Worüber müssen wir reflektieren, welche Begriffe neu durchdenken, wie ordnen die betroffenen Ukrainer den Schmerz, die Verluste, die Erinnerungen, ihr Leben selbst? Und wie lässt sich überhaupt von alldem erzählen, wenn die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit nicht nur eine „Zeitenwende“ gebracht, sondern Zeit und Geschichte selbst auf den Kopf gestellt zu haben scheinen?
Der Band „Aus dem Nebel des Krieges“, herausgegeben von Kateryna Mishchenko und Katharina Raabe, vereint 18 Beiträge, 18 Annäherungen, 18 Versuche des Beharrens, Weiterdenkens, Nichtverstummens, oft aus der Mitte der Kriegserfahrung heraus geschrieben. „Menschen, die diese Erfahrung nicht gemacht haben", schreibt Volodymyr Rafeyenko in diesem Band, „kann man es nur schwer erklären, aber das Schlimmste im Leben eines zwangsweise Geflüchteten, der ich dank der großen russischen Kultur nun schon das neunte Jahr in Folge bin, ist die Entwurzelung – dass es für uns alle nirgendwo mehr ein Zuhause gibt. Ständig hämmert mir ein Gedanke im Kopf: »Ich will nach Hause.« Und im selben Moment wird mir bewusst, dass ich kein Zuhause habe und wohl auch nie wieder haben werde.“
„Wogegen genau wehren wir uns?“, schreibt der Autor Artem Chapeye. „Gegen die Einschränkung unserer Freiheit. Wofür kämpfen wir? Natürlich nicht für das absolute Gute. Wir sind keine »Krieger des Lichts«, sondern ganz gewöhnliche Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten. Wir kämpfen für ein gewöhnliches, unvollkommenes Leben, zu dem ich einfach nur zurückkehren möchte.“ Und weiter: „Es schien mir unmöglich und absurd, freiwillig an einem Krieg teilzunehmen. Ich hielt mich für einen Pazifisten.“
Was daraus und aus so vielen anderen Auffassungen, Annahmen und Glaubenssätzen geworden ist, zeigt dieses bemerkenswerte Buch: die erste groß angelegte literarische-essayistische Bestandsaufnahme seit Beginn des Krieges.
„Aus dem Nebel des Krieges: Die Gegenwart der Ukraine“, herausgegeben von Kateryna Mishchenko und Katharina Raabe. Suhrkamp Verlag, 283 Seiten, 20 Euro.
Die Mutter eines fast Vierjährigen liegt ohne ihr Kind, ohne dessen Vater, überhaupt mutterseelenallein in einem AirBnB auf dem Bett, nur sie und eine Portion kross gebratener Ente, die sie traurig aus der Pappschale anschaut. Eigentlich ist der Kindsvater, der Ex-Freund hierhin ausgezogen, fürs erste. „Die Melancholie von Ente kross“, denkt sie sich, „schöner Titel“.
Die Erzählerin in Judith Poznans neuem Roman „Aufrappeln“ heißt nicht nur wie ihre Autorin, sie schreibt auch Bücher, und sie versteht sich, wie sie einmal festhält, nur, wenn sie schreibt.
Von nebenan kommt in diesem AirBnB „Runaway Train“ durch die Wand, und „die rot gestrichenen Wände sagen mir“, schreibt Judith Poznan, „wenn ich zu mir selbst ehrlich bin, dann muss ich darauf gefasst sein, dass es mir vielleicht nicht gefällt, was ich mir selbst zu sagen habe.“ – „Irgendwann“, geht es weiter, „werde ich mich da wieder raustrauen. Mich betrinken und mit Männern ausgehen. Jawoll! Das Leben ist nicht zu Ende, es ändert nur seine Richtung. Nur seine Richtung.“
Was heißt es für eine junge Mutter, für eine junge Familie, für ein kleines Kind, wenn das vertraute Trio auseinanderbricht und man sich in einem Pendelmodell einrichten und zurechtfinden muss? Wie schaut man in so einer Situation auf die eigenen Eltern, und wie schauen die zurück auf ihre Kinder als junge Eltern? Wo tut es überall weh, und wie schafft Judith Poznan es, bei aller Ungeschöntheit des Erzählten auch die Komik, das Absurde, den Witz so vieler Momente einzufangen?
Wir haben die Schriftstellerin in den Bücher-Podcast eingeladen, um mit ihr über ihren Roman zu sprechen, über das Leben in einer Familie, die es so nicht mehr gibt und doch weiterhin gibt, über das Sich-Verstehen und das Schreiben. Abschließend gibt es ein neues Literaturrätsel, die Lösung aus dem April und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Aufrappeln“ von Judith Poznan auf der Website des DuMont-Verlags
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Als im März 2022 ukrainische SUVs in der Wiener Innenstadt auftauchten, habe das auf die lokale Bevölkerung „maximal irritierend“ gewirkt. Denn Kriegsvertriebene seien in unserer Vorstellung fast zwingend arm und ungebildet. Das schreibt die Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger in ihrem Buch „Das Fluchtparadox“. Tatsächlich und im Gegensatz zu gängigen Vorurteilen, so ergänzt sie, nehmen vor allem finanziell gut ausgestattete Menschen enorme Strapazen auf sich, um in einem sicheren Land um Asyl zu bitten. Mobilität ist teuer, zumal dort, wo keine legalen Migrationswege existieren. So zählt Subsahara-Afrika zu den emigrationsschwächsten Regionen überhaupt.
Wer aus seinem Herkunftsland flieht und in Europa einen sicheren Hafen sucht, wird sich gleichwohl mit einigen Widersprüchen abfinden müssen. Das Recht auf Asyl steht nämlich erst jenen zur Verfügung, die vorher Recht brechen, indem sie illegal Grenzen passieren. Sodann wird von diesen Menschen erwartet, zu gleichen Teilen bedürftig und leistungsbereit zu sein. Und schließlich führt eine gelungene Integration nicht selten zu Konflikten. Judith Kohlenberger geht im Podcast detailliert auf solche Probleme ein und erläutert, wie man Abhilfe schaffen könnte.
Wieder mal eine große Überraschung in einer Zeit, da man glaubte, es sei schon alles Großartige entdeckt: Bei DTV erscheinen die Stories der Amerikanerin Joy Williams, Jahrgang 1944, der Ertrag von mehr als drei Jahrzehnten konzentrierten Schreibens. Williams, die in jungen Jahren auf dieselbe Schreibschule ging wie Raymond Carver und Richard Yates, hat Erzählungen und Romane geschrieben, ist aber auf dem deutschen Buchmarkt nie so richtig angekommen – zwei Veröffentlichungen in den Neunzigerjahren blieben folgenlos. Jetzt rühmt der Klappentext die publikumsscheue Autorin als „strahlend düstere Großmeisterin der Kurzgeschichte“.
Im Gespräch mit der Filmkritikerin und Amerika-Expertin Verena Lueken versuche ich, den Zauber dieser Geschichten über rührende Priester und trauernde Mütter, grübelnde junge Mädchen und mancherlei Außenseiter in den Weiten der amerikanischen Provinz zu ergründen. Oft geht es schräg und skurril zu, manchmal zieht eine einzigartige Melancholie über die Seiten, und immer wieder steigen die Figuren ins Auto, um alles hinter sich zu lassen, obwohl sie selbst ahnen, dass sie am Ziel doch wieder ihr eigenes Leben erwartet.
"Ich mag es, wenn es ungerecht ist", sagt die Aufpasserin. Den Kindern, über die sie gebietet, geht es anders. Ein Bilderbuch erzählt von Regeln und ihren Übertretungen. – Der Klempner kramt in der Waschmaschine und nennt sich machtlos: Wenn sich Socken für die Freiheit entscheiden, hilft nur noch die Phantasie. Ein Kinderbuch schildert, was aus zehn von ihnen geworden ist. – Erst muss Mama in der Urlaubswoche auf der griechischen Insel arbeiten, dann lernt Papa diese Frau im Restaurant kennen, ein Junge macht Ari schöne Augen, und ihre beste Freundin meldet sich einfach nicht mehr: Ein Jugendbuch zeigt im Kleinen, was eine Dreizehnjährige beschäftigt. – Phantastische Seeungeheuer, legendäre Piratinnen, frisch tätowierte Matrosen und ein Faultier im brasilianischen Küstenregenwald: Ein Sachbuch vermittelt Kurioses, Wissens- und Staunenswertes aus über Küsten.
In dieser Episode des Bücher-Podcasts stellen wir wieder einmal vier Bücher für junge Leser vor.
"Sie mag es nun mal ungerecht": Kim Maurus über "Der erste Schritt" von Pija Lindenbaum
"Der erste Schritt" von Pija Lindenbaum auf der Website des Klett Kinderbuch Verlags
"Irgendwie neu wird ihr": Fridtjof Küchemann über Tamara Bachs neues Jugendbuch "Honig mit Salz"
"Honig mit Salz" von Tamara Bach auf der Website des Carlsen Verlags
"Bevor die Privatisierung der Privatisierung losging, bekamen meine Mutter und ich es durch die Buchungen hin": So beginnt Josefine Soppas Roman "Mirmar", ihr Debütroman, gerade erschienen, und gleich der erste Satz versetzt seine Leser in einen Zustand zwischen besonderer Wachheit und leichter Ungläubigkeit: Was wird hier erzählt über eine "Privatisierung der Privatisierung"?
So unglaublich die Geschichte auch ist, die Josefine Soppa in "Mirmar" erzählt: Sie fügt sich aufs Feinste an unsere sehr genau beobachtete Lebenswirklichkeit, unsere Arbeitswirklichkeit. Zwei Frauen, die Ich-Erzählerin und ihre Mutter, schlagen sich mit Jobs durch. Und da diese Jobs nie gut genug bezahlt sind, vermieten sie jeweils ihre Einzimmerwohnungen unter und ziehen für die Zeit zur anderen. Es wird gerade für die Mutter immer schwieriger, sich noch über Wasser zu halten, und dann ist sie auf einmal weg.
Es gibt einen Ort, eine verlassene Ferienanlage irgendwo im Warmen, am Strand, zu dem sich Frauen flüchten, es gibt Frauennetzwerke, die erkennen, wer für diese Flucht in Frage kommt, es gibt Fluchthelferinnen, und es gibt in Josefine Soppas Roman eine Gemeinschaft der Frauen an einem Ort ohne Ausbeutung.
Wer kommt dorthin, wer sind sie dort, wer werden sie dort? In welchem Kontakt, Verhältnis, Widerspruch stehen Hier und Dort? Wir haben mit Josefina Soppa über ihren Debütroman gesprochen. Anschließend gibt es noch ein neues Literaturrätsel, die Lösung des Märzrätsels und den Namen seines Gewinners oder seiner Gewinnerin.
"Mirmar" von Josefine Soppa auf der Website des Aufbau Verlags
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Warum fallen Menschen, die den Inhalt der Bibel wörtlich nehmen, kaum weiter auf? Weshalb gelten andere, die sich von Außerirdischen oder Weltverschwörern verfolgt fühlen, als behandlungsbedürftig? Wie kommt es, dass aufgeklärte Zeitgenossen den menschengemachten Klimawandel oder die Gefahren einer Corona-Infektion leugnen? Der Psychiater und Neurowissenschaftler Philipp Sterzer ist seit langem fasziniert davon, dass sich auch kluge Leute trotz eindeutiger Faktenlage zuweilen von handfestem Unfug überzeugen lassen. In seinem Buch „Die Illusion der Vernunft“ bekennt er, ihn treibe in diesem Zusammenhang eine „ethnologische Neugier“ um, das Phänomen „macht mich staunen, weckt mein Interesse und das Bedürfnis, es zu verstehen und erklären zu können“.
Über wichtige Aspekte dieses weiten Felds denkt Sterzer im Bücher-Podcast nach. So erläutert er etwa, was genau eigentlich ein Wahn ist und welche Formen es davon überhaupt gibt. Er schildert, warum gerade besonders nüchterne Argumente den irrationalen Gesprächspartner häufig nicht nur nicht erreichen, sondern regelrecht bestärken. Und er legt dar, was sich vom Krankheitsbild der Schizophrenie über Menschen lernen lässt, die an einem Wahn leiden oder besonders irrational sind.
Als Ludwig Reiners 1955 erstmals die Gedichtanthologie „Der ewige Brunnen“ herausgab, lagen Krieg und Katastrophe erst zehn Jahre zurück, und das Buch wurde zum Abbild einer restaurativen Gesellschaft, die ebenso nach Trost suchte wie nach Verdrängung und Vergessen: viel unanfechtbare Klassik, der ewige lyrische Bestand, einiges an vaterländischen Versen und hohem Geraune - und nur ein einziges Gedicht von Bertolt Brecht. Erst ein halbes Jahrhundert später wurde die Anthologie durch Albert von Schirnding kräftig entrümpelt und der Gegenwart angepasst.
Jetzt ist es abermals so weit: Der Lyriker und Germanist Dirk von Petersdorff hat den „Ewigen Brunnen“, die erfolgreichste Gedichtanthologie der deutschen Literatur, nach mehrjähriger Sichtungs- und Beratungszeit noch einmal abgestaubt, durchgeschüttelt und neu sortiert - mit neuen Themenfeldern, vielen frischen Stimmen, darunter auch Songtexte, Gelegenheitsverse und wunderbarer Blödsinn. Die Kirchenlieder, Balladen und unsterblichen Zeilen der früheren Ausgaben gibt es aber immer noch. Überhaupt ist das wichtigste Prinzip dieser Lyriksammlung gleich geblieben: ein Lebensbegleiter zu sein, passend zu den Stadien des Lebens und den verschiedensten seelischen Zuständen. Früher sagte man „Hausbuch“ dazu.
„Der ewige Brunnen: Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten“, gesammelt und herausgegeben von Dirk von Petersdorff, ist bei C. H. Beck erschienen, hat 1167 Seiten und kostet 28 Euro.
Dürfen die Literaturkritiker selbst entscheiden, ob sie ein Lob oder einen Verriss schreiben? Auch wenn sie dabei anderer Ansicht sind als die Redaktion? Gibt es vielleicht auch innerhalb der Redaktion gelegentlich unterschiedliche Ansichten zum selben Buch? Wie ist es, einen Autor oder eine Autorin nach einem Verriss – oder einem überschwänglichen Lob – wiederzusehen? Wie viele Bücher liest man als Literaturredakteur überhaupt?
Immer wieder hören wir Fragen zur F.A.Z. und den Büchern, die Leserinnen und Lesern – von Büchern wie von Buchkritiken – auf dem Herzen liegen. Wir haben unsere Hörerinnen und Hörer das Bücher-Podcasts um weitere gebeten und hatten zudem die seltene Gelegenheit, auch ein Live-Publikum zu Wort kommen zu lassen. Auf dem Podcast-Festival auf dem F.A.Z.-Kongress "Zwischen den Zeilen" am 31. März haben wir den Leiter der Literaturredaktion der Zeitung, Andreas Platthaus, um Antworten gebeten: ein Gespräch über Sorgfalt und Streitlust, alte Zeiten und Neuerungen, den Geist Reich-Ranickis und die Gebote der Gegenwart.
"Wenn ich mir das Innere meines Körpers vorstelle", schreibt Paul Brodowsky, "denke ich an die Farbe Rot, Blutrot, das Violettrot der Leber, das Graurot von Darmschlingen. Aber natürlich ist es in meinem Körper fast überall dunkel, dunkel wie das Wasser der Ostsee bei Nacht, tangdunkel, miesmuschelschalenschwarz, das Innere von geborstenen Feuersteinknollen. Aus diesem Dunkel einige Bilder."
Diese "einigen Bilder" durchziehen den neuen Roman des Schriftstellers mit dem Titel "Väter", es finden sich Szenen, Wahrnehmungen, Wahrnehmungserinnerungen, Wahrnehmungshinterfragungen, Dialoge, Kindheitsmomente, Erlebnisse mit dem eigenen Vater, Erlebnisse selbst als Vater, Geschichten des Vaters, die sich der Sohn erzählen lässt, denen er nachgeht in der eigenen Erinnerung, denen er nachforscht, gerade, wenn sie die Dreißiger- und Vierzigerjahre betreffen, die Kindheit des Vaters, den Nationalsozialismus, den Krieg. "Eigentlich möchte ich wissen", schreibt er an einer Stelle, "was für Prägungen mein Vater als Kind bekommt, welche Traumata er erfährt, um für das Buchprojekt, an dem ich arbeite, zusammenzutragen, wie ich selbst durch diese Traumata geprägt bin, auch wenn ich ihm das nicht so sage." Paul Brodowsky hat seinem Erzähler im Buch den eigenen Namen geliehen – und bestimmt gibt es Übereinstimmungen zwischen Autor und Figur, aber eben auch Unterschiede.
Ein waghalsiges Unternehmen. Und das ist der Roman neben vielem anderen auch: "Väter" ist ein waghalsiges Buch. Über das zu sprechen ist. Diesmal haben wir Paul Brodowsky zu Gast im Bücher-Podcast. Danach gibt es, wie immer, noch ein neues Literaturrätsel für Sie, außerdem die Lösung aus dem Februar und die Bekanntgabe des Gewinners oder der Gewinnerin – von gleich zwei Rätselfolgen.
"Väter" von Paul Brodowsky auf der Website des Suhrkamp Verlags
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Mit Wir sind Helden folgte Judith Holofernes den Regeln und der Dynamik des Musikbetriebs. Neue Platte, Interviews, Tour, Festivals. Vor elf Jahren gab die Band dann bekannt, sie wolle pausieren, was nichts anderes hieß als: sich auflösen. In ihrem Buch „Die Träume anderer Leute“ blickt Judith Holofernes zurück und schildert, warum das Popbusiness ein familienunfreundlicher Zirkus ist, der zu seinem Produkt, also der kreativen Idee und ihrer Umsetzung, ein kompliziertes, im Grunde zerstörerisches Verhältnis pflegt.
Sich aus den kommerziellen Zwängen dieser Maschine freizuschwimmen, damit war die Sängerin, Autorin und Songschreiberin in den vergangenen Jahren gut beschäftigt. Wie das genau gelang, welche Rolle der Social-Payment-Service-Anbieter Patreon dabei spielt, was eigentlich die Kennzeichen guter Kunst und eines gelungenen Lebens sind, all das erläutert Judith Holofernes in dieser Folge des Bücher-Podcasts. Und sie verrät außerdem, wie es weitergeht – mit der Musik und dem Schreiben.
„Es gibt dunkle Geheimnisse, und es gibt glückliche Geheimnisse. Mein glückliches Geheimnis bestand fünfundzwanzig Jahre lang darin, dass ich in Wien ausgedehnte Streifzüge machte und die an den Straßen stehenden, für Altpapier vorgesehenen Behältnisse erkundete auf der Suche nach für mich Interessantem.“
So beginnt Arno Geigers autobiographisches Buch „Das glückliche Geheimnis“: mit dem Bekenntnis des Autors, etwas Verrücktes, Eigenwilliges und in den Augen mancher vielleicht sogar etwas Peinliches getan zu haben. Und dann erklärt er sich und uns, was es damit auf sich hatte, ein halbes Leben lang. Runden auf dem Fahrrad drehen, schauen, prüfen, suchen und wühlen, manchmal buchstäblich eintauchen in den Papierabfall der Welt. Wien von Ost nach West und von Nord nach Süd, an manchen Tagen vier Stunden lang. Und wofür? Um zu erjagen, was andere Menschen weggeworfen haben - Bücher, Briefe, private Tagebuchaufzeichnungen.
Wer in die Tonne steigt, hat der Autor dazu erzählt, steht ja auf dem Kopf und geht den Dingen ganz buchstäblich auf den Grund. „Das glückliche Geheimnis“ verbindet die Erzählung eines sonderbaren Hobbys mit Geschichten vom Werden eines Schriftstellers, seinen Beziehungen, seinem Umfeld. Und wir erkennen: Alles hängt mit allem zusammen und ergibt im Erzählen einen beglückenden Sinn.
„Das glückliche Geheimnis“ von Arno Geiger ist bei Hanser erschienen, hat 240 Seiten und kostet 25 Euro.
Ein Sommertag in Wrocław, Polen. Doro begleitet ihre alte Mutter Walla Dombrowska zur alten Villa der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft, man trifft sich zum Stricken und Sticken und, ganz wichtig, zum Streuselkuchen Essen. Und Walla trifft auf Alissa Schücking, fast genauso alt wie sie, die sie zunächst mit "Frau Valerius" anredet, die offenbar um dieses Treffen gebeten hat und ihr nach einigem unbeholfenen Hin und Her empört sagt "Nu tu nich so tälsch, Reni. Du erkennst mich, ich spür’s".
Die Begegnung nach knapp vierzig Seiten in Ulrike Draesners neuem Roman "Die Verwandelten" hat es in sich: Die beiden, stellt sich heraus, sind Halbschwestern, im Krieg sind sie eine Zeitlang als Tochter der Ehefrau des Hausherrn und als Tochter der Köchin der Familie miteinander in Breslau aufgewachsen. Alissa wurde in einem Lebensborn Heim geboren, von ihrer Mutter dann doch wieder mitgenommen zurück, später dann über das Heim einem stramm nationalsozialistisch gesinnten Paar zur Adoption übergeben. Reni hat sich, als nach dem Krieg die Deutschen aus Polen ausgewiesen wurden, versteckt und unter dem Namen Walla eine polnische Identität angenommen, die erst spät, sehr spät auffliegt.
Wir haben Ulrike Draesner im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast und tauchen im Gespräch mit ihr ein in ihr großes Buch, das von Kriegs-, Nachkriegs- und Nachnachkriegserfahrungen erzählt, in Breslau, bei München, in Berlin und in Hamburg. Frauen aus drei Generation kommen zu Wort, ausschließlich Frauen, eine atemberaubende Lektüre.
Außerdem stellen wir wie immer noch ein neues Literaturrätsel – und wir rufen auf, uns Fragen rund um die F.A.Z. und die Bücher zu schicken, mit denen wir beim F.A.Z.-Kongress Ende März unseren Literatur-Chef Andreas Platthaus löchern sollen. Anfang April soll dieses Gespräch auf offener Bühne auch in einer Sonderfolge des Bücher-Podcasts veröffentlicht werden.
"Die Verwandelten" von Ulrike Draesner auf der Website des Penguin Verlags
"Als die Geierknochenflöte erfunden wurde": Tilman Spreckelsen über Ulrike Draesners "Doggerland"
"Willkommen bei den Frauen": Sandra Kegel über das Hörbuch** "Happy Aging" von Ulrike Draesner**
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Wenn von Psychopathen die Rede ist, denken die meisten an jenes Personal, das in True-Crime-Dokus, Thrillern und Horrorfilmen eine Bühne bekommt. Dabei fallen viele Vertreter dieses Typus nie kriminell auf. Sie finden sich stattdessen in der Familie, im Job, in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis. Auf den ersten Blick erscheinen sie häufig charmant und witzig, wobei sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, dass ihr Wesen ein enormer Stressfaktor für das Umfeld darstellt.
Wie werden Menschen zu Psychopathen? Was ist von ihnen zu erwarten? Gibt es auch Psychopathinnen? Und ist diese schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung kurierbar? Dominik Schwarzinger hat mit seinem 2021 verstorbenen Kollegen Heinz Schuler ein Buch zum Thema geschrieben und erläutert im Bücherpodcast, was Psychopathen auszeichnet und welche sicheren Erkenntnisse die Forschung hier bisher vorweisen kann.
Zur großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z.: Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
In Skandinavien ist die in Finnland lebende und auf Schwedisch schreibende Monika Fagerholm eine bekannte Figur. Für ihren Roman "Wer hat Bambi getötet?" erhielt sie 2020 den Literaturpreis des Nordischen Rates, die wichtigste literarische Auszeichnung Skandinaviens. Vordergründig geht es in dem Roman um eine Gruppenvergewaltigung durch Jugendliche im wohlhabenden Milieu außerhalb von Helsinki. Der Roman untersucht, welche Strukturen ein solches Verbrechen möglich machen und welche Folgen es hat, auch für die Täter und ihr Umfeld.
Aber die Fragen reichen weit über das Verbrechen hinaus und nehmen gesellschaftliche Reaktionen selbst in den Blick: Wie wir mit Katastrophen umgehen, ob wir sie annehmen oder leugnen und wie wir am Ende mit dem Wissen um das Böse weiterleben. Darüber spreche ich im FAZ-Bücher-Podcast mit der Literaturkritikerin Insa Wilke.
Monika Fagerholm: "Wer hat Bambi getötet?" Aus dem Schwedischen von Antje Ravik Strubel. Residenz Verlag, 280 Seiten, 25 Euro.
Im Garten oder ganz allein auf eine winziger Insel? Sich verstecken, eine Band gründen oder über alles und nichts nachdenken? Ein Bilderbuch zeigt, wie unterschiedlich man den Tag verbringen kann. – Was waren noch gleich die Grundlagen der Polizeiarbeit? In Kommissar Gordons allerletztem Fall unterstützt ein Eichhörnchenkind die Ermittler auf der Suche nach Wüstlingen. – Wer sagt, dass eine junge Frau im Edinburgh des Jahres 1817 nicht Chirurgie studieren kann? Ein Jugendbuch erzählt zugleich eine Emanzipations-, eine Kriminal- und eine Liebesgeschichte. – Wer lebt denn nur in einer Höhle? Ein Sachbuch vermittelt Kurioses, Wissens- und Staunenswertes aus dem Untergrund.
In dieser Episode des Bücher-Podcasts stellen wir wieder einmal vier Bücher für junge Leser vor.
Zur großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z.: Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
"Und heute?" von Julie Morstad auf der Website der Bohem Press
"Kommissar Gordon – Der allerletzte Fall" von Ulf Nilsson, illustriert von Gitte Spee, auf der Website des Moritz Verlags
"Anatomy – Eine Liebesgeschichte" von Dana Schwartz auf der Website des Loewe Verlags
"Im Untergrund – Verborgene Welten entdecken" von Annette Maas und Horst Hellmeier auf der Website der Ars Edition
"Gibt es ein Wort dafür, wenn man gerade etwas denkt, was jemand im nächsten Moment ausspricht (unabhängig davon), oder das im Fernsehen gesagt wird, etc.?" Vor etwas mehr als einem Jahr, am 10. Dezember 2021, hat die österreichische Schriftstellerin Raphaela Edelbauer das auf Twitter gefragt, mitten in der Arbeit an ihrem neuen Roman "Die Inkommensurablen".
Gerade ist das Buch erschienen, und jetzt ist klar, warum die Autorin das – und vieles mehr – damals wissen wollte. Hans, ein siebzehn Jahre alter Bauersknecht aus Tirol, hat sich Ende Juli 1914 in den Kopf gesetzt, die Psychoanalytikerin Helene Cheresch in Wien aufzusuchen, Fachgebiet Massenhysterien und parapsychologische Affekte. Seine Hoffnung: Sie könnte sich interessieren für dieses Phänomen, dass nämlich Hans immer wieder mal gerade etwas denkt, was jemand im nächsten Moment ausspricht.
Dabei hat nicht nur Helene Cheresch mit ganz anderem zu tun, auch Wien hat in diesen Tagen mit ganz anderem zu tun, und auch hier passt das Stichwort Massenhysterie: "Die Inkommensurablen" spielt am Vorabend des ersten Weltkriegs.
Wir sprechen mit der Autorin über das, was 1914 aufeinanderprallt, über alten Adel und das queere Wien, das Kaiserreich und den Ragtime, die Eloquenz einfacher Soldaten, die Sache der Frauen im noch jungen Jahrhundert, über Verführbarkeit, Massenhysterie, Grundfragen des Bewusstseins und verblüffende Kurzschlüsse mit unserer Gegenwart.
Anschließend stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem Dezember und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
Wer etwas gewinnen möchte, ohne ein Rätsel zu lösen, kann bis Ende Februar bei der großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z. mitmachen. Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
"Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer auf der Website des Verlags Klett-Cotta
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Nicht nur kleine Begebenheiten, auch große Vorfälle und einschneidende Geschehnisse verdanken sich oft dem Zufall. Ob wir nach Jahren der Funkstille genau jenem Bekannten über den Weg laufen, an den wir morgens noch gedacht haben, oder ob ein gewaltiger Meteorit die Erde trifft, den Sauriern den Garaus macht und der Evolution eine neue Richtung ermöglicht – alles reiner Zufall. Ebenso wie die Corona-Pandemie, die so, wie sie sich entwickelt hat, auch von Spezialisten nicht absehbar war.
Philosophen und Juristen, Mathematiker und Psychologen sind dem Zufall schon lange auf der Spur. Nun versucht sich der Chemiker und Unternehmer Bernhard Weßling in seinem neuen Buch an einer Erklärung. Wie der Zufall in die Welt kommt, warum er häufig fatale, ebenso gut jedoch erfreuliche Konsequenzen haben kann, und was er mit Zuckerwasser und Mayonnaise zu tun hat, schildert Weßling in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
Erst im neuen Jahrtausend sind die zu seinen Lebzeiten nie in Buchform erschienenen Werke des jungen Historikers und Schriftstellers Felix Hartlaub - geboren 1913 in Bremen, verschollen 1945 in Berlin - in ihrer literarischen Bedeutung erkannt und in einer Gesamtausgabe ediert worden. Hartlaub arbeitete in der „Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Oberkommando der Wehrmacht“ im Führerhauptquartier, hatte aber auch jüdische Freunde, die als Kommunisten zusätzlich gefährdet waren. Seinerseits war er weder Nazi noch Widerstandskämpfer, und natürlich beeinflusst das hoch toxische Umfeld seiner Arbeitsstätte - von der „Wolfsschanze“ bis zum Führerhauptquartier „Werwolf“ in der Ukraine - bis heute, wie wir ihn lesen.
Eine neue Einzelausgabe seiner Aufzeichnungen aus jener Zeit und von jenen Orten mit Fotos und ausführlichen Erläuterungen bringt uns das Phänomen Felix Hartlaub näher. Im Gespräch mit Matthias Weichelt, dem Chefredakteur der Literaturzeitschrift Sinn und Form und Autor einer biographischen Hartlaub-Studie (2020) sowie des Nachworts der vorliegenden Ausgabe gehe ich den Fragen nach: Wer war Felix Hartlaub? Wie sollen wir ihn heute lesen? Und was haben seine bemerkenswerten Aufzeichnungen uns zu sagen? Ein singulärer Literat ist zu entdecken.
Felix Hartlaubs „Aufzeichnungen aus dem Führerhauptquartier“ wurden von Gabriele Lieselotte Ewenz herausgegeben und mit Anmerkungen versehen. Nachwort von Matthias Weichelt. Suhrkamp Verlag, 192 Seiten, 23 Euro.
Weiße Menschen geraten schnell unter Druck, wenn sie Dreadlocks tragen, ganz gleich, ob sie damit eine Typveränderung erreichen oder ihre Verehrung für Bob Marley zum Ausdruck bringen wollen. Katy Perry braucht gute Argumente, wenn sie, wie 2013 bei den American Music Awards, in einem Kimono auftritt. Der Rapper Kendrick Lamar kann sich nicht ohne Gegenwind als „Kung-Fu Kenny“ inszenieren. Benny Goodman wird man mittlerweile kaum mehr naiv als „King of Jazz“, Eric Clapton nicht als „König der Blues-Gitarre“ bezeichnen. Und ob Elvis wirklich der „King of Rock ’n’ Roll“ ist, steht neuerdings auch wieder zur Debatte. In all diesen Fällen findet kulturelle Aneignung statt
„Appropriation ist eine schöpferische, kulturstiftende Kraft. Aber zugleich ist sie in Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse verstrickt.“ Das schreibt Jens Balzer in seinem Buch „Ethik der Appropriation“. Er unterscheidet zwischen guter und schlechter Aneignung. Erstere ziele nicht auf die „Zementierung von Reinheits-, Natur- und Authentizitätsvorstellungen“, sondern auf Entgrenzung, Letztere vergreife sich an den ästhetischen Erzeugnissen marginalisierter Menschen aus einer Position der Überlegenheit. Wie das im Einzelnen abläuft, erläutert Balzer im F.A.Z.-Bücher-Podcast.
So mühsam es mitunter sein mag, von allein auf Geschenke für all die Verwandten und Freunde zu kommen, denen man zu Weihnachten gern ein Buch unter den Baum legen möchte, so viel Spaß macht es, Leute zu fragen, was sie zu einem solchen Zweck empfehlen würden.
Wir sind durch den vierten Stock in der Frankfurter Redaktion der F.A.Z. gezogen oder haben telefoniert und Kollegen gelöchert, vielleicht ein wenig herausgefordert mit Fragen nach Empfehlungen, auf die jede und jeder von ihnen so gut antworten kann wie vielleicht kein anderer – für Denkfaule und Weihnachtsmuffel, zum Fliehen der Gegenwart, fürs Reisegepäck oder für den Notfall, dass doch auf die Schnelle noch ein Geschenk her muss für jemanden, den man leider einfach nicht auf der Liste hatte. Jetzt stehen wir auch mit ein paar Anregungen da, die wir uns für uns selbst merken.
Vierzehn Antworten haben wir gesammelt, vierzehn kleine Gespräche sind in dieser Folge des Bücher-Podcasts zu hören, dazu ein neues Literaturrätsel, die Lösung aus dem November und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
Jürgen Kaube haben wir nach einem Buch gefragt, geeignet, um Denkfaule zum Nachdenken zu bringen. Die Empfehlung des Feuilleton-Herausgebers der F.A.Z.: „Kains Knochen“, von Edward Powys Mathers unter dem Pseudonym Torquemada veröffentlicht, aus dem Englischen übersetzt von Henry McGuffin, in der Taschenbuchausgabe bei Suhrkamp 210 Seiten stark und zum Preis von 13 Euro überall zu kaufen.
Ein Buch, das uns zeigt, was Russland sonst noch ist – außer ein Land, das seinen Nachbarn angegriffen hat: Danach haben wir Kerstin Holm gefragt. Und gleich zwei Antworten bekommen: Unsere Russland-Expertin empfiehlt „111 Gründe, Russland zu lieben“ von Jens Siegert, mit seinen 280 Seiten bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen und als Taschenbuch für 14,99 Euro zu haben. Und „Sibiriens vergessene Klaviere“ von Sophy Roberts, aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Hilzensauer, 384 Seiten stark, 26 Euro teuer und bei Zsolnay veröffentlicht.
Claudius Seidl haben wir mit der Frage nach einem Buch für jemanden herausgefordert, der bestimmt schon alle Bücher hat. Der Kollege empfiehlt den von Bernice B. Rose herausgegebenen Katalog „Picasso, Braque and Early Film in Cubism“, gerade einmal 188 Seiten stark, erschienen bei PaceWildenstein in New York im Jahr 2007.
Dietmar Dath empfiehlt auf unseren Wunsch ein Buch, das von einer schöneren Zukunft erzählt: die Sondernummer einer Zeitschrift vielmehr, das Heft „Planet Democracy – Stories of Hope, Courage, Unity & Compassion“ der Mithila Review, eines indischen Magazins für internationale Science Fiction und Fantasy, herausgegeben von Salik Shah.
Melanie Mühl hat uns, nach einem Buch fürs Reisegepäck gefragt, Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ empfohlen. In der reisegepäckfreundlichen Reclam-Ausgabe, übersetzt von Daniel Göske, hat es 166 Seiten und kostet 8 Euro.
Von Andreas Platthaus wollten wir wissen, welches Buch sich als Geschenk anböte, das im Jahr 2022 jeder (noch schnell) gelesen haben sollte. Er ist auf „Aufklärung“ von Angela Steidele gekommen. Im Insel Verlag erschienen, ist der Roman 603 Seiten stark und kostet 25 Euro.
Wir haben Hubert Spiegel um die Empfehlung eines Buchs für jemanden gebeten, der mit der Gegenwart gerade nicht so viel zu tun haben will. Seine Empfehlungen: Gedichte von Ror Wolf und Hans Magnus Enzensberger, zum Beispiel zu finden im Band „Im Zustand vergrößerter Ruhe – die Gedichte“ der Werkausgabe Ror Wolfs, bei Schöffling & Co. erschienen, 480 Seiten stark, zum Preis von 49 Euro, und Hans Magnus Enzensbergers „Gedichte 1950-2020“, als Suhrkamp Taschenbuch zum Preis von 14 Euro 238 Seiten stark.
Jan Wiele sollte uns ein Buch für jemanden empfehlen, der in diesem Jahr eigentlich schon zu viel gelesen hat. Seine Wahl fiel auf den Gedichtband „Innigst / Dearly“ von Margaret Atwood. Er versammelt dem Untertitel nach „Gedichte eines Lebens / Poems of a Lifetime“, und zwar zweisprachig, die Übertragungen ins Deutsche stammen von Jan Wagner. Das Buch ist im Piper Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 28 Euro.
Ein Buch, das ein Gefühl für Frankfurt vermittelt: Wen könnten wir danach besser Fragen als unseren Kollegen Matthias Alexander, der vor seinem Wechsel zu uns ins Feuilleton in der Rhein-Main-Zeitung, dem Regionalteil der F.A.Z., gearbeitet hat. Er empfiehlt „Alles verschwindet! Carl Theodor Reiffenstein (1820 – 1893) – Bildchronist des alten Frankfurt“ von Jan Gerchow, Wolfgang Cilleßen und Aude-Line Schamschula, mit Aquarellen und Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert. Der Ausstellungskatalog ist bei Henrich Editionen erschienen, hat 208 Seiten und kostet 24,95 Euro.
Stefan Trinks, nach einem Buch gefragt, das Lesen und Betrachten verbindet, empfiehlt „The World of Music Video“, den Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in diesem Jahr in der Völklinger Hütte, herausgegeben von Ralf Beil. Er ist bei HatjeCantz erschienen, hat 448 Seiten mit 530 Abbildungen, ist in Klappenbroschur gebunden und kostet 58 Euro.
Ein Buch für Weihnachtsmuffel? Petra Ahne schlägt den Roman „Treue“ von Hernan Diaz vor, übersetzt aus dem Englischen von Hannes Meyer, bei Hanser Berlin erschienen und zum Preis von 27 Euro 416 Seiten stark.
Simon Strauß haben wir um die Empfehlung eines Buch gebeten, das uns zeigt, auf wessen Schultern wir Zwerge der Gegenwart so sitzen. Joseph Roths Roman „Rechts und Links“ ist zum Beispiel als KiWi-Taschenbuch zu haben, hat 208 Seiten und kostet 6 Euro.
Andreas Kilb ist bei der Frage nach einem Buch für jemanden, der eigentlich nicht liest, auf den Katalog zur Ausstellung „Donatello – Erfinder der Renaissance“ in der Berliner Gemäldegalerie gekommen – von Neville Rowley herausgegeben, 344 Seiten stark und zum Preis von 39 Euro beim Verlag E.A. Seemann zu haben.
Immer wieder kommt es vor, dass kurz nach dem Fest jemand vor der Tür steht und ein Geschenk mitgebracht hat, ohne dass wir ebenfalls eines vorbereitet hätten. Welches Buch, schon fertig eingepackt, sollte man für diesen Fall bereithalten? Paul Ingendaay empfiehlt Andrés Barbas Roman „Die leuchtende Republik“, aus dem Spanischen von Susanne Lange übersetzt, 224 Seiten stark und zum Preis von 22 Euro im Luchterhand Literaturverlag erschienen.
Und wir selbst? Maria Wiesner, nach dem Buch gefragt, das sie in diesem Jahr überrascht hat, nennt Stephen Kings „Es“ – und zwar in der limitierten Prachtausgabe im Schmuckschuber mit Illustrationen von Max Löffler, bei Heyne für 75 Euro zu haben: von Alexandra von Reinhardt, Joachim Körber und Anja Weiligmann übersetzt und ganze 1360 Seiten stark. Fridtjof Küchemann empfiehlt als Buch für alle, denen die Weihnachtstage immer zu trubelig sind und die danach Ruhe brauchen, „Verstecke“ von Petri Tamminen, von Stefan Moster aus dem Finnischen übersetzt, 102 Seiten schmal, im Jahr 2005 bei Suhrkamp erschienen und leider inzwischen nur noch antiquarisch zu bekommen. Aber das ja inzwischen auch ohne größere Mühe.
Abschließend stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem November und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
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Esther Kinsky, geboren 1956, ist eine der auffälligsten Stimmen der zeitgenössischen deutschen Literatur. Ihren Ruf erwarb sie sich zunächst als Übersetzerin aus dem Russischen, Polnischen und Englischen. In den letzten dreizehn Jahren folgten vier Gedichtbände und fünf Romane, die unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse (für den Roman "Hain", 2018) und dem Kleist-Preis (für das Gesamtwerk) ausgezeichnet wurden. Kinskys Romane folgen keinem handlungsgeladenen Plot, sondern erzählen reflektierend, in einem Stil zwischen Essay und poetischer Beschwörung, aus der Sicht einer Frau, die sich irgendwo in der Fremde niederlässt, ohne eine Menschenseele zu kennen oder - etwa im Fall des Romans "Banatsko", der im ungarisch-serbisch-rumänischen Grenzgebiet spielt - überhaupt die Landessprache zu beherrschen.
Die Fremde und die Sprache, sagt Esther Kinsky, seien Grundgegebenheiten des Menschen. Von diesen beiden Größen handeln ihre Bücher. Und von der Landschaft: vom frischen Blick auf unbekanntes Terrain, von beiläufigen Begegnungen, aufgenommenen Spuren, Erkundungen des Geländes, das die Erzählerin auf Erinnerungen und gespeichertes Wissen untersucht.
Keiner ihrer fünf bisherigen Romane spielt in Deutschland, dem Land, in dem sie aufgewachsen ist, in dessen Sprache sie schreibt und in dessen Sprache hinein sie übersetzt. Zugleich ist sie im Deutschen eine der größten Sprachschöpferinnen, die heute zu entdecken sind. Ich traf Esther Kinsky in Berlin, um über all das zu sprechen: Fremde, Vielsprachigkeit und den Dreischritt von Sehen-Erkennen-Benennen.
Esther Kinskys jüngster Roman, "Rombo", ist im Suhrkamp Verlag erschienen, hat 264 Seiten und kostet 24 Euro.
Weitere Werke:
Als Fatma ihren zukünftigen Ehemann vorgestellt bekommt, will sie ihn nicht heiraten. Auch die Mutter ist dagegen, doch der Onkel überredet sie. Diese Heirat sei die Gelegenheit für Fatma und ihre Brüder, der Armut zu entkommen, denn der Ehemann wolle sie mit nach Deutschland nehmen, wo er Arbeit habe. Die junge Frau beugt sich dem Familienbeschluss und muss schnell feststellen, dass dies nicht das Land ist, wo es „fliegende Kutschen, singende Kühe und tanzende Flüsse“ gibt, wie es an einer Stelle des Romans „Unser Deutschlandmärchen“ von Dinçer Güçyeter heißt. Bis zuletzt glaubt die in Anatolien gebliebene Familie, Fatma pflücke „die deutsche Mark wie Birnen von den Bäumen“.
Der Lyriker und Verleger Dinçer Güçyeter beschreibt die Geschichte einer Familie über drei Generationen: angefangen bei der Nomadentochter Hanife über deren Tochter Fatma, die nach Deutschland geht und dort ihren Sohn Dinçer zur Welt bringt. Er erzählt vom Finden einer neuen Heimat, das mit dem Finden einer großen Teekanne verbunden ist, beschreibt, wie sich Fatma zwischen der harten Arbeit in einer Auto-Zulieferfabrik und der Kneipe ihres Mannes aufreibt, um die Familie versorgen zu können. Er berichtet in schonungslosen, klaren Sätzen von untreuen Männern, alten Ehrvorstellungen und den Frauen, die darunter leiden. Er erzählt von dem, was passiert, wenn die sogenannten Gastarbeiter sich kaputt gearbeitet haben, und was es heißt, als Junge ein Leben gegen die Erwartungen der Familie führen zu wollen.
Wir haben mit Dinçer Güçyeter über die eigene Familiengeschichte und die Stimmen- und Formenvielfalt seines Buchs gesprochen, über den Platz von Schriftstellern mit türkischen Wurzeln in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und den wilden Entschluss, einen eigenen Verlag zu gründen.
Abschließend stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem Oktober und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
„Unser Deutschlandmärchen“ von Dinçer Güçyeter auf der Website des Mikrotext Verlags
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Am heutigen Sonntag beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Qatar. In den vergangenen Wochen nahm die Kritik an dem kleinen Emirat zu, zahlreiche Fernsehdokumentationen haben abermals die dortigen Demokratiedefizite und gesellschaftlichen Probleme hervorgehoben. Das Land ist eine absolute Monarchie ohne Parlament und politische Parteien. Auf dem Demokratieindex der Zeitschrift „The Economist“ lag es vor zwei Jahren auf Platz 128 von 167.
Der Politikwissenschaftler Nicolas Fromm beschäftigt sich vor allem mit den arabischen Golfstaaten und spricht in dieser Folge des F.A.Z.-Bücherpodcasts über verschiedene Facetten Qatars, etwa die Rolle der herrschenden Al Thani-Familie und das Geschlechterverhältnis, die Wirtschaft und die Lage der Gastarbeiter, die Qatar-Krise und die Pressefreiheit. Auch zur Frage, ob man mit einem so autoritär regierten Staat Handel treiben und ihn zum Austragungsort einer Fußball-WM machen sollte, nimmt Fromm Stellung.
Dass ein Verlag heutzutage überhaupt eine Ausgabe stemmt, die schnell mit dem Etikett des Bildungsbürgerlichen und Elitären behängt wird, ist schon in sich eine sehr gute Nachricht. Wenn das Ergebnis aber so überraschend, anregend und vielstimmig ist wie im Fall der vierbändigen Anthologie „Spanische und hispanoamerikanische Lyrik“, ist das ein Grund, sich eingehender mit der Sache zu beschäftigen.
Neun Jahrhunderte. Durchgehend zweisprachig. Hunderte Dichter und Dichterinnen aus Spanien und Lateinamerika - vom Volkslied über das Barocksonett und die Romantik bis zur Avantgarde der lateinamerikanischen Metropolen. Ausführliche Einleitungen, nützliche Kommentare und glänzend geschriebene Kurzbiographien runden die Ausgabe ab, die zahlreiche Querverbindungen über Zeit- und Kulturgrenzen hinweg schafft.
Mit den Herausgebern und Übersetzern Martin von Koppenfels und Susanne Lange habe ich über die Konzeption, den Reiz und die Schwierigkeiten dieses Unternehmens gesprochen, das nach zwölf Jahren Arbeit zum Abschluss gekommen ist.
„Spanische und hispanoamerikanische Lyrik“, herausgegeben von Martin von Koppenfels, ist in vier Bänden im Verlag C. H. Beck erschienen. Das Werk hat insgesamt gut 2.500 Seiten und kostet im Schuber 148 Euro, die Einzelbände kosten 45 Euro.
Band 1 (Von den Anfängen bis Fernando de Herrera), hrsg. von Martin von Koppenfels und Horst Weich Band 2 (Von Luis de Góngora bis Rosalía de Castro), hrsg. von Martin von Koppenfels und Johanna Schumm Band 3 (Von José Martí bis Miguel Hernández), hrsg. von Susanne Lange und Petra Strien Band 4 (Von Rosa Chacel bis zur Gegenwar), hrsg. von Susanne Lange und Petra Strien
An einem Januarmorgen ist ein Pottwal auf einer Nordseeinsel gestrandet. Auf der langen Wanderung vom Nordmeer in den Süden ist er falsch abgebogen. Als Jens Sander bei ihm ankommt, lebt er noch. Die ganze Insel kommt zusammen. Für ein paar Tage ist der Wal das große Thema.
Dörte Hansen erzählt in ihrem dritten Roman, "Zur See", von diesem traurigen Ereignis. Zentral und doch nur am Rande: Ihr großes Thema ist das falsch Abbiegen, die Richtung eines Lebens, aber auch die Frage, was es heißt, die Richtung zu ändern. Ihr Thema sind die Lebensläufe von Jens Sander, seiner Frau, den drei längst erwachsenen Kindern und ein paar anderen, ihre Zwangsläufigkeit, ihre wunden Punkte, ihre Wechselwirkung. Es hat nicht lang gedauert, bis auch "Zur See" ganz oben auf den Bestsellerlisten angekommen war.
Wir haben mit Dörte Hansen darüber gesprochen, wie sie ihren Figuren deren Geheimnisse entlockt, wie sie zu Sätzen kommt, die klingen, als seien sie am Strand gefunden, warum im ganzen Buch nur Hochdeutsch gesprochen wird, obwohl es immer wieder um Friesisch geht – und über das Frieren.
Abschließend stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem September und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
"Zur See" von Dörte Hansen auf der Website des Penguin Verlags
"Wind und Wetter, Sehnsucht und Angst": Edo Reents über Dörte Hansens Roman "Zur See"
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Sie sind unzertrennlich, auch wenn in der Familie von Nits Geld offenbar nie eine Rolle gespielt hat, während Mischa die Armut seiner Familie nicht länger verheimlichen kann. Stefanie Höfler lässt in ihrem neuen Kinderroman "Feuerwanzen lügen nicht" die beiden ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählen. Im Gespräch mit Tilman Spreckelsen stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Feuerwanzen lügen nicht" von Stefanie Höfler eignet sich für Leser ab einem Alter von 11 Jahren, ist bei Beltz & Gelberg erschienen, wurde illustriert von Carla Haslbauer, hat 234 Seiten und kostet 15 Euro.
Mit ihrem Buch "Frenemies – Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen" wollen die Herausgeber Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold einen niedrigschwelligen Einstieg in ein ebenso präsentes wie konfliktreiches Thema anbieten. Mehr als fünfzig Autoren antworten in diesem Band auf grundlegende Fragen zu diesen beiden menschenfeindlichen Einstellungen, ihrer Forschung, ihrer Kritik – und zu deren Konflikten. Im Gespräch mit Stefan Trinks stellen Meron Mendel und Saba-Nur Cheema ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Frenemies – Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen", herausgegeben von Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold, ist im Verbrecherverlag erschienen, hat 350 Seiten und kostet 20 Euro.
Häusliche Gewalt ist nicht auf körperliche Misshandlung beschränkt. In ihrem Buch "Vom Traum zum Trauma – Psychische Gewalt in Partnerschaften" schildert die Psychologin und Fernsehjournalistin Caroline Wenzel drei beispielhafte Fälle mit typischen Verlaufsformen. Die psychologisch-therapeutische, die juristische und politische Sicht auf das Thema ergänzen das Buch. Im Gespräch mit Julia Bähr stellt die Autorin es am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Vom Traum zum Trauma – Psychische Gewalt in Partnerschaften" von Caroline Wenzel ist im S. Hirzel Verlag erschienen, hat 272 Seiten und kostet 24 Euro.
Der Moderator einer Politsendung bekommt das Angebot, die Seiten zu wechseln: In seinem neuen Roman "Der Sandkasten" versucht Christoph Peters eine Bestandsaufnahme der politischen Kultur unseres Landes – und zugleich eine Adaption von Wolfgang Koeppens Roman "Das Treibhaus". Im Gespräch mit Andreas Platthaus stellt der Autor sein Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Der Sandkasten" von Christoph Peters ist im Luchterhand Literaturverlag erschienen, hat 256 Seiten und kostet 22 Euro.
Als Corona im März 2020 Deutschland in den Lockdown zwang, war Jens Spahn seit zwei Jahren Bundesgesundheitsminister. Sein Buch "Wir werden einander viel verzeihen müssen" bietet Innenansichten der Krise und zeigt, so der Untertitel, "Wie die Pandemie uns verändert hat und was sie uns für die Zukunft lehrt". Im Gespräch mit Heike Göbel stellt der Autor sein Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Wir werden einander viel verzeihen müssen – Wie die Pandemie uns verändert hat und was sie uns für die Zukunft lehrt. Innenansichten einer Krise" von Jens Spahn, geschrieben mit Olaf Köhne und Peter Käfferlein, ist bei Heyne erschienen, hat 304 Seiten und kostet 22 €.
Es hatte ein Buch über Pferde werden sollen, es ist eines über die legendäre Kaiserin von Österreich geworden, die eine begeisterte Reiterin war – und sich noch einmal ganz anders zeichnen lässt als in den Filmen der Fünfziger oder der jüngsten RTL-Serie. Im Gespräch mit Tobias Rüther stellt Karen Duve ihren Roman "Sisi" am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Sisi" von Karen Duve ist bei Galiani Berlin erschienen, hat 416 Seiten und kostet 26 Euro.
Was immer auch in der Viehzucht geschieht, ist eine Reaktion auf das, was die Gesellschaft von der Landwirtschaft erwartet. Veronika Setteles Buch "Deutsche Fleischarbeit" schildert die Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute. Im Gespräch mit Kai Spanke stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Deutsche Fleischarbeit – Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute" von Veronika Settele ist bei C.H. Beck erschienen, hat 240 Seiten und kostet 18 Euro.
Seine Firma stellt Boxen her, in denen Asylbewerber, deren Aufenthaltsgenehmigung abgelehnt worden ist, in ihre Herkunftsregion zurückbefördert werden. Unversehens findet sich David Hauser selbst in einer solchen Box wieder und wird abgeworfen. Wo, weiß er nicht. Im Gespräch mit Petra Ahne stellt Steffen Mensching seinen Roman "Hausers Ausflug" am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Hausers Ausflug" von Steffen Mensching ist bei Wallstein erschienen, hat 249 Seiten und kostet 22 Euro.
In ihrem Bestseller "Mist, die versteht mich ja" hat Florence Brokowski-Shekete aus ihrem eigenen Leben als Schwarze Deutsche erzählt. In ihrem neuen Buch "Raus aus den Schubladen! – Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen" porträtiert die Pädagogin Menschen mit ähnlichen und doch ganz eigenen Erfahrungen. Im Gespräch mit Fridtjof Küchemann stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Raus aus den Schubladen! Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen" von Florence Brokowski-Shekete ist im Orlanda-Verlag erschienen, hat 192 Seiten und kostet 22 Euro.
Die Mutter hat sich das Leben genommen, und ihre drei Töchter – 48, 32 und 16 Jahre alt – treffen sich in Miku Sophie Kühmels neuem Roman "Triskele" in ihrer Wohnung. Sie sind mit der gleichen Frau aufgewachsen, aber nicht miteinander. Im Gespräch mit Maria Wiesner stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Triskele" von Miku Sophie Kühmel ist im S. Fischer Verlag erschienen, hat 272 Seiten und kostet 23 Euro.
Er war "Barrikadenpianist" und Salonmusiker, er wurde zum Attentäter, musste ins Gefängnis und fliehen, als er wieder rauskam: In seinem neuen Roman "Radio Nacht" erzählt Juri Andruchowytsch die Geschichte von Josip Rotsky. Im Gespräch mit Sandra Kegel stellt der Autor sein Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Radio Nacht" von Juri Andruchowytsch wurde aus dem Ukrainischen übersetzt von Sabine Stöhr, ist bei Suhrkamp erschienen, hat 472 Seiten und kostet 26 Euro.
Wie kann ein mehr als hundertsiebzig Jahre alter Roman auf alle wesentlichen Fragen von heute klare, aktuelle, zukunftsweisende Antworten haben? In "… über Emily Brontë" schildert Mithu Sanyal, wie sie in "Sturmhöhe" eigene Fremdheitserfahrungen wiederfand. Im Gespräch mit Elena Witzeck stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
Mithu Sanyal "… über Emily Brontë" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, hat 160 Seiten und kostet 20 Euro.
Er hat den Anspruch, mündig und eigenverantwortlich zu sein, und erlebt sich in einer komplexer werdenden Welt doch zunehmend als einflusslos: Durch zahlreiche Fallstudien konturieren die Sozialforscher Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey den Protesttypus des libertären Autoritäre. In ihrem Buch "Gekränkte Freiheit" arbeiten sie heraus, wie dessen Ruf nach individueller Souveränität zur Bedrohung der Demokratie werden kann. Im Gespräch mit Patrick Bahners stellen Autorin und Autor ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor.
"Gekränkte Freiheit – Aspekte des libertären Autoritarismus" von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey hat 480 Seiten und kostet 28 Euro.
Mehr als die Hälfte Spaniens ist verwaist. Während sich die Einwohner zu rund fünfundsiebzig Prozent auf Madrid und die Küstenregionen verteilen, besteht der Rest des Landes aus vielen sterbenden Dörfern. Die dortige Bevölkerungsdichte wird in Europa nur von Lappland und Teilen Finnlands unterschritten. Dabei gilt: Je kleiner der Ort, desto älter die Menschen, die in ihm leben. Noch in den Sechzigerjahren fehlte es zahlreichen spanischen Gemeinden am selbstverständlichsten Komfort. Wer Madrid mit dem Auto verlässt, muss dreihundert Kilometer fahren, um in der nächsten Stadt anzukommen.
„Das leere Spanien ist ein anderes Land“, schreibt der Journalist Sergio del Molino. Sein Buch zum Thema ist im Original 2016 erschienen. Es hat gleichsam über Nacht Parlamentsdebatten ausgelöst und zu weiteren Buchveröffentlichungen geführt. Heute gibt es Fernsehdokumentationen über das entvölkerte Spanien, Zeitungen berichten regelmäßig darüber – und Molino ist ein gefragter Kolumnist. Warum das Buch, das nun auch auf Deutsch vorliegt, so erfolgreich ist, was es auszeichnet und an Themen wie Stilen vereint, darüber spreche ich mit Paul Ingendaay in dieser Episode unseres Bücher-Podcasts.
Es ist mehr als dreißig Jahre her, dass Spanien Gastland der Frankfurter Buchmesse war. In diesen Jahrzehnten sind manche Autoren kanonisch geworden wie der jüngst verstorbene Javier Marías („Mein Herz so weiß“, „Morgen in der Schlacht denk an mich“) oder auch der schon 2015 gestorbene Rafael Chirbes, der besonders in Deutschland mit Romanen wie „Krematorium“ und „Am Ufer“ als wichtigster Chronist der spanischen Krise gilt. Wer aber sind die neuen, jüngeren Stimmen? Woher kommen sie, wovon erzählen sie, vor allem: wie?
Bei mehr als 400 spanischen Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt ist ein Überblick fast unmöglich, aber ein paar Stimmen lassen sich vernehmen, einige Trends bestimmen und neue Schreibweisen erkunden. In diesem Bücherpodcast spreche ich mit Irene Vallejo, Autorin des spanischen Sachbuchbestsellers „Papyrus“, ferner mit der Erzählerin Cristina Morales sowie dem Autor Isaac Rosa. Außerdem behandele ich im Schnelldurchgang einige andere spanische Neuerscheinungen - die vollständige Titelliste folgt hier:
Kiko Amat: „Träume aus Beton“. Übersetzt von Daniel Müller. Heyne Verlag.
Milena Busquets: „Meine verlorene Freundin“. Übersetzt von Svenja Becker. Suhrkamp Verlag.
Najat El Hachmi: „Am Montag werden sie uns lieben“. Übersetzt von Michael Ebmeyer. Orlanda Verlag.
Almudena Grandes: „Die drei Hochzeiten von Manolita“. Übersetzt von Roberto de Hollanda. Hanser Verlag.
Javier Marías: „Tomás Nevinson“. Übersetzt von Susanne Lange. S. Fischer.
Cristina Morales: „Leichte Sprache“. Übersetzt von Friederike von Criegern. Matthes & Seitz.
Isaac Rosa: „Im dunklen Zimmer“. Übersetzt von Luis Ruby. Liebeskind.
Irene Vallejo: „Papyrus“. Übersetzt von Maria Meinel und Luis Ruby. Diogenes.
Eigentlich hatte es ein ganz anderes Buch werden sollen, erzählt Martin Kordić, doch schon nach den ersten drei Sätzen entwickelte sich die Geschichte in eine ungeplante Richtung. Die Sätze sind geblieben am Anfang von "Jahre mit Martha", dem zweiten Roman des Schriftstellers.
Seine Figuren haben ihn einfach mitgenommen, mitgenommen in die Beziehungsgeschichte von Željko, dem Erzähler, den wir kennenlernen, als er fünfzehn ist, und Martha, einer erwachsenen Frau, einer Professorin. Ihre Geschichte wirft ein Schlaglicht darauf, was es heißt, in diesem Land als Kinder von Eltern aufzuwachsen, die auf dem Bau und als Putzfrau bis zum Umfallen arbeiten, die aus der Herzegowina noch Deutschland gekommen sind und die eine Heimat nie ganz hinter sich gelassen haben, während sie in der anderen nicht wirklich haben ankommen können. Deren Nachname es seiner Herkunft nach noch den Kindern schwer macht.
Was zwischen Željko und Martha passiert, ist schöner und schlauer als alles, was man erwarten oder befürchten könnte. Wie sich der Junge aus den Einschränkungen durch seine Herkunft herausarbeitet und wieder von ihnen eingeholt zu werden droht, ist klug konstruiert und erzählt. Was es heißt, aus einem Land zu kommen, gekommen zu sein vor vielen Jahren, das später ein Krieg zerrissen hat, schlägt mit einer solchen Wucht in den Roman, dass nicht nur Martha davon richtig schlecht wird.
Wir haben mit Martin Kordić über "Jahre mit Martha" gesprochen, über die Arbeit am Roman, seine Hintergründe und das literarische Geschick, die Figuren ihren Weg finden zu lassen. Außerdem stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem August und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
"Jahre mit Martha" von Martin Kordić auf der Website des S. Fischer Verlags
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Der Arktische Ozean ist 15,5 Millionen Quadratkilometer groß und hat eine durchschnittliche Wassertiefe von 1200 Metern. Die Landmasse der Antarktis wiederum misst 13,5 Millionen Quadratkilometer. Daran schließt sich das Eis des Südpolarmeers an. Beide Regionen sind am stärksten von der Erderwärmung betroffen. Zugleich sind die Klimamodelle für die Pole besonders unsicher. Was dort wann und wie zu erwarten sein wird, weiß niemand ganz genau. Worauf sich die meisten Forscher allerdings einigen können: Bis September 2050 werden wir mindestens einmal eine fast eisfreie Arktis im Sommer erleben.
Die Meereisphysikerin Stefanie Arndt reist regelmäßig in die Polarregionen und hat nun ein Buch über ihre Arbeit vorgelegt. Darin geht es genauso um die Bedeutung des Golfstroms für das Klima in Europa wie um Pinguine oder Eisbären, deren Lebensraum bedroht ist. Im Podcast erzählt Stefanie Arndt von der Schönheit der Arktis und Antarktis, sie schildert, welche Folgen das Abschmelzen der Polkappen hätte, und sie verrät, warum man sich am Südpol nicht so dick einpacken muss, wie man vermuten würde.
Man kennt den 1960 in Prag geborenen und seit langem in Berlin lebenden Maxim Biller als angriffslustigen Journalisten und begnadeten Polemiker. Man kennt ihn aber auch als überaus produktiven Schriftsteller, der in rund dreißig Jahren ein vielfältiges literarisches Werk geschaffen hat, zuletzt den Roman „Der falsche Gruß“. Was hat der eine Maxim Biller mit dem anderen zu tun? Und was nicht? Was treibt ihn um? Was treibt ihn an? Sicher ist jedenfalls, dass er die Diskussion über jüdische Literatur in deutscher Sprache oder überhaupt das Jüdischsein in Deutschland entscheidend mitgeprägt hat. Allein der Band „Wer nichts glaubt, schreibt“ (2020), eine Sammlung seiner Essays, Reden und Einwürfe aus drei Jahrzehnten, liefert Stoff für zahlreiche Deutschland-Gespräche - scharfsinnig, provokant und ohne Angst vor Tabubrüchen.
Im Bücher-Podcast habe ich Maxim Biller erst einmal gefragt, wie es ihm bei seiner Heidelberger Poetik-Dozentur vor vier Jahren ergangen ist – und ob man das Schreiben überhaupt lehren kann. Danach durchstreifen wir seine literarische Produktion, sprechen über Lehrmeister und Weggefährten, Einflüsse und Gegnerschaften, Motive und Obsessionen.
Die wesentlichen Buchtitel unseres Gesprächs:
„Der gebrauchte Jude“. Selbstporträt.
„Wer nichts glaubt, schreibt“. Essays über Deutschland und die Literatur.
Mehr als hundertdreißig Kassetten sind es schließlich gewesen, die Alexa Hennig von Langes Großmutter im hohen Alter aufgenommen hatte. Konzentriert und detailliert hatte sie aus ihrem Leben erzählt – mit leichter, heller Stimme, wie die Schriftstellerin sie gar nicht in Erinnerung hatte, aus den jungen Jahren; als es dann ernster wurde, mit einer Strenge, die Alexa Hennig von Lange so gut kannte.
Was heißt es, das Leben der eigenen Großmutter von ihr erzählt zu bekommen, ohne nachfragen zu können? Wie ist es zu hören, dass sie als ganz junge Frau entschieden hatte, für ein Kinderheim in Oranienbaum bei Dessau, das Anfang der Dreißigerjahre vor dem Aus stand, staatliche Unterstützung zu suchen, es also ebenso entschlossen wie widerwillig den Nationalsozialisten ans Herz zu legen, die von Mai 1932 an im Freistaat Anhalt an der Regierung waren? Wie wird ein solcher Stoff zum Buch? Wie geht man mit den Auslassungen in der Erzählung um, was gibt es zu ergänzen?
Wir haben mit Alexa Hennig von Lange über ihren neuen Roman "Die karierten Mädchen" gesprochen, über ihre Quellen, ihre Recherchen, ihr Schreiben. Ein neues Literaturrätsel rundet diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
"Die karierten Mädchen" von Alexa Hennig von Lange auf der Website des DuMont Buchverlags
"Frecher als vermutet": Martin Lhotzky über Alexa Hennig von Langes Roman "Die Wahnsinnige"
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Jeden Tag finden wir uns in Situationen wieder, die moralische Entscheidungen fordern: Altruismus oder Egoismus? Klar, man könnte mit dem Bus zur Arbeit fahren, nur ist es jetzt schon so spät, dass am Auto doch eigentlich kein Weg vorbeiführt. Um das Geburtstagsgeschenk für die Kollegin könnte ich mich ja kümmern, aber warum soll ich das eigentlich jedes Jahr machen? Dem Obdachlosen an der S-Bahn-Station müsste ich mal wieder etwas Geld geben, allerdings habe ich Anfang des Jahres zwanzig Euro gespendet.
Laufend wägen wir Kosten und Nutzen ab, und immer wieder scheitern wir an den eigenen Ansprüchen und der Vorstellung davon, wie ein gutes, korrektes, empathisches und umsichtiges Verhalten aussehen sollte. Wir plädieren für Tierwohl und die Rettung des Klimas, essen jedoch Billigfleisch und fliegen mehrmals im Jahr von A nach B. Warum fällt es uns so schwer, verantwortungsvoll zu handeln? Und gilt das überhaupt für alle Menschen? Haben Frauen in dieser Hinsicht Männern etwas voraus? Gibt es Kulturen die großmütiger sind als andere? Der Verhaltensökonom Armin Falk beschäftigt sich schon lange mit solchen Fragen. In seinem neuen Buch uns unserem Podcast gibt er Auskunft zum gegenwärtigen Erkenntnisstand.
Es gibt viele Bücher, die das Schreiben lehren. Aber wie lernen wir, besser zu lesen - genauer, tiefer, mit mehr Sinn für das Gesagte, Angedeutete und Mitgemeinte? Der amerikanische Schriftsteller und Literaturprofessor George Saunders, Jahrgang 1958, hat mit seinem Buch „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ eine solch kurzweilige Schule des Lesens und Verstehens veröffentlicht. Im Untertitel heißt sein Buch „Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen“. Die russischen Meister, das sind Anton Tschechow, Leo Tolstoi, Iwan Turgenjew und Nikolai Gogol. Insgesamt sieben ihrer Erzählungen sind hier vollständig abgedruckt, dazu die Erläuterungen, Kommentare, Abschweifungen und vergnüglichen Übungen, die Saunders seinem Publikum ungefähr so vorlegt, wie er es seit Jahrzehnten mit den Studenten seiner Creative-Writing-Kurse in New York macht.
Im Gespräch mit dem niederländischen Schriftsteller Hans Maarten van den Brink, seinerseits ein Meister des Schreibens, versuche ich, dem Zauber von Saunders' Buch auf die Spur zu kommen. Es geht um Offenheit beim Lesen, natürlich, um Beweglichkeit der Phantasie und die Fähigkeit, in den Einzelteilen etwa einer Tschechow-Erzählung den Bauplan des Ganzen zu erkennen, das wir als unser menschliches Universum verstehen: um die Ewigkeit der Kunst also, wenn man so will. Oder aber, etwas bescheidener, um die Lichtblicke, die uns das aufmerksame Lesen schenkt. Zwischendurch kommt auch Frank Heibert zu Wort, der Saunders' Buch mit der gewohnten Meisterschaft ins Deutsche übertragen hat.
George Saunders: „Bei Regen in einem Teich schwimmen. Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen“. Aus dem Englischen von Frank Heibert. Luchterhand Verlag, 544 Seiten, 24 Euro.
Drei Tiere und ein Felsbrocken im freien Fall: In seinem neuen Bilderbuch nähert sich Jon Klassen mit minimalistischen Mitteln Fragen von Format. – Zwei Brüder in der Falle einer Königin: Frida Nilsson entführt in ihrem jüngsten Kinderroman nicht nur die beiden Waisenkinder Sem und Mo in eine wundersame Welt, in der es um Bosheit oder Bedürfnis geht. – Was bleibt, wenn Träume und Hoffnungen mit einem Space Shuttle am Himmel zerplatzen? Erin Entrada Kellys neues Jugendbuch erzählt von einer Familie, die sich verhält wie Weltraumschrott. – Wie leben wir im internationalen Vergleich? In vielen Infografiken setzt ein Sachbuch für Kinder von Mireia Trius und Joana Casals die Welt des Mädchens Mia mit dem von Kindern aus anderen Ländern in Beziehung.
In dieser Episode des Bücher-Podcasts stellen wir vier Bücher vor, mit denen junge Leser gut durch den Sommer kommen können.
"Im schönsten Unverständnis lebt es sich zärtlich": Das ist so einer dieser Sätze, die aufflackern in "Messer, Zungen", dem Debütroman von Simoné Goldschmidt-Lechner, und dann im Kopf seiner Leserinnen und Leser bleiben. Von Südafrika aus spannt das Buch seine Bögen nach Deutschland und in die USA, von der Kolonisation durch Buren und Engländer über den Kampf um das Ende der Apartheid Anfang der Neunzigerjahre bis in die Gegenwart. Dazwischen: Erinnerungen, Erfahrungen, Momente, Fragmente des Lebens am Kap der guten Hoffnung, aber auch in Deutschland nach einer Auswanderung.
Einmal heißt es von einer Figur, die einfach nur Mädchen heißt, sie streiche beim Lesen die Namen von Figuren an, die ihr ähneln könnten. "You are everywhere, in all the books", bekommt sie gesagt. Eine schöne Antwort – aber sie stimmt für Mädchen nicht. Wir haben mit Simoné Goldschmidt-Lechner über das große Thema von "Messer, Zungen" gesprochen, die Spannung zwischen Zugehörigkeit und Zuordnung, über die Vielsprachigkeit und das Verstehen, über menschliche Gewalt und menschliche Wärme in Südafrika, über Fragen an die eigene Geschichte beim Erzählen einer Geschichte und darüber, wie etwas im Geschriebenen zum Vorschein kommen kann, das nicht bewusst hineingeschrieben worden ist.
Ein neues Literaturrätsel, die Lösung aus dem Juni und Bekanntgabe des Gewinners runden diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
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Verfassungsschützer beobachten die Antifa. Verfassungsschützer profitieren von der Antifa. Als sie etwa vor drei Jahren ein Gutachten über die AfD erstellten, belegten die Mitarbeiter des Nachrichtendienstes ihre Ergebnisse über das Verhältnis zwischen der Jugendorganisation Junge Alternative (JA) und rechtsextremistischen Burschenschaften mit einigen Fußnoten. Eine davon verweist auf einen Text namens „Identitäre Burschenschafter“. Zu finden ist er auf www.antifa-berlin.info. Insgesamt sechs Mal bezieht sich das Gutachten auf Internetseiten der Antifa. Ist die Bewegung also ein Partner im Kampf gegen Rechtsextremismus oder doch eine Gefahr für die Demokratie? Einfach lässt sich das nicht beantworten.
Der Historiker Richard Rohrmoser unternimmt in seinem Buch und unserem Gespräch einen Streifzug durch die Geschichte dieses politischen Aktionsfelds, für das sich verschiedene Gruppen, NGOs, Parteien und Gewerkschaften engagieren. Er informiert über die autonome Antifa und beklagt die Gewaltbereitschaft mancher Mitglieder. Zugleich hebt er hervor, es seien insbesondere autonome Antifa-Kreise, die herausragende Recherchearbeit zur rechten Szene leisten und Neo-Nazi-Treffen verhindern. Deutlich wird dabei vor allem, dass es „die eine Antifa“ nicht gibt.
Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Mehr als ein halbes Jahrhundert danach macht sich eine junge Frau aus Ramallah auf, mehr über diesen Vorfall herauszufinden, der sich exakt 25 Jahre nach ihrer Geburt ereignete.
Ein Zahlenzufall bringt die Handlung des schmalen Romans „Eine Nebensache“ von Adania Shibli in Gang, der sich zu einer Reflexion über Geschichte, Gewalt, Herkunft und Grenzlinien weitet, über Einsamkeit, Identität und die inneren Checkpoints beim Durchqueren markierter und bewachter Zonen. Was damals „wirklich“ geschah, weicht dabei immer weiter ins Reich einer obsessiven Ich-Suche zurück.
Adania Shibli, geboren 1974 in Palästina, legt mit diesem Roman ihr deutsches Debüt vor. Das Buch stand auf der Shortlist des Internationalen Literaturpreises 2022 des Hauses der Kulturen der Welt. Im Gespräch umfährt die Autorin simplifizierende politische Aussagen weiträumig und beharrt auf dem „Anderen“ von Literatur, erzählt von der prägenden Geschichtenerzählerin in ihrem Leben und der Eigentümlichkeit der arabischen Literatursprache.
„Eine Nebensache“ ist im Berenberg Verlag erschienen, wurde von Günther Orth übertragen, hat 120 Seiten und kostet 22 Euro.
Die Fahrt am Vormittag des 24. Juni 1922 von Walther Rathenaus Wohnhaus in der Berliner Koenigsallee Richtung Ministerium dauerte nur wenige Minuten. An der Ecke zur Erdener Straße überholte ein Cabriolet den offenen Wagen des Außenministers, in ihm hebt ein Mann eine Maschinenpistole und schießt.
Zu den Biographien, den historischen Einordnungen und dem literarischen Denkmal, das Robert Musil Walther Rathenau mit der Figur des "Großschriftstellers" Paul Arnheim in seinem "Mann ohne Eigenschaften" gesetzt hat, gesellt sich jetzt ein Roman: In "10 Uhr 50, Grunewald" begleitet Stephan Abarbanell Walther Rathenau in seinen letzten Minuten und lässt dabei Stationen seines Lebens, Begegnungen politischer und privatester Natur revue passieren.
Welchen Weg findet Rathenau zwischen den Aufgaben in der väterlichen "Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft", den eigenen beruflichen Neigungen und seinem politischen Pflichtgefühl? Welchen Anfeindungen ist er als, wie er selbst formuliert, "Deutscher jüdischen Stammes" ausgesetzt? Wofür lebt er, wen liebt er? Vor allem aber: "Kommt er bei sich selbst an, bevor seine Mörder bei ihm ankommen?"
So formuliert Stephan Abarbanell in unserem Gespräch in dieser Folge des Bücher-Podcasts selbst die Frage, die seine Leser durch den Roman führen soll. Ein neues Literaturrätsel, die Lösung des Rätsels aus dem Mai und die Bekanntgabe, wer diesmal das Buch gewonnen hat, das wir unter den richtigen Einsendungen verlost haben, runden diese Episode ab.
"10 Uhr 50, Grunewald" von Stephan Abarbanell auf der Website des Blessing Verlags
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In Deutschland gab es 2021 rund 49 Millionen Autos. Diese Zahl ist besonders eindrücklich, wenn man bedenkt, dass wir 83 Millionen Einwohner, 41 Millionen Haushalte und 13 Millionen Erwachsene ohne Führerschein haben. Hinzu kommt, dass unsere Pkw im Schnitt keine 45 Minuten am Tag bewegt werden. Dafür sterben jedes Jahr Tausende Menschen auf deutschen Straßen. Nicht zu vergessen die Ausgaben: Eine Fahrt von etwa 20.000 Kilometer Länge schlägt laut „Handbuch über die externen Kosten des Verkehrs“ der Europäischen Union (2019) unter anderem mit 900 Euro für Unfälle, 236 Euro für die Auswirkungen der Lärmbelästigung und 142 Euro für die Luftverschmutzung zu Buche. Ist es da noch sinnvoll, bei der täglichen Fortbewegung aufs Auto zu setzen?
Die Autorin Katja Diehl findet: nein. Weil allerdings viele auf den Wagen angewiesen sind, hat sie sich mit zahlreichen Menschen darüber unterhalten, warum sich der Alltag nur mit dem öffentlichen Nahverkehr und dem Rad kaum meistern lässt. Ein Problem ist die Infrastruktur. Man beachte etwa, dass Deutschland über ungefähr 830.000 Kilometer an Straßen, aber nur 38.600 Kilometer an Bahnstrecken verfügt. Diehl, Jahrgang 1973, arbeitete lange in der Mobilitäts- und Logistikbranche und ist Gastgeberin des Podcasts „SheDrivesMobility“. In unserem Gespräch erläutert sie, warum eine Verkehrswende nötig ist, welche Voraussetzungen dafür unverzichtbar sind, was andere Länder besser machen – und was das Ganze mit Feminismus zu tun hat.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Autos aus dem Verkehr ziehen“: Philipp Krohns Besprechung von Katja Diehls „Autokorrektur“
Kürzlich ist der große litauische Dichter Tomas Venclova durch Deutschland, Österreich und die Tschechische Republik gereist und hat zusammen mit seinem Übersetzer Cornelius Hell seinen neuen Gedichtband "Variation über das Thema Erwachen" vorgestellt. Ich traf ihn zum Gespräch in München, erlebte seine Lesung im Lyrik Kabinett in München-Schwabing und hatte Gelegenheit, mich mit einem der besten Experten für das alte Sowjetimperium über die osteuropäische Situation, den Krieg in der Ukraine sowie die Verbindungslinien zwischen russischer, polnischer und litauischer Poesie zu unterhalten. Das Mindeste, was sich danach erkennen lässt: Die Literatur des Baltikums bewahrt eine historisch-kulturelle Erinnerung, auf die wir nicht verzichten sollten.
Es gab auch ein Jubiläum zu feiern: Das neue Buch von Tomas Venclova ist der 50. Band in der Reihe Lyrik Kabinett im Hanser Verlag, und seine Lesung war eine Hommage an einen ganz besonderen Ort: Spezialbibliothek, Bücheroase, Ort der Begegnung und Tempel der Poesie in einem.
"Variation über das Thema Erwachen". Aus dem Litauischen übertragen von Cornelius Hell. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Edition Lyrik Kabinett im Hanser Verlag. 112 Seiten, 20 Euro.
Drei frühere Bücher von Tomas Venclova sind im Suhrkamp Verlag erschienen:
"Vilnius: Eine Stadt in Europa".
"Gespräch im Winter". Gedichte in der Übersetzung von Claudia Sinnig und Durs Grünbein.
"Der magnetische Norden: Gespräche mit Ellen Hinsey".
Einmal beschwert sich Ella, die Erzählerin aus Timo Parvelas Kinderbuchserie, sogar selbst darüber: Band für Band ihrer beliebten Abenteuer geht sie in die zweite Klasse, "und das nervt". In manchen Serien werden die Figuren einfach nicht älter, in anderen bleiben sie sich gleich, auch wenn mit den Jahren ihrer Fortschreibung ihre Umwelt immer mal wieder aktualisiert wird. Oder – Stichwort "Harry Potter" – die Figuren wachsen doch, und mit ihnen steigert sich die Spannung in den Büchern, das, was den jungen Lesern zugemutet wird. So unterschiedlich die Strickmuster von Serien auch sind, gestrickt werden sie alle. Und erfolgreich sind einige auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt, auch wenn die Branche immer mal wieder einhellig die Überzeugung vertritt, die Zeit der Serien sei vorbei.
Tilman Spreckelsen, vielen Hörern als Erfinder des Literaturrätsels hier im Bücher-Podcast bekannt, ist Kinder- und Jugendbuchexperte im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen. In dieser Folge gibt er Einblick in die unterschiedlichen Produktions- und Funktionsweisen von Serien wie Cornelia Funkes "Reckless"-Bücher oder "Alea Aquarius" von Tanya Stewner. Worin liegen ihre Stärken, wo ihre Schwächen? Was ist zu tun, wenn junge Leser nach Abschluss – oder Abbruch – einer Serie in ein Leseloch zu fallen drohen? Und welche Werke wären ihnen ans Herz zu legen, auch wenn sie sich bei ihnen Buch für Buch neu auf Figuren, eine Erzählweise, ein Setting einlassen müssen?
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik
"Cornelia Funke folgt der silbernen Fährte": Tilman Spreckelsen über den vierten "Reckless"-Band
"Wildfremde Menschen": Fridtjof Küchemann über Stefanie Höflers Kinderroman "Mein Sommer mit Mucks"
"Der Raum ist in alle Richtungen offen": **Lena Bopp über David Almonds Jugendroman "Bone Music" **
Abraten ist noch keine Diplomatie: In ihrem neuen Roman erzählt Lucy Fricke von einer Generalkonsularin in Istanbul, die sich über die Vorgaben ihres Amts hinwegsetzt, um drei Menschen zu retten. Und über den Rat ihres Kollegen aus der Rechtsabteilung, den Wagen unter keinen Umständen selbst zu fahren.
Schon im letzten, vielgelobten Roman der Schriftstellerin, "Töchter", saß eine Frau mittleren Alters mit mulmigem Gefühl hinter dem Steuer. Damals ging es um die Familie, jetzt geht es um das Land.
Wir haben mit Lucy Fricke über "Die Diplomatin" gesprochen, über Recherchen in Istanbul und Urugay, über den Humor der Diplomaten, die Freiheit, die in der Türkei nicht etwa zuletzt stirbt, sondern dort das Brot der Armen ist, über politische Verfolgung und einen beispiellosen Zusammenhalt der Menschen.
Ein neues Literaturrätsel, ein Abschied und eine Begrüßung runden diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
"Die Diplomatin" von Lucy Fricke auf der Website des Claassen Verlags
"Da ist noch mehr als Repräsentieren": Jeanette Schäfer über "Die Diplomatin" von Lucy Fricke
"Sturz ins Glück": Fridtjof Küchemann über "Töchter" von Lucy Fricke
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Während man einst mutmaßte, Tiere könnten nicht denken und verfügten nur über ein begrenztes Repertoire an Emotionen, weiß man heute, dass sie uns ausgesprochen nahe sind. Einige stellen vorausschauende Überlegungen an, andere trösten ausgegrenzte Artgenossen – und manche haben sogar eine Art Ich-Bewusstsein. Solche Erkenntnisse sind nicht nur für Biologen interessant, denn sie werfen Fragen auf, die auch in den Zuständigkeitsbereich von Juristen oder Philosophen fallen: Sollte man Tieren beispielsweise Rechte zusprechen? Oder ist es vertretbar, Schweine, Rinder und Hühner massenhaft zu halten, um sie anschließend zur Schlachtbank zu führen?
Der Verhaltensforscher Norbert Sachser hat 2018 ein Buch namens „Der Mensch im Tier“ veröffentlicht, das den dramatischen Wandel des Tierbilds nachzeichnet. Nun legt er mit seinen Kollegen Niklas Kästner und Tobias Zimmermann nach. Im Sammelband „Das unterschätzte Tier“ wird aus Sicht von so verschiedenen Disziplinen wie Veterinärmedizin und Ethik, Kunstwissenschaft und Theologie erörtert, welche Konsequenzen die neuesten Wissenschaftsbefunde haben müssten. Über die wichtigsten Aspekte spricht Sachser in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
Über die Hochnäsigkeit des literarischen Betriebs gegenüber sogenannter Genre-Literatur muss nicht mehr viel gesagt werden. Oft paart sich Schubladendenken mit Ahnungslosigkeit, wenn einige der markantesten Stimmen der letzten hundert Jahre nicht wahrgenommen werden, weil sie für manche in die Schmuddelecke des Regals gehören. Deshalb lohnt es sich immer wieder, die Bücher selbst hervorzuholen, sie neu und anders zu lesen. Und siehe da: Manche Krimi-Autoren sind schlicht die besseren Schriftsteller.
Ein solcher Fall ist der Amerikaner Ross Macdonald (1915-1983), der mit seinen 18 Romanen um den Privatdetektiv Lew Archer nicht nur als legitimer Erbe von Raymond Chandler gilt, sondern die literarische Landschaft Amerikas und besonders Kaliforniens um archetypisch anmutende Familientragödien in der Noir-Tradition bereichert hat. In diesem Podcast spreche ich mit der Macdonald-Bewunderin Donna Leon, die zu den deutschen Neuausgaben Nachworte beigesteuert hat, und mit dem Übersetzer Karsten Singelmann, der mir erzählt, was ihn an Ross Macdonald besonders fasziniert.
Lieferbare Macdonald-Titel (Diogenes Verlag) in der Übersetzung von Karsten Singelmann, jeweils mit Nachwort von Donna Leon - in Klammern das Erscheinungsjahr der amerikanischen Originalausgabe:
Eigentlich, sagt der Erzähler in Eckhart Nickels neuem Roman, habe er sich nie viel aus Kunst gemacht. Das ändert sich im Kunstunterricht, und zwar deshalb, um Rache an der Kunstlehrerin zu nehmen. Zusammen mit Carl ist er empört, wie diese Frau Hügel Kirsten behandelt hat, die als einzige in der Klasse so etwas wie echtes Talent erkennen lässt.
Bereits in seinem Roman "Hysteria", der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, hat sich Eckhart Nickel mit dem Verhältnis zwischen Natur und Kunst, zwischen dem echten und dem Künstlichen beschäftigt. Diesmal geht es weniger um das Künstliche als vielmehr das Künstlerische, das Abbild, das der Kreativität eines Geistes entspringt. Und vielleicht muss man dafür ein kleines bisschen größenwahnsinnig sein, so wie Carl.
Warum er seinen Roman ausgerechnet unter Abiturienten angesiedelt hat, welches seiner Lieblingsbilder es dann doch nicht in das Buch geschafft hat und warum Lehrer manchmal unsere Retter sind, darüber haben wir mit dem Autor gesprochen. Am Ende rundet das Literaturrätsels diese Folge des Bücher-Podcasts ab. Wir verraten die Lösung des Rätsels aus dem Vormonat und geben die Teilnehmerin bekannt, die das Buch gewonnen hat, das wir diesmal unter den richtigen Einsendungen verlost haben.
"Spitzweg" auf der Seite des Piper-Verlags
Eine Besprechung von "Hysteria", Eckhart Nickels vorigem Roman
Gotham City ist in mancher Hinsicht eine spezielle Metropole. Sie wurde auf Inseln errichtet, besteht aus seltsam schrägen, wild zusammengewürfelten Gebäuden – und versinnbildlicht ein Gemeinwesen, welches die Kontrolle über die öffentliche Ordnung verloren hat. Dass die Polizei hier regelmäßig einen Superhelden um Hilfe bittet, illustriert den Zustand der Rechtsstaatlichkeit in Gotham. Und dann sind da noch die ganzen Wahnsinnigen. Sie gehören fest zum Inventar der Stadt und erklären ihr immer wieder den Krieg. Patienten der örtlichen Psychiatrie sind unter anderen der Joker, Mr. Freeze, der Riddler, Two-Face, Poison Ivy, der Penguin und Scarecrow.
Wie lässt sich der zentrale Schauplatz des Batman-Universums nun am besten charakterisieren? Der Jurist Daniel Damler hat eine Abhandlung über die Stadt geschrieben und schildert im Bücher-Podcast, welche Eigenheiten den Gothamschen Dauernotstand auszeichnen, was es mit der Architektur in den Filmen von Tim Burton und Christopher Nolan auf sich hat, und warum Batman eine ganz spezielle Form des Heroismus verkörpert.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Wahnsinn und Gesellschaft“: Kai Spankes Besprechung von Daniel Damlers „Gotham City“
Juri Andruchowytsch: „Das letzte Territorium: Essays“. Suhrkamp Verlag, 2003.
Juri Andruchowytsch (Hg.): „Euromaidan: Was in der Ukraine auf dem Spiel steht“. Suhrkamp, 2014.
Katharina Raabe und Manfred Sapper (Hg): „Testfall Ukraine: Europa und seine Werte“. Suhrkamp, 2015.
Serhij Zhadan: „Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte und Prosa“. Suhrkamp, 2016.
Artur Klinau: „Acht Tage Revolution: Ein dokumentarisches Journal aus Minsk“. Suhrkamp, 2021.
Olga Shparaga: „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht: Der Fall Belarus“. Suhrkamp, 2021.
Für die meisten klingt das Wort Herumtreiberinnen heute harmlos, man denkt an Kinder, ans Draußensein. Im Nationalsozialismus war Herumtreiberei ein Grund für die Einweisung in Arbeitserziehungslager. Er wurde vielfach auf junge Frauen angewandt und mit sittlicher Verwahrlosung und sexueller Freizügigkeit verbunden.
Die Schriftstellerin Bettina Wilpert hat ihren zweiten Roman "Herumtreiberinnen" genannt. Ihre Erzählerin, Manja, 17 Jahre alt, landet im Sommer 1983 – nicht in einem Arbeitserziehungslager, aber in einer geschlossenen Venerologischen Anstalt in Leipzig. Sie wurde von Vopos im Wohnheimszimmer eines Vertragsarbeiters aus Mosambik gefunden. Dass die beiden keinen Sex gehabt hatten, wird ihr nicht geglaubt, sie kommt in die Tripperburg. So wurden diese Venerologischen Anstalten in der DDR genannt. Heute geht man davon aus, dass weniger als zwanzig Prozent der Eingewiesenen aus medizinischen Gründen hätten dort sein müssen. Und dass es eine entsetzliche Form der Maßregelung junger Frauen in der DDR war.
Wir haben mit Bettina Wilpert über ihren Roman gesprochen, über seine weiteren Erzählstränge, die in die Vierzigerjahre und fast in die Gegenwart führen, über seine Hintergründe. Danach rundet ein neues Literaturrätsel diese Folge des Bücher-Podcasts ab, die Lösung des Rätsels aus dem Vormonat und die Bekanntgabe der Teilnehmerin, die das Buch gewonnen hat, das wir diesmal unter den richtigen Einsendungen verlost haben.
"Herumtreiberinnen" von Bettina Wilpert auf der Website des Verbrecher Verlags
"#MeToo im Elfenbeinturm": Shou Aziz über Bettina Wilperts Debütroman "nichts, was uns passiert"
faz.net/literaturraetsel: Die neue Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Wer heute über Nerds spricht, muss schon genau sagen, auf wen er sich eigentlich bezieht. Ist die Rede von Sonderlingen, die Taschenrechner, Comics, Actionfiguren und Würfel für Rollenspielabende horten? Sind Computer-Enthusiasten wie Gamer oder Hacker gemeint? Oder ist längst jeder ein Nerd, der sich mehr oder weniger intensiv mit einer Sache beschäftigt? Schließlich sind wir umgeben von – zum Teil selbsternannten – Sport- und Food-Nerds, Fashion- und Wander-Nerds, Yoga- und Musik-Nerds. Die Figur büßt ihr Profil langsam, aber sicher ein und kann kaum noch überraschen.
Das, was einen Nerd ausmacht, hängt auch mit den historischen Umständen zusammen. Die Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout hat eine Abhandlung über den Nerd geschrieben und zeichnet im Bücher-Podcast dessen Entwicklung nach – von den fünfziger Jahren, als er noch ein recht facettenloser Streber war, bis heute, da seine Konturen verschwimmen. Außerdem verrät sie, was der Nerd mit anti-intellektuellen Ressentiments zu tun hat und warum er inzwischen als durchaus unzeitgemäß gelten darf.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Der Held, der aus der Garage kam“: Berit Glanz' Besprechung von Annekathrin Kohouts „Nerds“
Wer hätte als junger Leser nicht mitgefiebert, ob Kasperl es den Bannsprüchen des großen und bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann zum Trotz schafft, dessen Schloss wieder zu verlassen und Hilfe zu holen? Wer hätte nicht innigst gehofft, dass dem kleinen, zu seinem Entsetzen in ein Taggespenst verwandelten Nachtgespenst gelingen möge, seine Truhe künftig wieder im Schutz der Dunkelheit zu öffnen? Dass der starke Wanja im Kampf um die Zarentochter und der Müllersbursche Krabat gegen seinen Meister und dessen finstere Mächte obsiegen möge?
Im kommenden Jahr jährt sich der Todestag Otfried Preußlers zum zehnten, sein Geburtstag zum hundertsten Mal. Seine Figuren sind farbig, plastisch, lebendig wie eh: Allein ihre Namen wecken Erinnerungen an Bücher, die Generationen über Jahre der Kindheit hinweg begleitet haben.
Am 9. März lieh Christian Brückner an einem "Abend zu Otfried Preußler" Texten des beliebten Kinder- und Jugendbuchautors im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt seine unverwechselbare Stimme. Tilman Spreckelsen ordnete das Werk, das auch vor dem Hintergrund des Aufwachsens im deutsch-böhmischen Grenzgebiet entstanden ist, ein.
Programmübersicht auf der Website des Freien Deutschen Hochstifts
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
"Zaubersprüche, im Wald ersonnen und geprüft": Frank Schirrmacher zum Tod Otfried Preußlers
"Die vollkommene Sicherheit des Erzählers": Tilman Spreckelsen zum Tod Otfried Preußlers
„Nach seinem 50. Geburtstag hörte Robert Walser mit dem Schreiben auf und gab sich mit dem Leben eines Irrenhauspatienten zufrieden.“ So stand es viele Jahre lang auf dem Schutzumschlag des legendären Buches „Wanderungen mit Robert Walser“ (1957). Der Feuilletonist und Philanthrop Carl Seelig erzählt darin von den sonntäglichen Ausflügen, die er mit Walser zwischen 1936 und 1956 unternahm.
Eine Neuausgabe dieser fundamentalen biographischen Quelle erzählt jedoch eine viel spannendere Geschichte, nämlich wie der rührend besorgte Carl Seelig, dem selbst die Gaben zum Dichter fehlten, nach und nach die Deutungshoheit über das Leben seines „verstummten“ Freundes übernahm und seinen eigenen Namen für immer mit dem Robert Walsers verband. Helfersyndrom? Übergriff? Aneignung? Ein Gespräch mit dem Dichter Durs Grünbein über Gehen, Denken, Schreiben und die dunklen Winkel der Biographie.
Die Neuausgabe der „Wanderungen mit Robert Walser“ von Carl Seelig ist bei Suhrkamp erschienen, hat 252 Seiten und kostet 22 Euro.
Mit ihrem Roman "Das achte Leben (für Brilka)" ist Nino Haratischwili vor sechs Jahren endgültig bekannt geworden. Auf fast 1300 Seiten erzählt diese Geschichte von sechs Generationen, acht Leben und einem ganzen Jahrhundert.
Der neue Roman der in Georgien geborenen Schriftstellerin, "Das mangelnde Licht", führt in die georgische Hauptstadt Tbilissi. Vier Freundinnen wachsen dort in den Achtziger- und Neunzigerjahren miteinander auf, zerstreiten sich, versöhnen sich, eine wird berühmt, eine sehr erfolgreich, und Jahrzehnte später treffen sie sich wieder in Brüssel auf einer Fotoausstellung, die auch Bilder ihrer Jugend zeigt. Aber da sind sie nur noch zu dritt. "Meine Liebe", hält eine von ihnen fest, "habe ich in einer Welt zurückgelassen, die nicht mehr existiert und die mich heute Abend von diesen imposanten Wänden angestarrt hat."
Wir haben mit Nino Haratischwili über die Stadt und über Erlebnisse ihrer jungen Jahre gesprochen, über eine Generation in Georgien, denen die Kindheit genommen wurde, über das Schreiben in Bildern, das Schreiben für die Bühne oder den Lesesessel und über die Erfahrung, von den selbst erdachten Figuren durch die eigene erfundene Geschichte geführt zu werden. Die Auflösung des Literaturrätsels aus dem Januar, die Bekanntgabe des Preisträgers und ein neues Rätsel von Tilman Spreckelsen runden diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
"Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili auf der Website der Frankfurter Verlagsanstalt
"Wenn die Zeit seitwärts geht": Tilman Spreckelsen über "Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili
Nacht, Gesang und Apokalypse: Nino Haratischwili über ihr Leben in zwei Welten
Der Preis des Literaturrätsels im Februar
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Diesen Satz kennt Florian Klenk zufolge jeder österreichische Bauer. Was damit gemeint ist, erklärt der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Der Falter“ in dieser Folge des Bücher-Podcasts. Seine intensive Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat mit einem Streit angefangen: Klenk applaudierte einem Urteil, das Angehörigen einer Touristin, die in Österreich von einer Kuh totgetrampelt wurde, Schadenersatz zuspricht. Der Besitzer des Tiers musste zahlen. Die Bauernlobby reagierte darauf gereizt.
Ein Landwirt namens Christian Bachler verhöhnte Klenk daraufhin in einem Video auf Facebook und sagte, er, der ahnungslose Städter, solle mal ein Praktikum auf seinem Hof machen. Klenk nahm das Angebot an und lernte eine Welt kennen, die ihm einerseits behagte, die andererseits jedoch kurz vorm Aussterben steht. EU-Richtlinien und die Agrarindustrie machen kleinen Bauern das Leben immer schwerer. Auch Bachler befand sich in existentieller Not – und Klenk startete eine Crowdfunding-Aktion, um dessen Hof zu retten.
Eigentlich war es nur eine winzige Anmerkung in einem Band der Peanuts-Werkausgabe, die mich ans Bücherregal schickte, dann wurde eine Recherche daraus, und am Ende erkannte ich, wie unsere Lektüren, der Büchergeruch, eine Kritzelei am Rand und die Erinnerungen unseres Leselebens zusammenhängen.
Und dann spreche ich noch mit der Berliner Buchhändlerin Almut Winter, die vor mehr als zehn Jahren einen mutigen Plan fasste. Selbst die Pandemie konnte der Buchhandlung Winter nichts anhaben.
Iwan Turgenjew: „Erzählungen 1844-55. Aufzeichnungen eines Jägers“. Winkler, 946 Seiten, nur noch antiquarisch.
Hass und Hilflosigkeit, Gewalt, Missbrauch, Misshandlung, Selbstverletzung in vier Generationen einer Familie, angefangen mit dem Urgroßvater der Erzählerin, der sich das Leben nimmt, von seinem zwölf Jahre alten Sohn gefunden wird und einen Zettel hinterlässt, auf dem steht, es sei unmöglich, mit seiner Frau zu leben: Die Themen, die Lea Draeger in ihrem Roman "Wenn ich euch verraten könnte" versammelt, haben eine ziemliche Wucht.
Die Autorin ist Schauspielerin, seit mehr als sechs Jahren am Berliner Gorki Theater. Sie ist Bildende Künstlerin, Arbeiten von ihr sind gerade in Köln und Ende April beim Gallery Weekend Berlin zu sehen. Im Bücher-Podcast spricht sie über das familiäre Schweigen, die Arbeit an der Sprache, die beim Schreiben so ganz anders ist als auf der Bühne mit einem fremden Text, über eine Erzählerin, die mit dreizehn aufhört zu essen und in der Psychiatrie lernt, wie es ist, sich mit einer Glasscherbe zu ritzen, über den Weg ihrer Themen von der Malerei ins Buch und den Weg ihres Debütromans hinaus in die Welt.
"Wenn ich euch verraten könnte" von Lea Draeger auf der Website des Verlags Hanserblau
Was haben Rainer Maria Rilke und David Foster Wallace, Disneys „Aristocats“ und Clemens Brentano, Speiseeis und Friedhofsbesuche miteinander gemeinsam? Sie können in Phasen des Frusts hervorragende Aufpäppelungsarbeit leisten und Trost spenden.
Warum es nicht einfach ist, darüber zu schreiben, und wie man dabei trotzdem die Balance zwischen Subjektivität, literarischer Sprache und nüchterner Feststellung hinbekommt, darüber spreche ich mit Hanna Engelmeier. In ihrem neuen Buch kreist sie das Thema in vier Übungen ein und erklärt, welche Denkanstöße von einem winselnden Dackel ausgehen können.
Drei Empfehlungen aktueller Sachbuch-Titel beschließen die Episode des Bücher-Podcasts.
Vor fast vierzig Jahren erschien in den USA Alice Walkers Roman "Die Farbe Lila" (The Color Purple). Damit begann der Siegeszug einer Geschichte über schwarze Frauen im amerikanischen Süden, über Missbrauch, Gewalt und Machismo. Als erste schwarze Frau überhaupt erhielt die Autorin den Pulitzer-Preis für Literatur. Steven Spielbergs Verfilmung von 1985, die eine völlig unbekannte Whoopi Goldberg zum Star machte, brachte die Themen des Romans in den Mainstream und übergoss sie mit dem Sirup des Melodrams.
Das änderte nichts daran, dass "Die Farbe Lila" ein enorm wichtiges Stück Literatur blieb, weitergereicht, neu gedeutet und den aktuellen Debatten um Rassismus, Bürgerrechte und kulturelle Identität ausgesetzt. Aus Anlass einer neuen deutschen Übersetzung des Romans im Ecco Verlag habe ich mit der inzwischen 78 Jahre alten Alice Walker gesprochen und sie zu Bedeutung und Nachleben ihres Klassikers befragt. Jetzt wissen wir: Es gibt nicht nur den Film zum Buch oder das Musical zum Buch, sondern demnächst sogar eine Verfilmung des Musicals.
Alice Walkers "Die Farbe Lila" auf der Website des Ecco Verlags
Das Weihnachtsfest klingt aus, und vor uns liegen, mit etwas Glück, Tage des Lesens. Tatsächlich ist die Zeit zwischen den Jahren für viele eine der besten Gelegenheiten zum Abtauchen in Bücher: Die Ruhe ist da, das Sofa, der Sessel wartet schon, neue Bücher sind da – oder es sind noch ein paar über von den Neuerscheinungen dieses Jahres, die wir uns bis zum Schluss aufgehoben haben.
Um das Lesen soll es in dieser Episode des Bücher-Podcasts gehen: über die Leselust und darüber, wie man mit ihr lebt, man ihr nachgibt, sie wachhält, sie weitergibt, was es mit ihr macht, wenn man selbst Bücher schreibt oder wenn man Literatur unterrichtet, wenn man als Lehrerin Jugendlichen Ausschnitte aus einer Welt zeigt, in der man sich selbst so wohlfühlt.
Darüber sprechen wir mit zwei Gästen: Berit Glanz ist Schriftstellerin, ihr Roman "Pixeltänzer" ist vor zwei Jahren erschienen, im Februar wird "Automaton" im Berlin Verlag veröffentlicht werden. Maike Bartl ist Lehrerin und Leserin in Hamburg, sie kümmert sich darum, wie Schülerinnen und Schüler mit Literatur in Kontakt kommen – und womit sie es im Abitur zu tun bekommen.
Abschließend ist noch ein Gedicht aus der Frankfurter Anthologie zu hören, in dem es am Rande auch ums Lesen geht: "Dreifaches Ritornell" von Georg von der Vring.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
Frankfurter Anthologie: Rüdiger Görner über "Dreifaches Ritornell" von Georg von der Vring
Was ist musikalisch eigentlich alles passiert zwischen der Geburt des Rock ’n’ Roll und dem Streaming-Zeitalter, zwischen dem frühen Elvis und Spotify? Zahllose technische Entwicklungen leisteten sozialen und wirtschaftlichen Veränderung Vorschub. Mit dem Walkman hat die Jugend eine bis dahin unbekannte Form der Individualisierung erreicht, das mp3-Format besiegelte den Zusammenbruch der Tonträger-Industrie, der inzwischen normale und preisgünstige Zugriff auf gigantische Musikarchive wird die Liga zugkräftiger Popstars auf lange Sicht verkleinern.
Wie sich das Verhältnis von Technologie, Gesellschaft und Musik im Einzelnen darstellt, darüber spreche ich mit Tobi Müller. In seinem Buch „Play. Pause. Repeat“ rekapituliert er die Geschichte des Pop und seinen Geräten und erklärt etwa, warum der Scorpions-Song „Wind of Change“ bei der Entwicklung digitaler Audiodateien wichtig war, oder wie es kommt, dass Protestkulturen heute ohne Soundtrack auskommen. Zudem wagt er eine Prognose über die Zukunft unseres Musikkonsums.
Drei Empfehlungen aktueller Sachbuch-Titel beschließen die Episode des Bücher-Podcasts.
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„Play. Pause. Repeat“ von Tobi Müller auf der Website des Hanser Verlags
Mit „Leben und Schicksal“, dem 2007 auf Deutsch erschienenen Riesenroman des sowjetischen Schriftstellers Wassili Grossman (1905 bis 1964), ist der literarische Kanon des 20. Jahrhunderts um ein ungewöhnliches Meisterwerk erweitert worden. Jetzt liegt Grossmans unmittelbar vorausgehender, kaum weniger umfangreicher Roman „Stalingrad“ erstmals in zuverlässiger deutscher Übersetzung vor. Und wir sehen: Erst zusammen liefern die beiden Romane ein Porträt der Totalitarismen des vergangenen Jahrhunderts im Krieg. Erst jetzt sind Grossmans Beschreibungs- und Einfühlungskunst, sein scharfer Blick auf die Wirklichkeit und sein Humanismus ganz zu erfassen.
Im Podcast spreche ich mit Christiane Körner, einer von drei Übersetzern des 1300-Seiten-Werks. Niemand kennt den Text so genau wie jene, die ihn vom Russischen ins Deutsche bringen. Und niemand weiß so genau, was sich bei den Ausnahmebüchern der Literatur – neben Mühen, Ächzen und Haareraufen – eben auch einstellen kann: das Glück des Übersetzens.
Wassili Grossmans Roman „Stalingrad“ auf der Website des Claassen Verlags
In Alina Bronskys neuem Roman "Barbara stirbt nicht" findet ein älterer Mann seine Frau nach 52 Ehejahren eines morgens nicht neben sich im Bett oder unten in der Küche beim Kaffeekochen, sondern mit blutendem Kopf auf dem Badezimmerfußboden. Und in der Erzählung "Das Geschenk" fährt Peter, etwas jünger als Walter, mit seiner Frau Kathrin über Weihnachten in die nordhessische Provinz, um Klaus dort wiederzutreffen. Als die Kinder noch klein waren, haben sie mit Klaus und Almut und ihren beiden Kindern im gleichen Alter viel, viel, viel unternommen, dann wurde es still in dieser Freundschaft, vor kurzem ist Almut gestorben. In der pflichtschuldigen Erwartung, einem trauernden Witwer über die Festtage zu helfen, stehen die beiden schließlich vor einem vergnügten Mann – und vor einer jungen Frau, Sharon, die sich als seine neue Freundin entpuppt.
Das erste Buch endet an Weihnachten, das zweite spielt gleich ganz an den Weihnachtstagen. Dabei nennt sich ihre Autorin selbst gar "nicht weihnachtlich-christlich sozialisiert". Ein Gespräch mit Alina Bronsky über Abgründe und alte Männer, über entschleunigtes Schreiben und Geschichten, die am besten wachsen, wenn man sie nicht belauert.
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"Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky auf der Website des Verlags Kiepenheuer & Witsch
Schwarze sind keine Menschen, Gewalt gegen Schwarze ist das Genom menschlicher Erneuerung, alle Schwarzen sind Sklaven: Diese Thesen vertritt der Philosoph Frank B. Wilderson in seinem Buch „Afropessimismus“. Er untermauert sie mit persönlichen Anekdoten und einem facettenreichen Theoriekatalog.
Was daran so faszinierend ist und warum die Abhandlung das Zeug hat, einen Paradigmenwechsel in der Rassismus-Debatte herbeizuführen, darüber spreche ich mit dem Literaturwissenschaftler Wolfgang Matz.
Drei Empfehlungen aktueller Sachbuch-Titel beschließen die Episode des Bücher-Podcasts.
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„Zukunftsklänge aus dem Zodiak“: Philipp Krohns Besprechung von Christoph Dallachs „Future Sounds“
„Wie einst alles enden wird“: Sibylle Anderls Besprechung von Katie Macks „Das Ende von allem*“
Wer Literatur nicht nur liest, sondern auch hört, kommt an Frank Arnold kaum vorbei: Mehr als dreihundert Titel umfasst die Liste des Mannes, der das gesamte Repertoire von Stendhal und Alexander von Humboldt bis zu Rüdiger Safranski, Philip Kerr und Tom Clancy beherrscht. Im Gespräch erzählt er von der Vorbereitung auf seine Arbeit, der Pflege der Stimme, überraschenden literarischen Funden und der Freude, zum Echoraum großer Texte aus mehreren Jahrhunderten zu werden.
Außerdem möchte ich Dank abstatten an F. M. Dostojewski, den Helden meiner Jugend, und an das dunkle Reich seines St. Petersburgs. Pünktlich zum 200. Geburtstag des russischen Erzählers in diesem Monat sind mehrere Neuübersetzungen seiner Werke erschienen: "Der Doppelgänger" und "Aufzeichnungen aus dem Untergrund". Dann werfe ich einen Blick auf die ungewöhnlichen Leistungen von Übersetzerinnen, die im vergangenen Jahrzehnt zahlreichen Klassikern der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts ein neues Gewand verpasst haben. Ein neues Literaturrätsel von Tilman Spreckelsen schließt diese Folge des Bücher-Podcasts ab.
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Der Preis des Literaturrätsels im November
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Dostojewskis "Doppelgänger", übersetzt von Alexander Nitzberg, ist bei Galiani erschienen (331 Seiten, 24 Euro), "Aufzeichnungen aus dem Untergrund", übertragen von Ursula Keller, bei Manesse (309 Seiten, 25 Euro).
Tolstois "Krieg und Frieden" und "Auferstehung" wurden übersetzt von Barbara Conrad (Hanser und dtv). Tolstois "Anna Karenina" wurde übersetzt von Rosemarie Tietze (Hanser und dtv). Iwan Gontscharows "Eine gewöhnliche Geschichte" wurde übersetzt von Very Beschitzky (Hanser).
Wer kennt sie nicht, die Märchen vom "Kalif Storch", "Zwerg Nase" oder "Das kalte Herz"? Doch Wilhelm Hauff, dessen Nachruhm vor allem von ihnen herrührt, schrieb in seiner kurzen Lebenszeit noch eine Menge anderer, sehr unterschiedlicher Texte. Eines haben sie gemein: Sie blicken scharfsichtig auf ihre Entstehungszeit, das frühe Biedermeier, und nehmen zugleich hellsichtig die Industrialisierung und den entfesselten Kapitalismus vorweg: Denn was anderes als dessen Verkörperung wäre der gespenstische Holländermichel, der es auf unsere Herzen abgesehen hat?
Am 28. September lieh Christian Brückner an einem "Abend für Wilhelm Hauff" den Texten des Dichters seine unverwechselbare Stimme, Tilman Spreckelsen stellte sie in den Kontext einer an Umbrüchen reichen Epoche.
"Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" sind nur die bekanntesten Werke J. R. R. Tolkiens. Vor bald fünfzig Jahren starb der Fantasy-Autor, und immer noch findet sich in seinem Nachlass Veröffentlichungswürdiges. Tilman Spreckelsen spricht mit dem deutschen Tolkien-Lektor, Stephan Askani, über das gerade veröffentlichte Buch "Natur und Wesen von Mittelerde – Späte Schriften zu den Ländern, Völkern und Geschöpfen und zur Metaphysik von Mittelerde" und andere Entdeckungen in Tolkiens Nachlass. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts vom F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse.
J.R.R. Tolkiens "Natur und Wesen von Mittelerde – Späte Schriften zu den Ländern, Völkern und Geschöpfen und zur Metaphysik von Mittelerde" wurde aus dem Englischen übersetzt von Susanne Held und Helmut W. Pesch, herausgegeben Carl F. Hostetter, ist gerade bei Hobbit Presse / Klett-Cotta erschienen, hat 720 Seiten und kostet 28 Euro.
Mit ihrem Tagebuch "Fleckenverlauf" gibt die Schriftstellerin Terézia Mora Auskunft über die Herausforderung der Arbeit an einem großen Romanprojekt. Am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse spricht sie mit Elena Witzeck über das Buch, die Bücher und das Schreiben.
"Fleckenverlauf" von Terézia Mora ist im Luchterhand Literaturverlag erschienen, hat 288 Seiten und kostet 22 Euro.
Ursula Poznanski hat ein neues Jugendbuch veröffentlicht. Im Gespräch mit Tilman Spreckelsen stellt sie "Shelter" am Stand der F.A.Z. auf der Frankfurter Buchmesse vor – und auch ein neues Erstlesebuch namens "Clara sammelt".
"Shelter" von Ursula Poznanski ist im Loewe Verlag erschienen, hat 432 Seiten und kostet 19,95 Euro. "Clara sammelt", illustriert von Ina Hattenhauer, ist in der Edition Nilpferd erschienen, richtet sich an ein Publikum von 5 Jahren an, hat 48 Seiten und kostet 14,95 Euro.
In seinem Buch "Allein" ergründet Daniel Schreiber das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Rückzug und Freiheit und dem nach Nähe, Liebe und Gemeinschaft. Im Gespräch mit Tobias Rüther stellt der Autor sein Buch am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse vor.
"Allein" von Daniel Schreiber ist bei Hanser Berlin erschienen, hat 160 Seiten und kostet 20 Euro.
Von der ersten Benennung vor unserer Zeitrechnung bis zur weltweiten Corona-Bedrohung: In seinem Buch "Pandemien. Wie Viren die Welt verändern" schildert Philipp Kohlhöfer die Geschichte eines Erregers und der größten Waffe, die die Menschheit im Kampf gegen ihn hat: der Wissenschaft. Sonja Kastilan spricht mit dem Autor am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse.
"Pandemien. Wie Viren die Welt verändern" von Philipp Kohlhöfer erscheint am 27. Oktober bei S. Fischer, hat 544 Seiten und kostet 25 Euro.
Am Montag vor der Buchmesse hat sie den Deutschen Buchpreis 2021 gewonnen. In dieser Sonderfolge des Bücher-Podcasts ist Antje Rávik Strubel mit ihrem Roman "Blaue Frau" am Buchmessestand der F.A.Z. zu Gast. Es moderiert Andrea Diener.
Antje Rávik Strubels Roman "Blaue Frau" ist bei S. Fischer erschienen, hat 432 Seiten und kostet 24 Euro.
Emine Sevgi Özdamars Roman "Ein von Schatten begrenzter Raum" erzählt vom Fremdsein und vom Verbundensein mit den Toten. Im Gespräch mit Fridtjof Küchemann stellt die Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Frankfurter Buchmesse vor.
"Ein von Schatten begrenzter Raum" von Emine Sevgi Özdamar ist bei Suhrkamp erschienen, hat 763 Seiten und kostet 28 Euro.
"Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen" lautet der Untertitel des neuen Buchs "Erzählende Affen" von Friedemann Karig und Samira El Ouassil. Im Gespräch mit Julia Encke stellen Autor und Autorin ihr Buch am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
"Erzählende Affen" von Friedemann Karig und Samira El Ouassil ist gerade erst im Ullstein Verlag erschienen, hat 528 Seiten und kostet 25 Euro.
"Im Menschen muss alles herrlich sein" erzählt eine russisch-deutsche Emigrationsvor- und -nachgeschichte. Am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse spricht Sasha Marianna Salzmann mit Sandra Kegel über den neuen Roman.
"Im Menschen muss alles herrlich sein" von Sasha Marianna Salzmann ist bei Suhrkamp erschienen, hat 384 Seiten und kostet 24 Euro.
Wie können Kinder einen wertschätzenden Umgang mit Unterschieden lernen? In ihrem neuen Buch "Erziehung zur Vielfalt" zeigt die Soziologin Nkechi Madubuko Grundsätze für Eltern, Erzieher und Lehrer auf – mit Blick auf den Umgang mit rassistisch motivierter Ausgrenzung, aber auch auf die Motive Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Armut, körperliche oder kognitive Beeinträchtigung. Im Gespräch mit Fridtjof Küchemann stellt Nkechi Madubuko ihr Buch am Buchmesse-Stand der F.A.Z. vor.
"Erziehung zur Vielfalt" von Nkechi Madubuko ist im Kösel Verlag erschienen, hat 192 Seiten und kostet 18 Euro.
In "Besichtigung eines Unglücks" nimmt Gert Loschütz ein historisches Eisenbahnunglück zum Ausgangspunkt seines neuen großen Liebes- und Zeitgeschichtsromans. Sandra Kegel hat den Autor zum Gespräch am Buchmesse-Stand der F.A.Z. getroffen.
"Besichtigung eines Unglücks" von Gert Loschütz ist bei Schöffling erschienen, hat 336 Seiten und kostet 24 Euro.
Dirk Brockmann will unser Wissen über Komplexität nutzen, um kommende Krisen zu meistern. Sein neues Buch "Im Wald vor lauter Bäumen. Unsere komplexe Welt besser verstehen" Dirk Brockmann will unser Wissen über Komplexität nutzen, um kommende Krisen zu meistern. Im Gespräch mit Joachim Müller-Jung stellt es der Physiker am Buchmesse-Stand der F.A.Z. vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
"Im Wald vor lauter Bäumen. Unsere komplexe Welt besser verstehen" von Dirk Brockmann ist bei dtv erschienen, hat 240 Seiten und kostet 22 Euro.
Jenny Erpenbeck erzählt in ihrem neuen Roman von einer folgenreichen Liaison in der untergehenden DDR. Die Autorin ist mit "Kairos" am Buchmesse-Stand der F.A.Z. zu Gast und stellt das Buch im Gespräch mit Elena Witzeck vor. ** "Kairos" von Jenny Erpenbeck ist Ende August im Penguin Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 22 Euro.**
"Ein deutscher Stummfilm" heißt Felicitas Hoppes Nibelungen-Buch im Untertitel. In dieser Sonderfolge des Bücher-Podcasts stellt die Autorin es am Buchmesse-Stand der F.A.Z. vor – im Gespräch mit Tilman Spreckelsen.
"Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm" von Felicitas Hoppe ist Anfang September bei S. Fischer erschienen, hat 256 Seiten und kostet 22 Euro.
Im August hat die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse ihren neuen Roman "Dunkelblum" veröffentlicht. Am Stand der F.A.Z. spricht sie mit Andreas Platthaus über ihr Buch.
"Dunkelblum" von Eva Menasse ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, hat 528 Seiten und kostet 25 Euro.
Anfang November wird der Schriftsteller Clemens Setz in Darmstadt den Büchnerpreis verliehen bekommen. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begründet das so: "Seine bisweilen verstörende Drastik sticht ins Herz unserer Gegenwart, weil sie einem zutiefst humanistischen Impuls folgt. Diese Menschenfreundlichkeit verbindet Clemens J. Setz mit einem enzyklopädischen Wissen und einem Reichtum der poetischen und sprachschöpferischen Imagination." Dann folgt noch etwas mit "radikaler Zeitgenossenschaft", was vielleicht auch damit zu tun hat, dass Clemens Setz öfter in den sozialen Medien anzutreffen ist.
Was er dort treibt und was das mit seinem Schreiben zu tun hat, haben wir uns gedacht, fragen wir ihn am besten selbst. Wir sprechen über acht Zeilen, die ihn zur Literatur gebracht haben, über Partikularinteressen, die Balance zwischen Realität und Phantastik, über das Belebte und das Unbelebte, Synästhesie und die Psyche.
Wir verkünden die Preisträgerin unseres Literaturrätsels aus dem September – und wir verabschieden uns mit dieser Episode von unseren Hörerinnen und Hörern. Nach ein bisschen mehr als zwei Jahren Bücher-Podcast ist es für uns Zeit, das Staffelholz weiterzugeben an Kollegen aus dem Feuilleton der F.A.Z., die im November – nach vielen Sonderfolgen mit Gesprächen vom Buchmessestand der F.A.Z. – mit neuen Ideen und einem neuen Programm auf Sendung gehen werden. Wir wünschen gutes Gelingen, sind gespannt und hoffen, Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sind es auch.
Romane, Erzählungen und Gedichte von Clemens Setz sind bei Suhrkamp und im Residenz Verlag erschienen. Zuletzt erschien "Die Bienen und das Unsichtbare" bei Suhrkamp, ein Sachbuch über Plansprachen. Es hat 416 Seiten und kostet 24 Euro.
Andreas Platthaus über den Büchnerpreis für Clemens J. Setz
"Ich sehe was, was ich nicht sehe": Clemens J. Setz über die rätselhaften Künste der Wahrnehmung
"Man sieht euch an den Rändern flackern": Jan Wiele über Clemens Setz’ Rede in Klagenfurt 2019
"Ich werde sicher nie irgendwo Stadtschreiber sein": Ein Interview von Jan Wiele mit Clemens J. Setz
Vor zehn Jahren ist ein Buch zum internationalen Bestseller geworden, das anfangs niemand so recht im Blick hatte: "Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal, eine anderthalb Jahrhunderte umspannende Weltgeschichte anhand einer Familiengeschichte, die wiederum erzählt anhand einer Sammlung kleinster japanischer Schnitzkunstwerke, sogenannter Netsuke.
Jetzt hat Edmund de Waal einen neuen Roman veröffentlicht. "Camondo", dem Untertitel zufolge "eine Familiengeschichte in Briefen", ist zugleich die Geschichte einer Pariser Straße, der Rue de Monceau, in der besagter "Hase mit den Bernsteinaugen" zusammen mit den anderen Netsuke lange aufbewahrt wurde.
Wie übersteigt oder ergänzt "Camondo" den Kosmos von "Der Hase mit den Bernsteinaugen"? Ist die Form des Briefromans überzeugend? Wie stehen das porzellankünstlerische und das literarische Werk Edmund de Waals zueinander? Wir sprechen über "Camondo", die Hintergründe, die Qualität dieses Buchs und über seinen Autor mit dem F.A.Z.-Literaturchef Andreas Platthaus.
Edmund de Waals "Camondo" auf der Website des Zsolnay Verlags
"Im Bann des weißen Goldes": Gina Thomas über Edmund de Waal und sein Buch "Die weiße Straße"
Seit vor zwanzig Jahren sein großer Roman "Die Korrekturen" erschienen ist, fesselt uns der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen mit seinen schmerzlich intimen Einblicken in amerikanische Familien. Nach "Freiheit" 2010 und "Unschuld" 2015 erscheint jetzt "Crossroads", angekündigt als erster Teil einer Trilogie. Auch dieser neue Roman ist ein Werk von einigem Umfang, einigem Gewicht, einiger Grausamkeit und einiger Komik.
Welche Themen Franzens finden sich im neuen Buch wieder, wie werden sie diesmal variiert? Was heißt es, seine Geschichten über Schuld und Vergebung jetzt in einer Pfarrersfamilie in den frühen Siebzigern anzusiedeln? In welche Tradition stellt sich der Autor? Welchen Rang nimmt das neue Buch in seinem bisherigen Werk ein? Und müssen mehr als achthundert Seiten wirklich sein für das, was Franzen seiner Leserschaft erzählen will? Wir haben mit unserem Kollegen Paul Ingendaay über den Autor und seinen neuen Roman gesprochen.
"Crossroads" von Jonathan Franzen auf der Website des Rowohlt Verlags
"Der Überwältiger": Paul Ingendaays Buchkritik über Jonathan Franzens "Crossroads"
"Nobody is perfect": Interview von Sandra Kegel mit Jonathan Franzen über "Crossroads"
Was bringt einen irischen Schriftsteller dazu, einen Roman über einen deutschen Schriftsteller zu schreiben? Der irische Schriftsteller heißt Colm Tóibín. Mit seinem Roman "The Master" über die späten Jahre von Henry James stand er im Jahr 2004 auf der Shortlist für den Booker Prize, auch in Essays hat er immer wieder die Biografien anderer berühmter Autoren untersucht. Nun hat er sich für seinen neuen Roman "Der Zauberer" ein ganzes Leben vorgenommen, nämlich das von Thomas Mann.
Über Tóibíns Buch sprechen wir mit Kai Sina. Der profunde Kenner Thomas Manns hat bei Wallstein das Buch "Susan Sontag und Thomas Mann" veröffentlicht, lehrt als Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Münster mit dem Schwerpunkt Transatlantische Literaturgeschichte. Anschließend hören Sie das Gedicht "Hatem" von Johann Wolfgang von Goethe.
"Der Zauberer" von Colm Tóibín auf der Website des Hanser Verlags
"Er auf seiner Höllenfahrt": Paul Ingendaay über Colm Tóibíns Essay über Krebs
Wie viele Bücher zu Hause im Regal sind von Männern geschrieben und wie viele von Frauen? Welche davon sind die Lieblingsbücher? Warum ist das so? Und haben wir uns jemals darüber Gedanken gemacht?
Die Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Nicole Seifert hat irgendwann begonnen, über das Missverhältnis in ihrem eigenen Regal nachzudenken. Und hat ein Experiment gestartet: Drei Jahre lang las sie ausschließlich Bücher von Frauen. Nun hat sie ein Buch darüber geschrieben, warum es Autorinnen in der Welt der Literatur häufig so schwerhaben. Es heißt "Frauen Literatur" – das Wort Frauen ist im Titel durchgestrichen. Wir haben sie gefragt, was sie gegen den Begriff der Frauenliteratur einzuwenden hat und wie es ihr mit der Lektüre all der Klassikerinnen und zeitgenössischen Autorinnen erging. Danach folgt ein neues Literaturrätsel.
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In seinen Geschichten trifft man auf rebellische Roboter, auf künstliche Intelligenzen und virtuelle Realitäten und vor allem auf Menschen, die mit all dem schönen Fortschritt irgendwie zurechtkommen müssen. Zu sagen, er habe Science-Fiction geschrieben, ist ein bisschen kurz gegriffen. Mit seinen Romanen, Kurzgeschichten und Essays bewegt er sich irgendwo zwischen Technik, Philosophie, Utopie und Satire.
Am 12. September 1921 wurde Stanislaw Lem im damals polnischen Lemberg geboren. Wir feiern seinen Geburtstag mit einem Gespräch über diesen Autor, sein Schreiben, sein Leben, seine Zeit mit unserem Kollegen und Science-Fiction-Experten Dietmar Dath.
Anschließend antwortet Dana Grigorcea, die mit ihrem Roman „Die nicht sterben“, im März bei Penguin erschienen, auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht, auf unsere Fragen zum Schreiben und Lesen.
Bücher von Stanislaw Lem gibt es zum Beispiel bei Suhrkamp, bei Ullstein oder List.
"So kalt ist es im Kosmos": Dietmar Dath zum Hundertsten von Stanislaw Lem
"So irdisch wie Zwetschgenkompott": Begegnungen und Anekdoten um Stanislaw Lem von Radek Knapp
Die Arbeit an seinen letzten beiden Romanen sei regelrecht deprimierend gewesen, hat Colson Whitehead gerade in einem Interview gesagt. Mit seinem neuen habe er sich ausgetobt. Mit "Underground Railroad" aus dem Jahr 2016 ist er berühmt geworden, für diesen Roman und für "Nickel Boys" von 2019 hat er den Pulitzerpreis erhalten.
Der eine erzählt eine Geschichte der Flucht aus der Sklaverei und vor der Verfolgung, als habe die Underground Railroad, das geheime Netzwerk von Fluchthelfern im Amerika der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, tatsächlich aus Schienen bestanden. Der zweite erzählt von Folter und Misshandlungen in einer Besserungsanstalt für schwarze Jugendliche in den sechziger Jahren – nach wahren Begebenheiten, die erst vor nicht einmal zehn Jahren bekanntwurden, als man auf einem ehemaligen Anstaltsgelände in Florida die verscharrten Überreste grausam zugerichteter Jugendlicher fand.
Und jetzt – ein Gaunerroman, wie er selbst sein neues Werk nennt? Einiges mehr! Wir sprechen mit unserem Kollegen Florian Balke über "Harlem Shuffle", so der Name des Buchs, und über seinen Autor. Danach antwortet Antje Rávik Strubel, die mit ihrem neuen Roman "Blaue Frau" auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht, auf unsere drei Fragen über das Schreiben und Lesen.
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"Amerika spielt mit gezinkten Karten": Florian Balke über Colson Whiteheads Roman "Harlem Shuffle"
Antje Rávik Strubels Roman "Blaue Frau" auf der Website des S. Fischer Verlags
"Das Gesetz des Weißen Hauses": Sandra Kegel über Colson Whiteheads Roman "Die Nickel Boys"
Den Autor Till Raether kennen vor allem Freunde der Kriminalliteratur. Sein Kommissar Danowski wurde auch schon für das ZDF verfilmt, und im Herbst erscheint der sechste Band der Reihe. In diesem Sommer aber erschienen noch zwei weitere Bücher von Till Raether. Zum einen das Buch "Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?" über das Leben mit mittelschweren Depressionen. "Ich habe nie daran gedacht, mich umzubringen. Ich habe nur sehr oft daran gedacht, mich hinzulegen und nicht wieder aufzustehen", so lautet der erste Satz.
Und zum dritten erschien "Treue Seelen", ein Roman über das Westberlin der Achtziger Jahre. Darin beginnt Achim, Angestellter der Bundesanstalt für Materialprüfung, der sich auch einmal etwas anderes erträumt hat, eine Beziehung mit seiner zehn Jahre älteren Nachbarin Marion. Um ihrer in der DDR zurückgebliebenen Schwester zu helfen, begibt er sich in Gefahr. Till Raether ist selbst in dieser Zeit in Westberlin aufgewachsen und erzählt aus der geteilten Stadt und dieser seltsamen Republik in Aspik.
Rezension der Fernsehverfilmung von "Blutapfel", dem ersten Danowski-Krimi, im ZDF
Gespräch mit Till Raether über mittelschwere Depressionen und sein Buch
Nicht zuletzt hat Till Raether selbst einen Podcast zusammen mit der Autorin Alena Schröder über das Leben und das Schreiben, er heißt "Sexy und Bodenständig"
Mit seinem Roman "Auerhaus" gelang Bov Bjerg 2015 der Durchbruch. Mehrere Wochen stand er auf der Bestsellerliste, er wurde verfilmt und für Bühnen adaptiert. "Serpentinen", sein deutlich düstererer Nachfolger, stand im Jahr 2020 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Dass es davor einen ersten Roman gegeben hatte, den kaum jemand kennt, wissen viele nicht. Das wird sich wohl bald ändern, denn dieser Debütroman, dessen erste Auflage bis auf wenige Exemplare einem Lagerbrand zum Opfer fiel, ist gerade in einer Neuausgabe im Kanon Verlag erschienen.
"Deadline" erzählt von der technischen Übersetzerin Paula, die in allen Situationen um den richtigen, präzisen Ausdruck ringt, von ihrer Heimkehr in das Dorf ihrer Kindheit, in dem die Schwester bis heute wohnt, und von den Familiendingen, die man zwar irgendwie bürokratisch erledigen kann, die man aber nie wirklich loswird. Wir haben mit Bov Bjerg über das Buch und seine Geschichte gesprochen. Ein neues Literaturrätsel rundet diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
"Deadline" von Bov Bjerg auf der Website des Kanon Verlags
"Die Modernisierung unserer Väter": Jan Wiele über Bov Bjergs Roman "Serpentinen"
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Als der Kunstkurator Daniel Birnbaum eines Tages doch einmal in einen geerbten Karton mit Papieren seines Großvaters schaute, stieß er auf Polizeiprotokolle, Gerichtsdokumente und Artikel aus den Anfängen des Zweiten Weltkriegs. Sie zeigten, warum Immanuel Birnbaum im Februar 1940 nach nur wenigen Monaten im Stockholmer Exil verhaftet und als Spion verurteilt wurde.
Sein Enkel hat das Material zu einem Roman verarbeitet, zu einer Geschichte über das Exil und die Ungewissheit, aber auch über Überwachung, Intrige und Sabotage. Wir haben mit ihm über "Dr. B." gesprochen, darüber, den Großeltern fiktional in Momenten der Verzweiflung nahezukommen, über ein heimliches Porträt Stockholms und ein Gedankenspiel zu Stefan Zweigs "Schachnovelle".
Das Gedicht "Sie kam mit von der Kälte roten Wangen" von Alexander Block aus der "Frankfurter Anthologie" rundet diese Episode des Bücher-Podcasts ab.
"In ständiger Gefahr": Rose-Maria Gropp über Daniel Birnbaums Roman "Dr. B."
Daniel Birnbaums Roman "Dr. B." auf der Website des Piper Verlags
"Wie sieht die Kunstwelt nach Corona aus?" Ursula Scheers Gespräch mit dem Kurator Daniel Birnbaum
Ein Mann in seinen Vierzigern, eine junge, schöne Frau, eine unverhoffte Liebe, die sich zur Katastrophe auswächst: In seinem Roman "Es ist immer so schön mit dir" schreibt Heinz Strunk über eine Beziehung. Oder doch wieder nur über einen bestimmten Typus Mann? Wäre das ein Problem? Und was ist mit seinen Frauenfiguren? Wir haben mit Tobias Rüther, Literaturchef der Sonntagszeitung, über das neue Buch, seinen Verfasser und dessen Werk gesprochen.
Drei Fragen über ihr Schreiben und Lesen, die uns die Schriftstellerin Daniela Krien beantwortet, beschließen diese Episode des Bücher-Podcasts.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
"Es ist immer so schön mit dir" von Heinz Strunk auf der Website des Rowohlt Verlags
"Er, Ende 40, groggy, sucht toxische Beziehung": Elena Witzeck über den Roman
Daniela Kriens Roman "Der Brand" auf der Website des Diogenes Verlags
Am 14. September vor 700 Jahren ist Dante gestorben. Immer wieder ist seine „Göttlichen Komödie“ Bezugspunkt oder Inspirationspunkt der Literatur, auch zeitgenössischer Schriftsteller. Der Schriftsteller und Übersetzer Dieter Kühn hat in seinen letzten Lebensjahren an einem Dante-Projekt gearbeitet, das unvollendet bleiben musste.
In diesem Werk, von dem sich mehrere Fassungen in Kühns Nachlass finden, sind drei Personen im Totenreich unterwegs: Abermals Vergil, dazu Jacopo Alighieri, der Sohn des Dichters, und ein Namenloser, dessen Schritte, wie er selbst sagt, man eigentlich gar nicht hören dürfte. Und doch ist er es, der die Regeln dieser Wanderung und ihrer Begegnungen formuliert: „Wir sind hier in eigenem Namen, wenn auch Dante verpflichtet, Wort für Wort. Aber zwischendurch: Wir sprechen, damit wir uns sehen. Und im Blick behalten. Und nicht aus dem Blick verlieren.“
Was heißt es heute, Dante verpflichtet zu sein, als Leser oder selbst als Schreibender? Was beschäftigte Dieter Kühn in seinen letzten Lebensjahren, und was heißt es, in den Fragmenten aus seinem Nachlass zu lesen? Darüber haben wir mit dem Literaturkritiker und -wissenschaftler Tilman Spreckelsen gesprochen. Ein neues Literaturrätsel beschließt diese Folge des Bücher-Podcasts.
"Die Black Box Hölle": Tilman Spreckelsen über Dieter Kühns unveröffentlichtes Dante-Projekt
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Nach Galiläa oder aus Georgien, ins Hotel oder nach Hyperion: Handlungsorte und Herkünfte der Bücher, die uns sechs Kolleginnen und Kollegen als Sommerlektüre ans Herz legen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Ein Buch hat kaum mehr als hundertdreißig Seiten, eines nicht weniger als den zehnfachen Umfang, Erzählungen und sogar ein Theaterstück sind genau so dabei wie Romane – und ein Vogelführer. Eines verbindet die sechs Bücher: Wer sie empfiehlt – Julia Bähr, Dietmar Dath, Julia Encke, Sandra Kegel, Kai Spanke und Tilman Spreckelsen –, hält sie in den kommenden Urlaubswochen für unentbehrlich.
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"Ladies im Hotel. Ein Schauspiel" von Dorothy Parker ist im Haffmans Verlag erschienen, hat 135 Seiten und leider nur noch antiquarisch zu erhalten.
Der "Kosmos Vogelführer" von Lars Svensson hat 400 Seiten und kostet 32 Euro.
Frankfurter Anthologie: Thomas Combrink über "einfache sätze" von Helmut Heißenbüttel
Am 10. Juli feiern wir den 150. Geburtstag von Marcel Proust. Sein Hauptwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" zählt womöglich ebenso viele Verehrer wie Zögerliche, die sich vom Ruf der sieben Bände haben einschüchtern lassen – oder von seinem schieren Umfang, den dreitausendfünfhundert Seiten, die auf sie warten.
Was heißt es, Proust zu lesen – ein erstes Mal, ein zweites Mal? Was heißt es, sich hundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in das Werk zu vertiefen? Wie hat sich "die Recherche" in den Augen der Leserinnen und Leser seit jener Zeit entwickelt? Was gibt es sonst noch von Proust, was gibt es über ihn? Und was wäre jenen Zögerlichen zu sagen, zu denen auch wir selbst uns zählen müssen?
Wir haben mit Andreas Platthaus, Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen, über die Gegenwärtigkeit, den Witz und die Wirkung Marcel Prousts gesprochen. Drei Fragen über das Schreiben und Lesen, die uns die frisch gekürte Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi beantwortet, runden diese Folge des Bücher-Podcasts ab.
In diesem Jahr wird wieder einmal eine Schriftstellerin den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten, Tsitsi Dangarembga. Noch ist nur ein einziges Buch von ihr in deutscher Übersetzung zu haben, erschienen beim Orlanda Verlag. Für September ist ein zweiter Roman der Schriftstellerin aus Simbabwe angekündigt.
Wie kommt eine international ausgezeichnete Autorin zu einem eher kleinen Verlag? Wie kommt der Orlanda Verlag, der sein Programm unter das Motto "Frauen, Weltkultur, Bewegung" stellt, zu seinen Autorinnen und Autoren? Wir haben mit Annette Michael, Geschäftsführerin und Programmleiterin Belletristik des Orlanda Verlags, über Entdeckungen und Empfehlungen gesprochen, über die Bücher und das politische Engagement Tsitsi Dangarembgas und über andere exemplarische Titel aus dem Programm. Ein Lied der antiken griechischen Dichterin Sappho rundet diese Folge des Bücher-Podcasts ab.
"Aufbrechen" von Tsitsi Dangarembga auf der Website des Orlanda Verlags
Noch sind nicht alle Bücher des Frühlings erschienen, geschweige denn gelesen, schon machen die Verlage mit ihren Versprechungen für das Herbstprogramm Appetit auf die nächste literarische Saison. Ein amerikanischer Auftakt steht ins Haus und ein kanadischer Klassiker, der den Ehrengast der Buchmesse im zweiten Anlauf schmücken wird. Die angekündigten Romane vor allem hiesiger Schriftstellerinnen machen uns neugierig. Und ein kühn und klar "Gedicht" untertitelter Hundertsechzigseiter. Dazu gibt es eine Kühnheit aus China und das Wagnis der Neuübersetzung eines Klassikers zum Ehrentag.
Worauf freut sich, wer täglich mit Romanen, Erzählungen und Dichtkunst zu tun hat? Was kann ihn noch überraschen, was hat ihn überrascht in der laufenden Saison? Wir haben mit Andreas Platthaus, Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen, über das gesprochen, was da kommen wird. Eine neues Literaturrätsel komplettiert diese Episode des Bücher-Podcasts.
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Am 19. Mai haben wir den 250. Geburtstag Rahel Varnhagen von Enses gefeiert. Als "Genie der Geselligkeit" hatte sie in bewegter Zeit Dichterinnen und Adlige, Franzosen und Russen, Juden und Christen, Diplomaten und Schauspielerinnen zu abendlichen Tees eingeladen.
Aus diesem Anlass sprechen Nikolaus Gatter und Heide Volkening über Herkunft, Umfeld und Ausstrahlung einer Schriftstellerin, deren Briefe und Papiere ihre Zeit und Umgebung virtuos einfangen, beleuchten und hinterfragen. Es moderiert Tilman Spreckelsen.
Das Programm des Freien Deutschen Hochstifts
Im Jahr 1948 schrieb die amerikanische Autorin Dorothy West ihren ersten Roman, "The Living is Easy". Bis sie ihren zweiten Roman veröffentlichte, sollten fast fünfzig Jahre ins Land gehen. Erst 1995 erschien "Die Hochzeit", da war Dorothy West schon 88 Jahre alt. Dass sie "Die Hochzeit" überhaupt vollendete, haben wir den Überredungskünsten ihrer Nachbarin zu verdanken, einer gewissen Jacqueline Kennedy-Onassis, die als Lektorin im Verlag Doubleday in New York arbeitete.
In "Die Hochzeit" treffen sich die Lebensthemen und Konfliktlinien von fünf Generationen einer Familie an einem Spätsommertag Anfang der Fünfziger auf Martha's Vineyard. Der Roman über Rassismus und Klassismus erscheint im Verlag Hoffmann und Campe in einer neuen Ausgabe – und nach fünfundzwanzig Jahren aktualisierter Übersetzung. Wir sprechen mit unserer Kollegin Ursula Scheer über das Buch und haben auch seine Lektorin Maria Mair dazu befragt. Drei Fragen an Jovana Reisinger, deren zweiter Roman "Spitzenreiterinnen" gerade im Verbrecher Verlag erschienen ist, beschließen diese Episode.
"Die Hochzeit" von Dorothy West wurde von Christa E. Seibicke übersetzt, ist bei Hoffmann und Campe erschienen, hat 288 Seiten und kostet 23 Euro.
"Die Hochzeit" von Dorothy West auf der Website des Verlags Hoffmann und Campe
"Spitzenreiterinnen" von Jovana Reisinger auf der Website des Verbrecher Verlags
Das sogenannte Luf-Boot ist eines der Prunkstücke des Ethnologischen Museums in Berlin und soll eines der Highlights des Humboldt-Forums werden: ein fünfzehn Meter langes Auslegerboot von einer Insel, die vor dem Ersten Weltkrieg Teil des deutschen Kolonialbesitzes rings um den Bismarck-Archipel im heutigen Papua-Neuguinea war.
Auf der Website des Ethnologischen Museums steht, es sei für einen Häuptling gebaut worden, jedoch „nie zum Einsatz“ gekommen, bis es im Jahr 1903 vom Geschäftsführer einer deutschen Handelsgesellschaft „erworben“ worden sei. Das klingt angenehm harmlos neben all den viel diskutierten Fällen kolonialer Raubkunst. Und es stimmt nicht, wie Götz Aly in seinem neuen Buch „Das Prachtboot“ ausführt. Wir haben mit Andreas Kilb, im Feuilleton der F.A.Z. mit Geschichtsfragen, mit Restitution, Kulturpolitik und vielem mehr befasst, über das Buch gesprochen. Ein Gedicht von Sergej Jessenin, zu finden in der „Frankfurter Anthologie“, beschließt diese Folge des Bücher-Podcasts.
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Fast fünfzig Jahre hat es gebraucht, bis "Thérèse und Isabelle" in Frankreich in seiner ursprünglichen Form erscheinen konnte, noch einmal zwanzig die deutsche Übersetzung der unzensierten Fassung: Violette Leduc erzählt in diesem Roman, eigentlich erster Teil eines Romans, die Liebesgeschichte zweier Internatsschülerinnen. Das schmale Buch, etwa 160 Seiten stark, schildert wenige Tage und Nächte in erstaunlicher körperlicher und sprachlicher Intensität. Erstaunlich nicht nur in den fünfziger Jahren, in denen das Buch, begeistert gelesen immerhin von Simone de Beauvoir, nicht hatte erscheinen können.
Was ist "Thérèse und Isabelle" für ein Buch? Was wissen wir über seine Autorin, seine Geschichte, ihre Geschichte? Darüber sprechen wir mit unserer Kollegin Julia Bähr. Ein neues Literaturrätsel beschließt diese Folge des Bücher-Podcasts.
"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc erscheint im Aufbau-Verlag, wurde von Sina de Malafosse übersetzte, hat 169 Seiten und kostet 20 Euro.
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Der Preis des Literaturrätsels im Mai
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc auf der Website des Aufbau-Verlags
Wer in Mareice Kaisers neuem Buch "Das Unwohlsein der modernen Mutter" liest, welchen Ansprüchen, Urteilen und Erwartungen Mütter in unserer Zeit ausgesetzt sind, könnte das Wort "Unwohlsein" rasch für eine Verharmlosung halten. Doch zum einen ist es einer Studie entlehnt, die festhält, dass sich das mentale Wohlbefinden bei einem Drittel aller Mütter in den sieben Jahren nach Geburt eines Kindes substantiell verschlechtert. Und zum anderen hat es für Mareice Kaiser, sagt sie in unserem Gespräch, genau die richtige Größe: vom kleinen Bauchweh über Depressionen bis hin zum Gang in die psychiatrische Notaufnahme.
Welche politische Dimension hat Muttersein heute? Was muss sich strukturell ändern, um Mütter zu entlasten, was im Selbstbild von Müttern – und Vätern? Wir haben mit Mareice Kaiser über ihr Buch und sein Thema gesprochen. Ein Gedicht aus der "Frankfurter Anthologie" schließt diese Podcast-Folge ab.
**"Das Unwohlsein der modernen Mutter" von Mareice Kaiser ist bei Rowohlt Polaris erschienen, hat 256 Seiten und kostet 16 Euro. **
"Das Unwohlsein der modernen Mutter" von Mareice Kaiser auf der Website des Rowohlt-Verlags
Die Folge des Bücher-Podcasts mit dem Gespräch mit Jutta Allmendinger über Geschlechtergerechtigkeit
Frankfurter Anthologie: Rüdiger Görner über das Gedicht "Fragment" von Robert Graves
Ein Notfall wird zur Falle: Eine junge Frau wird von den Eltern, zu denen sie dreimal die Woche nachmittags zum Babysitten kommt, spät am Abend auf einer Party angerufen, um sich während eines Polizeibesuchs um die Zweijährige zu kümmern. Nicht zu Hause, sondern im Supermarkt drei Straßen weiter, der nach elf Uhr nachts noch geöffnet ist. Dort wird ein Wachmann auf die junge Frau mit dunkler Haut und die Kleine mit der hellen Haut auf ihrem Arm aufmerksam. Verdacht: Kindesentführung.
Kiley Reids Debütroman "Such a Fun Age" erzählt spitz, temporeich und witzig von den Verwicklungen, die sich aus diesem Zwischenfall ergeben oder durch ihn weiter verdichten. Wir haben mit unserer Kollegin Johanna Christner über das Buch und eigene Erfahrungen mit Alltagsrassimus gesprochen. Drei Fragen über das Schreiben und Lesen an die Schriftstellerin Shida Bazyar, deren Roman "Drei Kameradinnen" gerade erschienen ist, beschließen diese Folge des Bücher-Podcasts.
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"Such a Fun Age" von Kiley Reid auf der Website des Ullstein-Verlags
"Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar auf der Website des Verlags Kiepenheuer & Witsch
Die alten Ägypter sahen in ihm den Ursprung von Leben, seit ein paar Jahrhunderten ist er uns peinlich, eklig und fremd. Dabei wäre unser Leben ohne Schleim undenkbar.
Wann und wie und warum haben wir uns kulturgeschichtlich vom Schleim verabschiedet? Wie ist sein Triumph in der Horrorliteratur zu erklären? Wo hinterlässt er sonst noch seine kulturellen Spuren? Was macht seine Faszination aus und woher der Ekel? Wir haben mit der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Solvejg Nitzke und der Biologin und Autorin Susanne Wedlich über Schleim gesprochen. Oder über Schleime, wie die beiden lieber sagen: Das Thema ist so vielseitig!
Ein neues Literaturrätsel, die Auflösung des letzten und die Verkündung des Gewinners oder der Gewinnerin runden die neue Folge des Bücher-Podcasts ab.
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Der Preis des Literaturrätsels im April
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Wie sieht die nächste Epoche aus? Manuela Lenzen über Donna J. Haraways Buch "Unruhig bleiben"
"How trees talk to each other": TED-Talk von Suzanne Simard bei Youtube
**"Das Buch vom Schleim" von Susanne Wedlich **auf der Website des Verlags Matthes und Seitz Berlin
"Nicht viel mehr als steifes Wasser": Kai Spanke über Susanne Wedlichs "Buch vom Schleim"
"Warum Schleim und Schnodder so wichtig für uns sind" von Georg Rüschemeyer
Fallen bauen für den Präsidenten, fliehen vor der Klimakatastrophe: In ihrem dritten Roman "Wetter" lässt die amerikanische Schriftstellerin Jenny Offill eine wilde Bibliothekarin erzählen, wie die gesellschaftlichen Bedrohungen ihrer kleinen Familie in New York immer näher kommen. Wir haben mit Verena Lueken, lange Jahre Kulturkorrespondentin der F.A.Z. in Amerika, über das Buch und die große Kunst der Kleinigkeiten seiner Autorin gesprochen. Und mit Mithu Sanyal, deren Roman "Identitti" gerade erschienen ist, über ihr Lesen und Schreiben.
Jenny Offills Roman "Wetter" wurde übersetzt von Melanie Walz, ist im Piper Verlag erschienen, hat 222 Seiten und kostet 20 Euro.
Mithu Sanyals Roman "Identitti" ist im Hanser Verlag erschienen und kostet mit seinen 432 Seiten 22 Euro.
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Gibt es ein Mantra für Anfänger? Verena Lueken über Jenny Offills Roman "Wetter"
Jenny Offills Roman "Wetter" auf der Website des Piper-Verlags
Mithu Sanyals Roman "Identitti" auf der Website des Hanser-Verlags
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Wenn die Arbeit am Körper zum Kunstprojekt wird: Melanie Mühl über Jia Tolentinos "Trick Mirror"
Kein richtiger Tweet im falschen Netz: Harald Staun über Jia Tolentinos "Trick Mirror"
Jia Tolentinos "Trick Mirror" auf der Website des S. Fischer Verlags
Frankfurter Anthologie: Norbert Hummelt über Rainer Maria Rilkes Gedicht "Nächtens will ich …"
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Der Preis des Literaturrätsels im März
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Helga Schuberts Erzählungsband "Vom Aufstehen" auf der dtv-Website
"Hinter der Kornkante": Jan Wiele über einen Besuch bei Helga Schubert im mecklenburgischen Dorf Neu-Meteln
"Ein Sonntagskind?" Jan Wiele über den Bachmann-Preis für Helga Schubert
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"Wie haben Sie das gemacht?": Briefe an Wolfgang Herrndorf, den Autor von "Tschick"
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Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und Ihre Schilderungen traumatischer Schullektüren
Mary Shelleys "Der letzte Mensch" auf der Website des Reclam-Verlags
Hubert Spiegel über Mary Shelleys Roman "Der letzte Mensch"
Frankfurter Anthologie: Harald Hartung über Robert Gernhardts Gedicht "Die Lust kommt"
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Der Preis des Literaturrätsels im Februar
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Sharon Dodua Otoos Roman "Adas Raum" auf der Website des S. Fischer Verlags
Jan Wiele über den Auftakt zum Bachmann-Wettlesen 2020 mit Sharon Dodua Otoos "Rede zur Literatur"
Jürgen Kaube zum Bachmann-Preis für Sharon Dodua Otoo 2016
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Der Killer ist ständig unter uns: Rose-Maria Gropp über Isabel Allendes Roman "Amandas Suche"
Nicht ohne meinen Samurai: Oliver Jungen über Isabel Allendes Roman "Der japanische Liebhaber"
Video-Interview: Julia Encke im Gespräch mit Ronya Othmann über "Die Sommer"
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Andreas Platthaus über die Erzählungssammlung "Verzeichnis einiger Verluste" von Judith Schalansky
Andrea Diener über Wilhelm Bodes Buch "Tannen" aus Judith Schalanskys "Naturkunden"-Reihe
Kai Spanke über **Susanne Wedlichs "Buch vom Schleim" **
Kai Spanke über Patrik Svenssons "Evangelium der Aale"
Frankfurter Anthologie: Sandra Kerschbaumer über Tomas Tranströmers Gedicht "Espresso"
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Anna Vollmer über Bernardine Evaristos Roman "Mädchen, Frau etc."
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Der Preis des Literaturrätsels im Januar
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Jutta Allmendingers Streitschrift "Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit erreichen" auf der Website des Ullstein Verlags
Die Corona-Pandemie stellt die Liebe auf eine Zerreißprobe. Wie meistern Paare die Belastung? Melanie Mühl über eine neue Studie
Bundeskabinett beschließt Frauenquote für große Unternehmen
Hat das Coronavirus die Arbeitswelt revolutioniert? Jutta Allmendinger, Sascha Lobo, Esther Perel und andere New-Work-Fachleute geben Antworten
Matthias Bischoff über Dürrenmatts „Romulus der Große“ am Staatstheater Wiesbaden
Simon Strauß über Frank Castorfs Bühnenadaption von Dürrenmatts Kriminalroman „Justiz“ im Züricher Pfauen
Jochen Hieber über Peter Rüedis „Dürrenmatt oder Die Ahnung vom Ganzen“
Welcher Schweizer Großschriftsteller ist der bedeutendere: Max Frisch oder Friedrich Dürrenmatt? Marcel Reich-Ranicki antwortet im Juni 2005 auf diese Lesefrage
Frankfurter Anthologie: Martin Ebel über das Gedicht "Drei Hasen" von Christian Morgenstern
Artikel rund um die Dezember-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Dietmar Dath über den Nobelpreis für Louise Glück
Katharina Teutsch über Zsuzsa Bánks Roman "Schlafen werden wir später"
Florian Balke über Zsuzsa Bánk und ihren Roman "Sterben im Sommer"
Der Preis des Literaturrätsels der Dezember-Ausgabe
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Frankfurter Anthologie: Angelika Overath über das Gedicht "Grau" von Konstantinos Kavafis
Artikel rund um die November-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Lena Bopp über Elif Shafaks Roman "Unerhörte Stimmen"
Karen Krüger über einen Tag mit Elif Shafak auf der Frankfurter Buchmesse 2016
Dietmar Dath über "99 Variationen eines Beweises" von Philip Ording
Kai Spanke über Bücher von Sängern an der Spitze der Sachbuch-Bestsellerlisten
Der Preis des Literaturrätsels der November-Ausgabe
Die Teilnahmebedingungen des Literaturrätsels
Frankfurter Anthologie: Frieder von Ammon über Paul Celans Gedicht "In Memoriam Paul Eluard"
Artikel rund um die Oktober-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Andreas Platthaus über die Vergabe des Deutschen Buchpreises 2020
„Was von der Buchmesse übrig bleibt“ von Andreas Platthaus
Tom Krolls Porträt von Anja Kampmann als Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim
Der Preis des Literaturrätsels der Oktober-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Teresa Präauer über Elfriede Gerstls Gedicht "sensualistisch – oder was?"
Artikel rund um die September-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Elena Witzeck über Rebecca Solnits Buch "Unziemliches Verhalten. Wie ich Feministin wurde"
Jan Wiele über Bov Bjergs Roman "Serpentinen"
Das Jugendbuch "Strangers" von David A. Robertson auf der Website des Merlin Verlags
Richard Wagameses Roman "Das weite Herz des Landes" auf der Website des Blessing Verlags
Tilman Spreckelsen über Tanya Tagaqs Roman "Eisfuchs"
Die Graphic Novel "Wir gehören dem Land" von Joe Sacco auf der Website der Edition Moderne
Frauke Steffens über "Rage" von Bob Woodward
Claudius Seidl über "Zu viel und nie genug" von Mary L. Trump
Frauke Steffens über "Disloyal" von Michael Cohen
Tobias Rüther über "Diese Wahrheiten" von Jill Lepore
Website zum Buch "Dying of Whiteness" von Jonathan M. Metzl
Der Preis des Literaturrätsels der September-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Mathias Mayer Heinrich Heines Gedicht "Das Glück ist eine leichte Dirne"
Artikel rund um die August-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Fridtjof Küchemann über Olivia Wenzels Roman "1000 Serpentinen Angst"
Jan Wiele über Bov Bjergs Roman "Serpentinen"
Wolfgang Schneider über Birgit Birnbachers Roman "Ich an meiner Seite"
Miryam Schellbach über Valerie Fritschs Roman "Herzklappen von Johnson & Johnson"
Tilman Spreckelsen über Leif Randts Roman "Allegro Pastell"
Andreas Platthaus über Ulrike Almut Sandigs Roman "Monster wie wir"
Axel Weidemann über Ursulas Poznanskis "Cryptos"
Der Preis des Literaturrätsels der August-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Christian Metz über Elke Erbs Gedicht "Seltsam"
Artikel rund um die Juli-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Ulrike Almut Sandigs Roman "Monster wie wir" auf der Website des Verlags Schöffling & Co.
Paula Irmschlers Roman "Superbusen" auf der Website des Claassen-Verlags
Julia Encke über die literarischen Debüts von Paula Irmschler, Cihan Acar und Christian Baron
Martin Schäubles "Sein Reich" auf der Website des Verlags Fischer KJB
Anna Vollmer über Martin Schäubles Jugendroman "Sein Reich"
Der Preis des Literaturrätsels der Juli-Ausgabe
Artikel rund um die Juni-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Leseempfehlung von Julia Bähr: Ta-Nehisi Coates' Roman "Der Wassertänzer" auf der Website des Blessing-Verlags
Leseempfehlung von Kai Spanke: Das von Christian Schwägerl herausgegebene Buch "Flugbegleiter" auf der Website des Kosmos-Verlags Robert McCammons Roman "Boy's Life" auf der Website des Luzifer-Verlags
Tilman Spreckelsen über Raphaela Edelbauers Roman "Das flüssige Land"
Leseempfehlung von Elena Witzeck: Leif Randts Roman "Allegro Pastell" auf der Website des Verlags Kiepenheuer & Witsch
Leseempfehlung von Rose-Maria Gropp: Tessa Hadleys Roman "Zwei und zwei" auf der Website des Kampa-Verlags Aris Fioretos' Roman "Nelly B.s Herz" auf der Website des Hanser-Verlags
Jan Brachmann über seine Begegnung mit Beethoven
Matthias Henkes Biografie "Beethoven. Akkord der Welt" auf der Website des Hanser-Verlags
Albrecht Selges Roman "Beethovn" auf der Website des Rowohlt-Verlags
Leseempfehlung von Andreas Platthaus: Nicolas Mathieus Roman "Rose Royal" auf der Website des Hanser-Verlags Marion Poschmanns Gedichtband "Nimbus" auf der website des Suhrkamp-Verlags
Leseempfehlung von Sibylle Anderl: Will Kurts "Bayesian Statistics the Fun Way" auf der Website der No Starch Press Kevin Hands "Alien Oceans: The Search for Life in the Depths of Space" auf der Website der Princeton University Press
Der Preis des Literaturrätsels der Juni-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Julia Trompeter über Nadja Küchenmeisters Gedicht "Wurzeln"
Artikel rund um die Mai-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Website der Berliner Buchhandlung Ocelot
"Hintergrund für Liebe" von Helen Wolff auf der Website des Weidle-Verlags
Andreas Platthaus über Hilary Mantels Abschluss ihrer Tudor-Trilogie, "Spiegel und Licht"
"Bad Behavior. Schlechter Umgang" von Mary Gaitskill auf der Website des Aufbau-Verlags
Website des Hessischen Literaturforums im Mousonturm
"4 Uhr kommt der Hund" von Nancy Hünger auf der Website der Edition Azur
Tilman Spreckelsen über den letzten Band der "Panem"-Trilogie von Suzanne Collins
Tilman Spreckelsen über Stephenie Meyers "Biss"-Serie
Website des Literaturfestivals "Prosanova"
"Im Bauch der Königin" von Karosh Taha auf der Website des Dumont-Verlags
Website des Vereins Litprom für die Literaturen der Welt
"Der siebte Sinn ist der Schlaf" von Wilma Stockenström auf der Website des Verlags Wagenbach
Der Preis des Literaturrätsels der Mai-Ausgabe
Artikel rund um die April-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Tilman Spreckelsen über "Power" von Verena Güntner
"1000 Serpentinen Angst" von Olivia Wenzel auf der Website des S.-Fischer-Verlags
Verena Lueken über Woody Allens Autobiographie "Ganz nebenbei"
"Rote Blüten" von Yoshiharu Tsuge auf der Website des Reprodukt-Verlags
Wolfgang Schneider über "Ich an meiner Seite" von Birgit Birnbacher
"Das Paradies meines Nachbarn" von Nava Ebrahimi auf der Website des btb-Verlags
Nava Ebrahimi über ihren Blick auf Iran als in Deutschland aufgewachsene Iranerin
Hernán D. Caro über die Diskussion um "American Dirt" von Jeanine Cummins
Andreas Platthaus über "Alles was Sie sehen ist neu" von Annette Pehnt
Tilman Spreckelsen über "Das flüssige Land" von Raphaela Edelbauer
"Der Empfänger" von Ulla Lenze auf der Website des Verlags Klett-Cotta
Der Preis des Literaturrätsels der April-Ausgabe
Tilman Spreckelsen über "Frauenkatalog 1200, in zehn Bildern" von Rolf Vollmann
Artikel rund um die März-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Julia Encke über "Die rechtschaffenen Mörder" von Ingo Schulze
Fridtjof Küchemann über "Töchter" von Lucy Fricke
"LiES - Das Buch", herausgegeben von Hauke Hückstädt, auf der Website des Piper-Verlags
Sandra Kegel über Leichte Sprache
Der Preis des Literaturrätsels der März-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Mirko Bonné über Gedicht "Nysa" von Tom Schulz
Artikel rund um die Februar-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Patrik Svenssons "Evangelium der Aale" auf der Website des Hanser-Verlags
Kai Spanke über Josef H. Reichholfs Buch "Das Leben der Eichhörnchen“
Rose-Maria Gropp über Denise Minas „Die tote Stunde“
Mercedes Rosales' "Falsche Ursula" auf der Website des Unionsverlags
Jochen Schimmangs "Adorno wohnt hier nicht mehr" auf der Website der Edition Nautilus
Jan Wiele über Bov Bjergs neuen Roman "Serpentinen"
Der Preis des Literaturrätsels der Februar-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Frieder von Ammon über das "Lied an den Lärm" von Deryn Rees-Jones
Artikel rund um die Januar-Folge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Leseprobe aus Ildikó von Kürthys Roman "Es wird Zeit"
Website zu Lisa Taddeos Buch "Three Women – Drei Frauen" mit Leseprobe
Der Preis des Literaturrätsels der Januar-Ausgabe
Frankfurter Anthologie: Rüdiger Görner über Thomas Rosenlöchers Gedicht "Unsagbar"
Artikel rund um die Dezemberfolge bei FAZ.NET
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik und des Rätsels Lösung
Leseprobe zu Jana Hensels Erzählung "Der Weihnachtsmann und ich" Die Website der "SCP Foundation"
Jochen Schmidts Roman "Ein Auftrag für Otto Kwant", in der F.A.Z. rezensiert von Melanie Mühl
Leseprobe aus Samuel Becketts "Echos Knochen"
Artikel zu Themen aus dem Bücher-Podcast: faz.net/buecher-podcast
Kritik, Lob und Rätsellösungen bitte an: [email protected].
Im Gespräch mit Joachim Müller-Jung über Naomi Kleins neues Werk und andere aktuelle Klima-Bücher ging es um diese Titel:
Naomi Klein: „Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann“. Aus dem amerikanischen Englisch von Barbara Steckhan, Sonja Schuhmacher und Gabriele Gockel. Hoffmann und Campe, Hamburg 2019. 352 S., br., 24,- €
Jonathan Safran Foer: „Wir sind das Klima. Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können“. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs und Jan Schönherr. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2019. 336 S., geb., 22,– €.
Greta Thunberg: „Ich will, dass ihr in Panik geratet. Meine Reden zum Klimaschutz“. Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019. 64 S., br., 7,– €.
Bernd Ulrich: „Alles wird anders. Das Zeitalter der Ökologie“. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019. 224 S., br., 16,– €.
Cyril Dion: „Kurze Anleitung zur Rettung der Erde. Wofür wir heute kämpfen müssen“. Aus dem Englischen von Ute Kruse-Ebeling. Reclam Verlag, Ditzingen 2019. 173 S., geb., 18,– €.
Unsere elf Weihnachtselfen haben diese Bücher empfohlen:
Jürgen Kaube: „Gegen Defoe. Robinson Crusoe und Freitag stellen ihren Autor zur Rede“ von Charles Gildon. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Rolf Schönlau. Friedenauer Presse, Berlin 2019. 24 S., br., 12,- €
Jan Wiele: „Abend im Paradies“ von Lucia Berlin. Aus dem amerikanischen Englisch und mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel. Kampa Verlag, Zürich 2019. 228 S., geb., 23,- €
Melanie Mühl: „Wonder Girls. Unsere Reise zu den mutigsten Mädchen der Welt. Heldinnen aus dem echten Leben zwischen 10 - 18 Jahren“ von Paola Gianturco und Alex Sangster. Elisabeth Sandmann Verlag, Berlin 2019. 192 S., geb., 29,95 €.
Andreas Platthaus: „Piano Oriental“ von Zeina Abirached. Aus dem Französischen von Annika Wisniewski. Avant-Verlag, Berlin 2013. 212 S., br., 29,95 €.
Elena Witzeck: „Mein Bruder Che“ von Juan Martín Guevara. Aus dem Französischen von Christina Schmutz und Frithwin Wagner-Lippok. Tropen Verlag, Stuttgart 2017. 352 S., geb., 22,- €.
Jan Brachmann: „Raum seiner Gnade. Bilder romanischer Kirchen in Mitteldeutschland“ von Jürgen Pietsch (Fotos) und Uwe Grüning. Benno Verlag, Leipzig 1992. 143 S., geb., antiquarisch
Sibylle Anderl: „The Misinformation Age – How False Beliefs Spread” von Cailin O’Connor und James Owen Weatherall. Yale University Press, New Haven 2019. 280 S., geb., 26,- $.
Tilman Spreckelsen: „Viel Spaß mit Onkel Tobi. Alle Geschichten in einem Band“ von Hans-Georg Lenzen. Illustriert von Sigrid Fehse Hanck. CBJ Verlag, München 1994. 128 S., geb., 15,- €. Ab 4 J.
Hannes Hintermeier: „Die Alte“ von Hannelore Cayre. Aus dem Französischen von Iris Konopik. Argument Verlag und Ariadne, Hamburg 2019. 208 S., geb., 18,- €
Sandra Kegel: „Monster – Morbus – Moden“ von Nora Gomringer. Illustriert von Reimar Limmer. Verlag Voland & Quist, Berlin 2019. 176 S., geb., 26,- €.
Anja Linek: „Die Schätze aus Omas Backbuch – Weihnachtsbäckerei“, herausgegeben von Rosenmehl. Bassermann, München 2017. 160 S., geb., 9,99 €
Welche Folgen hat die Entscheidung, den Literaturnobelpreis 2018 nicht ausfallen zu lassen, sondern nur zu verschieben? Wie wird die Fortführung des Klassikers "Der Report der Magd" in England und Amerika diskutiert? Was ist dran am Lebenshilfe-Bestseller "Auszeit im Café am Rande der Welt"? Darüber sprechen Andrea Diener und Fridtjof Küchemann mit Andreas Platthaus, Gina Thomas und Melanie Mühl.
En liten tjänst av I'm With Friends. Finns även på engelska.